Lili-Elbe-Straße gehört zu den besten Ingenieursleistungen Deutschlands 2023

eingestellt am 18.10.2023 von Bertil Kalex (Stadtteilverein), Headerbild: Lili-Elbe-Straße, Foto: Bertil Kalex

Kürzlich verlieh die Bundesvereinigung der Straßenbau- und Verkehrsingenieure e. V. (BSVI) in Hannover den Deutschen Ingenieurpreis Straße und Verkehr 2023 in den Kategorien Baukultur, Innovation|Digitalisierung und Neue Mobilität. Die Ehrung erhalten besondere Leistungen im modernen Straßenbau und Verkehrswesen. Insgesamt 41 Projekte waren eingereicht worden. Die Dresdner Lili-Elbe-Straße – dieses Jahr im Stadtteil Johannstadt fertiggestellt – gehörte zu den drei Nominierten in der Kategorie Baukultur. Gewonnen hat zwar eine Bogenfachwerkbrücke am Autobahnkreuz Fürth/Erlangen mit einer seltenen Tragkonstruktion ohne Mittelstütze, aber das Dresdner Bauprojekt gehört trotzdem zu den aktuell besten in Deutschland.  Simone Prüfer, Leiterin des Straßen- und Tiefbauamtes, stolz: „Dresden gratuliert natürlich dem Preisträger, zudem freuen wir uns, dass die Lili-Elbe-Straße mit ihrer besonderen Gestaltung und innovativen Bauweise so hervorgehobene Aufmerksamkeit und Würdigung erfahren hat.“
Die neue Lili-Elbe-Straße ist eine Geh- und Radwegeverbindung mit einer ergänzenden Sport-, Spiel- und Aufenthaltsfläche sowie eine Anliegerstraße mit Fahrradbügeln und Parkflächen. Entsprechend der Anregungen aus einer Bürgerbefragung vom Herbst 2020 bietet sie Sitzgelegenheiten, Sport- und Spielangebote, darunter eine Wippe, ein Bodentrampolin, Reckstangen, ein Mühle- und ein Schachspielfeld. Außerdem gibt es ein Sonnendach, einen ebenerdigen Mosaik-Sprudelbrunnen und insektenfreundliche Bäume, Sträucher und Stauden in Gelb- und Blautönen.

Was macht die Lili-Elbe-Straße als Ingenieursleistung so besonders? In der Aufenthaltsfläche der Lili-Elbe-Straße wurde zum ersten Mal im öffentlichen Raum Dresdens ein Projekt mit automatischer Baumbewässerung realisiert. Ein Wasserspeicher aus zwei miteinander verbundenen Zisternen (Fassungsvermögen 30 m³) sammelt das Regenwasser von einem Teil der Freizeitfläche. Das Regenwasser wird den Bäumen über Rohrleitungen und Schwallbewässerung zugeführt. Betrieben wird die Bewässerungsanlage mittels Druckerhöhung über eine Unterwassermotorpumpe aus Edelstahl, die in einer Zisterne installiert ist. Zusätzlich sind die Gehwege und die westlichen wasserdurchlässig befestigten Pkw-Stellplätze aus Ökopflaster zu den Baumstandorten mit Pflanzflächen geneigt. So kann Regenwasser, welches nicht versickert, dorthin fließen. Diese Bauweise ersetzt teilweise Straßenabläufe. Der Ort bietet nun die Möglichkeit, das konventionelle Vorgehen bei der Baumbewässerung mit der automatischen Baumbewässerung zu vergleichen, um positive wie auch negative Effekte zu erkennen und Rückschlüsse für zukünftige Bauvorhaben zu ziehen.

Weitere Informationen:
www.dresden.de/lili-elbe-strasse
www.bsvi.de

Quelle: Pressemitteilung Landeshauptstadt Dresden

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Baumschutz in Dresden: Eine wichtige Aufgabe in Zeiten des Klimawandels

eingestellt am 12.10.2023 von Bertil Kalex (Stadtteilverein), Headerbild: Baumschutz an einer Echten Pavie (Aesculus pavia), auch Rote Rosskastanie genannt, ein Naturdenkmal, während der Errichtung der neuen Sporthalle der 113. Grundschule an der Marschnerstraße. Frühjahr 2022. Foto: Bertil Kalex

Am 30. September endete die alljährliche Schonzeit für Bäume und andere Gehölze. Das bedeutet konkret, dass jährlich im Zeitraum vom 1. März bis 30. September das Beseitigen von Bäumen oder anderen Gehölzen gemäß § 39 Absatz 5 Satz 1 Nr. 2 des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG) grundsätzlich untersagt ist bzw. unter einem Genehmigungsvorbehalt durch die zuständige Naturschutzbehörde steht. Baumschutz in Dresden: Eine wichtige Aufgabe in Zeiten des Klimawandels weiterlesen

2020 wird ein heißes Pflaster: Was in der Johannstadt jetzt für die Bäume getan wird

eingestellt am 30.04.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Der Klimawandel bringt Trockenheit und Hitze. Foto: Philine Schlick

Der April bestätigt bislang die Prognosen eines erneut viel zu trockenen Sommers. Dürre bedroht die Sauerstoffspender der Stadt: Die Bäume. Die Stadt hat ihr Konzept vom Schutz von Straßenbäumen im Stadtgebiet aktualisiert. Akteur*innen der Johannstadt wie Stadtteilbeirätin Marie Engelien warten in Zusammenarbeit mit Stadtteilverein und NaJo zudem mit Ideen für Baumschutz-Aktionen auf – und am 1. Mai findet am Elbufer eine Gießkannen-Demo statt.

Stadt plant mehr Straßenbäume

Auf allen kommunalen Flächen in Dresden wachsen insgesamt rund 104.000 Bäume. Davon 35.000 in Gärten und Parks, auf Spielplätzen und Flächen des Schulverwaltungsamtes sowie rund 15 000 Bäume an Gewässern und auf sonstigen kommunalen Flächen. Bei 54.500 von ihnen handelt es sich um Straßenbäume. Im Jahr 2009 beschloss der Stadtrat ein Straßenbaumkonzept zu deren Betreuung, das 2020 fortgeschrieben wird.  Die Zahl der Straßenbäume soll sich laut Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen erhöhen:

“In der Fortschreibung des Konzeptes gehen wir von einem mittelfristigen Bestand von 64 300 Bäumen aus. Dafür brauchen wir auch mehr Platz auf und unter den Straßen”, sagt Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen. “Der Klimawandel erfordert neue Prioritäten für die Gestaltung von Straßen, wie wir in den vergangen Jahren auch in Dresden gemerkt haben. Dazu gehört die Neuordnung des Straßenraumes und der unterirdischen Leitungen.”

Ein Baum kostet 4200 Euro

Eva Jähnigen fordert, den Baumbestand aktiv zu schützen und alle Möglichkeiten zur Neupflanzung von Bäumen voll auszuschöpfen. Sie verweist zudem auf die Herausforderungen, die sich durch die Trockenheit der letzten Jahre und Krankheits- und Schädlingsbefall ergeben. “Nicht zuletzt benötigen wir entsprechende personelle und finanzielle Voraussetzungen, um mehr Straßenbäume pflanzen zu können.”

Allee aus Urweltmammutbäumen, 2019. Quelle: Henning Seidler

Die Kosten für die Pflanzung eines Baumes (mit Planung, Substrat, Verankerung, Bewässerungs- und Belüftungseinrichtung, Fertigstellungspflege) haben sich laut Mitteilung der Stadt mit einer Steigerung von 2500 Euro auf 4200 Euro fast verdoppelt.

Im Fokus der Aktualisierung des Konzeptes stehen neben den überwärmten Stadtteilen die rund 3000 Nebenstraßen. Anhand digitaler Daten wurde untersucht, an welchen Stellen Pflanzungen möglich sein können. Die sogenannte Straßenbaumliste wurde ebenfalls überarbeitet. Sie beinhaltet eine auf Dresdner Verhältnisse abgestimmte Listung von 132 Straßenbaumarten und 262 Straßenbaumsorten.

Baustelle vs. Baumstelle

Nicht selten kollidieren die Wünsche nach Stadtbäumen mit der Umsetzung von Verkehrs- oder Bauvorhaben.

Seit 2009 haben sich außerdem viele gesetzliche Grundlagen und Rahmenbedingungen besonders für das Nebenstraßennetz verändert. Die Regelungen der UN-Behindertenrechtskonvention zu Mindest-Durchgangs-Breiten auf Fußwegen sind umzusetzen. Ebenso sind die Forderungen aus dem Bauordnungsrecht zur Sicherung des Brandschutzes und der Gewährleistung eines zweiten Rettungsweges an Gebäuden zu erfüllen, woraus sich Einschränkungen bzw. Verluste von Baumstandorten ergeben.

Die Linden wurden Mitte der 70er Jahre von Anwohnern gepflanzt. Nun hat der Investor Aldi sie fällen lassen.

Auch in der Johannstadt sorgten im vergangenen halben Jahr Baumfällungen für Ärger. An der Pfeifferhannsstraße wurden im November 2019 erst Linden zugunsten der neuen Aldi-Nord-Filiale gekappt. Im Februar fielen zugunsten breiterer Feuerwehrzufahrten im Innenhof Pfeifferhanns-/Florian-Geyer-Straße Bäume unweit des beliebten innerstädtischen Spielplatzes. Eine von Anwohner*innen eingereichte Petition kam zu spät.

Straßenbäume für die Hertelstraße?

Dass den Johannstädter*innen Bäume zur Lebensqualität wichtig sind, hat sich nicht nur im Unmut über die o.g. Fällungen gezeigt. Das beim Johannstadtforum im Oktober 2019 vorgestellte Bürgerprojekt “Wandernde Baumallee” der Nachhaltigen Johannstadt 2025  stellte sich als Publikumsliebling heraus. Die Idee der mobilen Baumallee traf allerdings bei der Stadt auf etliche Bedenken und wurde verworfen.

Stattdessen treibt die NaJo derzeit voran, auf der Hertelstraße dauerhaft Platz für fünf Straßenbäume zu schaffen. Als Bedingung sieht die Stadt Dresden eine positive Mehrheit der ansässigen Bürgerschaft an, die mithilfe eines Onlinefragebogens der TU Dresden ermittelt werden soll.

Annekatrin Duch vom Projekt NaJo 2025 sieht gute Chancen: “Die Aufenthaltsqualität der Straße ist gering. Bäume würden die Straße beleben.” Die Stadt will das Projekt mit 50.000 fördern, die NaJo Hochbeete, Sitzbänke und Fahrradbügel beisteuern, um unter den Bäumen Platz zum Verweilen und für den nachbarschaftlichen Austausch zu schaffen.

Die Pflanzungen sollten im November 2020 beginnen – nun steht der Plan aufgrund der verhängten Haushaltssperre auf der Kippe.

Was tun für den Baumschutz?

Marie Engelien ist Schülerin und ganz frisch in ihrem Amt als Stadtteilbeirätin.  Die Auswirkungen der Klimakrise wurden ihr in ihrem Auslandsjahr in Kanada spürbar vor Augen geführt: “An der Westküste Kanadas sollte es eigentlich regnerisch sein. Dort ist kein Tropfen gefallen.” Zurück in der Johannstadt trat sie an den Stadtteilverein heran, um sich in ihrem Viertel für Umweltschutz und die Interessen von Jugendlichen einzusetzen.

Quelle: Marie Engelien

Die Corona-Krise legte von ihr angeschobene Projekte wie die künstlerische Gestaltung von Stromkästen mit Graffiti erst einmal auf Eis. Derzeit radelt Marie Engelien durch die Stadt, um Bäume zu vermessen. Sie möchte Kandidaten für die Initiative “Nationalerbe Baum” im Stadtgebiet ausfindig machen. Das Projekt soll uralten Bäumen ein “Altern in Würde” mit entsprechender Pflege ermöglichen.

Weiterhin weist Marie Engelien auf den Handlungsleitfaden des NABU zur Fällung von Bäumen hin. Zwischen dem 1. März und dem 30. September – der Vegetationsperiode – dürfen Gehölze auch mit einer Ausnahmegenehmigung nicht gefällt werden. Der Leitfaden berät über die Möglichkeiten der Intervention bei einer beobachteten widerrechtlichen Baumfällung.

Gemeinsam mit Bertil Kalex vom Stadtteilverein möchte Marie Engelien ein Projekt zur Übernahme von Baumpatenschaften auf den Weg bringen. Bürger*innen sollen einzelne Bäume in ihre Obhut nehmen. “Sicher wird nicht viel zu tun sein, außer gegebenfalls den Baum etwas zu wässern, wenn dieser Sommer wieder so schrecklich trocken wird. Je nach dem wie viele Freiwillige sich finden, könnten sicher auch mehrere einen Baum übernehmen, was wiederum sicher den Austausch zwischen den Nachbarn stärken würde”, beschreibt sie die Idee.

Gießkannen-Demo am 1. Mai

Auch die Obstbäume auf den Johannstädter Elbwiesen leiden aktuell unter der Trockenheit. Vor zwei Jahren wurde oberhalb des Bootshauses eine neue Streuobstwiese angelegt. Der Untergrund macht es den Bäumen nicht leicht: Nur eine dünne Humusschicht bedeckt den von Trümmern durchzogenen Boden. Hinzu kommt der drohende dritte dürre Sommer in Folge.

Am Freitag hat die Versammlungsbehörde eine Ausnahmegenehmigung für eine “pluralistische Gießkannen-Demo” erteilt. Die Veranstaltung ist auf 15 Menschen beschränkt. Ab 14 Uhr gießen unter den erforderlichen Hygienevorkehrungen engagierte Bürger*innen eine Stunde lang in einer Gießkannenkette die neu angepflanzten Bäume auf den Streuobstwiesen.

Fahne der “Pluralistischen Gießkannendemo” am 1. Mai 2020. Foto: Philine Schlick

Sie wollen damit nicht nur auf die dramatischen Klimaentwicklungen aufmerksam machen, sondern auch auf die Relevanz der Stadtteiletats und die Arbeit der Stadtbezirkbeiräte verweisen. Die derzeitig verhängte Haushaltssperre gefährdet besonders kleine Projekte zur Bürgerbeteiligung im Viertel und damit auch Initiativen für Nachhaltigkeit und Umweltschutz.