Wohnhof Hopfgartenstraße startet ins Frühjahr – mit eigenem Beirat und Geld

eingestellt am 14.03.2022 von Anja Hilgert (ZEILE), Headerbild: Wohnhofbeirat und Wohnhoffonds ermöglichen ein Frühlingserwachen im Wohnhof mit Mitteln zum Beleben von mehr Lebensqualität Foto: Anja Hilgert

 

Die Entwicklungen im Wohnhof verlaufen über viele Ebenen, Etagen, Gänge, Zwischengeschosse. Über zweitausend Menschen sind involviert, ein gutes Zusammenleben zu gestalten. Der Bericht über die Umsetzung des Förderprojektes im Johannstädter Wohnhof Hopfgarten/Elisen/Pfotenhauerstraße, für die der Stadtteilbeirat 2021 eine Finanzierung aus dem Verfügungsfonds Nördliche Johannstadt bewilligt hatte, stand ganz oben auf der Tagesordnung der ersten Stadtteilbeiratssitzung in diesem Jahr 2022. Zahlen- und Messwerte, in einer Präsentation zusammengestellt, geben nur ansatzweise Auskunft oder eine Richtung an, welche Prozesse in der Großwohnsiedlung angestoßen und im Gange sind. Vom Kellergeschoss über die Aussenanlagen, über die Flure und Treppenhäuser, Wand an Wand. Manches schlummert noch. Manches gärt, Anderes ist in einer Transformation begriffen. Das Bild vom Wohnhof ist im Wandel. 

 

Modellprojekt Wohnhof: Expertise im Zusammenleben

Im Wohnquartier Pfotenhauer-/Elisen-/Hopfgartenstraße leben mehr als 2.200 Bewohner*innen aus über 50 Nationalitäten und Kulturen in unmittelbarer Hausnachbarschaft. Diese Situation hatte immer wieder zu Reibungspunkten im zunehmend anonym gewordenen Zusammenleben geführt. Deshalb hatten 2021 die Landeshauptstadt Dresden, QM Nördliche Johannstadt, Willkommen in Johannstadt e.V. und die Vonovia in  gemeinsam das ambitionierte Modellprojekt „Wohnhof Hopfgartenstraße” initiiert. 

Durch einen intensiven Prozess an Gesprächsführung, Vermittlung und Unterstützung von Eigeninitiative und Engagement in der Bewohnerschaft soll ein gutes Zusammenleben und die Verbesserung der Lebensqualität im Wohnhof befördert werden.

 

Direkt an der Verkehrsader der Johannstadt gelegen: Dem Wohnhof liegt der Bönischplatz vor der Haustür Foto: Anja Hilgert

 

Der Ruf zur Versammlung

Das Projektziel 2021, für jeden der insgesamt 28 Hochhauseingänge des Wohnhofs Hausversammlungen mit den Bewohner*innen durchzuführen, wurde nur zum Teil erreicht. Mehrsprachigkeit, oft wechselnde Wohnparteien, Neuzuzüge, andere vorrangigere Themen der angesprochenen Personen, Reserviertheit, z.T. auch die Prägung durch negative Erfahrungen stellten eine Hürde dar, alle Mietparteien gleichermaßen zu erreichen und für das Vorhaben zu gewinnen.

Ziel der Versammlungen sollte es sein, für jeden Hauseingang stellvertretende Sprecher*innen zu wählen, die als persönliche Anlaufstelle, Mittler*in und Botschafter*in für die jeweilige Hausgemeinschaft fungieren. Oft blieb eine entsprechende Mitbeteiligung in den Häusern allerdings aus. Das Ausfindigmachen geeigneter Personen brauche viel Zeit und Geduld, teilte Projektmitarbeiterin Tanja Leonov, in ihrem Bericht mit. Die Projektlaufzeit wurde für die Aufgabe als insgesamt nicht ausreichend eingeschätzt. 

Entsprechend ist es noch nicht abschließend gelungen, alle Eingänge durch Sprecher*innen zu vertreten. In zehn Hauseingängen stehen die Versammlungen und die Sprecher*innenwahl noch aus.

 

 

Insgesamt 28 Hauseingänge geben Zugang zu den Wohnungen Foto: Anja Hilgert

 

Zwischen den Kulturen vermitteln 

Zusätzlich angedacht war der Aufbau eines mobilen Teams sogenannter Kulturmittler*innen, was Menschen verschiedener Kultur- und Sprachgruppen sind, die mit ihren Kenntnissen in Gesprächen vermitteln helfen. Da es sich um ein rein ehrenamtliches Engagement handelt und finanzielle Anreize bislang nicht geboten werden konnten, musste die Teamzusammenstellung sehr niedrigschwellig angegangen werden. Bislang haben vier Personen gegenüber dem Projektteam ihre Bereitschaft zur Unterstützung bei Übersetzungs- und Dolmetschertätigkeiten erklärt. Der Bedarf liegt bei Weitem höher und die Bemühungen, Menschen für die kommunikative Mittlerrolle zu finden, laufen weiter.

 

10 Jahre zu spät

„‚Ihr kommt 10 Jahre zu spät‘“, sei von Bewohner*innen häufig zu hören gewesen, erklärte Frau Leonov, die im letzten halben Jahr vielfach in den Hochhäusern unterwegs war. Sie konstatierte vor dem Stadtteilbeirat: „Engagement lässt sich nicht aus dem Boden stampfen – entweder es wächst oder eben auch nicht.“

Die Herangehensweise, vom Ende aus initiiert, sei bisher nicht von Erfolg gekrönt. Auch haben coronabedingte Auflagen und Kontaktbeschränkungen das Projekt erheblich behindert.

Die Quintessenz, die die Projektmitarbeiterin aus den bisherigen Erfahrungen resümiert, fiel nüchtern aus: Verantwortung für Nachbarschaft entstehe durch Gemeinschaftsgefühl, entstehe durch Kennenlernen. Das setzt Räume und Möglichkeiten voraus, die es so nicht gegeben habe. “Eigentlich müsste die Kette anders herum laufen.” 

Deshalb sei der Handlungsbedarf im Wohnhof weiterhin groß, die sozialen Bedürfnisse liegen ersichtlich zu Tage. Die Projektarbeit wird 2022 fortgesetzt mit Förderung durch das Sozialamt Dresden und die Vonovia sowie die Unterstützung des Verfügungsfonds Nördliche Johannstadt.

 

Wohnhofbeirat als Beteiligungsgremium der Vonovia

Es wird nun angestrebt, das entstehende Gemeinschaftsgefühl der Haussprecher*innen zu stärken, indem diese mindestens vier mal im Jahr im sogenannten Wohnhofbeirat zu regulären Treffen mit der Vonovia zusammenkommen, um die Geschicke des Wohnhofs gemeinsam anzugehen.
Die konstituierende Sitzung dieses neu geschaffenen Beteiligungsgremiums der Vonovia steht im April 2022 an. Aufgabe des Wohnhofbeirats ist es, über Anliegen und Vorhaben zu beraten, die für mehrere Hauseingänge oder den gesamten Wohnhof bedeutend sind. zusätzlich kommt dem Beirat die Aufgabe zu, über die Förderung von Bewohnerprojekten aus dem geplanten Wohnhoffonds zu beschließen.

 

 

Durchgang, der Verbindung stiftet: vom Hopfgarten hin zum Bönischplatz Foto: Anja Hilgert

 

6.000 Euro für den Wohnhof-Fonds

2022 wird der Wohnhofbeirat erstmals mit einem Wohnhoffonds, d.h. mit finanziellen Mitteln ausgestattet. Vonovia und – per geänderter Förderrichtlinie durch den Stadtteilbeirat – das Quartiersmanagement Nördliche Johannstadt mit dem Verfügungsfonds lassen paritätisch jeweils 3.000 Euro an Finanzmitteln in den Wohnhoffonds einfließen. Diese Gelder, in Summe 6.000 Euro, stehen den Wohnhofbewohner*innen zur Umsetzung eigeninitiierter Projekte ab sofort zur Verfügung. Per Antrag können zukünftig, ab dem zweiten Quartal 2022, Wohnhof-Bewohner*innen finanzielle Unterstützung beantragen zur Umsetzung eigener Projekte und Vorhaben, um die Lebensqualität im Wohnhof zu verbessern. Die Mittel werden per Abstimmung durch den Wohnhofbeirat bewilligt.

Nun geht es für eine gelingende Projektarbeit im Wohnhof darum, über die Wirksamkeit des Wohnhofbeirates auch jene Hausgemeinschaften zu motivieren, sich zu beteiligen, die bislang keine Haussprecher*innen aufgestellt haben. Es braucht mehr Stimmen, die den Beirat im Wohnhof bekannt und den Sinn von Beteiligung transparent machen. Jetzt komme es an auf „Zeit, Präsenz und Dranbleiben, um Ideen ins Rollen zubringen“, sagte abschließend Frau Leonov. 

 

Durchgang in den inneren Hof auf der Hausrückseite Foto: Anja Hilgert

 

Identifikation mit dem Stadtteilleben in Johannstadt

Der Stadtteilbeirat unterstrich die Wichtigkeit einer gelingenden Anbindung des Wohnhofs ins Johannstädter Stadtteilleben. Frau Dressel-Zagatowski, Direktorin der 101.Oberschule mahnte an, unbedingt zu vermeiden, den Wohnhof als Gebiet zu separieren. Gerade weil es darum gehe, Identifikation zu stiften, sei es so wichtig, jetzt Entscheidungsmöglichkeiten für die Bewohner*innen einräumen, um selber aktiv zu werden, betonte daraufhin André Barth, Amtbezirksleiter Stadtbezirksbeirat Altstadt. 

Die Vertreter*innen des Johannstädter Stadtteilbeirats gaben mit einer Stimmenmehrheit von 13 Ja-Stimmen und 3 Enthaltungen ihr positives Votum zur Einrichtung und finanziellen Ausstattung des Wohnhoffonds in der Johannstadt. 

Der Modellcharakter des Johannstädter Wohnhof-Projektes steht stellvertretend für solche komprimierten, herausfordernden Formen großstädtischen Wohnens, wie sie auch in anderen Ballungsgebieten anderer Großstädte auftreten, und könne möglicherweise gesellschaftlich zukunftweisend sein – deshalb solle der Versuch laut mehrheitlicher Meinung der lokalen Stadtteilbeiräte unbedingt beispielgebend unternommen werden.

 

Ein Glücks-Versuch

Das laufende Modellprojekt „Wohnhof Hopfgartenstraße  hat auch aufgrund seiner hohen Komplexität reichlich Potential. Das bedeutet aber auch, es ist ein Stück weit auch ein Experiment – definitiv kann niemand wissen, was in dem Prozess, der mit dem Modellprojekt ins Laufen gebracht worden ist, wirklich heraus kommt. Ob die Investition, der ganze Versuchsaufbau sich lohnt.

Da es sich bei diesem Projekt um das Erproben menschlichen Miteinanders in einer großstädtischen, herausforderungsreichen Wohnform handelt, ist der Ausgang offen. Es kann sein, dass die Erwartungen vielleicht zu groß, das Wollen zu stark, zu aufgesetzt sind. Entwicklung braucht Zeit. Und eine eigene Dynamik, somit Geduld. Mit dieser Offenheit als einer Variablen umzugehen, ist nicht einfach, tut der Entwicklungsfähigkeit aber gut. Ob der Raum ergriffen, eine Zukunft gesehen, ob selbstbestimmtes Handeln als Chance erkannt wird, ist das experimentelle, und deshalb heikle Moment an dem höchst zeitgenössischen Modellprojekt.

In der Johannstadt wird Motivation freigesetzt. Nach mehrheitlicher Meinung der Johannstädter Stadtteilbeiräte gilt es, den Versuch jetzt zu wagen. Unterstützung von Seiten der Landeshauptstadt ist da. Die Johannstadt kann ausprobieren, ob und wie gemeinschaftliches Zusammenleben unter den spezifischen lokalen Voraussetzungen für die Zukunft glücken kann.

Weitere Informationen

Willkommen in Johannstadt e.V.
Verein für gute Nachbarschaft und Integration
Hertelstraße 24
01307 Dresden
Tel.: +49(0)151-17882242
zusammenleben@willkommen-in-johannstadt.de

 

Zeugen gesucht: Auto erfasst Radfahrerin

eingestellt am 08.03.2022 von Philine Schlick, Headerbild: Foto der Polizeiwachstelle Altstadt. Foto: PS

An der Blasewitzer-/Fetscherstraße hat ein Auto eine Radfahrerin erfasst und ist einfach weiter gefahren. Die Polizei sucht Zeug*innen. 

Am Montagnachmittag hat ein*e unbekannt*e Autofahrer*in einen Verkehrsunfall auf der Fetscherstraße/Blasewitzer Straße verursacht und ist davongefahren.

Die unbekannte Person fuhr auf der Fetscherstraße in Richtung Fetscherplatz. Beim Abbiegen in die Blasewitzer Straße, erfasste sie eine Radfahrerin. Die Frau stürzte und verletzte sich leicht.

Die Polizei sucht Zeugen, die Angaben zum beteiligten Fahrzeug oder dessen Fahrer machen können. Hinweise nimmt die Polizeidirektion Dresden unter der Rufnummer (0351) 483 22 33 entgegen.

Saisonstart im Bönischgarten

eingestellt am 07.03.2022 von Philine Schlick, Headerbild: Charlotte Pietzsch sucht Mitstreiter*innen für den Bönischgarten. Foto: PS

Weidenkätzen strecken sich, Narzissen recken sich. Der Frühling will kommen! Das Team des Bönischgartens sucht dringend Unterstützung für sein Projekt. Buddeln, Beete bepflanzen, die Jahreszeiten feiern – das alles bietet der grüne Treffpunkt mitten in der Johannstadt.

“Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht”, lautet ein Sprichwort. Gemächlich und in eigenem Tempo ist auch der Bönischgarten gewachsen. Auf der Grünfläche hinter dem Ärztehaus an der Bundschuhstraße entstanden aus Palletten Hochbeete und Sitzmöglichkeiten. Nun suchen die Gärtner*innen des Bönischgartens dringend Unterstützung, denn die helfenden Hände werden weniger.

Foto: Andrea Schubert

Charlotte Pietzsch gehört mit zur Gruppe um den Bönischgarten. Sie wird in Zukunft beruflich mehr eingespannt sein und deshalb nicht mehr wie gewohnt mithelfen können. Das Projekt liege ihr trotzdem sehr am Herzen: “Ein Platz wie dieser wird gebraucht in der Johannstadt.”

Budenbau-Workshop im Bönischbarten.

Das sprießende Biotop sorgte nicht bei allen Bürger*innen für Begeisterung. Im vergangenen Jahr nutzten Jugendliche die selbst gezimmerten Bänke als Treffpunkt. Die Lautstärke sorgte für Unmut, außerdem hinterließen sie Müll. “Die Sitzecke haben wir jetzt zur Seite geräumt, um eine weitere Entfernung zu den Wohnhäusern zu schaffen”, erklärt Charlotte. Sie sehe den Ort als Chance und sei bei aller Kritik froh, dass sich mit den jungen Menschen Gespräche ergeben hätten. So habe sich herausgestellt, dass freie Treffpunkte im Viertel benötigt werden.

Halloween-Konzert 2020 im Bönischgarten. Foto: Philine Schlick

Der Garten sei von Beginn an als Angebot an alle Interessierten zu verstehen gewesen. Auch das Garten-Konzept sei offen: “Wir lassen hier Wildwuchs zu, wie in einem Bauerngarten”, erklärt Charlotte.

Beete anlegen für Artenvielfalt im städtischen Lebensraum
Foto: Andrea Schubert

Nach der Blüte werden die Samen für das nächste Jahr gesammelt. In den Hochbeeten finden sich Zwiebeln, Kartoffeln, Spinat. “Das sind Pflanzen, die wenig Wasser benötigen.” Im Sommer müsse hier natürlich gegossen werden – das kann bei Hitze zu einer Herausforderung werden. Ringsum die Beete wachsen Senf, Rucola, Kräuter. Werden Pflanzen vermisst, könnten sie selbst eingebracht werden, lädt Charlotte ein.

Kleine Hände, die nach Schätzen graben Foto: Andrea Schubert

Die Bönischgärtner*innen konnten sich in der vergangenen Zeit nur online treffen. “Aber eigentlich buddeln wir vor Ort in der Erde. Wir feiern Sommer- und Erntefeste oder picknicken gemeinsam.” Kürzlich habe das Projekt Wir sind Paten Interesse an einer Zusammenarbeit gezeigt, erzählt sie. Die Möglichkeiten, die der Garten biete, seien längst nicht ausgeschöpft. Am kommenden Donnerstag findet das erste Treffen dieses Jahres statt – gerade rechtzeitig, denn die Natur steht schon in den Startlöchern für den Frühling. Wen der grüne Daumen kitzelt, ist herzlich eingeladen.

Bönischgarten 2022

  • Online-Treffen am 10. März 2022, 19.30 Uhr
  • ZOOM-Link zum Meeting
  • boenischgarten@ufer-projekte.de

Johannstadt hilft Menschen auf der Flucht aus der Ukraine

eingestellt am 05.03.2022 von Philine Schlick, Headerbild: Ein neuer Anfang in Räumen mitten im Viertel: Willkommen in Johannstadt ist ab jetzt fest vor Ort im Stadtteil Foto: Anja Hilgert

Der Krieg in der Ukraine macht fassungslos. Millionen Menschen sind auf der Flucht vor der Zerstörung. Weltweit erfahren die Geflüchteten jedoch auch Hilfsbereitschaft und Solidarität – so auch in Dresden, wo Privatleute, Firmen und Hotels kostenlos Unterkünfte bereitstellen. Auch Willkommen in Johannstadt wird zur Sammelstelle. 

Eine Million Menschen flieht derzeit aus der Ukraine, berichtet das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen. Bis zu fünf Millionen könnten es werden. Die Stadt Dresden bereitet sich auf die Aufnahme von Geflüchteten vor. Dafür wurden die Taskforces “Unterbringung” und “Engagement” aktiviert.

Dezentrale Unterbringung gefordert

Das Ziel sei es, die Menschen möglichst dezentral in Wohnungen unterzubringen. Gesucht werden Ein- bis Fünfraumwohnungen mit Küche und Bad, im Idealfall möbliert. Unter diesem Link stellt die Stadt eine Checkliste für Wohnungen bereit. Bislang sind 91 Wohnungsangebote von gewerblichen und privaten Vermietern bei der Stadt eingegangen. Die Dresdner Hotelallianz hat als Soforthilfe 300 Plätze angeboten.

Die Taskforce „Engagement“ hat die Unterstützung und Vernetzung aller zivilgesellschaftlichen Initiativen in Dresden zum Ziel. Dabei geht es unter anderem um Geld- und Sachspenden, ums Dolmetschen und private Zimmervermittlung. Auf ihrer Webseite hat die Stadt Dresden Infos und Kontakte gebündelt.

Willkommen in Johannstadt wird Sammelstelle

Auch der Verein Willkommen in Johannstadt unterstützt die Flüchtenden. Sachspenden werden das nächste Mal am 14. März zwischen 16 und 18 Uhr entgegengenommen.

Eine aktuelle Übersicht der benötigten Sachgüter findet sich unter diesem Link. Wer in Johannstadt aus persönlichen Gründen keine Möglichkeit haben sollte eine Sammelstelle aufzusuchen, kann den Abholservice des Vereins in Anspruch nehmen.  Das Angebot besteht am Donnerstag und dem kommenden Montag zwischen 16.30 und 19 Uhr.

Hand nach St. Petersburg ausgestreckt

Die Stadt Dresden verurteilte in einer Erklärung den Angriff Putins auf die Ukraine auf das Schärfste. Gleichzeitig wurde betont: “Dies ist kein Krieg der russischen Zivilbevölkerung, sondern der Krieg einer mächtigen und diktatorischen Elite. Für jeden Dialog des Friedens und der Demokratisierung bleibt unsere Hand nach St. Petersburg ausgestreckt.”

Dresden und St. Petersburg sind in einer Städtepartnerschaft miteinander verbunden. Der Stadtrat fordere den Bürgermeister der Partnerstadt St. Petersburg auf, die Unterdrückung der russischen Friedensbewegung zu beenden und sich gegenüber der Zentralregierung in Moskau einzusetzen, die Invasion der Ukraine unverzüglich zu beenden und die Truppen hinter die Grenzen zurückzuziehen.

Sammelstelle in der Johannstadt

  • Willkommen in Johannstadt, Hertelstraße 24
  • Annahme am 14. März zwischen 16 und 18 Uhr
  • Abholung am 10. und 14. März, je zwischen 16.30 und 19 Uhr, Kontakt: stefanie.r@willkommen-in-johannstadt.de
  • Link zum Padlet des Vereins

Beruf Stadtteilclownin – Neu in der Nachbarschaft: Madame Klimbim

eingestellt am 05.03.2022 von Anja Hilgert (ZEILE), Headerbild: Darf ich bekannt machen: Madame Klimbim, berufserfahrene Clownin, die ihr neues Domizil im Stadtteil bezogen hat Foto: Anja Hilgert

Der Tag an dem Frau Klimbim in unsere Nachbarschaft zog, ist es wert, im Kalender angekreuzt zu werden. Es war der zweite oder dritte durchgängig sonnige Tag im Jahr. Zwar eisekalt, aber der Himmel klar und blau und die Forsythien zeigten schon erste gelbe Spitzen. 

 

Frau Klimbim ist eine kleinere, energiegebündelte Person, die am liebsten gestreifte und geringelte Kleidung trägt. In mehreren Schichten übereinander. Je nachdem, wie sie sich dreht und wendet, lugt, immer an verschiedener Stelle, ein anderer Farbzipfel hervor. Frau Klimbim besitzt eine Quirligkeit, die kaum jemals still steht. Ihr knallrot leuchtender Mantel macht, dass man sie schon von Weitem sieht. Und sobald der Blick sie entdeckt, spielt sich ein Lächeln aufs Gesicht.

 

Die Neue in der Nachbarschaft

Auf einmal war sie da. Niemand wusste von ihr, bis sie einzog, bei uns im Viertel. Das war am Dienstag, einem ganz gewöhnlichen Wochentag. Alles im Viertel ging seinen normalen Gang. Sie kam vom anderen Ende der Welt. Sie kam ganz neu hier an und zog in eine kleine Wohnung, zentral in der Johannstadt. Ein Übergangsquartier, fürs Erste, bis sich vielleicht etwas anderes bietet. Sie wohnt mittendrin, ihre Hausadresse ist der kleine Container, der auf der Grünfläche zwischen den hohen Häuserblocks aufgestellt ist, hinter den Kaufhallen und dem Parkplatz an der Pfeifferhanns-Straße. 

 

Offenes Fenster mit Aussicht in den Stadtteil Foto: Meike Weid

 

Zum Einzug brachte sie gute Laune mit. Dadurch, dass sie davor viel gereist war in ihrem Leben, kannte sie manche Menschen schon von woanders her. Sie grüßte beinah jede und jeden, die vorbei kamen. Als sie beim Einzug zum ersten Mal ihr Fenster öffnete, machte sie die Flügel weit auf und beugte sich mit ganzem Oberkörper heraus, dass ihr Kopf mit den vielen Locken die ganze Straße überblickte.

Zwei Männern, die vorbei spazierten, warf sie einen Gruß zu und rief: „Ja, hallo! Auf ein schönes Miteinander!“ Wir lernten sie gleich beim Vornamen kennen: Ciboulette heisst sie, Ciboulette Klimbim. Etwas an ihr ist wohl ein bisschen wie französisch, aber darüber spricht sie nicht weiter. Sie ist einfach da. Und daraus macht sie das Beste, was in dem Moment jetzt gerade möglich ist.

 

Et voilà: Etwas Miteinander zum Mitnehmen Foto: Meike Weid

 

 

 

Stadtteilclownin in Johannstadt 

Frau Klimbim ist Yaëlle Dorison und sie ist Clownin und Zirkuspädagogin von Beruf. An der 101.Oberschule arbeitet sie als Schulclownin mit den Klassen. Zum Jahresbeginn 2022 kam sie durch das Kulturförderprojekt UTOPOLIS des Johannstädter Kulturtreff zur Stadtteilclownin beauftragt in die Johannstadt. 

 

Yaëlle Dorison gibt Sprechstunden für mehr Utopie Foto:Meike Weid

 

Erste Auftritte und Kontakte in der neuen Rolle machte Ciboulette Klimbim mobil in verschiedenen Einrichtungen des Stadtteils wie Kindertreff JoJo, Familientreff Mosaik und Café Halva sowie unterwegs auf dem Wochenmarkt am Bönischplatz.

Sie bringt mit, was zwanzig Jahre Berufserfahrung ihr an Clownerie, Kontaktmöglichkeiten und sozialer Kompetenz an die Hand gegeben haben. Clownin zu sein bedeutet, in jeglicher Situation die vermittelnde Brücke zu sein. Mit der Magie der Improvisation lassen sich die Qualitäten jeder Situation federleicht oder mit Ach und Krach entkleiden und verwandeln. Bei Madame Klimbim stehen die Antennen etwas anders und damit betreibt sie in der Johannstadt auf unnachahmlich sympathische Art Stadtteilclownerie de luxe.

 

Nähe schaffen ist eines der Clownstalente, die Frau Klimbim mit in die Johannstadt bringt Fotos: Meike Weid

 

Die neue Nachbarin

Zum ersten März war es soweit für die Einzugsparty von Frau Klimbim an ihrer jetzigen festen Wohn-Adresse im Stadtteil. Alle, die sie schon getroffen hat, hat sie gleich auch zu sich nach Hause eingeladen. Viele sind gekommen und bevölkerten ihre Terrasse vor dem Fenster zum Garten, die leere Mitte zwischen den hoch ragenden Häusern. Viele Kinder mit ihren Eltern, junge Jugendliche und andere bunt Interessierte, die das schöne Wetter nach draussen, an der Nase lang und in unersättliche Neugier zog. 

Lustig war es in jedem Fall: Eine Einzugsrede, auf der aufgewickelten Klorolle notiert, wurde mit viel Herz und Humor vom Podest verlesen und blattweise unter die Leute verteilt. Stich- und Schlagworte – heissen die wirklich so? – standen darauf:
Verteilt wurde Hoffnung, Freude und Glücklichsein, das schon erwähnte Miteinander, auch Leichtigkeit war dabei und ganz groß geschrieben: Utopie. Ciboulette Klimbim fordert mit heiteren Gesten ernsthaft auf, Fragen zu stellen und dem Wohnen in der Johannstadt auch mit unbequemen Themen auf den Zahn zu fühlen. 

 

Foto: Meike Weid

 

Das genau ist die Rolle der zeitgenössischen Närrin: Naiv, tollpatschig und dreist genug, um die Leute (über sich selbst) zum Lachen zu bringen – zugleich intelligent, mutig, fokussiert und weitsichtig genug, um an einem geheimen roten Faden Menschen auf Neuland zu führen, vor dem sie vielleicht sogar mächtig Angst haben. In unseren Zeiten Zukunft zu gestalten ist keine leichte Herausforderung. Im permanenten Spiel zwischen Ernst und Leichtigkeit gelingt es Yaëlle Dorison in ihrem Clownswesen Ciboulette Klimbim spontan, auf jeden Fall, überall Zwischenräume zu schaffen, Raum zu geben, um zu träumen, etwas aufplatzen zu lassen, zu lachen und überhaupt Emotionen ihren Platz und den passenden Ausdruck zu geben.

 

Mercis und ein offenes Ohr

Im Plattenwechsel-Container ist sie ab jetzt zu regelmäßigen Zeiten zuhause und lädt zu sich ein: Madame Klimbim, Ciboulette, mag Gesellschaft und würde sehr gern zu ihren Sprechstunden Besuch empfangen oder auch auf einen Spaziergang mitgenommen werden. Ansonsten liebt sie Post in ihrem Briefkasten am Container und wünscht sich Zuschriften mit allen möglichen Fragen, Wünschen, Sorgen – sie hat ein offenes Ohr für ihre Nachbarschaft. 

 

Viel Post bitte direkt hier :
Madame Klimbim
Container Pfeifferhannsstraße
Johannstadt
Foto: Meike Weid

 

Zum Schluss ihrer Party gab es ganz viele handgeschriebene Mercis zum Mitnehmen, den Klopapiercharme und das lachergreifende KlimBim. Kinder hatten Marshmallows am Lagerfeuer gegrillt und die Erwachsenen hatten ihr Gespür wieder offen für das, was Menschen verbindet und mutig macht fürs Leben und ein gelingendes Miteinander.

Frau Klimbims Sprechstunde für mehr Utopie 

am Container hinter Aldi (Pfeifferhannsstraße)

  • 9.März 10 bis 12 Uhr
  • 15./22./29.März 15 bis 17 Uhr

www.yaelledorison.de
www.plattenwechsel.com

Gastbeitrag: Die Pfeifferhannsstraße

eingestellt am 04.03.2022 von Philine Schlick, Headerbild: Die Balkone sind auf den Sommer bestens vorbereitet. Foto: Elisabeth Renneberg

Unsere Gastautorin Elisabeth Renneberg ist über die Pfeifferhannsstraße flaniert und hat im ersten Frühlingssonnenschein augenzwinkernd Impressionen gesammelt. Ein frischer Blick auf ein Urgestein der Johannstadt. 

So wie der Name der Pfeifferhannsstraße versucht, möglichst viele Vokale auf engem Raum unterzubringen, verfolgt die Straße selbst das gleiche Ziel mit Menschen. Mithilfe von Plattenbauten gelingt es ihr, Platz für eine beachtliche Anzahl an Wohnungen zu bieten und nebenbei den typischen architektonischen Charakter von Johannstadt-Nord mitzuprägen.

Ihre charakteristische Bebauung erhielt Johannstadt-Nord während der DDR. Foto: Elisabeth Renneberg
Ihre charakteristische Bebauung erhielt Johannstadt-Nord während der DDR. Foto: Elisabeth Renneberg

Wohnen und wachsen

Pragmatismus bietet sich an als Beschreibung. Wohnhäuser, Parkplätze, Asphalt. Vereinzelt auch ein paar Bäume. In den winterlich kahlen Ästen eines von ihnen hängt eine Aldi-Tüte, neben einem Schild, das „Fremdablagerungen aller Art“ verbietet, Anlass zum Grübeln gebend. Fassadenschluchten präsentieren vollendet klare Geometrie, aufgelockert durch Markisen, die im Wind flattern und mit ihrem fröhlichen Orange die vorherrschenden Grautöne kontrastieren.

Die Kinder, die hinter diesen Fassaden aufwachsen, haben gleich zwei Spielplätze zum Toben. Einen für die Kleinen, die dort anhand von Steinstatuen erste Kontakte mit der Kunst schließen und in friedlicher Nachbarschaft mit Insekten, die auf dem selben Grundstück in ihrem Hotel logieren, Sandkuchen backen können. Auf dem anderen treffen sich die zum Schaukeln, die sich dafür eigentlich schon zu alt fühlen. Als Statist auf dem Boden liegend tritt ein übrig gebliebenes Plakat der SPD auf, das längeres gemeinsames Lernen fordert. Es sind sowieso gerade Ferien.

Dieses Steinwesen wacht wohlwollend über den Spielplatz. Foto: Elisabeth Renneberg
Dieses Steinwesen wacht wohlwollend über den Spielplatz. Foto: Elisabeth Renneberg

Oder sind sie schon wieder vorbei? Die Zeit steht jedenfalls auch hier nicht still. Auf einer Baustelle schreitet sie voran im Takt der Betonmischer. Im Auftrag der Wohnungsgenossenschaft Johannstadt (kurz WGJ), zu der die meisten Gebäude auf der Pfeifferhannsstraße gehören, wird hier daran gearbeitet, dass ein Gebäudekomplex aus den 70er Jahren auch denen gerecht wird, die in diesen Zeiten noch selbst den Schulferien entgegenfieberten.

In Gedenken an den Bauernkrieg

Gebaut wird auch jenseits der Pfotenhauerstraße, auf dem unteren Straßenabschnitt (ehemalig Stephanienstraße), der als Pfad bis zur Gerokstraße verläuft. Die sich hier befindliche Brachfläche soll einer Spiel- und Sportfläche weichen. Und das ist nicht die einzige Veränderung: neben der Freizeitanlage bekommt besagtes Stück Straße auch gleich einen neuen Namen. Nach einer der bekanntesten Transgender-Personen Europas wird es künftig Lili-Elbe-Straße heißen.

Der aktuelle Name der beiden momentan noch zusammengefassten Straßenstücke hingegen bezieht sich keineswegs auf den Johann Pfeiffer aus der Feuerzangenbowle, der sich nach goldenen Schulzeiten und gehörigem Foppen der Lehrer zurücksehnt. Der eigentliche Namenspatron Heinrich Pfeiffer hatte aber zumindest ein ähnlich unwilliges Verhältnis zu Obrigkeiten.

Statt Blättern hängen Schuhe in den Bäumen, ein noch immer nicht gänzlich erschlossenes Phänomen. Foto: Elisabeth Renneberg

Konkret waren es der Adel und der Klerus, mit denen sich Anfang des 16. Jahrhunderts die reformatorischen Ansichten des Mönchs schlecht vertrugen. Nachdem ihm das Predigen gegen sie nicht mehr genügte, zog Heinrich Pfeiffer als Bauernführer in den Aufstand. Lange dauerte diese Karriere allerdings nicht – nach wenigen Monaten wurde er gefangengenommen und hingerichtet. Nun, so wenig prominent sein Name in den Geschichtsbüchern sein mag, schafft er es heute immerhin regelmäßig in das Adressfeld etlicher Postangelegenheiten nach Johannstadt. Das hätte sich der Thüringer sicher auch nicht träumen lassen.

Für welche Straße schlägt ihr Herz?

  • Welche Erinnerungen und Gedanken verbinden Sie mit der Pfeifferhannsstraße?

Für welche Johannstädter Straße schlägt ihr Herz? Und warum?

Wir freuen uns über Kommentare oder Einsendungen an redaktion@johannstadt.de

Wieder: Brand einer Kellerbox

eingestellt am 03.03.2022 von Anja Hilgert (ZEILE), Headerbild: Foto der Polizeiwachstelle Altstadt. Foto: PS

Zum zweiten Mal in dieser Woche wird in Johannstadt Nord der Brand einer Kellerbox mit noch ungeklärter Ursache gemeldet. Die jeweils betroffenen Hochhäuser liegen nur einen Straßenzug voneinander entfernt.

Am heutigen Donnerstagvormittag brannte es im Keller eines Hochhauses an der Florian-Geyer-Straße. Die Feuerwehr mit ihrem Rettungsfahrzeug war mit Schlauch im Einsatz.

 

Eine Anwohnerin meldete bereits am zeitigen Morgen den Feuerwehreinsatz auf der Florian-Geyer-Straße bei der Stadtteilredaktion: Kurz darauf bestätigt die Polizeimeldung den Brandfall. Foto: Andrea Schubert

Aus unbekannter Ursache waren Gegenstände in einer Kellerbox in Brand geraten. Die Flammen beschädigten auch Versorgungsrohre des Hauses. Die Schadenshöhe ist noch nicht bekannt. Die Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen.

Kellerbrand und Fahrradklau am Dienstag

eingestellt am 02.03.2022 von Philine Schlick, Headerbild: Foto der Polizeiwachstelle Altstadt. Foto: PS

Am Dienstagvormittag hat es im Keller eines Mehrfamilienhauses an der Hopfgartenstraße gebrannt. Von der Fetscherstraße wurde ein E-Bike entwendet. 

Am Dienstag brach laut Polizeiberichten aus noch unbekannter Ursache in einem Kellerabteil an der Hopfgartenstraße ein Feuer aus und verursachte Sachschaden in bislang unbekannter Höhe. Wegen der starken Rauchentwicklung mussten die Anwohner*innen zwischenzeitlich ihre Wohnungen verlassen. Verletzt wurde niemand. Die Kriminalpolizei ermittelt zur Brandursache.

Am selben Tag wurde an der Fetscherstraße ein E-Bike im Wert von 5500 Euro gestohlen. Nach derzeitigem Erkenntnisstand zerstörten die Täter die beiden Schlösser, mit dem das E-Bike an einem Geländer angeschlossen worden war.

In beiden Fällen laufen die Ermittlungen.