Sauber kutschiert: Mit der Generationen-Rikscha durch die Johannstadt

eingestellt am 17.11.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Tobias Funke auf der Generationen-Rikscha. Foto: Philine Schlick

Drei Hochzeiten, etliche Stadttouren, Gottesdienst-Taxifahrten und eine Elberadweg-Tour bis nach Schmilka hat die Generationenrikscha der Johannes-Kreuz-Lukas-Gemeinde schon “abgestrampelt”. Das Vehikel macht nicht nur im geografischen, sondern auch im sozialen Sinne mobil. Ganz ohne Führerschein und Abgase. In diesem Herbst feiert es sein erstes Dienstjahr.

Gelbe Blätter rauschen auf dem Gehsteig vor dem Gemeindezentrum an der Trinitatiskirche. Es wird kühler draußen, aber das bedeutet nicht, dass die Generationen-Rikscha nicht mehr gefragt wäre. Zwar wird sie nicht mehr – wie im Sommer – täglich gebucht, aber etliche nutzen das kostenlose Angebot für Spazier- oder Transportfahrten trotz tief stehender Sonne. Das berichtet Pfarrer Tobias Funke, der die Idee zur Anschaffung der Rikscha hatte.

Nachhaltige Mobilität schenken

Vor einem Jahr wurde sie mithilfe von Fördermitteln des Stadtteilfonds von einem Spezialhändler aus Berlin geholt. Die Rikscha ist als verbindendes Element zwischen den Generationen gedacht. “Wir haben extra eine Rikscha mit einem bequemen Einstieg von vorn gewählt”, erzählt Tobias Funke. Zusätzlich wurde ein Geländer angeschweißt.

Tobias Funke auf der Generationen-Rikscha. Foto: Philine Schlick

Zwei Personen können auf der ledernen, überdachten Sitzbank Platz nehmen. Hinten strampelt die/der Fahrer*in, unterstützt von einem Elektro-Akku. “Ein Mann hat sich die Rikscha ausgeliehen, um mit seiner 100-jährigen Mutter eine Spazierfahrt zum Großen Garten zu machen”, erinnert sich Funke. Die Rikscha ist besonders dafür gedacht, Senior*innen mobil zu machen. Auch für Menschen mit Handicap ist es eine schöne Möglichkeit, mit viel Aussicht von A nach B zu gelangen. “Es gibt auch Leute, die die Rikscha einfach für einen Lastentransport ausleihen”, sagt Funke.

Die Rikscha ist in der Garage des Gemeindezentrums an der Fiedlerstraße geparkt. Sie kann gegen eine Spende über das Portal Frieda&Friedrich wochentags zwischen 10 und 18 Uhr gebucht werden. Spätestens zwei Stunden vor der Abholung sollte die Buchung erfolgen. Nach einer kurzen Testfahrt und einer Einweisung kann es los gehen. “Man fährt mit der Rikscha auf der Straße. Für den Gehweg ist sie zu breit. Und man meidet am besten Kopfsteinpflaster”, erklärt Funke lächelnd.

Flott unterwegs mit Akku-Unterstützung

Ich darf meine erste Testrunde mit Herrn Funke als Fahrgast gleich um das Gemeindezentrum drehen. Ohne Akku muss ich kräftig in die Pedale treten, aber mit einem einzelnen Passagier ist das zu schaffen. Die Lenkung fühlt sich aufgrund des Gewichtes ungewohnt an. Besonders um die Kurven ist Vorsicht geboten. Hin und wieder, erzählt Pfarrer Funke, sind Fahrer*innen zu übermütig, dann geht etwas in die Brüche. Für entstandene Schäden haftet der Ausleihende selbst – das wird schriftlich geregelt. Nicht nur Übermut, auch der normale Verschleiß setzt dem Gefährt zu. Wartungen und reguläre Reparaturen werden durch die eingenommenen Spenden gedeckt.

Meine Testfahrt verläuft ohne größere Vorkommnisse. Die Rikscha rollt wieder in den sicheren Hafen ein. Apropos sicherer Hafen: Ein Hingucker war sie schon auf einigen Hochzeitsmessen und Hochzeiten. In Corona-Zeiten diente sie Pfarrer Funke zum Transport von Lautsprecherboxen. Sechs Pflege-Einrichtungen betreut die Johannes-Kreuz-Lukas-Gemeinde mit mobilen Gottesdiensten. Als ab März der Zutritt verboten war, wurden diese mit Predigten und Posaunen im Hof abgehalten.

Auch als Gottesdienst-Taxi, beim Parking Day auf der Hertelstraße und beim Global degrowth day kam die Generationenrikscha zum Einsatz. “Um zu testen, wie lange der Akku hält, bin ich mit der Rikscha einmal bis nach Schmilka geradelt”, berichtet Tobias Funke. Für eine Strecke reichte der Saft … Rückzu hieß es kräftiger strampeln – oder eben aufladen.

Die Generationenrikscha der Johannes-Kreuz-Lukas-Gemeinde