Grundschulen und Kitas starten am Montag mit Einschränkungen

eingestellt am 12.02.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Blick auf die DRK-Kita "Claras Abenteuerland": Geöffnet, aber streng geregelt. Foto: Philine Schlick

Am Montag, dem 15. Februar, dürfen Grundschulen und Kitas wieder öffnen. Es gelten Einschränkungen, die beachtet werden müssen. Die Vorfreude auf das Wiedersehen ist auf allen Seiten groß.

Endlich wieder Schule! Wer hätte gedacht, dass dies ein Seufzer der Erleichterung sein könnte? Lange haben sich Kinder, Betreuer*innen und Lehrer*innen durch den Lockdown seit November 2020 nicht mehr persönlich gesehen. Am Montag öffnen Kitas und Grundschulen wieder ihre Pforten.

Getrennte Gruppen, viel Zeit draußen

“Ganz normal” ist der Start in den Kita- und Grundschulalltag natürlich nicht. Wie im Frühjahr 2020 gelten strenge Hygienekonzepte. Händewaschen, Wegesysteme, getrennte Gruppen, feste Klassen und viel Zeit draußen sind Maßnahmen, die das Infektionsrisiko minimieren sollen. „Die Erfahrungen aus dem eingeschränkten Regelbetrieb im vergangenen Jahr haben uns gezeigt, dass die Maßnahmen bei anhaltendem Infektionsgeschehen sehr wirksam sind“, erklärt Bildungsbürgermeister Jan Donhauser. Eltern sollen darauf achten, ihre Kinder entsprechend vorzubereiten und warm anzuziehen.

„Wir wissen, welche Herausforderungen die Dresdner Eltern in den vergangenen Wochen bewältigen mussten. Neben den allgemeinen Einschränkungen erlebten die meisten enorme Doppelbelastungen bei der gleichzeitigen Bewältigung von Arbeitsalltag und Kinderbetreuung”, erklärt Donhause weiter. Jetzt geht der Betrieb wieder los und die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren.

“Aus den Medien ließ sich ja schon heraushören, dass es wohl bald wieder losgehen wird”, sagt Ines Frömmel, Schulleiterin der 102. Grundschule Johanna. “Wir wissen von vielen Eltern, dass den Kindern die sozialen Kontakte gefehlt haben.” Trotz aller Einschränkungen ist es ein lang ersehntes Wiedersehen. “Wir können natürlich nicht einfach mit dem Lehrplan weitermachen, sondern müssen uns einen Überblick verschaffen und an den Stand der häuslichen Lernzeit anknüpfen”, so Frau Frömmel.

Zu viel gezahlte Elternbeiträge werden zurück gezahlt

Da die Kinder in festen Gruppen mit festem Personal betreut werden, ist der eingeschränkte Regelbetrieb sehr personalaufwändig. Es kann daher sowohl in Kitas also auch Horten unabhängig von der Trägerschaft zu Einschränkungen bei den Öffnungszeiten kommen. „Uns ist bewusst, dass von den Einschränkungen besonders Familien betroffen sein werden, die auf diese Randzeiten angewiesen sind. Alle Dresdner Kindertageseinrichtungen werden ihre Öffnungszeiten deshalb sehr verantwortungsvoll überprüfen und nur dort einschränken, wo es unbedingt erforderlich ist“, so der Bildungsbürgermeister.

Angesichts der Wiedereröffnung wird das Amt für Kindertagesbetreuung im Februar 2021 die Elternbeiträge von Eltern mit Kindern in kommunalen Kindertageseinrichtungen einziehen. Der Einzug erfolgt bei allen Eltern, die ein SEPA-Lastschriftmandat erteilt haben, automatisch am 15. Februar 2021. Eltern ohne SEPA-Lastschriftenmandat werden gebeten den gesamten Elternbeitrag für den Monat Februar eigenständig zu überweisen. Zu viel gezahlte Beiträge werden mit den Elternbeiträgen in den kommenden Monaten automatisch verrechnet.

Neues Stadtteilhaus: Einladung zum Bürgerdialog via Livestream

eingestellt am 12.02.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Entwurf des neuen Stadtteilhauses. Quelle: AKL (L10 und Jordan Balzer Schubert Architekten)

2017 beschloss der Stadtrat das Konzept für ein neues Stadtteilhaus. Der Bau des soziokulturellen Zentrums an der Pfeifferhannsstraße soll 2023 starten. Am Freitag, dem 26. Februar, sind Bürger*innen zwischen 18 und 20 Uhr zu einem Dialog eingeladen. Dieser findet online statt.

Die Johannstadt ist der Sitz zahlreicher Initiativen, Treffs und Vereine. Um diese zentral an einem Ort unterzubringen und miteinander zu vernetzen, beschloss der Stadtrat 2017 den Bau eines neuen Gebäudes. Vier Standorte kamen dafür infrage: die ehemalige Schoko-Fabrik an der Hopfgartenstraße, der Johannstädter Kulturtreff an der Elisenstraße, die Florian-Geyer-Straße Nummer 13 und der Parkplatz hinter Konsum und Aldi an der Pfeifferhannsstraße.

Ein neues soziokulturelles Zentrum

Letzterer Standort stellte sich am geeignetsten heraus. Der Bau des Gebäudes soll 2023 beginnen und 2025 abgeschlossen sein. In dem Haus werden der Johannstädter Kulturtreff e. V., Kindertreff JoJo, Deutscher Kinderschutzbund Ortsverband Dresden e. V., Ausländerrat Dresden e. V. und der Johannstädter Stadtteilverein ihren neuen Sitz finden.

Bürgerfragen werden beantwortet

Was geschieht aber mit der entfallenden Parkfläche? Warum wurden die anderen Standorte abgewählt? Wie hoch sind die Kosten für das Projekt? Ein Bauprojekt bringt zahlreiche Fragen mit sich. Diese können am 26. Februar in einem Bürgerdialog gestellt werden.

Aufgrund der Corona-Pandemie findet die Veranstaltung digital statt und wird live im Dresden Fernsehen und auf dieser Internetseite übertragen. Alle Bürgerinnen und Bürger sind herzlich eingeladen, ihre Fragen zum Projekt live via Chat oder per Telefon sowie vorab per E-Mail oder Telefon zu stellen.

Ein Bericht über die Veranstaltung erfolgt durch die Stadtteilredaktion auf johannstadt.de.

Bürgerdialog zum Stadtteilhaus Johannstadt

  • am 26. Februar zwischen 18 und 20 Uhr via Livestream auf www.dresden.de/stadtteilhaus
  • Fragen und Hinweise werden bis zum Beginn der Veranstaltung entgegengenommen: per Mail an dialog-stadtplanung@dresden.de, telefonisch unter 0351 4883699 (mit AB)
  • Fragen und Hinweise sind auch live möglich: Telefon 0351 4883699 oder im Chat unter www.dresden.de/stadtteilhaus

Von Frust und Freiheit: Online-Kino-Reihe geht weiter

eingestellt am 10.02.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Filmstill aus "Die Architekten" von Peter Kahane. Quelle: Johannstädter Kulturtreff

Die Online-Filmreihe “Von Frust und Freiheit” des Johannstädter Kulturtreffs geht weiter. Am Sonntag wird in Kooperation mit den Dresdner Neusten Nachrichten Hans Christian Posts Film ” Wohin mit der Geschichte?” gezeigt. Auch am nächsten Sonntag winkt ein spannender Film zum Thema DDR und Wende.

In der Filmreihe “Von Frust und Freiheit” ermöglicht der Johannstädter Kulturtreff gemeinsames Filmegucken und Debattieren via Stream. Auch die kommenden Sonntage werden spannende Filme präsentiert.

Rekonstruktion und Rechtsextremismus?

Die Dresdner Innenstadt ist Barock – könnten Besucher*innen meinen. Doch das Areal ist nach dem Krieg rekonstruiert worden. Vor der barocken Fassade demonstrieren seit 2015 regelmäßig rechtsextreme Gruppierungen.

Gibt es einen Zusammenhang? Kann die Rekonstruktion der kriegszerstörten Bauwerke zu einem Aufschwung rechtsextremer Bewegungen beigetragen haben? Hans Christian Posts Film “Wohin mit der Geschichte?” erschien 2020 und wirft kritische Fragen auf. Er wird am Sonntag um 17 Uhr präsentiert.

Der Regisseur der Dokumentation ist im Anschluss an die Filmvorführung zu einem Publikumsgespräch geladen.

Filmstill aus: Wohin mit der Geschichte? von Hans Christian Post aus dem Jahr 2020. Quelle: Johannstädter Kulturtreff

Ideal und Wirklichkeit

Am Sonntag danach, ebenfalls um 17 Uhr, erwartet das Publikum Peter Kahanes Film “Die Architekten” aus dem Jahr 1990: Der Architekt Daniel ist Ende Dreißig und projektiert Wartehäuschen für Busstationen und ähnliches. Ansonsten beteiligt er sich an Wettbewerben. Plötzlich bekommt er den Auftrag, für eine Trabantenstadt Berlins ein kulturelles Zentrum zu projektieren.

Als Mitarbeiter gelingt es ihm, noch fünf seiner Kommilitonen für das Projekt zu gewinnen, dazu zwei junge Absolventen. Die sieben verwirklichen in diesem Projekt ihre Ideale von einem schönen Zentrum, in dem das Leben pulsieren kann. Doch nach und nach droht das Kollektiv an Eingriffen durch übergeordnete Stellen zu zerbrechen, während täglich Tausende die DDR gen Westen verlassen, unter anderem Daniels Frau und Kind …

Auch hiernach wird der Regisseur anschließend zum Filmgespräch anwesend sein.

Filmreihe “Von Frust und Freiheit”

  • Sonntag, 14. Februar 2021, 17 Uhr: Wohin mit der Geschichte?  (Hans Christian Post)
  • Sonntag, 21. Februar 2021, 17 Uhr: Die Architekten (Peter Kahane)
  • Anmeldung zur Teilnahme bitte an: mw@johannstaedterkulturtreff.de, die Zugangsdaten für Film und Gespräch werden dann zugesendet

Eiszeit in der Johannstadt: Wie ist die Welt so stille …

eingestellt am 10.02.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Wintersonne über der Johannstadt. Foto: Philine Schlick

In der Johannstadt knackt der Frost. Noch bis nächste Woche wird es so bleiben. Ein Spaziergang mit einem Blick auf die poetischen Seiten der Kälte.

Noch bevor ich die Haustür geöffnet habe, wird mein Atem weißer Dampf. Im Hausflur ist das Wasser in den Blumenuntersetzern gefroren. Draußen ist die Welt wie wattiert mit Glaswolle. Der Schnee quietscht und knirscht unter den Füßen und ehe man aua sagen kann, sind die Fingerspitzen schon erfroren. Krähen hacken auf dem Gehweg nach Essbarem. Ihre Konturen, so klar wie die Luft, wirken wie Scherenschnitte.

Eichbaum im Schnee am Elbufer. Foto: Philine Schlick

Die Sonne steigt über die Johannstadt. Ein milchiges Auge, gebadet in frostigem Pastell wie auf einem Gemälde von Caspar David Friedrich. Der Schnee stäubt um die Knöchel. Bekannte Wege sind unter ihm verschwunden, dafür haben sich neue ergeben. Kreuz und quer laufen die Loipen über ehemalige Wiesen, Fußwege und Straßen. Die weiße Pracht hat sich wie eine Decke über alles gelegt. Still ist es, und hell. Und alles läuft ganz langsam, wie gedämpft.

Schiff im Nebel auf der eisigen Elbe. Foto: Philine

Der Oberfläche der Elbe entsteigen Nebel, als presse die eisige Luft ihr die letzte Wärme aus. Das Wasser fließt träge, wie ölig in dieser erstarrten Zeit. Es trägt ein Schiff wie eine Geistererscheinung – schon ist es im Nebel verschwunden.

Bizarre Eisformen. Foto: Philine Schlick

Am Ufer haben sich an Halmen und Stielen die Wellen in Eis übereinander gelegt und bizarre Figuren geformt. Mandarinenten, elegant wie Origami- Boote, gleiten zwischen ertrunkenen Sträuchern. Im Dickicht plustert sich eine Drossel. Ein Federknäuel, aus dem empört ein Schnabel ragt.

Frierende Drossel. Foto: Philine Schlick

Die feinen Härchen in der Nase gefrieren und das Haar, das aus der Mütze lugt, wird weiß, als hätte Väterchen Frost es angehaucht. An Zweigen wachsen Kristalle wie der feine Pelz auf dem Geweih des Damwilds. Wenn Schnee warm wäre – wie kuschelig wäre jetzt die Stadt!

Loipe am Elbufer. Foto: Philine Schlick

Von den Elbhängen auf der Neustädter Seite klingt noch nach Einbruch der Dämmerung Juchzen und Jubeln. “Bahne frei, Kartoffelbrei!” lautet der Ruf der Stunde. Über den breiten Hang sausen die Schlitten und Rutscher wie auf einer chaotischen Murmelbahn in Richtung Tal. Die Wangen der Kinder glänzen wie polierte Äpfel. Nach der Abfahrt klopft das Herz, wie es nur nach einer unerwarteten Sprungschanze klopfen kann.

Bauten einer winterlichen Hochkultur. Foto: Philine Schlick

Im Lokomotiven-Rhythmus dampfen die Ski-Läufer*innen vorbei. Für diesen vergnüglichen Lauf brauchte es keinen am Elbufer aufgeschütteten Schnee … Und es wird kälter, kälter. Die Waldschlößchenbrücke sieht aus, als wollte sie bei einem leisen Schlag zerspringen. Mit spitzem Finger findet der Frost jede noch so kleine Lücke in der Garderobe und beißt fest zu.

Gefrostete Haselnussblüte. Foto: Philine Schlick

Ach, es ist schön, draußen zu wandern. Weil man weiß, dass es ein Drinnen gibt.

Weiße Johannstadt: Das Wasser geht, der Schnee kommt

eingestellt am 08.02.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Schnee am Käthe-Kollwitz-Ufer. Foto: Philine Schlick

Der Elbpegel geht zurück, dafür versinkt die Johannstadt in Wasser in seiner winterlichsten Form. Die Nacht hat Schnee gebracht und die Johannstadt in eine weiße Decke gehüllt. Der Winterdienst ist mit 45 Fahrzeugen im Einsatz. Viele machen aus der Not verwehter Wege und Straßen eine Tugend.

Die Autos im Schnee vergraben, Straßen und Gehwege verweht. Schnee bedeutet Verspätungen, Ausfälle und leider auch Unfälle. Wie angekündigt versinkt die Stadt im pulvrigen Neuschnee. Seit vier Uhr morgens ist der Winterdienst mit 45 Fahrzeugen und 53 Mitarbeiter*innen im Einsatz. Mehr stehen nicht zur Verfügung.

Verschneites Käthe-Kollwitz-Ufer. Foto: Philine Schlick
Verschneites Käthe-Kollwitz-Ufer. Foto: Philine Schlick

Winterdienst noch bis 23 Uhr im Einsatz

Der Verkehr rollt dennoch beschwerlich und langsam. Besonders auf den Strecken mit Steigung ist es zu Behinderungen gekommen. Lkws haben sich quergestellt, wie die Stadt Dresden berichtet. Die zweite Schicht des Winterdienstes wird bis 23 Uhr im Einsatz sein. In den Morgenstunden geht es um 3 Uhr weiter.

Der Winterdienst ist noch bis 23 Uhr im Einsatz. Foto: Philine Schlick
Der Winterdienst ist noch bis 23 Uhr im Einsatz. Foto: Philine Schlick

Bis zum späten Vormittag registrierte die Polizei 37 Unfälle. Drei Menschen wurden dabei verletzt. Größtenteils handelte es sich aber um Blechschäden, heißt es in der Mitteilung.

Der Elbpegel sinkt, dafür hat es heftig geschneit. Foto: Philine Schlick
Der Elbpegel sinkt, dafür hat es heftig geschneit. Foto: Philine Schlick

Höchst-Pegel am Sonnabend mit 461 Zentimetern

Der Schnee kommt, das Elbwasser geht. Das Umweltamt der Landeshauptstadt Dresden hat heute die Hochwasser-Alarmstufe 1 für die Elbe aufgehoben. Der Scheitelwasserstand am Pegel Dresden-Augustusbrücke wurde am Sonnabend um 11 Uhr mit 461 Zentimetern erreicht. Aufgrund des angekündigten Frostes sei nicht damit zu rechnen, dass die Elbe nochmals ansteige, heißt es. Aktuell beträgt der Wasserstand 390 Zentimeter, Tendenz langsam fallend.

Winterfreuden in der Johannstadt. Foto: Philine Schlick
Winterfreuden in der Johannstadt. Foto: Philine Schlick

Viele haben aus der Not eine Tugend gemacht und die Skier angespannt. Radwege werden zu Loipen – die Johannstadt als Skigebiet! Viele Familien sind auch mit Schlitten unterwegs. Die derzeit wohl sicherste Form, sich fortzubewegen.

Schnee-Reiher an der Florian-Geyer-Straße. Foto: Philine Schlick
Schnee-Reiher an der Florian-Geyer-Straße. Foto: Philine Schlick

Aufruf: Köstlichkeiten für das Personal des St. Joseph-Stifts

eingestellt am 08.02.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Kuchenbacken für das Klinikpersonal des St. Joseph-Stifts. Foto: Philine Schlick

Während das Leben in der Corona-Krise stillzustehen scheint, hat das Personal in den Krankenhäusern keine freie Minute. Der Verein “Willkommen in Johannstadt” möchte die Mitarbeiter*innen der Klinik St. Joseph-Stift deshalb mit einer leckeren Aktion unterstützen: Dafür werden Kuchen und andere Köstlichkeiten gesammelt.

Corona hat Backen zu einem Trend gemacht – warum also nicht für den guten Zweck Rührlöffel und Schneebesen schwingen? Der Verein Willkommen in Johannstadt nimmt den zweiten Anlauf für eine Aktion, die das Personal im Krankenhaus St. Joseph Stift unterstützen soll.

Am Donnerstag wird geliefert

“Gesammelt werden süße und herzhafte Snacks und Leckereien, selbstgemacht oder selbst gekauft”, erklärt Marie-Charlotte Lukas. “Wir haben zwei Fahrerinnen organisiert, die die Gaben dann in die Klinik fahren.” Ein erster Anlauf scheiterte an der Unsicherheit in Bezug auf die Hygienevorschriften. “Es war nicht ganz sicher, ob wir von außen Sachen ins Krankenhaus liefern dürfen”, so Lukas.

Diese Zweifel sind nun ausgeräumt: “Dieses Mal sind wir besser informiert und dürfen ganz konkret das Personal des St. Joseph-Stifts mit leckeren Dingen versorgen”, berichtet die Koordinatorin. Das Personal freut sich auf die Übergabe der leckeren Mutmacher am Donnerstag um 14 Uhr.

Gebackene Spenden für Herz und Magen

Kulinarische Spenden können am Mittwoch zwischen 10 und 17 Uhr und am Donnerstag zwischen 10 und 12 Uhr an der Bundschuhstraße 2 abgeben werden. Dort befindet sich das Büro von Wir sind Paten. “Wenn jemand zur Risikogruppe gehört oder aus anderen Gründen Kontakt vermeiden möchte, können die Dinge vor der Bürotür abgestellt werden”, sagt Lukas.

Die Idee zur Aktion kam von der Initiative Ehrensache.jetzt, die neben Wir sind Paten und dem Frauenförderwerk Kooperationspartnerin ist. Schon beim ersten Aufruf hätte es zahlreiche begeisterte Zusagen gegeben, erzählt die Leiterin. Dann sei es schade gewesen, die “Back-tion” noch einmal zu verschieben. “Aber ich denke, alle, die schon einmal zugesagt hatten, sind bestimmt dabei!”

Köstlichkeiten für das Krankenhaus St. Joseph Stift

  • Abgabetermine für Kuchen & Co.: Mittwoch 10 bis 17 Uhr, Donnerstag 10 bis 12 Uhr
  • Sammelstelle: Wir sind Paten, Bundschuhstr. 2, 01307 Dresden (Außentreppe links hoch und dann den Gang entlang, bei Wir sind Paten klopfen oder vor die Tür stellen)

Unfall mit Fahrradfahrer – Zeugen gesucht

eingestellt am 02.02.2021 von Anja Hilgert (ZEILE), Headerbild: Foto der Polizeiwachstelle Altstadt. Foto: PS

Am Montagmorgen 01.02.2021, 07.50 Uhr stießen auf der Kreuzung Gerokstraße/Elisenstraße ein Transporter und ein Fahrrad zusammen.

Der Fahrradfahrer (51) war in Richtung Sachsenplatz unterwegs und musste an der Elisenstraße an der Ampel anhalten. Hinter ihm stand der Ford Transit (Fahrer 68). Als die Ampel auf Grün schaltete, fuhr der Transporter auf das Fahrrad auf. Dabei entstand ein Schaden in Höhe von rund 120 Euro.

Die Polizei sucht Zeugen, die Angaben zum Unfall und dem Verhalten der Beteiligten machen können. Hinweise nimmt die Polizeidirektion Dresden unter der Rufnummer (0351) 483 22 33 entgegen.

Einbruch in Hochparterrewohnung

eingestellt am 31.01.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Foto der Polizeiwachstelle Altstadt. Foto: PS

Aus einer Hochparterre-Wohnung in der Johannstadt entwendeten Einbrecher Goldschmuck.

Wie die Polizei am Sonntag vermeldet, sind Unbekannte am Sonnabend über den Balkon in eine Hochparterrewohnung eingestiegen. Um in die Räume zu gelangen, schlugen sie eine Fensterscheibe ein. Sie durchsuchten die vorgefundenen Räumlichkeiten sowie das Mobiliar und entwendeten Goldschmuck im Wert von ca. 700 Euro. Angaben zum Sachschaden liegen noch nicht vor.

Einbruch an der Canalettostraße

eingestellt am 27.01.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Foto der Polizeiwachstelle Altstadt. Foto: PS

Wie die Polizei vermeldet, sind Unbekannte in der Nacht zum Dienstag in eine Praxis an der Canalettostraße in der Johannstadt eingebrochen.

Die Täter gelangten auf bislang nicht bekannte Weise in das Haus und hebelten die Zugangstür der Praxis auf, heißt es in der Mitteilung. Sie durchsuchten die Räume und versuchten einen Tresor zu öffnen, was nicht gelang. Letztlich stahlen sie eine Geldkassette mit etwas Bargeld. Der Sachschaden ist noch nicht beziffert.

Flaschensammler Rex bietet Abholservice an

eingestellt am 26.01.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Flaschensammler Rex bietet einen Abholservice für Pfand an. Foto: Geofux

Unterstützung in der Krise, die eine Win-win-Situation verspricht: Flaschensammler Rex kommt direkt an die Haustür und holt Pfandgut ab – auch in der Johannstadt. Dafür gibt es einen anonymen Online-Kalender zur Terminvergabe. “Gutes Tun von der Couch aus!”, heißt das Motto. Die Initiative hat Lars Otto aus der Neustadt ergriffen.

Rex und Lars Otto grübeln, seit wann sie sich schon kennen. Sie kommen zu dem Schluss, dass es acht oder neun Jahre sein müssen. Mit Pausen dazwischen. “So bin ich nun mal”, sagt Rex. “Ich bin gern allein.”

Kennengelernt bei der Schatzsuche

Rex hat keine Wohnung. Selbst bei frostigen Temperaturen schläft er unter einer Plane. Mit Hilfsprogrammen und der Übernachtung im Obdachlosenheim hat er es versucht, wurde aber herb enttäuscht. Ihm wurde eine Berufsausbildung versprochen, aber er bekam nur einen sehr kurzen Lehrgang und schlechte Tipps, erzählt er. Ihm Wohnheim wurde er bestohlen. Er zog es vor, auf sich allein gestellt zu bleiben.

Alles, was er besitzt, passt in einen Fahrradanhänger. “Das Schneckenhausprinzip”, sagt Lars Otto, der in der Dresdner Neustadt ein kleines Unternehmen für Outdoorspiele führt, den “Geofux”.

Kennengelernt hat er Rex, als er mit einer Gruppe Freunden eine Party in einer Industriebrache feierte. Eingebunden war auch das Geo-Caching, das er mittlerweile zu seinem Beruf gemacht hat.

Rex half Lars, gute Plätze für sogenannte Geo-Caches zu finden. Das sind kleine Schätze mit Logbuch, die irgendwo im Stadtgebiet versteckt werden. Andere Menschen gehen mithilfe von Koordinaten auf die Suche. Wenn der Schatz gefunden ist, trägt man sich in das kleine Heftchen ein, nimmt den Schatz und hinterlegt einen neuen. Eine spannende Aktivität im Freien.

“Ich will nicht betteln”

Die Gruppe übernachtete dort, wo Rex in seinem Zelt lebte. Am Morgen nach der Party war das Leergut sortiert. “Ich hatte das Gefühl, du hast ein bisschen auf uns aufgepasst”, sagt Lars zu Rex.

Seit diesem Tag stehen Lars und Rex in Kontakt. Die Krise hat Rex schwer getroffen. Weniger Publikumsverkehr bedeutet weniger Flaschen. “Eigentlich kaufe ich mir mein Essen selbst”, sagt er. Zwischenzeitlich habe er aufgrund von Corona in Mülleimern suchen müssen, weil er zu wenig einnahm.

Deshalb ersann Lars beim täglichen gemeinsamen Frühstück in einem Neustädter Hinterhof die Idee des Abholkalenders. Er gibt Rex jeden Morgen die Termine, dieser holt das Pfand ab. Interessierte können sich anonym online eintragen. Bislang sind die Anfragen für Rex gut zu stemmen.

Den Mut nicht sinken lassen

“Es soll eine Win-win-Situation sein”, sagt Lars. Die Menschen werden ihre Flaschen los und Rex hat Arbeit. Ein verlockendes Angebot, gerade in Zeiten, in denen Homeschooling und Homeoffice vielen über den Kopf wachsen. “Ich könnte mir natürlich auch vorstellen, den ganzen Tag auf einer Bank zu sitzen und Kreuzworträtsel zu machen, aber ich muss mein Essen verdienen”, sagt Rex. “Ich will nicht betteln.”

Deshalb spannt er seinen Anhänger an und macht sich auf Touren quer durch die Stadt. Es handele sich um ein Notprogramm, bis das Leben auf der Straße wieder erwache. Es gehe auch darum, den Mut nicht sinken zu lassen. “Wenn einer hungrig unter einem Baum sitzt, an dem ein Apfel hängt, darf er nicht sitzen bleiben und warten, bis der Apfel vielleicht irgendwann herunter fällt. Er muss hochsteigen und ihn holen!”, sagt Rex.

Wenn das Pfand in Krisenzeiten also nicht zu ihm kommt, muss er zum Pfand gehen. Es gehe auch darum, den Mut nicht sinken lassen und nicht zu verzweifeln. Deshalb macht Rex sich für jede Flasche auf den Weg.

“Die Abholung ist vielleicht auch ein Weg, in Beziehung zueinander zu treten”, sagt Lars Otto.

Pfand-Abholservice Rex

Vogelhochzeit in der Johannstadt

eingestellt am 24.01.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Futterhaus "Zur Vogelhochzeit". Foto: Philine Schlick

Die Vogelhochzeit am 25. Januar ist ein sorbischer Brauch, der auch in der Oberlausitz zelebriert wird. Der Legende nach bedanken sich die Vögel mit Süßigkeiten von ihrer Hochzeit dafür, dass sie im Winter Futter erhalten. Ein guter Tag, um sich der Bedeutung unserer gefiederten Nachbarschaft bewusst zu werden.

Vogelhochzeit, das war für uns Kinder wie eine verspätete Sternschnuppe aus der schon längst vergangenen Weihnachtszeit. Am Morgen (immer noch dunkel und kalt) stand ein Teller Süßigkeiten auf dem Fensterbrett. Darauf lagen “Schmätzchen” – eingefärbte Baiser-Vögel -,  gezuckerte Vögel aus Teig und Vogelnester aus Keks und Nugat, gefüllt mit bunten Zucker-Eierchen. Ein Brauch irgendwo zwischen Nikolaus und Ostern, auch kalendarisch betrachtet.

Gut getarnt auf grauem Stein: Ein kleiner Schwarm Spatzen auf Futtersuche. Foto: Philine Schlick
Gut getarnt auf grauem Stein: Ein kleiner Schwarm Spatzen auf Futtersuche. Foto: Philine Schlick

Schmätzchen zum Hochzeitsfest im “grünen Walde”

Mit dem süßen Teller sollen sich die Vögel der Erzählung nach dafür bedanken, dass sie im Winter gefüttert werden. Sie teilen das Festtags-Bankett ihrer Hochzeitsfeier mit den Menschen. Den Bund der Ehe gehen alljährlich Amsel und Drossel ein und laden sämtliche Vögel zur Feier. Jeder trägt ein Geschenk bei – so berichtet es auch das beliebte Lied “Ein Vogel wollte Hochzeit machen.”

Im Kindergarten wurde diese Zeremonie mit Verkleidungen nachgestellt, wobei es selbstredend beliebte und unbeliebte Vogelrollen gab. Ich zum Beispiel war über die Rolle des Storches damals nur halbherzig erfreut, versuchte meinem Spiel aber mutig Charakter zu verleihen …

Sehet die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater nährt sie doch. Matthäus 6.26

In Anbetracht des Artensterbens ist die Versorgung der Wildvögel wichtiger denn je. Früher mahnte die Großmutter, die Vögel im Sommer nicht zu füttern, “damit sie die Futtersuche nicht verlernen.” Heute bitten Naturschutz-Initiativen inständig darum, weil es zu wenige Insekten und Pflanzensamen gibt, als dass die Vögel sich davon ausreichend ernähren könnten.

Gänse am winterlichen Fährgarten. Foto: Philine Schlick
Gänse am winterlichen Fährgarten. Foto: Philine Schlick

Wer wird Vogel des Jahres?

Besonders schwer hatte es 2020 die Blaumeise, deren Population durch das Bakterium Suttonella ornithocala um mehrere Tausend Exemplare dezimiert wurde. Das berichtet der Naturschutzbund Sachsen (NABU). Der NABU lobt regelmäßig die Wahl zum Vogel des Jahres aus: Die zehn Finalisten stehen seit einer Woche fest. Neben der Blaumeise sind weitere “alte Bekannte” aus der Johannstadt darunter.

Alle Vögel sind schon da

Zu Wahl stehen die polarisierende Stadttaube, die Frühlingsbotin Amsel, das singfreudige Rotkehlchen, die virtuose Feldlerche, der bedrohte Goldregenpfeifer, der “fliegende Edelstein” Eisvogel, der vorwitzige Haussperling, der auffällige Kiebitz und die flinke Rauchschwalbe. Die Porträts hat der NABU auf seiner Seite zusammengestellt.

Während auf die Stadttauben oft geschimpft wird, wird der blauschillernde Eisvogel am Elbufer bei der Fischjagd als Sensation gehandelt. Doch genau betrachtet haben die Tauben ein ebenso leuchtendes, einzigartiges Federkleid.

Tauben sitzen auf dem Schornstein der ehemaligen Schokofabrik. Foto: Philine Schlick
Tauben sitzen auf dem Schornstein der ehemaligen Schokofabrik. Foto: Philine Schlick

Die ungeliebte Taube

Stadttauben sind durch den Menschen kultiviert worden. Sie stammen von verwilderten Haus- und Brieftauben ab. Ihr “Brutzwang” ist angezüchtet. Durch ihre Abstammung von der Felsentaube bevorzugen sie flache, steinerne Vorsprünge zum Brüten. Diese finden sie an Häuserfassaden und machen sich damit regelmäßig unbeliebt.

Um ihre Population einzudämmen und sie damit vor Hunger und Verletzungen zu schützen, kümmern sich Vereine darum, dass Tauben kontrolliert brüten. Ihnen werden Brutstätten zur Verfügung gestellt und die Eier gegen Ton-Eier ausgetauscht. So übernehmen Engagierte Verantwortung für das “menschengemachte” Problem, unter dem die Tiere ebenso leiden.

Schwalbennester an einem Hauseingang. Foto: Philine Schlick
Schwalbennester an einem Hauseingang. Foto: Philine Schlick

Winteraktiver Spatzen-Schatz

Während die Schwalben, in diesem Fall allerdings Mehlschwalben, erst im Frühjahr in die Johannstadt in ihre Nester zurückkehren, hüpft der Sperling das ganze Jahr um die Häuser. In braun-gesprenkelten Schwärmen schwatzen und tschilpen die kleinen Vögel, sodass die Straßen auch im Lockdown nicht still schweigen. Eine Regenwolke? Ungewöhnlicher Durchgangsverkehr? Es liegt was in der Luft? Die Spatzen pfeifen es von den Dächern!

Ein Haussperling in der Fassadenbegrünung. Foto: Philine Schlick
Ein Haussperling in der Fassadenbegrünung. Foto: Philine Schlick

Unsere gefiederten Nachbarn zieren unseren Alltag nicht nur mit Farbe und Gesang. Sie picken Insekten, verbreiten Samen und leisten damit einen Beitrag zum ökologischen Gleichgewicht. Wo sie flattern, zeigen sie Leben an.

Die Sympathien von Seiten des Menschen sind in Bezug auf das Leben um ihn herum meist sehr eigennützig verteilt. Die Vogelhochzeit ist ein Tag, der daran erinnert, dass es Symbiosen und Lebensrealitäten jenseits der menschlichen gibt. Und dass zur Vogelhochzeit alle ihren Beitrag leisten – vom Fink über die Eule bis zur Taube (“die bringt der Braut die Haube”). Fehlte ein Vogel, wäre die Feiergesellschaft nicht komplett.

Vogelprojekte in der Johannstadt

Gespür für Schnee – Ein Winterwimmelbild in der Johannstadt

eingestellt am 19.01.2021 von Anja Hilgert (ZEILE), Headerbild: Winterlandschaft mit frohen Tupfen. Foto: Anja Hilgert

Winterweiße Weite – wie hat das gut getan: Die ganze Welt und alles darin verhüllt in Schnee soweit die Blicke reichen. Wie erfreulich, wie erlösend, als endlich mit diesem Wochenende sogar hier unten im Talkessel sich die Schneedecke über die innerstädtische Bewohnerschaft niedersenkte.

Und dann die Frage: Darf man sich freuen, an den vielen kunterbunten Tupfen und Punkten im Bild, die über die weißen Wiesen und Grünanlagen sich bewegen, kullern, drehen, springen, gleiten – darf man sich freuen, denn es sind Menschen, die sich da in der Winterlandschaft tummeln.

Menschen, die sich bewegen, zu Fuß, auf Skiern, mit Schlitten! Stadtbewohner*innen mit ihren Kindern, große und kleine, die einzeln und in kleinen Gruppen die Gelegenheit nutzen, endlich, endlich auch in den Schnee hinaus zu ziehen, den wir in solcher Ausschließlichkeit seit Langem nicht mehr hatten.

 

Bunt gepunktete Johannstädter Winterlandschaft.   Foto: Constanze Böckmann

Foto: Anja Hilgert

Gespür für Schnee

Alle diejenigen, die in den vergangenen Januarwochen artig im 15-Kilometer-Radius verblieben sind, die keine Hütte, kein zweites Häuschen, auch keine engen Verwandten haben, vielleicht nicht einmal ein Auto, um in die Zittauer oder Lausitzer Hügel oder gar ins verschneite Erzgebirge zu entfliehen, folgten ihrem Gespür für Schnee. 

Denn es war richtig, richtig Winter geworden. Winter, der schneekristallklar und eisig schneidend die ganze Umgebung in ein reines, klares Erscheinungsbild bringt, Konturen stärker zeichnet, Strukturen deutlicher malt, um alles Wesentliche in volle Sichtbarkeit zu heben.
Eine Zauberwelt aus Eisjuwelen, Klarheit und Sternchenglitzer.

 

Winterüberraschungen   Fotos: Anja Hilgert

 

Mit wippender Zipfelmütze im Winterwimmelbild

Das Sehnen wurde erhört. Petrus öffnete die Himmelspforten und Frau Holle schüttelte ihre Betten über uns aus. Die Menschen alle antworteten mit purer, kindlicher Freude. Zogen die bunten Anzüge und Jacken, Schneestiefel und Zipfelmützen an und wippten damit durchs Bild der unendlich weißen Landschaft.

Sogar an einem Montag, der doch im Normalgetriebe menschenleer in seinem Wochenanfangs-Takt verläuft, waren die Hänge bevölkert und Kinderscharen mit und ohne Eltern waren draussen, an der frischen Luft, mit hochroten Wangen. Die Ufer entlang der Elbe gaben ein Winterwimmelbild.
Ausgelassen den Hang runter rutschen, sich ganzkörperlich in die Schneemassen stürzen, mit der treibenden Flockenherde tanzen oder rücklings im Schnee liegen, mit Armen und Beinen rudernd zum Engelchen werden: So ist Winterwonne. Wirklich witzig, wie ausgerechnet der Winter, dieser harte Geselle wirkt, wenn er wie wild das Kind in dir weckt.

 

 

 

Figuren im Schnee und neue Formen der Besiedlung. Fotos: Anja Hilgert

So viele Schneemänner und überhaupt Schneekunstwerke wie in diesem Jahr hat die Stadt wohl noch nicht gesehen. Klar, jetzt war die Chance, mit Kindern oder ohne, auch allein, einfach nur ‘raus zu gehen, gemeinsamen Spaß und etwas zum Staunen zu haben.

 

Wer rollt die dicksten Kugeln

Pulver- oder Pappschnee, verharscht oder schon matschig, der Schnee kam in jeder Konsistenz gerade recht: Hauptsache, es war Material genug da. Die Wiesen hatten zum Glück für alle genug zu bieten. Es wurden Kugeln gerollt in sämtlichen Dicken und Größen, manche nur mit vereinter Kraft überhaupt noch zu drehen, manche liebevoll filigran wie aus Marmor so glatt. Mancher Mann war herausgefordert, die immer größer werdende Rolle zu stemmen und Kinder riefen vereint ihre Kräfte zusammen und packten mit Hau und Ruck eine auf die andere Kugel, größer als sie selbst übereinander.

Eiskugel-Rollen Fotos: Anja Hilgert

 

 

 

 

 

Ideen, wie dem ungehemmt rieselnden Weiß zu Leibe zu rücken war, gingen nicht aus. Mit Schippe, Plaste oder Tüte, mit verlorenem Handschuh und bloßen Händen oder mit Eimerchen und Schaufel – die Leute ließen sich alles mögliche einfallen, um den unbändigen Schnee zu formen.
Soviel Eifer und Kreativität, wo doch klar ist, dass es fast nur für den Moment und auf gar keinen Fall für die Ewigkeit ist, was da geschaffen wird.

Voller Eifer im Moment

Das haben Ronja und Pauline erfahren, denen ihr erstes Schneekugelhaus am Ende eingekracht wurde. Oder Luna und Auri, die den Kugelturm ihres Schneemannes eingestürzt fanden, als sie am nächsten Tag wieder gucken waren. Trotzdem fingen sie gleich wieder von vorne an. Und innerhalb einer Stunde so viele Kugeln zu rollen, um mannshoch ein Haus daraus aufzutürmen – das ruft nach Stadtmeister*innenschaft!

 

In nur einer Stunde errichtet: Johannstädter Eiskugelhaus Foto: Anja Hilgert

 

Bautechniken gibt es viele. Jede*r weiss noch einen Kniff, wie es besser hält, wie vielleicht noch ein eingefügter Stock die Ärmchen oder Bausteine verbindet und die Kugeln doch noch von aussen verschmiert und geschmirgelt besser haften, um gut und lange dazustehen.
Die städtische Landschaft jedenfalls erlebte einen Schmuck, der den diesjährigen Winter kürte. Und ja, in blanker Freude am Vergnügen lauter Schönes hervorbrachte.

 

Lauter Wasser

Wenn sie scheinen würde, die Sonne, ließe sich dieses Lied gut anstimmen und würde das Drama, das sich nun binnen eines Tages abspielt, mildern. Mit einem Mal schwindet die ganze wunderbare Welt der noch jungen Geschöpfe.

Nun scheint die Sonne so hell sie kann,
vor dem Walde, vor dem Walde.

Da fängt der Schneemann zu schwitzen an,
vor dem Walde, vor dem Walde.

Über uns, die wir nassgrau noch mitten im Januar stecken, ist weder der Himmel blau, noch strahlt die Sonne. Für Frühlingsgefühle ist es längst noch zu früh. Die Zeichen stehen eher nach Verlängerung des Einerleis.

Vor Wut wird er schon ganz gelb und grau,
und immer glänzt der Himmel klar und blau,
vor dem Walde, vor dem Walde.

Vielleicht werden nun, nach dem Getobe draußen, noch ein paar Erinnerungen zu Papier gebracht. Vielleicht wird in der Wohnung das Grinsen von manchem Schneemann noch ein bisschen in die Breite gezogen und es entsteht ein bunt gemaltes Winterwimmelbild, ein Gedicht, eine Schneegeschichte?

Ach, armer Schneemann, was wird aus Dir?
Lauter Wasser, lauter Wasser.

Von Hals und Nase schon rinnt es hier,
immer nasser, immer nasser

Die Zeit vergeht, kommt der Frühling her;
Die Lerche singt: „Hier ist kein Schneemann mehr,
lauter Wasser, lauter Wasser.“

Die Schwalbe ruft: „Er ist nicht mehr dort
Vor dem Walde, vor dem Walde!“

Der Rabe schreit: „Er ist endlich fort
Vor dem Walde, vor dem Walde!“

Wer Lust hat, malt und klebt und schreibt und dichtet und schickt seinen Beitrag an die Stadtteilredaktion, die dieses wunderbare Erleben von echtem Winter mit Euch gern in die Länge ziehen würde! 

Der Bach, der fließt durch das helle Land,
die Blumen blühen, wo der Schneemann stand,
vor dem Walde, vor dem Walde.

 

Fensterbrettschneemann Foto: Beate Sachsenweger

 

Vielfältige Einsendungen erbeten an: redaktion@johannstadt.de!

Klimawandel: 2020 war in der Bilanz wieder zu warm

eingestellt am 14.01.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Gießkannendemo am Johannstädter Elbufer zum 1. Mai. Foto: Marcel Naujoks

In der Wahrnehmung vieler war das Jahr 2020 kühler und feuchter als 2019. Das lag an dem regnerischen Herbst und dem vergleichsweise nicht so heißen Sommer. Doch in der Bilanz war auch das vergangene Jahr zu warm und zu trocken. Für Dresden besteht besonders die Gefahr von Hochwasser, teilt die Stadt in einer Pressemitteilung mit.

Nach 2018 und 2019 war das Jahr 2020 für Dresden das drittwärmste Jahr seit 1961, berichtet das Dresdner Umweltamt. Mit 11,03 Grad Celsius habe die Jahresmittel-Temperatur an der Station Dresden-Klotzsche zum dritten Mal in Folge die 11-Grad-Marke überstiegen und den Klimareferenzwert 1961 bis 1990 um 2,1 Grad.

„Die zurückliegende Dekade 2011 bis 2020 war so warm wie nie“, stellt Franziska Reinfried, Meteorologin im Dresdner Umweltamt fest. Weiter erklärt sie: „Fünf der wärmsten Jahre lagen in dieser Periode. Das Zehnjahresmittel liegt 1,5 Grad über dem Klimareferenzwert 1961 bis 1990. Damit ist das 1,5-Grad-Ziel, auf die die Erderwärmung laut Pariser Abkommen von 2015 beschränkt bleiben sollte, in Dresden schon erreicht.“

Kälte und Frost fehlen vor allem den Pflanzen

Alle Monate im vergangenen Jahr waren erheblich zu warm – die einzige Ausnahme stellt der Mai dar. In den Monaten Januar, Februar, April und August überstiegen die Monatsmittel-Temperaturen den langjährigen Vergleichswert um drei bis über fünf Grad.

Es fehlte besonders am Frist. 2020 wurde die geringste Anzahl an Eistagen (Tage, an denen die Tagesmaximum-Temperatur unter dem Gefrierpunkt bleibt) seit 1961 gemessen. Es gab nur einen einzigen Eistag, den 25. Januar 2020. An diesem kältesten Tag im letzten Jahr betrug die Tagesmaximum-Temperatur – 0,6 Grad Celsius.

Wasserschöpfen über den improvisierten Steg bei der 1. Gießkannendemo 2020. . Foto: Marcel Naujoks

Im Zeitraum 1961 bis 1990 traten durchschnittlich 27 solcher Eistage auf. Auch die Anzahl der Frosttage (Tage, an denen die Tagesminimum-Temperatur unter 0 Grad fällt) lag 2020 mit 50 deutlich unter dem Klimamittelwert von 81 Frosttagen. Die fehlende Kälte kann sich negativ auf die Pflanzenwelt auswirken. Pflanzenarten, die an die kalte Jahreszeit angepasst sind, benötigen eine durchaus frostige Winterruhe. Bei zu milden Temperaturen bestehe die Gefahr eines zu frühen Austriebs. Bei Spätfrosten können Blüten oder Fruchtansätze abfrieren.

Der Sommer 2020 war nicht so heiß wie in den beiden Vorjahren, aber es gab eine deutlich spürbare Hitzewelle im August. Zwischen dem 7. und 21. August 2020 stiegen die Tageshöchsttemperaturen fast täglich über 30 Grad Celsius. Der heißeste Tag 2020 war der 9. August mit einer Maximum-Temperatur von 34,4 Grad Celsius, gemessen an der Station Dresden-Klotzsche.

Außergewöhnlich viel Regen im Februar, August und Oktober

Die seit 2017 feststellbare Trockenheit dauerte auch 2020 an. Über die vergangenen drei Jahre (November 2017 bis Oktober 2020) hat sich ein Niederschlagsdefizit von 480 Millimetern auf den Quadratmeter aufgebaut. Das entspricht etwa zwei Drittel eines durchschnittlichen Jahresniederschlages.

Das Jahr 2020 allein betrachtet, fiel die Bilanz etwas positiver aus: Während in den beiden Vorjahren nur 63 bzw. 75 Prozent der durchschnittlichen Niederschlagsmenge gemessen wurden, erreichte die Regensumme im Jahr 2020 mit 536 Millimeter immerhin 80 Prozent des Klimareferenzwertes.

Immer wieder blockierten Wetterlagen über Mitteleuropa den Durchzug regenbringender Tiefdruckgebiete. Dadurch ergaben sich erhebliche Niederschlagsdefizite im Januar (- 62 Prozent), April (- 96 Prozent), Juli (- 75 Prozent), November (- 88 Prozent) und Dezember (- 64 Prozent). 2020 verzeichnete Dresden den bisher trockensten Frühling seit 1961.

Blick auf die Elbe. Foto: Anja Hilgert (Archiv)
Blick auf die Elbe. Foto: Anja Hilgert (Archiv)

In den meisten Dresdner Bachläufen war über das Frühjahr und den Sommer kein Tropfen Wasser mehr zu sehen.
Insgesamt gab es im vergangenen Jahr 30 niederschlagsfreie Tage mehr im Vergleich zur Klimareferenzperiode 1961 bis 1990. Trotz dieser geringeren Anzahl an Niederschlagstagen regnete es außergewöhnlich hohe Mengen im Februar (+ 127 Prozent), August (+ 57 Prozent) und Oktober (+ 131 Prozent).

Jetstream wird langsamer

Diese extremen Unterschiede von Defiziten und Überschüssen in Folge beständiger Wetterlagen treten seit einigen Jahren immer häufiger auf. Sie stehen im engen Zusammenhang mit der Erwärmung der Arktis und der damit verbundenen Ausprägung des Jetstreams. Der Jetstream, ein wellenförmiges Starkwindband über den mittleren Breiten, ist wetterbestimmend für Mitteleuropa.

Durch dieses Starkwindband werden die Hoch- und Tiefdrucksysteme in einer Westströmung über unsere Breiten hinweggeführt. Antrieb für den Jetstream ist der Temperaturunterschied zwischen Arktis und Äquator. Durch die stark ansteigenden Temperaturen in der Arktis verringert sich dieser Temperaturunterschied und damit der Energie-Input für den Jet. Er wird langsamer. Daher dehnen sich die Wellen des Starkwindbandes stärker nach Norden und Süden aus. Sie bleiben länger stabil. Wir spüren dies durch anhaltende, beständige Witterungsabschnitte.

Bodenwasser bis in tiefe Schichten ausgeschöpft

Besonders deutlich wurden diese Bedingungen in den letzten drei Jahren. Geringe Niederschlagssummen, durchgängig hohe Temperaturen und intensive Sonnenstrahlung sorgten für Wassermangel. Bei hohen Temperaturen und viel Sonnenschein herrscht eine hohe potentielle Verdunstung. Das bedeutet, es besteht ein großes Sättigungsdefizit in der Atmosphäre. Die Atmosphäre ist bestrebt, dieses Defizit auszugleichen, wird in der Pressemitteilung des Umweltamtes erklärt.

Gießkannen auf dem Trinitatisfriedhof. Foto: Philine Schlick

Demzufolge werde das Wasser aus dem Boden gesaugt. Aufgrund des Niederschlagsdefizits in den letzten Monaten wurde das Bodenwassers bis in tiefe Schichten ausgeschöpft. Hinzu komme, dass durch den Wassermangel kaum tatsächliche Verdunstung stattfinden kann und es somit an Verdunstungskühle fehle. Wo kein Wasser, da keine Verdunstung. Somit erwärmt sich die bodennahe Luft zusätzlich, da über den fehlenden Verdunstungsprozess keine Energie der Atmosphäre entzogen wird.

Neue Werte beinhalten den Klimawandel

Mit Vollendung des Jahres 2020 steht nun die neue Klimareferenzperiode von 1991 bis 2020 zur Verfügung. Klimatologische Kenngrößen – also die Klimadaten eines Ortes, einer Region oder global – werden nach den Vorgaben der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) über einen solchen 30-Jahreszeitraum bestimmt. Diese Klimawerte dienen als Referenz. Sie werden vor allem für Temperatur, Niederschlag, Sonnenscheindauer, aber auch Eis-, Frost-, Sommertage und heiße Tage berechnet. Anhand dieser Mittelwerte können z. B. aktuelle Witterungsereignisse in Bezug gesetzt, Abweichungen oder Anomalien bestimmt werden.

Die Verschiebung des aktuellen Klimareferenzwertes 1961 bis 1990 zur neuen Referenzperiode 1991 bis 2020 wird sich in den Auswertungen deutlich zeigen. Monats- oder Jahreswerte, die bisher als erheblich oder extrem zu warm eingestuft wurden, werden im Vergleich zum neuen Klimamittel 1991 bis 2020 als eher „normal“ gewertet. Denn die stärkste und auch schnellste Erwärmung fand genau in der Zeit seit den 1990er Jahren bis heute statt.

So liegt das Klimamittel der Lufttemperatur für den Zeitraum 1991 bis 2020 bei 9,8 Grad Celsius, also 0,9 Grad über dem bisherigen Referenzwert 1961 bis 1990. Die Jahresniederschlagssumme hat gegenüber der Periode 1961 bis 1990 um fünf Prozent abgenommen. Die Sonne schien im Durchschnitt des Zeitraums 1991 bis 2020 14 Prozent länger im Vergleich zur bisherigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Die neuen Klimamittelwerte beinhalten faktisch den Klimawandel.

Wetter wird sich durch Extreme auszeichnen

Werden die zukünftigen Monatsmittelwerte in Bezug zu der neuen Referenzperiode gesetzt, wird es häufiger durchschnittliche und möglicherweise auch häufiger zu kühle Monate geben. Dies bedeutet aber nicht, dass der Klimawandel aufgehört hat.

Sternchen der Roten Liste auf den Elbwiesen

Vielmehr muss man sich verdeutlichen, dass die Bedingungen der letzten Jahre zukünftig für uns „normal“ sein werden: höhere Temperaturen, Hitzeperioden, Trockenheit, intensivere Starkniederschläge gehören zur Regel. Doch dabei wird es nicht bleiben. Denn die Klimaerwärmung verläuft nach wie vor ungebremst weiter. So werden sich die benannten Witterungsextreme weiter verschärfen – mit dramatischen Folgen für Flora, Fauna, die menschliche Gesundheit und das gesellschaftliche Leben.
Da die Erderwärmung in einer Geschwindigkeit erfolgt, die bisher in der Erdgeschichte unbekannt ist, haben Pflanzen, Tiere und auch der Mensch kaum eine Chance, sich auf natürlichem Wege an die veränderten Klimabedingungen anzupassen. So müssen Maßnahmen getroffen werden, die die Auswirkungen der Klimawandelfolgen abmildern.

Jede*r kann etwas tun

Für Dresden bestehen vor allem die Gefahren vor Hochwasser und lokaler Überflutungen durch Starkregenereignisse sowie zunehmende Gesundheitsbelastung durch Hitze, Verbreitung neuer Krankheitserreger und Allergene. Eine recht wirkungsvolle Maßnahme zur Abmilderung dieser Gefahren sind beispielsweise Grünflächen in der Stadt. Sie dienen u. a. als Rückhalteflächen bei Starkniederschlägen und sind für ihre klimaregulierende Wirkung und CO2-Bindung von hoher Bedeutung. Welche Maßnahmen noch getroffen werden können, um die Stadt widerstandsfähiger gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels zu machen, sind der städtischen Planungshinweiskarte Stadtklima im Themenstadtplan unter stadtplan.dresden.de zu entnehmen.

Viel wichtiger ist es jedoch, die Ursachen der Klimaveränderung zu bekämpfen, d. h. die Klimaerwärmung zu stoppen. Denn auch die Anpassungsmaßnahmen werden ihre Grenzen haben, insbesondere, wenn die Erderwärmung über 1,5-Grad hinausgehen wird. Jede*r kann und sollte seinen Beitrag leisten. Öfter das Auto stehen lassen, den Fleischkonsum reduzieren, das Kauf- und Konsumverhalten überdenken, regionale Produkte bevorzugen – jede*r kann sein Verhalten überdenken und verändern. Das neue Jahr ist noch jung.

Weitere Informationen

  • www.stadtplan.dresden.de

Am Mittwoch: Stadtweiter Probealarm

eingestellt am 13.01.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Übersicht aller Sirenen in Sachsen. Quelle: Stadt Dresden

Obacht! Wenn um 15 Uhr stadtweit die Sirenen und Lautsprecher tönen, handelt es sich um einen von vier regulären Probealarmen. Der nächste findet im April statt.

Am Mittwoch ertönen in Dresden um 15 Uhr für zwölf Sekunden die Sirenen zum Probealarm. Die Stadt testet ihre Anlagen, damit das Warnsystem für die Bevölkerung im Ernstfall einwandfrei funktioniert.

Über 200 Anlagen in Dresden

Viermal im Jahr, jeweils am zweiten Mittwoch des Quartals, überprüft das städtische Brand- und Katastrophenschutzamt auf diese Weise die Funktionstüchtigkeit aller Sirenen. Zusätzlich nimmt Dresden einmal im Jahr am bundesweiten Warntag teil. Der erste war am 10. September 2020, der nächste ist am 9. September 2021 geplant.

Mit mehr als 200 Anlagen ist Dresden nahezu flächendeckend ausgestattet und verfügt über eines der modernsten Sirenen-Warnsysteme in Deutschland. Besonderheit in Sachsens Landeshauptstadt ist, dass zusätzlich zu den Signaltönen auch Sprachdurchsagen gesendet werden können. Somit kann die Warnung mit konkreten Hinweisen versehen werden. Der nächste reguläre Probealarm in Dresden ist am Mittwoch, 12. April 2021, ebenfalls 15 Uhr, geplant.

Elefanten-Parade an der Dürerstraße

eingestellt am 06.01.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Da steht ein Elefant auf dem Flur ... Foto: Philine Schlick

Wer in das Treppenhaus des Radskellers an der Dürerstraße späht, macht eine ungewöhnliche Entdeckung. Dort hat sich, im fahlen Neonlicht, die Elefanten-Parade des Zirkus Sarrasani samt Clown versammelt. Wie kommt sie dahin?

Die Tür zum Radskeller ist nur angelehnt und als ich sie aufziehe – sehe ich wie hinter einem sich öffnenden Vorhang weiße Elefanten! Ein Augenblick zum Augenreiben! Die kenne ich doch. Natürlich, es sind die Elefanten vom Zirkusbrunnen am Carolaplatz in der Neustadt. Der Brunnen ziert die Nachbarschaft der WGJ-Wohnhäuser an Sarrasani- und Ritterstraße, den “Geschwistern” der Johannstädter WGJ-Häuser.

Die Sarrasani-Parade in Weiß im Flur des Radskellers. Foto: Philine Schlick
Die Sarrasani-Parade in Weiß im Flur des Radskellers. Foto: Philine Schlick

Tiere und Clown gleichen einander bis auf die kleinste Hautfalte. Mit dem Unterschied, dass die Zirkus-Parade an der Dürerstraße nicht metallisch glänzt und hier und da schon ein Stück vom Ohr oder vom Rüssel eingebüßt hat. Geschaffen hat die Attraktion en miniature der Bildhauer Vinzent Wanitschke.

Bronzene Zwillinge in der Neustadt

“Die Gussfiguren sind Eigentum der WGJ, geschaffen als Auftragsarbeit im Jahr 2007. Eröffnet wurde der Zirkusbrunnen mit Abschluss der Sanierungsarbeiten an den Wohnhäusern Sarrasani- und Ritterstraße”, erklärt Yvonne Ahlheit vom Verein JohannStadthalle.

Der Zirkusbrunnen der WGJ am Carolaplatz in der Neustadt. Foto: Philine Schlick
Der Zirkusbrunnen der WGJ am Carolaplatz in der Neustadt. Foto: Philine Schlick

“In der Johannstadthalle wurde 2011 eine große Ausstellung mit Werken des Künstlers gezeigt und aus dieser Zeit stammen auch die Rohlinge für den Guss der Bronzefiguren”, ergänzt ihre Kollegin Claudia Tronicke. Der Künstler überließ der WGJ die Figuren als Geschenk. Ihr derzeitiger Standort “bot sich zur Aufbewahrung an”, sagt Julia Grotjahn von der WGJ.

Im Jahr nach der Ausstellung verstarb Vinzenz Wanitschke wenige Monate vor seinem 80. Geburtstag. Nicht nur mit dem Zirkusbrunnen schmückte er das Dresdner Stadtbild. Der Brunnen “Drei Grazien” am Hotel Bellevue wurde ebenso von ihm geschaffen wie der “Trinkbrunnen” auf der Prager Straße. Auf der Brühlschen Terrasse ist sein “Planetendenkmal” zu bestaunen, das die Erdkugel darstellt, aus der sich Kristalle herausschieben und den Wandel der Welt symbolisieren.

Wenn der Vorhang gefallen ist …

In der Johannstadt künden – an ungewöhnlichem Ort – also die kalkweißen Gipsfiguren vom Wirken des Meisters Wanitschke. Einen nahezu gespenstischen Eindruck machen die naturalistisch dargestellten, wenngleich unnatürlich kleinen Tiere. Ihre freundlichen Gesichter machen diesen Eindruck wieder wett.

Am Zirkusbrunnen laufen sie artig ihre Parade, im Flur des Radskellers scheinen sie ihren eigenen Interessen zu folgen. Sie stecken die Köpfe zusammen, rüsseln zärtlich miteinander. Einer hat sich abgewandt und betastet die Wand. Stolz reckt der größte den Rüssel, als verkünde er eine anstehende Sensation. Von Freiheit können sie, die wasserlöslichen, dennoch nur träumen – ebenso wie ihre lebenden Vorbilder annodazumal.

Die Gipsformen waren die Guss-Vorlage für den Zirkusbrunnen am Caroplaplatz. Foto: Philine Schlick
Die Gipsformen waren die Guss-Vorlage für den Zirkusbrunnen am Carolaplatz. Foto: Philine Schlick

Ein Stück Zirkusgeschichte in der Johannstadt

Im Jahr 1912 eröffnete am Carolaplatz das Circus-Theater 500 des Radebeuler Zirkusunternehmens Sarrasani. Der massive Rundbau beheimatete den ersten stationären Zirkus Europas, in dem über 3800 Menschen Platz fanden. Legendäre Bilder gaben die Sarrasani-Elefanten ab, wenn sie gegenüber der Brühlschen Terrasse zum Baden in die Elbe geleitet wurden.

Am 13. Februar 1945 gab der Zirkus an diesem Platz seine letzte Vorstellung, als britische Bomber bereits Kurs auf Dresden genommen hatten. Das Gebäude wurde vollständig zerstört. Fritz Mey gründete den „deutschen Sarrasani“ 1956 neu (es gab 1948 bereits eine Neugründung in Argentinien), jedoch erlangte das Unternehmen nie mehr jene Dimension, die es vor dem Zweiten Weltkrieg hatte.

Die weißen Elefanten an der Dürerstraße sind also nicht nur Produkte eines künstlerischen Prozesses, sondern ein Stück Zirkus- und damit Stadtgeschichte. Flüchtiger als ihre bronzenen Konterfeis, aber in ihrer Schlichtheit und Versehrtheit berührend schön.