Kultur in einer der wenigen verbliebenen Oasen der Johannstadt – Die Ballroom Studios

eingestellt am 19.12.2020 von Anja Hilgert (ZEILE), Headerbild: Studio-Atmosphäre in den Ballrooms der Schokofabrik - Foto: Reiko Witzke

Samtbezogene Barhocker, Röhrenradio, erlesen gesammelte Lampenschirme und große Wandspiegel bei indirekter Beleuchtung – ein Inventar, das sinnesfreudig auf die Kunst des guten Klangs einstimmt. Die Studioatmosphäre in den Johannstädter Ballroom Studios bietet mit Teppich-Auslegeware, Retromobiliar und feinen Gardinen ein gemütlich familiäres Flair für professionelle Musikproduktion. Sie gelten als Institution für Kulturaktivismus in der Dresdner Johannstadt. 

Was unter gleichem Namen in Nashville (USA) als gehobene Tanzschule läuft, ist in Dresden, auf der Hopfgartenstraße, ein voll ausgestattetes Tonstudio für Musik- und Videoproduktion, kompetent und technisch vom Feinsten, wie Rezensent*innen der Szene kommentieren. Ballroom-Kultur: Der Name greift in der Johannstadt nostalgisch die Idee der Tanz (und Blumen!)-säle auf, wo Musikkultur einen festen, festlich belebten Ort mitten unter den Leuten hatte.

Johannes Gerstengarbe, der sich als Betreiber der Ballroom Studios für kreative Audio-Kultur einsetzt, hat in seinem Tonstudio sowohl lokale als auch überregionale Musiker*innen vor Ort, die hier mit Gesang und instrumental ihre Arrangements live einspielen. Die Schokofabrik in der Johannstadt und mit ihnen die Ballroom Studios gelten als eine Art Melting Pot – Schmelztiegel – für kreativ und künstlerisch Schaffende: „Eine der wenigen verbliebenen Oasen der Stadt“, wie Johannes Gerstengarbe betont, der für die Dresdner Sound- und Filmszene die Regler schiebt. 

Schräger Ton am seidenen Faden

Erst kürzlich wurde die technische Ausstattung durch neuestes hochqualitatives Equipment erweitert, das im Rahmen des #efre Förderprogramms, also u.a. durch die Stadt Dresden erworben werden konnte. Man buchstabiere sich’s genießerisch – Neumann #u47fet, AMS/Neve 1073 Preamps, Roswell Pro Audio #minik47 Stereopaar – und gebe dem Ganzen Volumen:
Wie handlungsfähig sind derzeit kreativ Werktätige, wenn die Möglichkeiten, Musik unters Volk zu bringen, durch Kontakt- und Veranstaltungsverbote so eingeschränkt sind, daß Einnahmequellen wegbrechen und die Stromrechnung womöglich nur über Erspartes läuft?

Im gegenwärtigen Schwebezustand hängt der Ton wie alle Künste und damit die, die ihr (Berufs)Leben der Kunst widmen, ziemlich schräg am seidenen Faden. Theater, Konzert, Film, Literatur, Gesprächskultur – das öffentliche kulturelle Leben ist komplett ausgebremst und seinem Publikum entzogen. Dem Berufsstand sind Hände und Füße gebunden. Vielen verschlägt es die Stimme. Johannes Gerstengarbe lässt sich das Mikrofon nicht aus der Hand nehmen.

Johannes Gerstengarbe ist Kulturaktivist und Betreiber der  Ballroom Studios. Foto: David Pinzer

MDR live at Ballroom Studios, Johannstadt

In den Ballroom Studios fand die gerade neu erworbene Technik ihren ersten Einsatz für die live übertragene Sendung „Dienstags Direkt“ des MDR. MDR-Moderator Andreas Berger diskutierte vor laufender Kamera in der Johannstadt mit unterschiedlichen Vertreter*innen der Kunstszene: Was sind die gesamtgesellschaftlichen Auswirkungen, wenn die Künste brach liegen?
Inwieweit geraten zur Kunst berufene Menschen durch die gegenwärtigen Veranstaltungsverbote an den Rand und in die Gefährdung ihrer Existenz? 

Wie Kunst- und Kulturschaffende ihre Zukunft sehen, welche Entscheidungen von Politiker*innen zu fällen sein sollten, darüber wurde in den Ballroom Studios gesprochen. Zugleich war das Studio für einen Abend wieder eine Bühne für musikalische live-Darbietungen, was einhellig als emotionales Elixier und Herzenssache befunden wurde. 

Das Abendgespräch in der Johannstadt zeichnete eine vielschichtig, persönlich bewegte Bestandsaufnahme, wie es aktuell um die Kreativszene in Dresden bzw. in Sachsen bestellt ist. Die Sendung ist in erstklassiger Qualität bei MDR Sachsen online hinterlegt.

Lokale Kunst im Heimatsender

Johannes Gerstengarbe war selbst in der Sendung zu Gast und hat Position bezogen: Für mehr Förderung regional produzierender Künste. So warb er direkt im MDR-Gespräch dafür, im „Heimatsender“ MDR öfter auch regionale Künstler*innen in den Sendezeiten einzubeziehen. Auch als Strategie einer Rückgewinnung der Deutungshoheit über den Begriff Heimat. Weiter vertrat er eine co-kreative Haltung, die neue Wege entdeckt: „Kultur ist ja immer eine Auswirkung von Schwingung, gerade bei Musik. Und wo sich Schwingungen gegenseitig beeinflussen, herrscht eine andere Art der Energie.“

Partizipation als Schlüsselwort in der Krise

Innerhalb der Kreativen Szene sind die Ballroom Studios ein vernetzender Pol, an den andere Konzepte andocken können. Die künstlerische Signatur des Studios bezeichnet Gerstengarbe als „ein Pictogramm verschiedener Künste“.
Die Produktionen der Ballroom Culture, für die Johannes Gerstengarbe gemeinsam mit Philipp Brehmer steht, haben den Charakter von Mixed oder Crossed Media: Ton, Bild, Performance und Live act bestehen als eine Vielzahl unterschiedlich verknüpfbarer Möglichkeiten, mit denen sich Inhalte herstellen und teilen lassen.
Die Erkenntnis, dass jedes Werk grundlegend auf viele verschiedene Beteiligte zurückzuführen ist, wird hier zum Bekenntnis. Der Prozess der Zusammenarbeit ist Teil des Werkes, Partizipation das Schlüsselwort für die Krise.

Musikalisch Zeichen setzen

Zuletzt unter Beweis gestellt wurde der Kulturaktivismus in der Johannstadt, als unmittelbar vor dem „lock down light“ zu Halloween die Ton- und Veranstaltungstechnik aus dem Studio ausrückte auf die grüne Wiese um den Bönischgarten. Der vereint auf die Beine gestellte Event brachte das interkulturelle Musikeraufgebot der Banda Internationale und die jungen Steaming Aninmals auf die Bühne. Mit dem Konzert unter Abstandsregeln setzten die Musiker ein musikalisches Zeichen, um in der bevorstehenden gesellschaftlichen Schließ-Zeit Solidarität und Verbundenheit wachzuhalten. 

Der Lockdown hat sich verlängert, der Winter kühlt ab und wird kontaktarm. Für Gerstengarbe heißt das, sich die eigene propagierte künstlerische Haltung vor Augen zu halten: „Diese Art von Energie trägt weiter als in sich gekehrte Schaffenskraft, die ist umso mehr da, wenn man keinen sehen darf.“

Lokal verortet und für alle Griffe bereit. Foto: Reiko Fitzke

Der Winter wird kalt, aber nicht herzlos

Mit jedem Blickwinkel sieht die Antwort anders aus, ob und inwiefern wir vor einem “kulturlosen” Winter stehen: Von den großen Häusern aus betrachtet, herrscht totale Leere, der Zustand reicht von Winterstarre bis Winterruhe. Hier greifen die von Bund und Ländern beschlossenen Einschränkungen und das finanzielle Debakel für Einrichtungen und Ensembles ist manifestiert.
Die Kunst, die vom Betrieb, der sich um sie dreht, abhängt, ist in einen Brachzustand versetzt und erlebt gerade die reale Infragestellung der eigens für sie geschaffenen Räume.


Hinter verschlossenen Türen gähnen weite Hallen und Schätze, die der Wahrnehmung entzogen sind. Zuschauer*innen und Betrachtende bleiben auf die eigenen Wände und die Kommunikation mit nächsten Vertrauten verwiesen. Es kommt zu veränderten Betrachtungsweisen und Aneignungsprozessen. Was bedeutet das für die Kultur? Wo findet die Kunst statt? Wie organisieren sich Kunstschaffende? Dieses Potential ist noch unabsehbar und die gesellschaftlichen Auswirkungen des Ausnahmezustands auch. 

Johannes Gerstengarbe betrachtet die Lage nüchtern: „Die meisten kennen sowieso sich nicht selber, da lohnt es zum jetzigen Zeitpunkt mal zu gucken, wer man selber eigentlich ist.“
Für den ausgebildeten Tontechniker war es ein konsequenter Schritt, nach Jahren der Musikförderung für Andere, jetzt, auf sich selbst zurückgeworfen, der eigenen Stimme auf die Spur zu gehen und seiner Leidenschaft als Songwriter freien Lauf zu lassen.

Don’t give up on me yet

Das einmalige, zeitlich gebundene „Denkzeit“-Stipendium der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen hat während des ersten lock downs Künstler*innen in ihrer individuellen Arbeitsweise ermutigt und mit einmaliger Zahlung von 2.000€ gefördert. Damit war es Kunstschaffenden in jeglichem Ansatz und Format möglich, kreativ weiterzuarbeiten. Als Denkzeit-Stipendiat hat Johannes Gerstengarbe auf den eigenen Wurf in die Zukunft gesetzt und mit seiner Finanzierung den Song „Don‘t Give Up On Me Yet“ produziert. Ein Projekt, das via Videochat zwischen Dresden und Nashville entstanden ist, wo Gerstengarbe seine Ausbildungszeit in Tontechnik genossen hat.

Das dazugehörige Musikvideo platziert den Song in die Johannstadt: In einer Atmosphäre aus Traum, Vergänglichkeit und Ankommen dient der Trinitatis Friedhof als Kulisse, wechselt in den Garten der Schokofabrik, und zum Schluss ist der architektonische Durchgang des Plattenbaus der WGJ / Wohnungsgenossenschaft Johannstadt auf der Florian-Geyer-Straße verbindender Bildmittelpunkt.

Lokale Kunstförderung

Mit der Kulturförderung ist Gerstengarbe zu seinem coming out gekommen: „So ist Kunstförderung auch unabhängig von einer Pandemie längst vorstellbar!“, sagt Gerstengarbe begeistert und wundert sich, wie weite Schleifen der Förderungsgedanke durch die Institutionen zieht.
Das Wagnis, mit der eigenen Kreativität Geld zu verdienen, verlangt Einiges an Ressourcen ab. Wenn in der (Solo)Selbständigkeit das regelmäßige, einkalkulierte Einkommen wegfällt und jäh die Grenzen des existentiell Tragfähigen aufreisst, ist mehr als guter Rat teuer.

Übergangsweise Finanzierungskonzepte, die das Hilfspaket des Bundes für Kulturschaffende unter Stichworten wie Umsatzeinbruch, Ausfallhonorar, Soforthilfeprogramm, staatliche Überbrückungshilfe, Neustarthilfe, Zuschuss, Ergänzungsleistung vorsieht, kommen gefiltert bei den Künstler*innen an, und sind in Bezug auf das kreative Schaffen nicht immer offen gehalten, sondern immer häufiger an spezielle, zunehmend digitale Praktiken gebunden, wie z.B. livestreams zu produzieren.

Die allermeisten Programme sind limitiert, nicht nur, was Laufzeit und die Finanzierbarkeit an sich betrifft, sondern eben auch, was die Konditionen anbelangt. Die meisten Mittel sind gebunden. An Nachweise sowieso, aber häufig auch an bestimmte Konzepte. 

Klingelschild für Co-Kreativität Foto: Anja Hilgert

Die Chance, gewohnte Praktiken zu ändern

In der Sendung hatte Johannes Gerstengarbe selbst Gelegenheit, drei seiner neuen ersten eigenen Songs zu präsentieren. Das dritte Lied auf deutsch gesungen, bietet, angelehnt an die Beerdigungskultur in New Orleans die symbolische Überwindung des Todes durch Musik dar. Gerstengarbe verweist gern auf den gewissen zeitgenössischen Aktualitätsgrad der Thematik und gibt unverhohlen seiner puren Freude beim Singen Ausdruck.

Die Produktion des deutschsprachigen Songs “Dein Herz steht still“ steht noch aus, genauso wie die Herstellung der Vinyl-Single. Die anfallenden Kosten will Gerstengarbe mit alternativen, mitgliedschaftbasierten Finanzierungsmodellen abdecken, wie sie Plattformen wie patreon.com oder startnext.com propagieren. Für sein Projekt sucht er monatlich einkalkulierbare Unterstützung von privaten Spendern, peu à peu gesammelt in der Crowd. Gleichzeitig handelt es sich um den Aufbau einer treuen Community, der bestimmte Privilegien zuteil werden wie u.a. das Versprechen, einen Song u schreiben, in dem je ein Wort der Unterstützenden einbezogen wird oder ein Platz auf der Gästeliste bei der Release-Party nach Louisianaischer Tradition am 6. März 2021 in den Dresdner Ballroom Studios.

Von Dresden nach Nashville, TN und zurück

Der Finanzierungszeitraum lief über einen knappen Monat, bis 6. Dezember, die Kampagne war erfolgreich, die Durchführung ist gesichert: Bezahlt werden Studiomusiker (ein Schlagzeuger aus New Orleans, ein Bassist aus Nashville und Blechbläser aus Dresden), die Mischung und Mastering, die Covergestaltung sowie die Herstellung der Vinyl-Single. Der gesamte Entstehungsprozess wird mitgefilmt, dadurch transparent und als Video veröffentlicht. Der Realisierungszeitraum ist vom 1. Dezember bis 7. März 2021 angesetzt.

Klingt danach, dass über diesen Winter etwas geht in den Ballroom Studios und von ihnen aus bis Nashville, TN, womit sich Johannes Gerstengarbe einen Traum erfüllt, den er träumt, seit er, musikgetrieben zeitweilig in den Staaten gelebt hat.

Weitere Informationen

Birgit Kretzschmar: Reisevermittlung ins Reich der Fantasie

eingestellt am 15.12.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Birgit Kretzschmar mit Meister Joda und Mäxl. Foto: Philine Schlick

Von Traumreisen kann man derzeit nur träumen. Birgit Kretzschmar führt das Reisebüro “Art of Travel TMT” am Stephanienplatz und ist trotz Lockdown täglich in ihrem Büro. Sie stellt sich dem allgemeinen Stillstand mit Gedichten, Sinnsprüchen und kecken Weisheiten des Maskottchens Theo Retisch. Ihr Geschäft wird zum Atelier und ihr Schaufenster ist jede Reise wert.

“Was die Menschen brauchen”, sagt Birgit Kretzschmar, “ist Humor.” Sie sitzt an Ihrem Schreibtisch hinter der obligatorischen Plexiglasscheibe. Auf ihrem rechten Arm sitzt Mäxl, auf ihrer linken Schulter Meister Joda, ihre zwei Senegalpapageien, und unterhalten sich mit schief gelegtem Kopf. Um sie beim Herumturnen nicht zu stören, bewegt sich Birgit Kretzschmar in Zeitlupe, was ihren Gesten die bedächtige Würde einer Hohepriesterin verleiht.

Hintersinniges Rätsel im Schaufenster von Art of Travel TMT. Foto: Philine Schlick
Hintersinniges Rätsel im Schaufenster von Art of Travel TMT. Foto: Philine Schlick

Ein Schaufenster muntert auf

Die Reisekataloge in den Regalen ihres Büros sind seit März den Sinnsprüchen und Wortspielereien von Theo Retisch gewichen. Das ist eine vorwitzige Puppe aus geknotetem Packpapier, die mittlerweile ebenso zu “Art of Travel TMT Reisen” gehört wie die beiden Papageien und Birgit Kretzschmar selbst.

Theo Retisch schaut verschmitzt aus Regalen, von Postkarten und Platzdeckchen. Er kneift ein Auge zu und kommentiert: “Theoretisch ist der Kunde König. Praktisch wurde die Monarchie (hierzulande) abgeschafft!” Seit Reisevermittlung durch Corona nicht mehr möglich ist, hat sich Birgit Kretzschmar auf ihre kreative Ader verlegt.

Maskottchen Theo Retisch. Foto: Philine Schlick
Maskottchen Theo Retisch. Foto: Philine Schlick

Gedichte schrieb sie schon als Kind. “Aber die habe ich nicht aufgehoben …” Alljährlich zu Weihnachten legte sie ihren Stammkund*innen ein Poem mit ins Weihnachtsgeschenk. “Irgendwann war es so, dass die Leute richtig drauf warteten. Die klebten sie sich in Alben oder gaben sie an Verwandte weiter.” Aus dem Weihnachtsgedicht wurde ein Gedichtband. Es folgten bald Frühlings- und Sommereditionen.

“Dein Reisebüro lässt dich nicht im Regen stehen”, verkündet Theo Retisch im Schaufenster und es stimmt: Seine Schöpferin Birgit Kretzschmar sendet trotz geschlossenen Türen positive Signale in die Welt. Auf der Internetseite “Gedichtezauber” veröffentlicht sie gemeinsam mit Christel Hasse und Christian Lothar-Ludwig eigene Gedichte, bietet aber auch eine Plattform für Einsendungen. Besonders ältere Menschen nehmen die Möglichkeit zum kreativen Ausdruck gerne an, sagt Birgit Kretzschmar. Die rege Beteiligung spreche für das “Land der Dichter und Denker”.

Ein Kühlschrank ist auch nur ein Mensch

Ganz aktuell ist ihr Gedichtband “Poesie eines gestohlenen Jahres” im Selbstverlag erschienen, der entgegen ihrer Erwartungen besonders in der höherpreisigen Variante in Farbe gekauft wird. Für die Fotos aus ihrem 150-Seiten starken Bildband über eine Wanderung in der herbstlichen Sächsischen Schweiz gibt es bereits Interesse an einer gemeinsamen Ausstellung mit Aquarell-Künstler Waldemar Neubert, der derzeit im DRK-Begegnungstreff “Johann” ausstellt.

Birgit Kretzschmar im Dialog mit ihrem Papagei. Foto: Philine Schlick
Birgit Kretzschmar im Dialog mit ihrem Papagei. Foto: Philine Schlick

“Ich habe auch schon die Idee für zwei Romane”, sagt Birgit Kretzschmar. Aber nicht immer wollen Schreibfluss und Muse so, wie sie gern möchte. Fertig gedruckt im Regal dagegen steht ihre Sammlung von Kurzgeschichten “Ein Kühlschrank ist auch nur ein Mensch”.

“Ich habe mir überlegt, was wohl wäre, wenn alle unsere Haushalts-Gegenstände reden könnten.” Die animistischen Fantasiegeschichten hat sie ebenso zu Papier gebracht wie das Märchen von der kleinen Tanne, die unbedingt Weihnachtsbaum werden will und es sich dann doch anders überlegt.

“Ich bin jetzt da!”

“Das mit Corona wird noch eine Weile gehen”, ist Birgit Kretzschmar überzeugt. “Solange mache ich mein Hobby zum Beruf.” Und so wird aus dem Reisebüro peu á peu eine Mischung aus Schreibstube und Galerie. “Es ist mein eigener Laden. Ich genieße es, ihn zu gestalten, wie ich möchte.” Auch die zwei großen Volieren von Meister Joda und Mäxl finden darin Platz. Ein wenig wirkt das Büro auf diese Weise selbst wie ein Urlaubsort.

In der Tourismusbranche zu arbeiten war schon immer ein Traum, dessen Auslebung Birgit Kretzschmar in der DDR nur begrenzt möglich war. Es war zu Beginn der 90er Jahre, als sie in Familie eine Busreise nach Paris unternahm und mit der Reisebegleiterin ins Gespräch kam. Die meinte: “Wir wollen bald eine Filiale in Dresden aufmachen. Kommen Sie nächste Woche zum Fresswürfel, dort steht ein Verkaufswagen.”

Reisen um den Globus und literarische Auflüge. Foto: Philine Schlick
Reisen um den Globus und literarische Auflüge. Foto: Philine Schlick

Birgit Kretzschmar packte die Gelegenheit beim Schopf. Sie fand den Wagen und stellte sich mit den Worten vor: “Sie können aufhören zu suchen. Ich bin jetzt da!” Ihr Selbstbewusstsein zahlte sich aus. So war bald sie es, die aus dem Wagen heraus als Selbstständige Reisen vermittelte. “Da war noch nichts mit Internet und Telefon. Das ging alles über Karteikarten!”

Kreative Exkurse vom Gedicht bis zum Hörbuch

Doch als sie eines Tages aus ihrem Urlaub in Monte Carlo kam und ihren Wagen aufschließen wollte, war dieser nicht mehr da. “Jemand hatte ihn zu Himmelfahrt angezündet”, so Birgit Kretzschmar. Ihr erstes eigenes Reisebüro eröffnete sie anschließend in der Webergasse. Dort musste sie der Altmarktgalerie weichen, bezog zwischen 1997 und 2002 ein Quartier am Fetscherplatz und landete schließlich am Stephanienplatz. Sie blickt auf 30 Jahre Berufserfahrung zurück.

Die Reisekataloge 2020 werden von Meister Joda fachmännisch zerlegt. Foto: Philine Schlick
Die Reisekataloge 2020 werden von Meister Joda fachmännisch zerlegt. Foto: Philine Schlick

Inzwischen kommen die Enkel ihrer Stammkundschaft zu ihr, um Reisen zu buchen. Die Digitalisierung sei deutlich zu spüren, berichtet Birgit Kretzschmar. “Ein klassischer Laden zieht nicht mehr”. Also geht sie mit der Zeit und macht ihre Schaufenster anderweitig sehenswert. Auch in ihrem künstlerischen Schaffen probiert sie sich in neuen Techniken aus – interaktive Hörspiele zum Beispiel, auch wenn ihr die artifiziellen Stimmen nicht umfassend gefallen. Einer Einrichtung für Menschen mit Handicap vermachte sie kürzlich ihre Podcast-Sammlung zur Freizeitgestaltung in der Krise.

Mit raschelndem Gefieder landet Meister Joda auf einem dicken Reisekatalog in einem Ständer. Eifrig schnipselt er die Kanten mit seinem Schnabel in Fetzen. Birgit Kretzschmar sieht in liebevoll an. “Den Papierberg kann ich dann versteigern. Alles selbst geschnabelt!”, scherzt sie. Als der Briefträger klopft, eilt sie schnell zur Tür. “Vielleicht ist es die Lieferung aus der Druckerei! Meine Kunden warten schon!”

Birgit Kretzschmar – Reisevermittlung und Kleinkunst

  • Dinglingerstraße 14, 01307 Dresden, am Stephanienplatz
  • www.reisebuero-tmt.de
  • www.gedichtezauber.de
  • Erreichbar auch auf Facebook unter Kunst des Reisens, AutorinBK, Theoretischistespraktisch
  • Alle Bücher gibt es bei Epubli oder unter Angabe der ISBN-Nummer im Buchhandel, T-Shirts von Theo Retisch gibt es bei Spreadshirt

Druckfrisch ins Viertel: Das Johannstadt-Magazin “Zeile” ist da

eingestellt am 11.12.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Das Ding ist im Kasten: Die Zeile als kostenfreier Adventsgruß. Foto: Meike Weid

Während sich das soziale, berufliche und kulturelle Leben zusehends in digitale Räume verlagert, wagen die Macher*innen der “Zeile” einen analogen Schritt und bringen das erste gedruckte Stadtteilmagazin der Johannstadt heraus. Am Freitag wurde das Heft zum Thema Nachbarschaft druckfrisch im Viertel verteilt.

IKEA schafft seinen Katalog ab, Zeitungen verlagern sich ins Internet – und in der Johannstadt wird ganz nach alter Schule ein Magazin gedruckt? Ja! Es handelt sich um das greifbare Pendant zum Online-Stadtteilmagazin auf johannstadt.de.

Blick in den Schaffensprozess: Die Zeile ausgebreitet auf dem Tisch bei der Redaktionssitzung. Foto: Anja Hilgert
Blick in den Schaffensprozess: Die Zeile ausgebreitet auf dem Tisch bei der Redaktionssitzung. Foto: Anja Hilgert

Farbenfrohes Abbild Johannstädter Vielfalt

Anja Hilgert von der Stadtteilredaktion hat gemeinsam mit Meike Weid vom Projekt Plattenwechsel die Zügel in die Hand genommen und umgesetzt, was schon lange erträumt war: Ein ästhetisches Heft rund um die Johannstadt.

“44 Seiten stark ist die Erstausgabe. Etwas für längere Haltbarkeit, zum Schmökern und immer wieder mal Hervorholen, denn die versammelten Geschichten handeln wahrhaftig und unmittelbar vom Leben, erzählt von unterschiedlichen Menschen, die im Viertel leben und in Berichten, Erzählungen, Portraits und Poesie teilen, was sie erleben”, erklärt Anja Hilgert.

Binnen eines Vierteljahres entstand mit Beiträgen des Redaktionsteams von johannstadt.de, Einsendungen von Bürger*innen und Gast-Artikeln ein farbenfrohes Abbild der Vielfalt im Viertel. Ziel war es, die Inhalte einem Leser*innenkreis zugänglich zu machen, der nicht maßgeblich im Internet zugegen ist.

Zugang für eine breitere Bevölkerungsschicht

Da gibt es die rührende Geschichte von Ferdinand Saalbach, der die Feuerwehr rief, als die alte Weide am Elbufer brannte und sich selbst in diesem lodernden Symbol wiederfand, Porträts von der Keramikkünstlerin bis zum Märchenerzähler, Geschichten von der gestohlenen Rose bis zum archäologischen Abenteuer, Wissenswertes von Stimmen aus dem Stadtteilbeirat bis zur Hymne aufs Gemüseauto.

“Auf johannstadt.de hat sich ein stattlicher Fundus angesammelt an Informationen aus der Chronik, der Stadtteilentwicklung und dem Alltagsleben des Viertels. Diese Vielfalt zu heben und aktuell neu aufzulegen, um einer breiteren Bevölkerungsschicht zugänglich zu machen, was im eigenen Stadtteil alles lebendig und da ist, ist das Ansinnen der Print-Version des Stadtteilmagazins”, so Anja Hilgert.

Das Cover der aktuellen Zeile im Dezember 2020. Foto: Anja Hilgert
Das Cover der aktuellen Zeile im Dezember 2020. Foto: Anja Hilgert

Am Freitag ist das Heft endlich aus der Druckerei in den Johannstädter Kulturtreff gereist. Anja Hilgert ist aufgeregt: “Ich habe das Heft bis jetzt noch nicht gesehen. Bis zuletzt gab es Verschiebungen und Änderungen und dann ging alles kurz auf knapp”, schildert sie den Prozess.

Der Name Zeile spielt einerseits auf die Zeilen eines Textstückes, andererseits auf die charakteristischen Plattenbauten in der Johannstadt ab. Die erste Ausgabe der Zeile enthält zahlreiche Appelle: “Mach mit, bring dich ein!”, heißt es zu den einzelnen Rubriken. Das Heft soll gemeinsam mit seinen Leser*innen entstehen, deshalb sind Ideen und Einsendungen für die nächste Ausgabe zum Thema Wohnen herzlich erwünscht.

Verteil-Aktion in der Johannstadt am Freitag

Gemeinsam mit der Zeichenkünstlerin Theresa Wenzel, die Abbildungen beisteuerte, machten sich Meike Weid, Anja Hilgert und Frederike von Bothmer auf eine Tour durch die Johannstadt, um das kostenfrei erhältliche Magazin zu verteilen. “Alle Bewohner*innen der Nördlichen Johannstadt und natürlich die Autor*innen bekommen ein Exemplar in den Briefkasten gesteckt”, erklären sie. Zudem soll in regelmäßigen Abständen ein Stoß Hefte im neuen Büchertauschregal am Bönischplatz ausliegen.

Maskierter Empfang am Fenster. Foto: Meike Weid
Maskierter Empfang am Fenster. Foto: Meike Weid

Unterwegs war das Quartett mit der Lichterketten geschmückten Generationen-Rikscha. Ein kleines Licht auf Wanderschaft in diesem Advent, der sich ab Montag mit dem Lockdown weniger auf der Straße, als hinter offenen Fenstern und geschlossenen Türen abspielen wird.

Stadtteilmagazin Zeile

  • kostenfrei im Stadtteil erhältlich, z.B. im Büchertauschregal
  • Ideen, Wünsche, Beiträge können an redaktion@johannstadt.de gesendet werden
  • die zweite Ausgabe erscheint im Frühjahr/Sommer 2021 zum Thema Wohnen

Radskeller: Hier ist guter Rat nicht teuer

eingestellt am 09.12.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Jens Nitsche, Rads-Herr der ersten Stunde im Radskeller. Foto: Philine Schlick

Die Ursprünge des Radskellers “versinken im Dunkeln der Geschichte”, sagt Jens Nitsche mit krauser Stirn. Die wichtigste Fährte führt auf die Katharinenstraße in der Neustadt. Der Verein, der die Selbsthilfewerkstatt auf der Dürerstraße betreibt, umfasst heute stolze 17 Mitglieder. Zu den Öffnungszeiten stehen Drahtesel und ihre Besitzer*innen im Treppenhaus Schlange.

Seinen Anfang nahm die Geschichte der “Geschwister-Werkstätten” Radschlag und Radskeller Anfang der 90er Jahre. Eine Gruppe junger Schrauber fand sich 1991 in Dresden zusammen, um Zweiräder zu reparieren und aufzubauen. “Zwei sind heute immer noch dabei”, sagt Jens Nitsche, der erst kürzlich den Geschäftsführerposten im Radschlag frei machte, um nur noch Vereinsmitglied zu sein.

Vom Radschlag zum Radskeller

“Unsere erste Station war das Umweltzentrum auf der Schützengasse”, erzählt Jens Nitsche. “Damals völlig ruinös. Ein dunkles, feuchtes Loch.” Von Beginn an war die Werkstatt für Selbsthilfe, Hilfe und Recycling gefragt. Eventuell hätten sich daraus sogar berufliche Perspektiven ergeben, aber “keiner hatte Kohle, ein Konzept zur Idee gab es nicht und jeder von uns war, da nun alles möglich schien, offen für weitere Optionen.”

Alles ist möglich im Radskeller, bis auf schweißen und lackieren. Foto: Philine Schlick

Man entschied sich also zur Gründung eines Vereins. Bald wurde es am Gründungsort zu eng. Im Jahr 1993 ging es auf die Louisenstraße 9, wo man zusammen mit dem Kurier-Kollektiv ImNu hauste. In die Zeit, als Jens Nitsche ein berufsbegleitendes Studium aufnahm, fiel der dritte Umzug auf die Katharinenstraße 11, wo der Radschlag heute noch empfängt. “Wir sind eine Sippschaft”, erklärt Nitsche, der sich in dieser Phase der Vereinsgeschichte jedoch berufsbedingt zurücknahm.

Schnell nahm der Radschlag eine gedeihliche Entwicklung. Nach und nach wurden zwei Arbeitsplätze geschaffen, die Öffnungszeiten erweitert. Der wirtschaftliche Erfolg war für einen gemeinnützigen Verein bald nicht mehr tragbar. Es kam zur Trennung: Der Radschlag wurde privatisiert, der Verein suchte eine neue Lokalität.

Die Nachfrage regelt das Angebot

“Die Dürerstraße liegt auf meinem Arbeitsweg”, sagt Nitsche. Ihm fiel der vielversprechende Hobby-Keller im Vereinshaus Aktives Leben ins Auge. Er hakte nach und siehe da: Das Interesse an einer Schrauber-Werkstatt war bereits vorhanden. “Wir suchen schon lange jemanden”, lautete die Botschaft des Vereins. Ein älterer Herr, ein “leutseliger, dufter Typ” hatte vor dem Radskeller die Idee gehegt. Er wurde mit ins Boot geholt und nach wenigen Wochen erfolgte der Einzug in das ehemalige Lager.

Zu 99 Prozent mit dem Rad unterwegs: Jens Nitsche. Foto: Philine Schlick

“Das ging in rasender Geschwindigkeit”, erinnert sich Nitsche. “Die WGJ war sehr flexibel.” Im Mai 2012 wurde Eröffnung gefeiert, ein Jahr später erfolgte die freundschaftliche Trennung von der Werkstatt Radschlag in der Neustadt. “Wir sind auch Verwandte ersten Grades mit dem RepairCafé”, sagt Nitsche.

Der Radskeller ist eine voll ausgestattete Werkstatt. “Für spezielle Projekte schaffen wir gelegentlich auch noch Werkzeuge an, wenn etwas fehlt.” Nur schweißen und lackieren sei nicht möglich. “Ansonsten richten wir uns nach dem Bedarf der Nutzer*innen.” Geholfen wird gegen Spende.

Zu 99 Prozent mit dem Rad unterwegs

Dienstags hat der Radskeller für drei Stunden geöffnet. “Da wir alle berufstätig sind, schaffen wir nicht mehr.” Derzeit ist das Angebot aufgrund von Corona nicht möglich, aber außerhalb der Krisen-Zeiten stehen hier die Radler*innen bis hinauf zur Eingangstür Schlange.

Das wichtigste in seinem Hobby-Job sei Geduld – gelegentlich werden die Nerven wie Bowden-Züge gespannt, wenn Werkstattnutzer*innen nach der dritten Erklärung die Schraube falsch herum anziehen wollen, während draußen bereits der nächste trämpelt.

“Reine Selbsthilfe ist eine Illusion, betreutes Schrauben trifft’s eher”, sagt Jens Nitsche, der sich in Freizeit, Urlaub und Alltag zu 99 Prozent mit dem Fahrrad fortbewegt. Geduld bringen die Erfahrenen auch den Nachfolgenden im Verein entgegen: “Manche müssen noch eine Menge lernen, aber wir haben ja Zeit. Die Talente sind eben unterschiedlich verteilt.”

Ordnung muss sein. Blick in Einmachgläser der anderen Art im Radskeller. Foto: Philine Schlick

Er selbst hat sechs Räder zuhause, Tendenz steigend. Selbstredend, dass Jens Nitsche selbst häufig schraubender Gast im Radskeller ist. Die Werkstatt ist für ihn nicht nur Werk-Ort, sondern auch Stätte des Austauschs. Mit einer Prise Nostalgie im Augenwinkel erinnert er sich an wilde Schrauber-Partys in der Neustadt zurück, mit einem Glas guten Weines und noch besserer Musik. Jetzt sind es die nachmittäglichen Begegnungen im Radskeller, die ihn beflügeln.

Präsenz zeigt der Radskeller mit seiner mobilen Werkstatt auf dem Lastenrad bei öffentlichen Veranstaltungen wie Straßenfesten. Das Bundschuhstraßenfest musste dieses Jahr wetterbedingt entfallen, aber das nächste kommt – früher oder später – bestimmt.

Große Visionen für das kommende Jahr gebe es nicht, sagt Jens Nitsche. “Wir sind ein Spaß-Verein und haben keinen Businessplan.” Das Lager müsste aufgeräumt werden und, wenn es die Lage zulässt, steht im Sommer wieder die traditionelle Fahrrad-Rüstzeit der evangelischen Jugend in Radebeul an. Seit 15 Jahren pflegt man eine partnerschaftliche Kooperation. “Dort schaffen wir im Akkord 35 bis 50 Räder mit den Kids. Die sind ziemlich ausgeschlafen und machen kräftig mit. Muss einem nicht bange werden um die Zukunft!

Radskeller Dresden – Die Fahrradwerkstatt zum Selberbauen

  • Dürerstraße 89, 01309 Dresden
  • geöffnet dienstags von 18 bis 21 Uhr und nach Absprache. Wegen Corona bis Ende 2020 geschlossen
  • www.radskeller-dresden.de

Nach dem Umbau: Der Bönischplatz ist eröffnet

eingestellt am 05.12.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Daniel Becker weihte am Sonnabend den Büchertauschschrank am neuen Bönischplatz ein. Foto: Philine Schlick

Lange hat es gedauert, aber jetzt sind die Bauzäune entfernt und der Bönischplatz erstrahlt in neuem Glanz. Fahrrad-Bügel, Mosaik-Sitzbänke, ein Trinkbrunnen, ein MOBIpunkt, abgesenkte Bordsteine: Das “Tor zur Johannstadt” lädt künftig zum Verweilen ein. Daniel Becker vom Stadtteilverein präsentierte heute eine weitere Neuerung, die auch auf seine Initiative hin geschaffen wurde. 

Am 4. Dezember war es so weit: Der Bönischplatz in der Johannstadt wurde offiziell eröffnet. Das musste aufgrund von Corona ohne jeglichen Fest-Akt geschehen. Für Sonntag war eigentlich eine Eröffnungsfeier angesetzt, die jedoch – wie auch eine schmalere Online-Variante – aufgrund der Pandemie entfallen muss.

Bücherschrank, Trinkbrunnen und bunte Bänke

Für Aufmerksamkeit sorgte der neu gestaltete Platz bei Passant*innen allemal. Breitere Gehwege vor den Geschäften, mit bunten Scherben gestaltete Sitzbänke (ein Projekt des Johannstädter Kulturtreffs), neues Grün zieren den großzügig wirkenden Platz. Entlastend ist es, dass die hämmernden Maschinen ihren Dienst getan haben und das Pflaster wieder ruhen kann.

Trinkbrunnen am Bönischplatz. Foto: Philine Schlick
Trinkbrunnen am Bönischplatz. Foto: Philine Schlick

Daniel Becker war am Samstagmorgen zur Stelle, um den öffentlichen Büchertauschschrank gegenüber der Verbrauchergemeinschaft Elisenstraße einzuweihen. Er wurde auf seine Idee hin umgesetzt und war zeitgleich sein Eintritt in den Stadtteilverein. “Ich kenne das Konzept vom Unigelände und aus Löbtau”, erklärt er, während er Bücher aus einer großen Umhängetasche in die Regale räumt. “Dort stehen Telefonzellen, die als Bücherschränke genutzt werden. Ich habe Kontakt nach Löbtau aufgenommen und mir Tipps geben lassen.”

Im Stadtteilverein kam der Einfall damals gut an, ebenso wie heute seine Umsetzung bei den Bürger*innen. Während wir sprechen, sammelt sich bereits eine kleine Traube Menschen vor dem Metallschrank mit den zwei Glastüren. Bücher können hier herein gestellt und entnommen werden. Das unterste Fach ist für Kinderliteratur reserviert. Eine nachbarschaftliche Möglichkeit, das heimische Bücherregal aufzufrischen und kostenfrei mit anderer Literatur in Berührung zu kommen. Als direkter Anwohner wird Daniel Becker ein Auge auf die Ordnung im Schrank haben, den die Stadt Dresden umgesetzt hat.

Bei der Gestaltung des Platzes wurden auch an anderer Stelle Bürgerwünsche umgesetzt: Bäume sind gepflanzt und ein Trinkbrunnen errichtet worden. Dieser ist in der kalten Jahreszeit abgestellt, wird aber im Sommer Wasser spenden.

Bequemer, sicherer, umweltfreundlicher

Baubürgermeister Stephan Kühn freut sich über das Ergebnis: „Zahlreiche verkehrliche Missstände gehören der Vergangenheit an: die unzulängliche Verkehrsführung im Kreuzungsbereich, die den Platz abgrenzenden Betonelemente, der ungeordnete Zustand der Pkw-Stellplätze, die mühseligen Straßenüberquerungen und schlechten Straßen- und Gehwegbeläge. Neue Bäume sind gepflanzt, und der Stadtteilplatz lädt ein, sich dort zu treffen und zu verweilen. Der Bönischplatz ist jetzt barrierefrei und wird sicher wieder als attraktiver Eingangsbereich in die Johannstadt wahrgenommen.“

Die Mosaike an den Sitzbänken wurden in Workshops des Johannstädter Kulturtreffs gestaltet. Foto: Philine Schlick
Die Mosaike an den Sitzbänken wurden in Workshops des Johannstädter Kulturtreffs gestaltet. Foto: Philine Schlick

Außer der ansprechenden Platzgestaltung hat das Straßen- und Tiefbauamt die verkehrliche Situation rund um den Platz geordnet und verbessert. Arbeiter sanierten gründlich und barrierefrei den gesamten Platz sowie angrenzende Fahrbahnen und Gehwege. Darunter auch die Fahrbahn und der Gehweg der des nördlichen Abschnittes der Pfotenhauerstraße.

Die Straße am Bönischplatz ist nun durchfahrbar und keine Sackgasse mehr. Ein neuer Fußgängerüberweg ermöglicht die die sichere Querung über die Pfotenhauer Straße. Außerdem wurden die Pkw-Stellplätze neu angeordnet und die Beleuchtungsanlagen erneuert. In der Mitte des Platzes erleichtert ein MOBIpunkt mit drei Stellplätzen für Carsharing und einem Fahrradverleihangebot sowie eine barrierefreie Bushaltestelle umweltfreundliche Mobilität.

Ein Wochenmarkt für die Johannstadt

Mit der Herstellung einer Marktfläche für einen Wochenmarkt, welcher im Frühjahr 2021 starten soll, wurde eine weitere Idee aus dem Stadtteil umgesetzt. Das Amt für Wirtschaftsförderung, Abteilung Kommunale Märkte, stattete die Platzfläche mit einem offenen W-LAN-Netz aus. Insgesamt 18 neue Bäume und ein umgesetzter Baum sorgen für mehr Grün. Eine neue Kultursäule ersetzt die alte Litfaßsäule.

Sitzbänke und Stele zur Geschichte der Johannstadt am Bönischplatz. Foto: Philine Schlick
Sitzbänke und Stele zur Geschichte der Johannstadt am Bönischplatz. Foto: Philine Schlick

Der historische Kern des Platzes erhielt neue Lehnbänke, so dass auch in diesem Bereich mehr Sitzgelegenheiten zur Verfügung stehen. Die altbekannte Holzskulptur „Info-J“ wurde aufgearbeitet und wieder mit der Keramikkugel  versehen. Eine zweite Stele aus dem Projekt „Johannstadt auf Tafeln“ informiert über die Geschichte des Platzes vor und nach 1945.

Dieses Projekt ist eine Idee aus der Bürgerschaft und dient vor allem der Identitätsstiftung der Menschen im Stadtteil. Eine offene Arbeitsgruppe aus Johannstadtarchiv und interessierten Bewohner*innen trägt seit 2017 mit Unterstützung des Büros evergreen landschaftsarchitekten und des Quartiersmanagements Nördliche Johannstadt Informationen und Bildmaterial zusammen.

Mit der Fertiggestellung des Bönischplatzes kann das Bönischplatzfest zukünftig wieder an seinem Stammort stattfinden. Die Neuerungen ermöglichen es darüber hinaus jedoch auch ganzjährig, den Platz als Aufenthalts- und Begegnungsstätte zu nutzen.

Der Bücherschrank wurde bereits genutzt. Foto: Philine Schlick
Der Bücherschrank wurde bereits genutzt. Foto: Philine Schlick

Daniel Becker schaut stolz auf die geöffneten Türen des Büchertauschschrankes, an dem schon das nächste Fahrrad parkt, während seine Besitzerin den Blick über die Bücherrücken schweifen lässt: “Es funktioniert!”

Umbau des Bönischplatzes

  • Die Idee zur Neugestaltung des Platzes und die Vorplanungen erstellte das Büro Blaurock Landschaftsarchi-tektur. Die weitere Planung erfolgte durch das Ingenieurbüro IBK Dresden GmbH in Zusammenarbeit mit dem Büro Blaurock Landschaftsarchitektur. Die Firma STRABAG führte die Baumaßnahmen durch. Die DREWAG Netz GmbH, Stadtentwässerung GmbH, DVB AG, Vodafone Kabel Deutschland GmbH, Tele Columbus Multimedia GmbH sowie Deutsche Telekom AG beteiligten sich an den Baumaßnahmen

Die Adventszeit 2020 in der Trinitatiskirche

eingestellt am 02.12.2020 von Elisabeth Renneberg, Headerbild: Weihnachtliche Trinitatiskirche. Foto: Tobias Funke

„Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“, gilt in diesem Jahr für die Kirchen leider nur bedingt. Trotzdem soll die feierliche Besinnlichkeit des Advents natürlich nicht ausfallen. Die Johanneskirchgemeinde tut ihr Bestes, um die Johannstadt durch die ungewöhnliche Weihnachtszeit zu begleiten.

Dabei ist die Planung alles andere als einfach. „Wir sind am Improvisieren,  die Lage ändert sich von Tag zu Tag“, so Pfarrer Tobias Funke. Da ist zum Beispiel die Idee, den Weihnachtsgottesdienst auf die Elbwiesen beim Fährgarten zu verlagern. Ob und wie er dort stattfinden darf, ist noch unsicher. Auch wie die Gottesdienste bis dahin aussehen werden.

Gottesdienste und Adventsaktionen

Momentan dürfen sie verkürzt, mit weniger Personen und viel Abstand abgehalten werden. Gesungen werden darf mit Maske. Liegt jedoch der Corona-Inzidenzwert in Dresden dauerhaft bei über 200 (Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner*innen), soll das Singen auf ein gemeinsames Lied am Ende beschränkt und der Abstand noch einmal vergrößert werden. In den Johannstädter Kirchsälen könnten dann noch 20 Menschen am Gottesdienst teilnehmen.

Auch jenseits der Sonntage sind allerlei Weihnachtsaktionen angedacht, teilweise in spontan überarbeiteter Form. Das große Basteln, das diesen Donnerstag stattfinden sollte, wird nun zum Beispiel To Go umgesetzt: alle Bastelbegeisterten können sich Material und Anleitung in vorbereiteten Tüten abholen und zuhause benutzen. Für den Seniorenadvent am Samstag können sich angemeldete Senior*innen auf eine Überraschung frei Haus freuen.

Am dritten Adventssonntag, also dem 13. Dezember, wird in der Johannstadt das Friedenslicht aus Bethlehem von christlichen Pfadfindern und Pfadfinderinnen in Empfang genommen. Es wird an alle weitergegeben, die es sich mit einer Kerze oder einer Laterne auf der Wiese des Trinitatisplatzes abholen möchten. Die langjährige Tradition der Weitergabe des Friedenslichts möchte an die weihnachtliche Botschaft und ein friedliches Miteinanders erinnern.

Die Tradition, das Friedenslicht aus Bethlehem weiterzugeben, gibt es schon seit 1986. Foto: Oliver Hallmann

Digitale Weihnachtsangebote

Außerdem entsteht in der Adventszeit nach und nach ein Weihnachtsweg um die Ruine der Trinitatiskirche herum. Maria und Josef wandern als Figuren immer weiter und machen an verschiedenen Stationen halt, an denen es für die Kinder Spiele und für die Erwachsenen gedankliche Anregungen gibt. So kommt der Advent zu seinem meditativen Element und die Reise nach Bethlehem kann spürbar miterlebt werden. Ein persönliches Krippenspiel für jede*n einzelne*n sozusagen.

Das ist gut so, denn das gewohnte Krippenspiel wird wohl ausfallen. Zum Ausgleich wird es als Hörspiel arrangiert, eingelesen von den Kindern, die es spielen sollten. Zum Glück also gibt es auch Vorhaben, die unabhängig von allen physischen Distanzregeln auf jeden Fall umgesetzt werden können. Eine weitere Überlegung in diese Richtung ist, einen Weihnachtsgottesdienst als Video zu produzieren und auf You-Tube hochzuladen.

Das Positive am Streamen ist zudem, dass sich neben den Angeboten der eigenen Gemeinde noch viele andere auftun. So lädt die Sächsische Landeskirche zum Adventsliedersingen ein und begleitet Landesbischof Tobias Bilz auf dem selben Kanal mit der Videoreihe „Beziehungs-Wege“ durch die Adventszeit. Auch die legendäre Christvesper der Frauenkirche wird ohne Gäste stattfinden und dafür allen online zur Verfügung stehen, wie die Geschäftsführerin der Stiftung Frauenkirche bei einer Pressekonferenz am Dienstag ankündigte.

Die Weichen sind also mindestens vonseiten der Kirchen gestellt für eine gelungene Adventszeit.

Maria und Josef am Anfang ihrer Reise um die Kirchruine. Foto: Tobias Funke

Advent in der Johannes-Kreuz-Lukas-Gemeinde

“Lieblingsplätze für alle”: Barrierefreiheit wird mit 380.000 Euro gefördert

eingestellt am 01.12.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Symbolbild Barrierefreiheit. Quelle: Pixabay/kostenfrei/lizenzfrei

Kanten, Schwellen, Stufen und Rillen bedeuten für den Großteil der Menschen nur einen kleinen Schritt. Für Menschen mit Handicap allerdings können sie eine unüberwindbare Mauer sein. Der Freistaat fördert in Dresden mit 380.000 Euro “Lieblingsplätze für alle”. Die Bewerbung läuft noch bis 31. Dezember.

Um Menschen mit Behinderung den Zugang zu öffentlichen Gebäuden und Plätzen zu erleichtern, will der Freistaat Sachsen die Landeshauptstadt Dresden im Jahr 2021 mit rund 380.000 Euro aus dem Programm „Lieblingsplätze für alle” fördern.

Bis zu 25.000 Euro pro Projekt

Bis zum Ende des Jahres können Eigentümer*innen, Mieter*innen, Pächter*innen und Betreiber*innen, ihre Anträge stellen, um verschiedene Inklusion und Partizipation in ihren öffentlichen Einrichtungen umzusetzen.

Projekte im Kultur-, Freizeit-, Bildungs-, Gesundheits- und Gastronomiebereich, die zur Teilhabe aller Menschen am gesellschaftlichen Leben beitragen, können bis zu 25.000 Euro erhalten. Wann genau die Fördermittel vergeben werden, hängt vom Beschluss zum Haushalt durch den Sächsischen Landtag ab.

Zugänge für schaffen, Barrieren abbauen

Das Sächsische Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz hat das Investitionsprogramm „Lieblingsplätze für alle“ 2014 ins Leben gerufen. Seitdem konnten durch die Fördergelder des Freistaates Sachsen die Barrieren in vielen Einrichtungen und Gebäuden sowie auf Plätzen reduziert werden. Diese können nun von allen Menschen als „Lieblingsplatz“ genutzt zu werden, denn barrierefreie Zugänge werden nicht nur von Rollstuhlfahrer*innen, sondern auch von Eltern mit Kinderwagen oder von Menschen mit Rollator genutzt.

Im Jahr 2020 erhielten 20 Anträge eine Förderzusage. Aufgrund der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie konnten jedoch nicht alle geplanten Projekte umgesetzt werden. Neben dem Einbau barrierefreier WC-Anlagen sowie barrierefreier Zugänge wurden auch technische Lösungen für Menschen mit Höreinschränkungen gefunden und gefördert.

So erhielt die Heilandskirche im Bereich der Kuppel einen besonderen Akustik-Putz. Nach umfangreichen Messungen war diese Variante die beste technische Lösung. In den letzten Jahren erhielten mehrere Friedhöfe im Stadtgebiet barrierefreie Toiletten, beispielsweise der Friedhof Gorbitz, der St.-Pauli-Friedhof und der Waldfriedhof Bad Weißer Hirsch.

Lieblingsplätze für alle

  • Förderanträge können bis 31. Dezember 2020 per Post, E-Mail oder Fax eingereicht werden
  • Dafür bitte dieses Formular nutzen: www.dresden.de/barrierefrei-bauen
  • Postadresse: Geschäftsbereich Stadtentwicklung, Stadtplanungsamt, PF 12 00 20, 01001 Dresden
  • E-Mail: stadterneuerung@dresden.de
  • Fax: 0351-4883816

Die Johannstädter Lieblingsbaum-Kalender sind da

eingestellt am 30.11.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Schnurbaum im Winter, Hertelstraße. Foto: Bertil Kalex - ausgewählt für den Wandkalender

Pünktlich zur anbrechenden Weihnachtszeit haben es die Kalender des Fotowettbewerbs “Mein Lieblingsbaum in der Johannstadt” in den Druck und auch wieder heraus geschafft. Sie sind seit heute gegen eine Spende in bar im Stadtteilladen erhältlich oder für einen postalischen Einwurf via Mail zu bestellen.

Der Johannstädter Sommer stand ganz im Zeichen der Bäume. Spaziergänge führten zu den Lieblingsbäumen von Bürger*innen, ein Fotokalender präsentiert die schönsten Motive eines Baum-Fotowettbewerbs.

Kalender gegen Spende

Passend zur Wichtel- und Geschenkezeit sind die Kalender seit heute erhältlich. Eigentlich sollten sie von Hand zu Hand an Interessierte verteilt werden. “Aufgrund der nun noch einmal verschärften, coronabedingten
Einschränkungen, haben wir uns Gedanken gemacht, wie wir die Kalender
am besten kontaktlos verteilen können”, erklärt Projektleiter Bertil Kalex.

Es wurden zwei Varianten erdacht. Zum Einen können die Baum-Kalender im Stadtteilladen an der Pfotenhauerstraße abgeholt werden. Die Spendenempfehlung pro Kalender beläuft sich auf fünf Euro. Der Betrag kann aber auch darunter oder darüber liegen.

Telefonische Rückfrage empfohlen

“Im Stadtteilladen kann die Spende nur getätigt werden und es gibt keine Spendenbescheinigung”, weist Bertil Kalex hin. “Da es sein kann, dass das Büro aufgrund von Arbeit im Homeoffice nicht besetzt ist, bitte ich Sie sich im Vorfeld telefonisch zu informieren. Alternativ sind abweichende Zeiten nach Absprache mit mir persönlich möglich.”

Eine zweite Option ist die Bestellung via E-Mail. Wenn eine Spendenbescheinigung gewünscht wird, sollte das hier angemerkt werden. Die gewünschte Anzahl an Kalendern wird binnen der Johannstadt per Handeinwurf, außerhalb der Johannstadt postalisch zugestellt, sobald der nötige Betrag auf dem Konto des Stadtteilvereins eingegangen ist.

Fotokalender “Mein Lieblingsbaum in der Johannstadt”

  • Abholung im Stadtteilladen, Pfotenhauerstraße 66, montags bis freitags 10 bis 15 Uhr, telefonische Absprache im Vorfeld empfohlen: 0351-30936563
  • Telefonnummer von Bertil Kalex: 01520-6026992 // E-Mail: kalex@johannstadt.de
  • Bankverbindung zur Überweisung: Stadtteilverein Johannstadt e. V., Verwendungszweck: (Anzahl Kalender) Spende Kalender “Johannstädter Lieblingsbäume 2021”
    * IBAN: DE65 4306 0967 1215 9641 00
    * BIC: GENODEM1GLS
    * Bank: GLS-Bank Bochum

Der Johannstädter Advent 2020: Alles bleibt anders

eingestellt am 30.11.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Poster des Johannstädter Advents. Grafik: Grit Koalick

Die aktuellen Corona-Bestimmungen machen es unmöglich, den Johannstädter Advent wie geplant stattfinden zu lassen. Lagerfeuertreffen, gemeinsames Basteln oder Backen sind passé. Die Veranstalter*innen tüfteln fleißig an Alternativen. Auch die Kreativität der einzelnen “Tür-Öffner*innen” ist gefragt.

Anne Schikora hat in diesem Jahr die Organisation des Johannstädter Advents übernommen – gerade in diesem Jahr kein leichtes Unterfangen. Nachdem im Sommer und Herbst die Hoffnungen und Hygiene-Konzepte reiften, rückte der November-Lockdown kulturelle Veranstaltungen und größere Menschen-Versammlungen in weite Ferne.

Adventsgrüße über den Bildschirm

“Wir möchten den Menschen im Viertel trotzdem etwas bieten”, sagt Anne Schikora. Wie so vieles aus dem privaten und beruflichen Leben rückt der lebendige Johannstädter Adventskalender nach Möglichkeit ins Internet. Behelfsmäßig sollen Veranstaltungen am Bildschirm zuhause mitzuerleben sein.

Die beliebten großen Adventskalender-Plakate sind bereits gedruckt. In diesem Fall leider, denn sie sind durch etliche Absagen und Um-Planungen inaktuell. Anne Schikora möchte deshalb die einzelnen Veranstaltungen verstärkt im Internet bewerben. Da sie bereits unter www.johannstadt.de/advent eingestellt sind, können Videos, Fotos und Texte ersatzweise für eine reale Veranstaltung dort präsentiert werden.

Für Anne Schikora ist die Arbeit nicht weniger geworden. “Es steht immer noch nicht fest, welche Akteur*innen dabei sind und welche nicht.” Planungssicherheit bleibt in diesen Zeiten ein unerreichbares Ziel. Umso mehr freue sie sich über Angebote, die den Kalender virtuell füllen.

Der Johannstädter Advent 2020 geht online

  • www.johannstadt.de/advent
  • Kontakt: advent@johannstadt.de

Ab heute: Bönischplatz-Straße ist wieder offen

eingestellt am 28.11.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Blick auf den Bönischplatz, kurz vor der Fertigstellung 2020. Foto: Philine Schlick

Die Fertigestellung des Bönischplatzes rückt in greifbare Nähe. Ab heute ist die für die Bauarbeiten gesperrte Straße am Bönischplatz wieder für alle Verkehrsteilnehmer*innen offen. Bald werden auch die übrigen Flächen freigegeben.

Ab Sonnabend, den 28. November 2020, ist die Straße am Bönischplatz wieder offen für alle Verkehrsteilnehmer. Sie ist durchfahrbar und keine Sackgasse mehr. Von der Bundschuhstraße ist eine Einfahrt ebenfalls wieder möglich, sie führt weiter auf die Pfotenhauer Straße.

Ein Platz zum Verweilen

Sowohl die Fahrbahn als auch die Gehwege wurden grundhaft erneuert. Insgesamt 20 Fahrradbügel ließ das Straßen- und Tiefbauamt aufstellen. Fünf Bügel stehen an der Einfahrt zur Bundschuhstraße, 15 Stück verteilen sich beiderseits entlang der Straße am Bönischplatz.

Baubürgermeister Stephan Kühn freut sich: „Damit sind wir mit der Umgestaltung des Bönischplatzes nahezu fertig. Wir optimieren die Verkehrsführung und schaffen Aufenthaltsqualität auf dem Platz und im gesamten Umfeld. Auch die neuen Flächen können wir in Kürze freigeben.“

Kosten in Höhe von 1.950.000 Euro

Die DREWAG, Stadtentwässerung, Dresdner Verkehrsbetriebe, Vodafone Kabel Deutschland, Tele Columbus Multimedia GmbH sowie Deutsche Telekom beteiligten sich an der Durchführung der Baumaßnahmen.

Das Bauvorhaben ist eine Schlüsselmaßnahme im Fördergebiet Soziale Stadt „Nördliche Johannstadt“. Durch den Einsatz von Städtebaufördermitteln vom Bund und Freistaat Sachsen sowie Eigenmitteln der Landeshauptstadt Dresden konnte dieses Bauvorhaben im Umfang von insgesamt 1.950.000 Euro realisiert werden. Die Firma STRABAG führte die Baumaßnahmen durch.