2020 wird ein heißes Pflaster: Was in der Johannstadt jetzt für die Bäume getan wird

eingestellt am 30.04.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Der Klimawandel bringt Trockenheit und Hitze. Foto: Philine Schlick

Der April bestätigt bislang die Prognosen eines erneut viel zu trockenen Sommers. Dürre bedroht die Sauerstoffspender der Stadt: Die Bäume. Die Stadt hat ihr Konzept vom Schutz von Straßenbäumen im Stadtgebiet aktualisiert. Akteur*innen der Johannstadt wie Stadtteilbeirätin Marie Engelien warten in Zusammenarbeit mit Stadtteilverein und NaJo zudem mit Ideen für Baumschutz-Aktionen auf – und am 1. Mai findet am Elbufer eine Gießkannen-Demo statt.

Stadt plant mehr Straßenbäume

Auf allen kommunalen Flächen in Dresden wachsen insgesamt rund 104.000 Bäume. Davon 35.000 in Gärten und Parks, auf Spielplätzen und Flächen des Schulverwaltungsamtes sowie rund 15 000 Bäume an Gewässern und auf sonstigen kommunalen Flächen. Bei 54.500 von ihnen handelt es sich um Straßenbäume. Im Jahr 2009 beschloss der Stadtrat ein Straßenbaumkonzept zu deren Betreuung, das 2020 fortgeschrieben wird.  Die Zahl der Straßenbäume soll sich laut Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen erhöhen:

“In der Fortschreibung des Konzeptes gehen wir von einem mittelfristigen Bestand von 64 300 Bäumen aus. Dafür brauchen wir auch mehr Platz auf und unter den Straßen”, sagt Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen. “Der Klimawandel erfordert neue Prioritäten für die Gestaltung von Straßen, wie wir in den vergangen Jahren auch in Dresden gemerkt haben. Dazu gehört die Neuordnung des Straßenraumes und der unterirdischen Leitungen.”

Ein Baum kostet 4200 Euro

Eva Jähnigen fordert, den Baumbestand aktiv zu schützen und alle Möglichkeiten zur Neupflanzung von Bäumen voll auszuschöpfen. Sie verweist zudem auf die Herausforderungen, die sich durch die Trockenheit der letzten Jahre und Krankheits- und Schädlingsbefall ergeben. “Nicht zuletzt benötigen wir entsprechende personelle und finanzielle Voraussetzungen, um mehr Straßenbäume pflanzen zu können.”

Allee aus Urweltmammutbäumen, 2019. Quelle: Henning Seidler

Die Kosten für die Pflanzung eines Baumes (mit Planung, Substrat, Verankerung, Bewässerungs- und Belüftungseinrichtung, Fertigstellungspflege) haben sich laut Mitteilung der Stadt mit einer Steigerung von 2500 Euro auf 4200 Euro fast verdoppelt.

Im Fokus der Aktualisierung des Konzeptes stehen neben den überwärmten Stadtteilen die rund 3000 Nebenstraßen. Anhand digitaler Daten wurde untersucht, an welchen Stellen Pflanzungen möglich sein können. Die sogenannte Straßenbaumliste wurde ebenfalls überarbeitet. Sie beinhaltet eine auf Dresdner Verhältnisse abgestimmte Listung von 132 Straßenbaumarten und 262 Straßenbaumsorten.

Baustelle vs. Baumstelle

Nicht selten kollidieren die Wünsche nach Stadtbäumen mit der Umsetzung von Verkehrs- oder Bauvorhaben.

Seit 2009 haben sich außerdem viele gesetzliche Grundlagen und Rahmenbedingungen besonders für das Nebenstraßennetz verändert. Die Regelungen der UN-Behindertenrechtskonvention zu Mindest-Durchgangs-Breiten auf Fußwegen sind umzusetzen. Ebenso sind die Forderungen aus dem Bauordnungsrecht zur Sicherung des Brandschutzes und der Gewährleistung eines zweiten Rettungsweges an Gebäuden zu erfüllen, woraus sich Einschränkungen bzw. Verluste von Baumstandorten ergeben.

Die Linden wurden Mitte der 70er Jahre von Anwohnern gepflanzt. Nun hat der Investor Aldi sie fällen lassen.

Auch in der Johannstadt sorgten im vergangenen halben Jahr Baumfällungen für Ärger. An der Pfeifferhannsstraße wurden im November 2019 erst Linden zugunsten der neuen Aldi-Nord-Filiale gekappt. Im Februar fielen zugunsten breiterer Feuerwehrzufahrten im Innenhof Pfeifferhanns-/Florian-Geyer-Straße Bäume unweit des beliebten innerstädtischen Spielplatzes. Eine von Anwohner*innen eingereichte Petition kam zu spät.

Straßenbäume für die Hertelstraße?

Dass den Johannstädter*innen Bäume zur Lebensqualität wichtig sind, hat sich nicht nur im Unmut über die o.g. Fällungen gezeigt. Das beim Johannstadtforum im Oktober 2019 vorgestellte Bürgerprojekt “Wandernde Baumallee” der Nachhaltigen Johannstadt 2025  stellte sich als Publikumsliebling heraus. Die Idee der mobilen Baumallee traf allerdings bei der Stadt auf etliche Bedenken und wurde verworfen.

Stattdessen treibt die NaJo derzeit voran, auf der Hertelstraße dauerhaft Platz für fünf Straßenbäume zu schaffen. Als Bedingung sieht die Stadt Dresden eine positive Mehrheit der ansässigen Bürgerschaft an, die mithilfe eines Onlinefragebogens der TU Dresden ermittelt werden soll.

Annekatrin Duch vom Projekt NaJo 2025 sieht gute Chancen: “Die Aufenthaltsqualität der Straße ist gering. Bäume würden die Straße beleben.” Die Stadt will das Projekt mit 50.000 fördern, die NaJo Hochbeete, Sitzbänke und Fahrradbügel beisteuern, um unter den Bäumen Platz zum Verweilen und für den nachbarschaftlichen Austausch zu schaffen.

Die Pflanzungen sollten im November 2020 beginnen – nun steht der Plan aufgrund der verhängten Haushaltssperre auf der Kippe.

Was tun für den Baumschutz?

Marie Engelien ist Schülerin und ganz frisch in ihrem Amt als Stadtteilbeirätin.  Die Auswirkungen der Klimakrise wurden ihr in ihrem Auslandsjahr in Kanada spürbar vor Augen geführt: “An der Westküste Kanadas sollte es eigentlich regnerisch sein. Dort ist kein Tropfen gefallen.” Zurück in der Johannstadt trat sie an den Stadtteilverein heran, um sich in ihrem Viertel für Umweltschutz und die Interessen von Jugendlichen einzusetzen.

Die Corona-Krise legte von ihr angeschobene Projekte wie die künstlerische Gestaltung von Stromkästen mit Graffiti erst einmal auf Eis. Derzeit radelt Marie Engelien durch die Stadt, um Bäume zu vermessen. Sie möchte Kandidaten für die Initiative “Nationalerbe Baum” im Stadtgebiet ausfindig machen. Das Projekt soll uralten Bäumen ein “Altern in Würde” mit entsprechender Pflege ermöglichen.

Weiterhin weist Marie Engelien auf den Handlungsleitfaden des NABU zur Fällung von Bäumen hin. Zwischen dem 1. März und dem 30. September – der Vegetationsperiode – dürfen Gehölze auch mit einer Ausnahmegenehmigung nicht gefällt werden. Der Leitfaden berät über die Möglichkeiten der Intervention bei einer beobachteten widerrechtlichen Baumfällung.

Gemeinsam mit Bertil Kalex vom Stadtteilverein möchte Marie Engelien ein Projekt zur Übernahme von Baumpatenschaften auf den Weg bringen. Bürger*innen sollen einzelne Bäume in ihre Obhut nehmen. “Sicher wird nicht viel zu tun sein, außer gegebenenfalls den Baum etwas zu wässern, wenn dieser Sommer wieder so schrecklich trocken wird. Je nach dem wie viele Freiwillige sich finden, könnten sicher auch mehrere einen Baum übernehmen, was wiederum sicher den Austausch zwischen den Nachbarn stärken würde”, beschreibt sie die Idee.

Gießkannen-Demo am 1. Mai

Auch die Obstbäume auf den Johannstädter Elbwiesen leiden aktuell unter der Trockenheit. Vor zwei Jahren wurde oberhalb des Bootshauses eine neue Streuobstwiese angelegt. Der Untergrund macht es den Bäumen nicht leicht: Nur eine dünne Humusschicht bedeckt den von Trümmern durchzogenen Boden. Hinzu kommt der drohende dritte dürre Sommer in Folge.

Am Freitag hat die Versammlungsbehörde eine Ausnahmegenehmigung für eine “pluralistische Gießkannen-Demo” erteilt. Die Veranstaltung ist auf 15 Menschen beschränkt. Ab 14 Uhr gießen unter den erforderlichen Hygienevorkehrungen engagierte Bürger*innen eine Stunde lang in einer Gießkannenkette die neu angepflanzten Bäume auf den Streuobstwiesen.

Fahne der “Pluralistischen Gießkannendemo” am 1. Mai 2020. Foto: Philine Schlick

Sie wollen damit nicht nur auf die dramatischen Klimaentwicklungen aufmerksam machen, sondern auch auf die Relevanz der Stadtteiletats und die Arbeit der Stadtbezirksbeiräte verweisen. Die derzeitig verhängte Haushaltssperre gefährdet besonders kleine Projekte zur Bürgerbeteiligung im Viertel und damit auch Initiativen für Nachhaltigkeit und Umweltschutz.

Das BunTschuhstraßenfest wird verschoben und braucht neue*n Organisator*in

eingestellt am 29.04.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Das Bundschuhstraßenfest findet 2020 als Ersatz für das Bönischplatzfest am 26.9. statt. Foto: Philine Schlick

Statt dem “Bönischplatzfest” sollte dieses Jahr im Juni baustellenbedingt das “BunTschuhstraßenfest” gefeiert werden. Erstmalig ist der Stadtteilverein Johannstadt Träger der Veranstaltung, die nun wegen Corona auf den Herbst verschoben werden muss. Der Verein sucht deshalb einen neuen “Hutmenschen” für die Organisation der Veranstaltung.

Verschoben ist nicht aufgehoben

Was macht eine richtig gute Party aus? Selbst gemachtes Essen, verrückte Showeinlagen, Tanz, begeisterte Menschen … ? Bei einem ersten Treffen im Frühjahr hatten sich Akteur*innen des Stadtteils den Kopf zerbrochen, wann und wie das diesjährige “Bönischplatzfest” über die Bühne gehen soll. Die Planungen liefen auf Hochtouren, dann grätsche das Corona-Virus dazwischen. Gefeiert werden soll trotzdem, wenn auch später im Jahr.

Foto: Matthias Kunert

Da der Bönischplatz seit März baulich umgestaltet wird, konnte das Fest an seinem ursprünglichen Termin am 13. Juni nicht dort stattfinden. Mit der Bundschuhstraße hatte das Vorhaben einen praktisch gelegenen und weitläufigen Ersatz-Ort gefunden, auch der Bönischgarten sollte ins Festareal einbezogen werden. Für die Fete wurde das “d” im Straßennamen gegen ein “t” ersetzt. Auf der “BunTschuh”-Party sollte es wie gewohnt Biertische, eine Bühne und Infostände geben. Durch die Corona-Pandemie musste das Fest im Juni abgesagt werden.

Fest sucht Organisation

Den Hut für die diesjährige Fest-Organisation hat derzeit Katja Hilbert vom Stadtteilverein auf. Bei ihr laufen die Fäden für Planung und Koordination zusammen. Zum voraussichtlichen Ersatztermin im Herbst allerdings steht sie für die Durchführung des Projekt nicht mehr zur Verfügung. Der Stadtteilverein sucht nun nach Planungswilligen, die das Fest auf die Beine stellen wollen und können. Im Projektantrag ist dafür ein kleines Honorar eingestellt.

Foto: JohannStadthalle e.V.

Für die Zukunft des Festes werden momentan zwei Optionen diskutiert: Die erste beinhaltet, die Veranstaltung in den Herbst zu verschieben und wie geplant als BunTschuhstraßenfest durchführen. Die zweite ist, das Fest zur Wiedereröffnung des Bönischplatzes an seinem Stammplatz zu begehen. Das planmäßige Ende der Bauarbeiten ist auf den 30. Oktober 2020 datiert. In diesem Fall könnte – Verzögerungen bei den Bauarbeiten und der Jahreszeit entsprechende Witterung einkalkuliert – das Fest auch erst 2021 nachgeholt werden.

Ideen sind willkommen, engagierte Planer*innen dringend gesucht. Bewerbungen werden bis Ende Mai entgegen genommen.

Kontakt

  • stadtteilverein@johannstadt.de
  • hilbert@johannstadt.de

Film ab für Aida und Tala vom Bertolt-Brecht-Gymnasium

eingestellt am 28.04.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Aida und Tala beim Filmdreh für ihren Videobeitrag für den "Take17"-Wettbewerb im Dresdner Zwinger. Foto: privat

Tala und Aida gehen in dieselbe Klasse am Bertolt-Brecht-Gymnasium in der Johannstadt und haben sich mit einem Video am Filmwettbewerb “Take17” beteiligt. Ihre Teilnahme könnte unter dem Motto “Unverhofft kommt oft” stehen. Mit einem Platz auf dem Siegertreppchen rechnen die beiden 16-Jährigen nicht. Gewinnerinnen sind sie in jedem Fall.

Tobende Stürme, reißende Flutwellen, Müllkippen in der Dimension von Kleinstädten: “Was ihr hier seht, stammt nicht aus einem Film”, sagt Aida in die Kamera. Mit ihrer Freundin Tala hat sie als Kulisse für das Intro ihres Take-17-Beitrags den Dresdner Zwinger gewählt. Als Moderatorinnen erklären die jungen Frauen anschaulich, was unter Klimawandel zu verstehen ist, wie er durch den Menschen und sein Konsumverhalten voran getrieben wird und was jede*r einzelne tun kann, um ihm entgegenzuwirken.

7 Stunden Schnitt, 15 Minuten Film

“Ein Mitschüler hat uns gefragt, ob wir uns nicht vorstellen könnten, ein Video für den Wettbewerb zu drehen”, erzählt Aida den Beginn der Geschichte. Im Deutschunterricht wurden die Sparten Film und Fotografie bereits thematisiert – beide interessierten sich sehr dafür, auch wenn sie bislang noch keine professionelle Kamera in der Hand hielten. Kurzentschlossen sagten die Freundinnen zu.

Tala und Aida haben ihr Video mit dem Handy gefilmt. Sieben Stunden lang hat der Schnitt gedauert, berichten sie. Ihre Freundin Justina ging ihnen dabei zur Hand. Das Ergebnis ist ein etwa viertelstündiger Film, der über Klimaerwärmung aufklärt und mit eindringlichen Bildern vor deren Effekten warnt.

“Wir wussten ehrlich gesagt nicht, wie groß der Wettbewerb ist”, sagt Tala. “Wir dachten, es geht insgesamt um zehn bis 15 Videos.” Jeden Tag sind neue Beiträge des Wettbewerbs zum Thema ‘Nachhaltigkeit’ auf der Internetseite  von Take 17 eingestellt. “Die sind richtig gut!”, gestehen Aida und Tala den Mitbewerber*innen zu.

Die Webseite des Take 17-Wettbewerbs beinhaltet ein Portfolio von dokumentarischen und künstlerischen Aufrufen, den fortlaufenden Raubbau des Planeten ernstzunehmen und dagegen zu handeln. Reportagen, Songs, Kurzfilme, Statements haben in all ihrer Diversität dasselbe Anliegen: für einen zukunftsorientierten, ressourcensparenden Umgang mit dem Planeten Erde zu sensibilisieren.

Im Video stellen Tala und Aida Möglichkeiten vor, sich für ein nachhaltiges Leben einzusetzen. Eingebracht haben sie ein Interview mit der Lehrerin Kaya, die sich in Dresden für die Bewegung Extinction Rebellion engagiert und ein Porträt des Bertold-Brecht-Gymnasiums, das als Bildungsinstitution mit gutem Beispiel vorangeht und sich mit zahlreichen Maßnahmen dem Klimaschutz verschrieben hat.

Gewinnerinnen auch ohne Siegertreppchen

Im Jahr 2018 wurde die 12. Klimaschule Sachsens für ihr optimiertes Heizkonzept zum “bundesweiten Energiesparmeister” gekürt. Solarzellen auf dem Dach, zahlreiche Projekttage, Spendenaktionen, eine Kleidertauschbörse, ein gemeinsam bewirtschafteter Schulgarten und die Schulimkerei “BBBees” integrieren das Thema Nachhaltigkeit praxisnah in den Schul- und Lebensalltag.

Ein Platz auf dem Siegertreppchen wäre eine echte Überraschung, sagen Aida und Tala. “Ganz ehrlich? Wenn wir gewinnen würden, ich würde schreien!”, sagt Tala. Auch ohne Preisgeld und Siegerehrung in Berlin sorgt das Video bisher für Aufsehen und positives Feedback bei Mitschüler*innen, Lehrer*innen und Eltern. Tala und Aida haben sich eingebracht – ein unbezahlbarer Gewinn.[:en]Tala und Aida gehen in dieselbe Klasse am Bertold-Brecht-Gymnasium in der Johannstadt und haben sich mit einem Video am Filmwettbewerb “Take17” beteiligt. Ihr Beitrag könnte unter dem Motto “Unverhofft kommt oft” stehen. Mit einem Platz auf dem Siegertreppchen rechnen die Mädchen nicht. Gewinnerinnen sind sie schon.[:ru]Tala und Aida gehen in dieselbe Klasse am Bertold-Brecht-Gymnasium in der Johannstadt und haben sich mit einem Video am Filmwettbewerb “Take17” beteiligt. Ihr Beitrag könnte unter dem Motto “Unverhofft kommt oft” stehen. Mit einem Platz auf dem Siegertreppchen rechnen die Mädchen nicht. Gewinnerinnen sind sie schon.[:ar]Tala und Aida gehen in dieselbe Klasse am Bertold-Brecht-Gymnasium in der Johannstadt und haben sich mit einem Video am Filmwettbewerb “Take17” beteiligt. Ihr Beitrag könnte unter dem Motto “Unverhofft kommt oft” stehen. Mit einem Platz auf dem Siegertreppchen rechnen die Mädchen nicht. Gewinnerinnen sind sie schon.

Beistand in der Krise – Das Landesbüro des Weisser Ring e.V. in der Johannstadt

eingestellt am 24.04.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Das Landesbüro des Weisser Ring e.V. an der Burckhardtstraße. Foto: Philine Schlick

Der Weisser Ring e.V. hat ein Ladenlokal an der Ecke Hertel-/Burkhardtstraße in der Johannstadt bezogen. Jane Müller und Lucia Groß leiten das Landesbüro, von dem aus Beratungen in ganz Sachsen koordiniert werden. Die Frauen schätzen den neuen Standort. Große Schaufenster weiß getönt: Die Arbeit des Weissen Ring basiert auf der richtigen Balance aus Transparenz und Unsichtbarkeit.

“Unser Standort kann nicht in der Peripherie der Stadt liegen”, sagt Lucia Groß im Telefoninterview. Zentral und leicht zugänglich sollte das Büro des Landesverbandes des Weisser Ring e.V. gelegen sein. Der Verein engagiert sich für Menschen, die unverschuldet Opfer von Gewalt geworden sind. Ein Thema, das einen festen Platz in der Gesellschaft hat und dennoch häufig mit Tabus belegt ist.

Die richtige Adresse

Seit Oktober ist der Verein im Viertel ansässig. Vorher, erzählt Lucia Groß, teilte man sich gemeinsam mit dem DRK einen Standort an der Bremer Straße. “Wir sind jetzt besser sichtbar”, freut sie sich. “Zentral gelegen, gut mit dem ÖPNV zu erreichen und mit Laufpublikum auf Augenhöhe.” Sie sei zudem glücklich, in einem Stadtteil tätig zu sein, der sich durch ein weitgefächertes bürgerliches Engagement auszeichne.

Umfänglich gestartet ist die Arbeit des Weisser Ring e.V. durch Verzögerungen bei den Bauarbeiten erst im Januar. Seit kurzem sind die großen Glasscheiben milchweiß beklebt. Ein wichtiger Schritt für Hilfesuchende, die sich im Inneren bei Beratungen jetzt unbeobachtet und sicher fühlen können. “Es ist weit verbreitet, dass Opfer von Gewalt oder Missbrauch ihrerseits eine große Scham empfinden”, sagt Lucia Groß. Die Möglichkeit der Anonymität gibt Geborgenheit. “Viele wählen auch bewusst den Weissen Ring aus, weil er nicht staatlich, sondern privat ist”, berichtet Groß.

“Sie müssen jetzt zur Polizei. Jetzt!”

Der Weisser Ring e.V. mit Sitz in Mainz arbeitet deutschlandweit und ist eng mit Rechtsanwälten, Gerichten und Beratungsstellen vernetzt. “Der Hauptteil unserer Arbeit basiert auf dem Ehrenamt”, sagt Lucia Groß. Ehrenämtler*innen stehen Hilfesuchenden zur Verfügung: Beratend und begleitend auf Behörden- und Ämtergänge.

Aufgrund der Coronakrise können momentan nur eingeschränkt Beratungen stattfinden. Die “große Welle” an Hilfegesuchen erwartet die Mitarbeiter*innen des Weisser Ring e.V. nach weiteren Lockerungen der Einschränkungen, schätzt Lucia Groß.

Die Ausnahmesituation ziehe private Konflikte nach sich. “Die Nerven liegen blank”, bestätigt sie. “Und viele Probleme, die sich in der Alltagsroutine verdrängen ließen, kommen jetzt zutage.” Die Mitarbeiter*innen des Weisse Ring e.V. leisten auch während der Krise Beistand.

“Den Menschen hilft auch schon, wenn man zuhört”, berichtet Groß aus Erfahrung. “Manchmal fehlt auch nur eine Bekräftigung, ein Satz wie: ‘Sie müssen jetzt zur Polizei gehen. Jetzt!’, damit sich der Knoten löst.” In weniger schwerwiegenden Konstellationen geben die Berater*innen Mut und Strategien zum Aushalten des Konflikts.

“Sie sind nicht allein”

“Jeder soll zu seinem Recht kommen”, sagt Lucia Groß. Oftmals ist die Furcht vor Kosten ein gewichtiger Hemmschuh für Gewaltopfer. Der Verein kommt für anwaltliche Erstberatungen, aber auch für weitere anfallende Kosten auf. Das betrifft z.B. die Kompensation von Verdienstausfällen nach zugefügten Verletzungen oder die Kosten für die in die Brüche gegangene Brille gemäß dem Opferentschädigungsgesetz (OEG).

Grundlegend wichtig bei der Beratung sei das Gefühl der Akzeptanz und des Aufgehobenseins. Vielen Klienten sei bereits ein großes Stück geholfen, wenn sie erfahren, dass sie mit ihren verletzenden Erlebnissen nicht allein sind. Und dass sie nicht erdulden müssen, was vorgefallen ist oder geschieht, so Lucia Groß.

“Huckepack” für Hilfesuchende

Neben den materiellen Einbußen steht der Verein bei der Bewältigung psychischer Schäden zur Seite. Wohnungseinbrüche, Disko-Schlägereien, Überfälle, Mobbing in der Schule oder im Internet hinterlassen Verletzungen, die heilen müssen. Gefühle der Ohnmacht, der Angst, des Kontrollverlustes brauchen (therapeutische) Angebote, um die Geschädigten wieder lebens-mutig zu machen.

“Manchmal ist es ein Selbstverteidigungskurs, der gut tut. Manchmal muss es ein Psychologe sein”, weiß Lucia Groß. Auf diesen Wegen begleitet der Weisser Ring e.V. “Unsere Kollegen nehmen die Menschen ‘Huckepack'”, sagt die Leiterin.

Ein neues, weites Feld sei der Bereich des Mobbings und der Verbrechen im Internet. Identitätsdiebstahl ist ebenso ein Akt der Gewalt wie das unberechtigte Teilen eines intimen Fotos. “Die Polizei hat da wirklich aufgeholt in den letzten Jahren”, spricht sich Luca Groß lobend aus. Das Thema werde auch von Berater*innen an Schulen immer mehr aufgegriffen. Aufklärung ist nötig – und das Wissen, dass es sich um Taten handelt, die Mitmenschen immensen Schaden zufügen können.

Weisser Ring e.V.

  • Landesbüro Sachsen, Burckhardtstraße 1
    01307 Dresden
  • Telefon: 850 744 96
  • Fax: +49 351 850 744 98
  • lbsachsen@weisser-ring.de

Stadt verteilt am Montag ab 11 Uhr Mundschutz am Rathaus

eingestellt am 19.04.2020 von Philine Schlick

Ab Montag, den 20. April, ist es in Sachsen Pflicht, im ÖPNV und im Einzelhandel einen Mundschutz zu tragen. Wie die Stadt in einer Pressemitteilung ankündigt, werden morgen ab 11 Uhr an der Goldenen Pforte des Rathauses Masken an Menschen ausgegeben, die keinen Mundschutz erwerben oder selbst herstellen können.

Oberbürgermeister Dirk Hilbert: „Die Bundesregierung hat das Tragen von Schutzmasken dringend empfohlen. Dass der Freistaat Sachsen dieser Empfehlung folgt und das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung verpflichtend festlegt, ist eine sehr gute und mutige Entscheidung. Wenn wir weitere Lockerung der Schutzmaßnahmen wünschen, müssen wir das akzeptieren. Weniger Infektionszahlen können nur so gelingen.”

Handzettel zum Tragen der Mund-Nasen-Masken

Dirk Hilbert weiter: “An dieser Stelle auch einen herzlichen Dank an die kleinen und großen Initiativen, die Theaterschneidereien, die regionalen Unternehmen und natürlich die vielen Dresdnerinnen und Dresdner, die schon seit Wochen tausende Masken geschneidert haben für unser Klinik- und Pflegepersonal, für die Feuerwehr, die Familie, Nachbarn und Freunde. So schaffen wir das gemeinsam.“

Das Gesundheitsamt hat einen Handzettel zum Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung erarbeitet. Er steht im Internet zum Lesen und Downloaden zur Verfügung:  www.dresden.de/media/pdf/gesundheit/HYG/Corona_Handzettel_MNB.pdf

Übersicht über lokale Produzenten

Das Amt für Wirtschaftsförderung hat für unter www.dresden.de/wirtschaftsservice eine Übersicht lokaler Produzenten von Gesichtsmasken und Schutzkleidung veröffentlicht. Amtsleiter Dr. Robert Franke: „In Folge der aktuellen Coronavirus-Pandemie stellen bereits einige Dresdner Unternehmen Gesichtsmasken und weitere Schutzkleidung in größeren Stückzahlen her. Unsere Auflistung richtet sich an Unternehmern, die Gesichtsmasken oder Schutzkleidung in größeren Stückzahlen suchen.“

Dabei erhebt die Übersicht keinen Anspruch auf Vollständigkeit: „Wenn Sie selber Masken herstellen oder gerade Ihre Produktion umstellen, melden Sie sich bitte und wir nehmen Ihr Angebot mit auf“, appelliert Franke an die Hersteller.

Schaukeln ins Frühlings-Himmelblau

eingestellt am 19.04.2020 von Anja Hilgert (ZEILE), Headerbild: Magisches Geschenk an Ruhe und Glückseligkeit: Die selbstgebaute Schaukel am Elbestrand. Foto: Anja Hilgert

 

Erfindung macht die Meister*in! In Zeiten, da Spielplätze gesperrt und bewacht sind und jeglicher Zutritt untersagt, ja, Spielen auf Spielplätzen streng verboten ist, streunen und stromern kleine und große Menschen vom Drang nach Spiel und Bewegung angetrieben draußen in den Gefilden der Natur. Vor allem die Lust zum Spielen lässt sich nicht so einfach deckeln, sie bricht sich an unvorhergesehenen Stellen neue Wege.

 

Spielen erlaubt in Wind und Sonne am Elbestrand

Nicht nur, dass sich breit lagernde und vom Biber abgebissene Bäume zum Klettern und Balancieren anbieten. Betreuende Väter machen ihre Klimmzüge an Bäumen, entspannte Mütter lehnen an Stämmen und Junggebliebene spannen bunte Hängematten in der Obstbaumwiese auf.

Großzügig wie sie ist, bietet die große Mutter Natur variantenreiche Möglichkeiten an.
Manch eine*r wird darüber erfinderisch, spannt slaglines und Kletterseile. Andere werden dabei sogar selbst großzügig und stiften ihrerseits Spiel-Möglichkeiten, die offen für alle sind.

In der Elbaue auf dem Johannstädter Ufer hängt ein liebevoll handgemachtes Geschenk für alle, die der Spieltrieb noch nicht im Stich gelassen hat: Eine Schaukel!

Aus hohem Ast einer Weide abgelassen, hängt noch an Land und bald schon über Wasser ein Tau. Daran, mit fachmännischem Knoten gesichert, ein Stück Holz, das lang und stabil genug ist, um jeglichem Po einen Sitz zu bieten. Es kann losgehen, an den Verbotsauflagen vorbei, täglich, ohne Einschränkung und Unterlass. Jetzt darf in der Johannstadt geschaukelt werden! Wer sich bei Tage noch scheut, probiere es unter Sternen!

 

Zum Schaukeln braucht es nicht viel: Ein Strick und ein Stock und beides miteinander verbunden
Foto: Anja Hilgert

Schaukeln erzeugt ein Wohlbehagen, das unergründlich tief im Körper wachgerufen wird und dort eine Menge Glücksgefühl freisetzt – schwerelos werden, sich im Wind wiegen und fliegen, lässt einen die Zeit vergessen und die Dimensionen des Raums überwinden – astronautisch, völlig losgelöst vom Boden und von irdischen Sorgen und Nöten, dem Himmel entgegen. Der lockt derzeit in seinem strahlenden Blau in grenzenloser Weite.
Blau ist weitend. Blau ist himmlisch, Blau ist königlich und Blau ist tröstlich. Eine wunderbare Wirkungsweise, sich einfach da hinein zu schwingen

Den Frühlingsgefühlen die Bahn brechen – das gelingt beim Schaukeln allemal

Die Schaukelbewegung erzeugt Wohlbefinden im ganzen Körper:
Arme und Beine ausholen lassen, alles im Körper lang strecken und wieder beugen, die Fußspitzen voraus in den weiten Raum schieben bis sie kribbeln, den Kopf in den Nacken hängen und die Haare fliegen lassen!
Das ist Freude, der sich nicht nur Kinder, sondern genauso Erwachsene freiwillig gern hingeben, bis es die Kehle zum Jauchzen öffnet, vor Lust und Vergnügen!

Ein uraltes, uns alle verbindendes Gefühl ist das Schaukelgefühl.
Vom Gang der Mutter mitbewegt, auf dem Arm geschaukelt, als Wiegenlied gesungen, im Kinderwagen gewippt, auf dem Schaukelpferd erprobt, im eigenen ersten Gehen schwankend erlebt – das Schaukelgefühl ist eines der ältesten und ersten, das der menschliche Körper kennt.

 

Schwingende Einladung, für Momente vom Boden der Tatsachen abzuheben
Foto: Anja Hilgert

Eine Schaukel kennt keinen Stillstand

Sobald Gewicht auf ihr sitzt, fängt sie schon an, sich zu bewegen.
Dies Schwingen in tändelndem unbestimmten Hin und Her, leise kreiselnd, aufzunehmen, wird dem Menschen von Kindesbeinen an beigebracht: Jedes Kind will es gern lernen.

Und welcher Jubel, wenn es irgendwann, ganz von selbst, den Kniff heraus hat und vor, zurück, vor, zurück, wie von selbst und ohne Mühe ins Schwingen kommt. Solche Leichtigkeit!

Die streifende Luftströmung durchspült den ganzen Körper und schickt ihn in einen Kanal von Unendlichkeit – Schaukeln macht frei, Schaukeln macht glücklich, Schaukeln wirkt ganzkörperlich beruhigend und entspannend. Schon nach wenigen Minuten auf einer Schaukel kehrt innerlich Ruhe ein, in Körper und Geist.

 

In Nepal z.B., wo zu einem hohen Fest riesige Schaukeln aus langen Bambusstäben und Kokosseilen, oft nah an Abgründen im Gebirge aufgestellt werden, sagt man, dass beim Abschwingen mit der Schaukel alle schlechten Gefühle fortgenommen und durch neue, lebenspendende Gefühle ersetzt werden.

Mögen noch viele Schwung mit Dir aufnehmen, Du feine Schaukel ins Himmelblau an der Elbe!

 

 

 

Hinweis der Redaktion: Der im Rahmen des Projektes „Online-Stadtteilmagazin“ erschienene Beitrag wurde nicht von der Landeshauptstadt Dresden bzw. dem Quartiersmanagement erstellt und gibt auch nicht die Meinung der Landeshauptstadt Dresden oder des Quartiersmanagements wieder. Für den Inhalt des Beitrags ist der/die Autor*in verantwortlich.

“CorOstern” in der Johannstadt – Ein subjektiver Rückblick

eingestellt am 15.04.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Berittene Polizisten patrouillieren an der Elbe. Foto: Philine Schlick

Da ging es vorbei, das erste und hoffentlich einzige “CorOstern” in der Johannstadt. Leere Plätze, volle Balkone, gehamsterte Hühnereier, gemeinsam gesungene Lieder, sorgsam überwachte Elbspaziergänge im Abendrot und endlose Sonnenstunden später ist klar: Ein Fest während Corona ist anders, aber niemals sinnlos.

Wie lange die freie Tage vergangen scheinen, obwohl sie doch erst kurz zurück liegen. Als hätte man all das Licht und die Stunden der Muße nur geträumt. Wie hat nochmal alles angefangen? Sicherlich mit der Annahme, Ostern falle trotz guten Wetters dieses Jahr ins Wasser. Reisen und Verwandtenbesuche adé – wohl dem, der ein Gartenhäuschen oder einen Hobbykeller hat.

Blühende Tulpe zur Osterzeit. Foto: Philine Schlick

Das Leben in kleinsten Kreisen

Gründonnerstag: Vor den Kaufhallen sind die Einkaufswagenspender leer, in den Gängen wird gedrängelt: Es geht nunmehr nicht mehr nur um Klopapier, sondern um die letzten Gründonnerstagseier.

Zwischen ruppig und feiertagsmilde eingestellt, steuern die Konsument*innen ihre Wägelchen durch feine Nebel von Desinfektionsspray aneinander vorbei. War es ein Wunsch oder ein Fluch der da in den Mundschutz genuschelt wurde? Gehen wir optimistischerweise mal davon aus, dass Gutes durchkommt und Schlechtes hängenbleibt …

In den Innenhöfen galoppieren die Kinderherden. Die Tulpen schütteln ihre Köpfe über die Junihitze und aus geöffneten Fenstern duftet es nach Braten und Hefezöpfen. Weniger vom Eise, als von Dampfschiffen und Picknickgruppen befreit sind Strom und Bäche.

Wie in Goethes Osterspaziergang dringt aus dem hohlen, finstern Tor der Stadt ein buntes Gewimmel hervor – in brav sortierten Zweiergrüppchen. Selbst die Autos auf der Waldschlösschenbrücke halten Abstand und überlassen die Geräuschkulisse dem geflügelten Chor der Frühjahrssänger.

Selbst gebastelte Schaukel am Johannstädter Elbufer. Foto: Philine Schlick

Das Leben verläuft derzeit ohnehin in kleinsten Kreisen – ist in diesen noch Feiertagsstimmung zu finden? Wie begeht man ein Familienfest nach wochenlangem Stubenhocken aufeinander – oder ganz allein? Das Repertoire an lesen, sitzen, Kleinigkeiten erledigen, Filme schauen, basteln, joggen scheint ausgereizt. Und die Sonne kennt kein Erbarmen. Sie scheint.

Woher sinkt sie dann doch, die feierliche Stimmung? Das Gefühl, dass alle die Zeit mehr genießen als sonst? Die Ausgelassenheit, die als Lachen von den Balkonen klingt? Die Ruhe, die stundenweise stecknadelempfindlich über den Dächern liegt?

Tradition ohne Zeremonienmeister

Urlaub ist Langeweile haben, ohne sie zu empfinden. Herumgammeln, Löcher starren, dösen. Die Hitze drückt auf die Augenlider, Tages- und Uhrzeiten verschwimmen. Das Frühstück geht in den Aperitiv über. Welcher Wochentag heute ist, wusste man schon gestern nicht mehr. Keine Tageszeitung, nur Gespräche. Keine Horoskope, nur Sterne. Keine Moderatoren, nur Wetter. Und dazwischen ein Eis von Keyl.

Am Karfreitag stehe ich um 15 Uhr barfuß auf der Wiese, schaue mit zusammen gekniffenen Augen hinauf in den stahlblauen Himmel, ebenso wie ihrerzeit meine Urgroßmutter auf dem Balkon der Villa in der Oberlausitz, und warte darauf, dass “zur Todesstunde unseres Herrn Jesus” eine Wolke die Sonne verfinstert.

Erste Farbtupfer im Frühling. Foto: Philine Schlick

Ich warte ebenso erfolglos wie sie. Nicht einmal ein hauchzarter Daunenfetzen segelt vorüber. Das Läuten der Kirchenglocken zur Scheidestunde bestätigt, dass sich der Himmel mit seinem kaiserlichen Aufputz wieder einmal vertan hat. Gut zu wissen, dass sich manche Dinge nie ändern. Traditionen bedürfen nicht unbedingt eines Zeremonienmeisters, Nähe keines Sichtkontakts, gute Gesellschaft keiner Gespräche.

Aprilwetter im Herzen

Mein Telefon piepst und zeigt mir das Ostern meiner Heimat: Die Großmutter beim spazieren unter weißen Spierensträuchern, die Mutter behangen mit geschenkten Blusen im Garten, der Vater mit einem seiner Werke in der Tür des Ateliers. Alle sind jeweils an ihrem Platz. Das ist schön und traurig zugleich, denn ich bin nicht dort. Aprilwetter im Herzen.

Am Abend ertönt aus der hintersten Ecke des Innenhofes ein Balkonkonzert: Er gehört zu mir, ich war noch niemals in New York, kein schöner Land … Wie ein Echo setzt sich der Applaus fort und lockt weitere Heimkünstler*innen auf den Balkon. Der musikalische Dominoeffekt reicht noch bis weit in die Nacht, als hinter angekippten Fenstern ausgelassene Rio-Reiser-Röhren zu vernehmen sind. Auch die sind einen Applaus wert.

Toter und blühender Obstbaum am Elbufer. Foto: Philine Schlick

Am Ostermontag regnet es das Osterwasser, das meine Familie und ich dieses Jahr nicht zusammen schöpfen konnten. Es rinnt mir am Kinn entlang, aber nicht aus dem Mund, sondern aus den Augenwinkeln. Hach, diese dunklen Wolken – das hätte meiner Urgroßmutter am Karfreitag wohlgetan. So weht der Ostermontag die nötige Melancholie über die Flure und rät nach dem Auferstehen zum Wiederhinlegen.

Mit geschlossenen Augen fliege ich auf Besuch zu allen Liebsten, wie der Junge Krabat in der sorbischen Sage. An dunklen Tagen kann man über den Himmel schimpfen – oder die grauen Fenster putzen zu guter Musik.

Es könnte weitergehen mit Osterdienstag und Ostermittwoch. “Alle Lust will Ewigkeit, will tiefe, tiefe Ewigkeit”, sagt Nietzsche. “Im Tale grünet Hoffnungsglück”, antwortet Goethe österlich.

Hinweis der Redaktion: Der im Rahmen des Projektes „Online-Stadtteilmagazin“ erschienene Beitrag wurde nicht von der Landeshauptstadt Dresden bzw. dem Quartiersmanagement erstellt und gibt auch nicht die Meinung der Landeshauptstadt Dresden oder des Quartiersmanagements wieder. Für den Inhalt des Beitrags ist der/die Autor*in verantwortlich.

Kulturlotsen laden zum Kinder-Malwettbewerb ein

eingestellt am 14.04.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Jean hat die Einladung zum Malwettbewerb digital gestaltet. Foto: Kulturlotsen

Kunst überwindet Grenzen – auch in Corona-Zeiten. Die Kulturlotsinnen der Kita Zöllnerstraße und des Hortes Johannaschule rufen Kinder unter dem Motto “Meine Welt” zum Malen und Zeichnen auf. Die besten Bilder werden prämiert.

Schulen, Horte und Kitas sind geschlossen. Die Arbeit der Kulturlotsen, einem Projekt der Städtischen Bibliotheken Dresden, geht weiter. “Da der soziale Kontakt jetzt nur online möglich ist, haben wir uns einen Malwettbewerb für Kinder ausgedacht”, sagt Gabriele vom Projekt.

“Erzählt auf diesem Bild etwas von eurer Welt und sendet es an den ‘Kunterbunten Hortplanet’, Hort in der 102.Grundschule, Pfotenhauer Str. 40. Kennwort ‘Malwettbewerb'”, heißt es in der Einladung. Bitte nicht vergessen, die Bilder mit Namen, Adresse und Alter zu versehen, damit die Sieger*innen ermittelt werden können.

Belohnt werden die besten Einsendungen mit Theater- und Kinogutscheinen sowie Büchern. Also, schwingt die Pinsel, spitzt die Stifte, klickt die Maus – die Kulturlotsen freuen sich auf Bilder eurer Welt!

Hinweis der Redaktion: Der im Rahmen des Projektes „Online-Stadtteilmagazin“ erschienene Beitrag wurde nicht von der Landeshauptstadt Dresden bzw. dem Quartiersmanagement erstellt und gibt auch nicht die Meinung der Landeshauptstadt Dresden oder des Quartiersmanagements wieder. Für den Inhalt des Beitrags ist der/die Autor*in verantwortlich.

Stadt informiert über Oster-Wanderrouten

eingestellt am 09.04.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Tradition und Moderne vor der Gläsernen Manufaktur. Foto: Alexandra Jentsch

Gestern hat das Sächsische Oberverwaltungsgericht entschieden, dass unter “Umfeld” ein Radius von 10 bis 15 Kilometern um die Heimstätte zu verstehen ist. Die Stadt informiert deshalb zu Ostern über Wander- und Spazierwege, um dem Budenkoller bei schönstem Sonnenschein zu entgehen.

Sport und Bewegung sind nach aktueller Sächsischer Corona-Schutz-Verordnung im Umfeld des Wohnbereichs möglich – und das bietet mehr Möglichkeiten, als man denkt. Die Wanderwege in Dresden erstrecken sich über insgesamt 400 Kilometer. Das Umweltamt hat für den Themenstadtplan Informationen für die über 30 offiziellen Lehrpfade, Wander- und Stadtteilwege in und durch Dresden zusammengestellt, die auch für langjährige Dresdnerinnen und Dresden die eine oder andere Überraschung bereithalten dürfte.

Unbekannte Pfade in Dresden

„Sport und Bewegung tut dem Körper gut, doch selbst die eifrigsten Wanderfreunde dürften da eine Weile unterwegs sein. Ich nehme an, dass die Osterzeit nicht ganz reichen wird, um jede Strecke vollständig zu erkunden“, sagt Oberbürgermeister Dirk Hilbert. Allein der Schönfeld-Weißiger Bergweg erstreckt sich über 30 Kilometer. „Das Angebot in Dresden tröstet sicherlich die Wanderfreunde darüber hinweg, dass sie auch in den kommenden schönen Tagen nicht in die Sächsische Schweiz oder das Osterzgebirge fahren dürfen.“

Unter www.dresden.de/nahewanderwege sind außerdem Rad- und Wandertouren verlinkt, welche die »Erlebnisregion Dresden« zusammengestellt hat. Sie werden aus einer sonst kostenpflichtigen Radbroschüre als Download zur Verfügung gestellt.

Die acht Radrouten führen größtenteils fern der vielbefahrenen Radwege durch die Seitentäler und auf die Höhen des Elbtales. Den Verlauf kann man in interaktiven Karten verfolgen. Zur Unterstützung der Orientierung vor Ort wurden an den wichtigsten Stellen Aufkleber mit den farbigen Radfahrer-Piktogrammen angebracht. Jede Route ist als Tagesausflug konzipiert. Nehmen Sie sich Verpflegung mit, da die Einkehrmöglichkeiten leider dieses Ostern geschlossen sind.

Wanderfreunde finden Informationen zu den beiden Regionswanderwegen. Diese sind in insgesamt 17 Abschnitte untergliedert. Die Route A führt an den Elbhängen entlang. Auf der Route B können Sie das Hügel- und Bergland der Region erkunden. Auch hier haben wir die Informationen aus unserer Wanderbroschüre zur Verfügung gestellt. Wer ohne Auto startet, kann die angegebenen Bus- und Bahnverbindungen nutzen. Bitte informieren Sie sich über die zur Zeit eingeschränkten Fahrzeiten!

Hinweis auf Parks und Grünanlagen

Neben den Wanderwegen laden auch weiterhin Dresdens Parks und Grünanlagen sowie die Elbwiesen zu ausgedehnten Spaziergängen oder Radtouren ein.

„Achten Sie darauf, dass auch hier kein Gedränge entsteht. Dresden hat viel Stadtgrün und damit auch viel Platz zu bieten. Und bitte nehmen Sie Ihre Unterwegs-abfälle wieder möglichst mit nach Hause oder nutzen Sie einen der Papierkörbe. Umherfliegende Abfälle sehen nicht nur schlecht aus, sie verursachen auch unnötig mehr Arbeit für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Stadt und Stadtreinigung. Dann steht auch in schwierigen Zeiten einem angenehmen Osterwochenende nichts entgegen“, so Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen.

Hinweis der Redaktion: Der im Rahmen des Projektes „Online-Stadtteilmagazin“ erschienene Beitrag wurde nicht von der Landeshauptstadt Dresden bzw. dem Quartiersmanagement erstellt und gibt auch nicht die Meinung der Landeshauptstadt Dresden oder des Quartiersmanagements wieder. Für den Inhalt des Beitrags ist der/die Autor*in verantwortlich.

 

Kontaktverbot durch Corona: Bleiben Senior*innen zu Ostern einsam?

eingestellt am 07.04.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Die Postkartenaktion soll Senior*innen ein schönes Ostern bescheren. Foto: Volkssolidarität

Unter Ausgangssperren und Kontaktverbot leiden insbesondere Senior*innen. Seniorentreffs sind geschlossen, in Residenzen ist Besuch nicht zugelassen, Spaziergänge und Treffen draußen kommen nicht für jeden infrage. Wie können Senior*innen trotzdem ein fröhliches Osterfest begehen?

Seelsorge per Telefon

Die gute Nachricht: Obwohl Seniorentreffs wie “Johann” und “Amadeus” seine Türen geschlossen halten, halten Mitarbeiter*innen vor Ort die Stellung. Frau Unz vom “Johann” berichtet: “Einmal pro Woche rufen wir unsere Senioren mindestens an. Zudem liefern wir jeden Tag Essen aus und haben zumindest Blickkontakt.”

Auch im “Amadeus” sind die Telefone besetzt. Cathrin Bochert und ihre Mitarbeiter*innen leisten telefonische Sozialarbeit und Telefonseelsorge. “Und wir nähen für unsere Pflegekräfte der Volkssolidarität Gesichtsschutzmasken”, so Bochert.

Briefe und Postkarten zu Ostern

Cathrin Bochert verweist außerdem auf die Postkartenaktion „Frühlings- und Ostergrüße in Dresdner Seniorenheime“, die am heutigen Dienstag startet. Postkarten mit freundlichen Worten können an die Volkssolidarität, Altgorbitzer Ring 58 in 01169 Dresden gesandt werden. Von dort werden sie an die Pflegeheime verteilt, sodass niemand zu Ostern ungegrüßt bleiben muss. 

Das Jugendrotkreuz hat mit “Schreib mit!” ebenfalls eine Schreibaktion ins Leben gerufen. Eine eigens dafür entwickelte Webanwendung findet die nächste Pflegeeinrichtung in der Nähe des Suchenden heraus. Unter www.jrk.sachsen.de/schreibmit kann man sich dafür registrieren und Briefe oder Postkarten an Senior*innen der nächsten Umgebung senden. Auf der Instagramseite des JRK gibt es Tipps und Anregungen zum Gestalten der Post. Karsten Lehmann, Entwickler der Anwendung, sagt: “Wir haben haben die Hoffnung, dass der Kontakt auch in der Zeit nach der Krise bestehen bleibt.”

Balkonkonzert der Staatsoperette

Von zahlreichen Postkarten und Grüßen berichtet auch Frau Wunderwald, Ergotherapeutin in der Pro Seniore-Residenz “Elbe” an der Dürerstraße. “Viele Kinder haben Karten gemalt und gebastelt”, berichtet sie. Auch Angehörige versendeten reichlich Post – und Päckchen an die Mitarbeiter*innen.

Frau Wunderwald organisiert in der Osterwoche für sechs Wohnabteilungen ein Osterkaffeetrinken. “Apotheken haben kleine Geschenke gepackt und es gibt selbstgebackene Waffeln und selbst gekochten Kaffee”, zählt sie auf. Ein Zeichen, das die Senior*innen sehr zu schätzen wüssten.

Ein Highlight bildet das Balkonkonzert der Kapelle der Staatsoperette Dresden im Innenhof der Residenz am Ostermontag. Die Senior*innen können auf ihre Balkons treten und zwanzig Minuten lang Musik “kontaktfrei” genießen.

“Plaudertelefon” für einsame Ältere

Das Sozialamt hat aufgrund von Corona sein Angebot für Senior*innen ausgeweitet. Das zentrale Seniorentelefon 0351-4884800 ist montags bis freitags durchgehend von 8 bis 18 Uhr besetzt.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an der Hotline beantworten Fragen rund um das Thema „allein im Alter“, sie vermitteln unter anderem zu Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter in den Stadtbezirken und Ortschaften und stellen den Kontakt zum „Plaudertelefon“ her.

Das Plaudertelefon ist ein neues Gesprächsangebot, insbesondere für alleinlebende Ältere, die einfach nur mal reden wollen. Es soll Menschen entlasten, denen die soziale Distanz Sorgen bereitet.

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Greift zu Stift und Papier, Nachbarn!

eingestellt am 07.04.2020 von Anja Hilgert (ZEILE), Headerbild: Mitmachaktion: Johannstädter Brieffreundschaften Foto: Anja Hilgert

Mal ehrlich: Wie lange ist es her, dass sich in Ihrem Postkasten ein liebevoll beschriftetes Briefkuvert fand? Nicht Druckversion, Längsformat mit Sichtfenster, amtliche Post, sondern besseres Papier, mit vorne darauf Ihrem Namen in Handschrift geschrieben? Etwas, das man zärtlich und mit Vorfreude durchs Treppenhaus und in die Wohnung trägt, um einen Moment ganz besonderer Verbundenheit zu entfalten? Wie lange ist das her? Dass Ihnen jemand per Hand geschrieben hat?

Gute alte Brieffreundschaft

Die gute alte Brieffreundschaft erwartet in der Johannstadt ein Revival.

In den letzten zwei Wochen sind Straßen, Wege und Plätze im Stadtteil leer an Menschen geworden. Man sieht sich kaum noch. Das öffentliche Getriebe hat nachgelassen. Die Amsel hört man jetzt lauter schlagen und man erkennt den rotierenden Klang des Krans, der sich über der Baustelle bei Aldi und Konsum weiterhin dreht. Es geht kontrolliert und lautarm zu im städtischen Raum.

Einzelne allein oder in Paarkonstellation sind geraden Schrittes unterwegs, ein verstohlener Blick vielleicht, vielleicht ein Lächeln, wenn man sich, so verordnet reduziert unterwegs, doch noch gegenseitig wahrnimmt.

Mit Stift und Papier in den Kontakt

Daraus möchte eine Aktion des Johannstädter Kulturtreff e.V. mehr werden lassen. Unter dem titelgebenden Namen von UTOPOLIS stiftet das künstlerische Format von Plattenwechsel – WIR in Aktion die Johannstadt dazu an, die Aufmerksamkeit füreinander aufzugreifen und soweit auszubauen, dass ein Gruß, ein Wortwechsel, ein Nachfragen, vielleicht ein Dialog und eventuell ein steter Kontakt entsteht. Per Einladung in allen Johannstädter Briefkästen ruft die Aktion aktuell zu Johannstädter Brieffreundschaften auf, d.h. mitzumachen, „mit Stift und Papier in Kontakt zu bleiben“, entweder Kontakte zu Nachbarn aktiv zu ergreifen oder „auch in der aktuellen Lage neue Menschen kennenzulernen“!

Greif zur Feder, Nachbar*in!

In der Johannstadt leben pro Hauseingang oft bis zu 20-40 Parteien, die in ihre Ein-/Zwei-/Dreiraumwohnungen eingekehrt, sich dort nun die meiste Zeit aufzuhalten haben. Schneckenhäuser? Zelle? Bunter Wohnraum? Was machen die Menschen drinnen, wo sie vielleicht gern draußen oder lieber auch untereinander wären?

Fast schon leise ist es auf den Straßen der Johannstadt. Mit wenig Austausch. Mit mehr allein und nach Hause Getragenem. Persönliches, wie auch immer gefärbtes Leben geschieht zu größten Teilen in den großen Johannstädter Häusern, drinnen, hinter den Fassaden, die nun manchmal noch flächiger, noch mehr als Platte erscheinen. Heiter ausgeleuchtet stehen alle unter blauem Himmel, die Sonne strahlt und der Frühling ist im Kommen.

 

Glück per Briefkasten        Foto: Anja Hilgert

Briefe sind anders

Persönliche Briefe sind eine Kostbarkeit. Waren sie schon immer. Und eine Rarität, das sind sie heute vor allem, selten geworden. Ungewohnt in Zeiten unmittelbarer Kommunikation und Erreichbarkeit und der Vielzahl elektronisch verfügbarer Kanäle. Briefpost diente einst einmal der Überbrückung weiter Distanzen zwischen Menschen, die zwar fern von einander und sich dennoch nah waren. Oder man schrieb einen Brief, wenn etwas anders nicht oder schwer zu sagen war. Im Brief kann etwas zur Sprache kommen. Das macht geschriebene Briefe besonders und manchmal besonders schön. Die Worte klingen hier anders.

Briefe verhelfen, sich und die Sicht auf die Welt in Gedanken und Worten auszudrücken, für die der Telefonhörer zu eng und der Chat zu offen ist. Briefe sind anders. Und sie werden immer zur rechten Zeit empfangen, denn den Zeitpunkt des Lesens kann man selbst bestimmen oder gar zelebrieren.

Jetzt, wo selbst die direkte Nähe zum Nachbarn in diffuse Ferne verrückt, kann ein persönlich gerichtetes Wort viel und mindestens einen kleinen Zauber wirken.

Vom Küchentisch aus sinnieren

Auch in Zeiten absoluter Stilllegung von Versammlungs- und Veranstaltungsorten erlischt das Bedürfnis und Verlangen nach Verständigung, Austausch und Gespräch nicht mit, sondern besteht eher gesteigert fort. Soziale Medien und virtuelle Plattformen zeichnen derzeit gesteigerte Aktivitäten, Treffpunkte werden virtuell eingerichtet. Völlig kontaktlos will niemand sein. Briefe sind persönlich mitgeteilte Gesten und Momente zum Anfassen.

Ob am Küchentisch, am offenen Fenster oder bäuchlings vom Bett oder Boden aus – wie und wo hängen Sie Ihren Gedanken nach oder sinnen, wie es dem oder jener wohl jetzt gerade geht?

Wer also nicht weiß, wohin mit dem Überschuss an Ungesagtem, Unbewegtem, Nicht-Mitgeteiltem und still in sich hinein Gesprochenem, der und die greife zu Stift und Papier und mache mit: Dem menschlichsten aller Bedürfnisse nachzukommen: Sich an- und auszusprechen: Ein Wort zu wenden: Sich zu erkundigen: Nachzufragen: Liebe zu verschicken: Gedanken zu erweitern: Sich mitzuteilen: Kontakt aufzunehmen: Auf Empfang zu warten… und alles zu tun, was es an Wunderbarem heißt, Briefe zu schreiben, zu versenden und zu erhalten! Stell Dir vor, Du schließt Freundschaft, gleich um die Ecke, im selben Stadtteil, gar nicht weit von hier, in unmittelbarer Nachbarschaft, per Brief!

Wie es funktioniert:

>>> Notiz mit Name, Adresse, Alter, Interessen/Hobbies verfassen  >>> per Brief senden oder direkt einwerfen bei: Johannstädter Kulturtreff e.V., Elisenstr.35, 01307 Dresden oder per e-mail: kontakt@johannstaedterkulturtreff.de  >>> per Post Adresse und Steckbrief eines Nachbarn oder einer Nachbarin durch den Johannstädter Kulturtreff e.V. erhalten und loslegen mit der Brieffreundschaft in der Johannstadt!

 

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Das Lieferauto von Fantina wurde geklaut – Update

eingestellt am 04.04.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Das Lieferauto der Pizzeria Fantina wurde geklaut. Foto: Bereitgestellt von Fantina

Update vom 5. April: Der Wagen ist wieder da!

 

In der Nacht von Freitag auf Samstag wurde das mit Logos bedruckte Lieferauto der Pizzeria Fantina von der Neubertstraße entwendet. Ein herber Verlust, zumal derzeit aufgrund von Corona das Geschäft auf dem Lieferservice basiert.

Steffi bittet im Namen des Fantina-Teams um Mithilfe bei der Suche. Das Auto parkte gestern auf der Neubertstraße und war gegen 23 Uhr nicht mehr da. Die Polizei hat den Fall aufgenommen, die Suche laufe bundesweit, so Steffi.

Wer hat das Auto gesehen oder etwas beobachtet? Hinweise bitte an die Polizei Dresden: 0351 4830.

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Frau Schuch ist wieder da!

eingestellt am 03.04.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Doris Schuch in ihrem Marktauto. Foto: Philine Schlick

Bereits die dritte Woche war Frau Schuch mit ihrem Gemüseauto wieder neben der Konsum-Aldi-Halle vertreten, da grätschte das Verbot von Wochenmärkten aufgrund des Corona-Virus dazwischen. Seit Mittwoch dürfen Wochenmärkte mit Einschränkungen wieder öffnen. Doris Schuch gehört mit ihrem Marktauto dazu.

Im vergangenen Jahr war Frau Schuch wegen schwerer Krankheit ausgefallen. Wenige Wochen war sie zurück, als es ihren Mann traf. Doch nun sind beide wieder fit. Das gelbe Verkaufsauto steht wieder am Platz.

“Vorhin war eine Kundin da”, erzählt sie, “die kam, weil ihre Nachbarin gesagt hatte, dass das gelbe Auto wieder da ist. Aber ohne Frau Schuch. Da sei jetzt eine Frau mit grauen Haaren. Davon wollte sie sich überzeugen.”

Die “fremde Frau mit den grauen Haaren” ist natürlich Frau Schuch nach ihrer Genesung. Sie wird mit Gemüse, Obst und Blumen jetzt wieder regelmäßig dienstags und freitags in der Johannstadt stehen. In der kommenden Woche ausnahmsweise am Dienstag und Donnerstag. Der Markttag wird wegen Karfreitag vorgezogen. Es gelten auch hier die üblichen Abstandsregelungen, um eine Ausbreitung der Corona-Viren zu minimieren.

Doris Schuch ist ihreszeichens die letzte Marktverkäuferin in der Nördlichen Johannstadt. Zwischen Hochhäusern und Supermärkten bietet ihr Betrieb, der seinen Sitz in Weinböhla hat, selbst Gezogenes an und rechnet, zuverlässig wie eine Registrierkasse, die Preise im Kopf zusammen.

Willkommen zurück!

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