Die Mitglieder des Jugendhilfeausschusses haben in ihrer Sitzung am 8. Mai 2025 per Antrag einstimmig ihren Willen bekräftigt, alle Dienste der Schulsozialarbeit auf dem Stand des Jahres 2024 – zu diesem Zeitpunkt gab es diese in 86 von 166 allgemeinbildenden Schulen – vorläufig weiter zu fördern.
Schulsozialarbeit an Dresdner Schulen geht weiter weiterlesenSchlagwort: Schulsozialarbeit
Der Haushalt ist beschlossen – das steht für die Johannstadt drin!
Nach langen und zähen Verhandlungen und vielen engagierten Protesten (wir berichteten) gegen die sogenannte Liste der Grausamkeiten hat der Stadtrat in seiner Sitzung am 31.03.2025 den Haushalt für 2025 und 2026 beschlossen. Wir beleuchten, welche Auswirkungen der neue Doppelhaushalt auf die Johannstadt hat: welche Projekte finanziert werden und welche (erst einmal) nicht umgesetzt werden können.
Neubau 101. Oberschule an der Cockerwiese wird verschoben
Der im November eingebrachte Haushaltsentwurf des Oberbürgermeisters enthielt keinerlei Mittel für den Neubau der 101. Oberschule. Nach erstem öffentlichen Druck sah ein Änderungsantrag des Oberbürgermeisters zumindest die Verschiebung des Neubaus der 101. Oberschule vor. Der Stadtrat konnte sich in seinem Verhandlungsmarathon nicht darauf verständigen, zusätzliche Planungsgelder für die kommenden zwei Haushaltsjahre im Schulbau bereitzustellen.
Erst für 2027 und 2028 sind Planungsmittel veranschlagt, Baukosten wurden ab 2028 in die mittelfristige Finanzplanung eingestellt. Damit wird der Neubau der 101. Oberschule an der Cockerwiese um mindestens zwei Jahre verschoben.
In einem Begleitbeschluss zum Haushalt hat der Stadtrat jedoch festgelegt, dass zusätzliche Eigenmittel oder Fördermittel vorrangig u.a. für den Neubau der 101. Oberschule eingeplant werden sollen und dass die eingestellten Planungsmittel für den Schulhausbau prioritär für die 101. Oberschule zu verwenden sind. Um eine Lösung für den Schulstandort an der Pfotenhauer Straße zu finden, laufen weiterhin Gespräche zwischen der Verwaltung, der Politik und den beiden betroffenen Schulleitungen von 101. Oberschule und Gymnasium Dresden-Johannstadt.
Schulsozialarbeit bleibt fast vollständig erhalten
Für den fast vollständigen Erhalt der Schulsozialarbeit hat der Stadtrat zusätzliche Mittel in Höhe von 3,6 Mio. Euro, für beide Haushaltsjahre zusammen, bereitgestellt. Damit kann auch die Schulsozialarbeit am Bertolt-Brecht-Gymnasium erhalten bzw. nach einer Pause wieder starten. Aufgrund der nicht gesicherten Finanzierung musste die Schulsozialarbeit am Bertolt-Brecht-Gymnasium zum 31.03.2025 vorerst schließen. Mittlerweile ist die Schulsozialarbeit am Bertolt-Brecht-Gymnasium jedoch laut ihrem Instagram-Kanal wieder am Start.
Neubau Bertolt-Brecht-Gymnasium bestätigt
Mit dem Haushaltsbeschluss wurde auch die letzte Hürde für den Neubau des Bertolt-Brecht-Gymnasiums genommen. Am alten Standort zwischen Holbein- und Dürerstraße soll der rund 70 Millionen teure Neubau entstehen.
Seit vergangenen Sommer ist die Schulgemeinschaft bereits am Terrassenufer ausgelagert. Der Rückbau beider Schulgebäude wird voraussichtlich ab November 2025 starten. Baubeginn ist für Februar 2026 geplant und wird, so die Prognose, im November 2028 abgeschlossen sein. Nach der Einrichtung kann die Schulgemeinschaft ab Januar 2029 das Gebäude nutzten.
Fähre “Johanna”, Buslinie 62 und DVB – Angebot bleiben weitgehend erhalten
Der Stadtrat entschied sich gegen einen Großteil der ursprünglich geplanten Kürzungen im Angebot der Dresdner Verkehrsbetriebe. Damit bleiben die Fähre “Johanna”, die Taktung der Buslinie 62 und der Straßenbahnen sowie die MOBI-Angebote erhalten. Einsparungen mit Bezug zur Johannstadt beschloss der Stadtrat durch die Anwendung des Ferienfahrplans in den Winter-, Oster-, Sommer- und Herbstferien.
Kita-Elternbeiträge steigen, aber nicht so hoch
Die geplante Steigerung der Kitabeiträge um teils mehr als 100 Euro ist vom Tisch. Dafür stellte der Stadtrat zusätzliche Mittel in Höhe von 18,6 Mio. Euro in 2025 und 2026 bereit. Stattdessen steigen die Kitabeiträge moderat: für Krippenkinder rund 8 Euro, für Kitakinder 22 Euro und für Hortkinder rund 10 Euro.
Umgestaltung verlängerte „Blumenstraße“ (am neuen Stadtteilhaus) wird verschoben
Mit der Umgestaltung der Straße am neuen Stadtteilhaus, zwischen Bönischplatz und Pfeifferhannsstraße, hinter Konsum und Aldi sollte ursprünglich im nächsten Jahr begonnen werden. Auf johannstadt.de wurde über das Projekt berichtet.
Die Baumaßnahme muss nun um ein Jahr verschoben werden, da der Stadtrat die Finanzierung von 2026 nach 2027 umlenkte.
Budget für Stadtbezirksbeirat Altstadt gekürzt
Um für die zusätzlichen Ausgaben Geld bereitstellen zu können, kürzte der Stadtrat die Mittel der Stadtbezirksbeiräte leicht: von 9,5 auf 9 Euro je Einwohner. Mit seinem 65.705 Einwohner*innen stehen dem Stadtbezirksbeirat Altstadt in 2025 und 2026 damit jährlich rund 593.650 Euro zur Verfügung. Das sind 30.600 Euro weniger als noch 2024. Von den Mitteln haben in der Vergangenheit zahlreiche Antragsteller*innen aus der Johannstadt profitiert, unter anderem auch der Stadtteilverein Johannstadt e. V.
Bewohnerparkausweise werden teurer, aber nicht so sehr wie geplant
Die Preise für die Ausstellung von Bewohnerparkausweisen steigen ab 1. Juli 2025. Für die Ausstellung eines 6 Monaten gültigen Ausweis muss künftig 49,50 Euro bezahlt werden, bei Gültigkeit von einem Jahr 75 Euro und bei Gültigkeit von zwei Jahren 135 Euro. Ursprünglich sollten die Ausweise deutlich mehr kosten, so z. B. ein für zwei Jahre gültiger Bewohnerparkausweis ab 1. April dieses Jahres 216 Euro. Um die Preisminderung zu finanzieren, stellte der Stadtrat eine Million Euro zusätzliche Mittel bereit.
Zur Abwendung der Erhöhung der Parkgebühren stellte der Stadtrat weitere sieben Millionen Euro bereit. Die entsprechende Parkgebührenverordnung wurde vom Stadtrat jedoch vertagt, sodass die künftigen Gebührensätze noch nicht feststehen.
Vielzahl weitere Veränderungen beschlossen
Daneben traf der Stadtrat viele weitere Veränderungen im Vergleich zum ursprünglichen Haushaltsentwurf, die entweder die gesamte Stadt und/oder eine Vielzahl von Einrichtungen betreffen und an diese Stelle nicht aufgezählt werden können. Die Ausfertigung des Haushaltsbeschlusses mit allen Änderungen können Sie hier einsehen.
Den Beschluss zum Haushalt traf der Stadtrat mit deutlicher Mehrheit:
Ja: 39 Stimmen.
Nein: 23 Stimmen.
Enthaltung: 9 Stimmen.
Die Livestreams der Sitzungen des Stadtrates können Sie hier noch einmal ansehen.
Quelle: Ratsinformationssystem und eigene Recherche
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Geplante Kürzungen bei Jugend, Soziales und Kultur: Kritische Stellungnahme von EHS und TU Dresden – Zubringerdemo am 21.11. aus der Johannstadt
Zu den geplanten Kürzungen haben die Evangelische Hochschule Dresden und die Fakultät der Erziehungswissenschaften der TU Dresden in der vergangenen Woche eine umfangreiche Stellungnahme abgegeben, darin heißt es unter anderem:
Geplante Kürzungen bei Jugend, Soziales und Kultur: Kritische Stellungnahme von EHS und TU Dresden – Zubringerdemo am 21.11. aus der Johannstadt weiterlesenProtestbrief und Kundgebung gegen die Kürzung der Schulsozialarbeit am Bertolt-Brecht-Gymnasium am 7.11. vor dem Neuen Rathaus
Der Schulsozialarbeit am Bertolt-Brecht-Gymnasium droht ab April 2025 die komplette Schließung. Dies geht aus einem Fördervorschlag des Jugendamtes für 2025 hervor.
Protestbrief und Kundgebung gegen die Kürzung der Schulsozialarbeit am Bertolt-Brecht-Gymnasium am 7.11. vor dem Neuen Rathaus weiterlesenAdventskalender Nr. 2: Schulclowns der 102. Grundschule gestalten 25 Türchen
Wie auch in den letzten zwei Jahren haben sich die Clowns der 102. Grundschule aufgemacht einen eigenen virtuellen Adventskalender zu gestalten. Adventskalender Nr. 2: Schulclowns der 102. Grundschule gestalten 25 Türchen weiterlesen
Begegnungen unter der Diskokugel – Die Schulsozialarbeit an der 101. Oberschule
Die Schulsozialarbeiter*innen an der 101. Oberschule stemmen zu zweit die Arbeit, die locker auf vier Vollzeitstellen aufgeteilt werden könnte. Sie ermöglichen den Schüler*innen mit dem Schulklub ein Stück autonome Freizeit. Der Alltag ist anstrengend, entlohnt aber mit unbezahlbaren Erfahrungen.
Gerade hat Marie-Luise Alke dazu angehoben, ihren Satz zu beenden, da klopft es wieder. Ihr Kollege Andreas Kochte-Donath springt auf, um die Tür zu öffnen. Es ist ein Schüler, der einen Laptop benötigt, um ein Online-Bewerbungsgespräch führen zu können. Schnell wird das Büro der Schulsozialarbeit nebenan als Ort angeboten, die Tür leise zugezogen, im Flur klingt das Murmeln der Stimmen.
Pionierin der Schulsozialarbeit
Marie-Luise Alke und Andreas Kochte-Donath sind “die Schulsozialarbeit an der 101. Oberschule” und damit Ansprechpartner*in für rund 450 Kinder und Jugendliche. Die sechzig Wochenstunden könnte man getrost auf vier Vollzeitstellen verteilen, aber das ist nicht vorgesehen. So arbeiten sie zu zweit. Auf 70 Prozent schätzen die beiden den Anteil von Schüler*innen an der 101. Oberschule, die deutsch nicht als Muttersprache sprechen. Das ist eine besondere Herausforderung, denn der Lehrplan sieht das gleiche Pensum für alle vor.
“Bei uns an der Schule haben viele eine Fluchtgeschichte hinter sich. Sie haben Krieg, Vertreibung und Gewalt erlebt und müssen hier ankommen”, beschreibt Andreas Kochte-Donath die Situation. Über die Jahre hat sich die 101. Oberschule zur Expertin im sensiblen interkulturellen Dialog entwickelt. Sie ist die erste in Dresden, bei der in den 90ern Stellen für Schulsozialarbeit eingeführt wurden. Der Erfolg gibt dem Kollegium recht: “Im vergangenen Jahr hatten wir vier zehnte Klassen mit jeweils 20 bis 25 Schüler*innen. Nur vier haben keinen Schulabschluss erreicht.”
Der Schulklub als Ort der Begegnung
Ein Alleinstellungsmerkmal ist der Schulklub im Keller des Schulgebäudes. Sofas, eine Diskokugel, eine Musikanlage, Kickertische und Regale voll mit Brettspielen: Hier können sich Freundschaften und Gespräche jenseits des getakteten Schulalltags entwickeln. Hier werden Probleme thematisiert und Konflikte diskutiert. Jenseits von Corona kommen hier täglich 100 bis 120 Schüler*innen zusammen. Der Schulklub ist in jeder Mittagspause und an drei Nachmittagen in der Woche geöffnet. Derzeit natürlich mit Einschränkungen.
“Hier haben Schüler*innen die Möglichkeit, Freizeit selbstbestimmt zu verbringen”, so Alke. Für viele Schüler*innen ist der Schulclub der einzige Ort, an dem sie ihre Freizeit frei von schulischen und familiären Verpflichtungen verbringen können. Darüber hinaus haben die Schulsozialarbeiter*innen für Anliegen von Stress mit den Eltern bis Mobbing ein offenes Ohr und bieten entsprechende fachliche Hilfe an. “Kinderschutz spielt bei uns immer eine Rolle”, erzählt Kochte-Donath. “Hier arbeiten wir in Kinderschutzverfahren nach festgelegten fachlichen Standards in Kooperation mit der Schule und dem Jugendamt.”
Gute Erfahrungen stehen einem schlechten Ruf entgegen
Angebote wie diese haben es geschafft, dass die Schule beliebt ist. Dass sich die Schüler*innen angenommen und geborgen fühlen, dass sie wertvolle Kompetenzen im Umgang miteinander entwickeln. Dass Jüngere ihren Geschwistern nachfolgen.
Ein Bild, das häufig in krassem Kontrast zur Außenwirkung der 101. Oberschule steht. Viele Vorbehalte und Vorurteile stehen der Schülerschaft entgegen. Das mache sich bemerkbar, wenn motivierte, gut benotete Schüler*innen nach ihrem Abschluss einen Beruf suchen und nicht finden. “Viele werden aufgrund ihres Namens nicht zum Bewerbungsgespräch eingeladen”, teilt Marie-Luise Alke ihre Erfahrungen. “Und das in Berufsgruppen, in denen dringend Nachwuchs benötigt wird.”
Die 101. sei eine Schwerpunktschule, die zu wenig Wertschätzung erhält, sind sich Marie-Luise Alke und Andreas Kochte-Donath einig. Für ihre Diversität müsste sie mehr Unterstützung bekommen. Das Problem ist ein strukturelles: Internationalität werde zu häufig als Manko, nicht als Chance betrachtet.
Eine wertvolle Aufgabe
Die Schülerschaft der 101. Oberschule sei das beste Beispiel dafür, wie sinnvoll Durchmischung und Austausch seien. Lernwille, Solidarität, innige Freundschaften, Offenheit – viele der täglich gelebten Werte seien im stressigen Alltag Anschub und Stütze. “Es ist eine unheimlich wertvolle Aufgabe”, sagen die Schulsozialarbeiter*innen.
Einen Lichtblick brachte kürzlich die Online-Diskussionsrunde “Welche Schulen braucht die Johannstadt” mit Bildungsbürgermeister Jan Donhauser: Die 101. Oberschule soll dreizügig bleiben. Und sie soll ihren angemessenen Platz in einem Neubau auf der Cockerwiese erhalten. Ein Zugeständnis, das auf Anerkennung und Weitblick hinweist. Gerade jetzt während der Pandemie, wo erfolgreiche Projekte wie der Schulklub nur in feste Gruppen geteilt stattfinden können und damit an Attraktivität verlieren: “Die Johannstadt braucht eine Oberschule mit sicherer Perspektive!”
Es klopft. Dieses Mal ist es eine Schülerin, die ein Online-Bewerbungsgespräch führen möchte. “Du bist eine halbe Stunde zu früh”, sagt Marie-Luise und räumt den Schreibtisch frei. Das Mädchen nickt. Sie wollte auf keinen Fall zu spät kommen.
Schulsozialarbeit an der 101. Oberschule
- Offenes Büro im Haus 2 der Schule, Zimmer 032 (Erdgeschoss rechts)
- Tel.: (0351) 4 59 82 71; E-mail: schuso101os@vsp-dresden.org
- Öffnungszeiten des Schulklubs: Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag von 12.15 bis 15.30 Uhr, Mittwoch von 12.15 bis 13 Uhr