Bühne frei für einen märchenhaften Vonovia-Wohnhof

eingestellt am 28.02.2022 von Philine Schlick, Headerbild: Juan Restrepo Valdez arbeitet als Maler und Skulpteur und gibt sein Wissen in Workshops weiter. Foto. Philine Schlick

Der Künstler Juan Restrepo Valdez gestaltet einen bisher tristen Durchgang in den Innenhof des Vonovia-Wohnhofs an der Pfotenhauer-/Hopfgartenstraße – gemeinsam mit Bürger*innen. Derzeit entstehen an der Hertelstraße die Motive für die geplante “Märchen-Bühne” zwischen Grimm und 1001 Nacht.

“Ich habe etwas gesucht, das uns alle verbindet”, sagt Juan Restrepo Valdez. Der Künstler empfängt in seinem Atelier an der Freiberger Straße. Bei einer Tasse Tee erzählt er, warum er in der Johannstadt Wände bemalen möchte – nicht allein, sondern gemeinsam mit Bürger*innen. Die Vorbereitungen laufen bereits.

Beim gemeinsamen Malen bei Willkommen in Johannstadt. Foto: J. Restrepo Valdez

Kunst als Brücke

“Ich weiß, wie sich das anfühlt”, sagt Juan Restrepo Valdez über das Ankommen in einer fremden Stadt in einem fremdem Land. Vor 17 Jahren kam er von Kolumbien nach Marburg und musste sich vertraut machen mit der unbekannten Kultur. Im Kunst-Studium lernte er seine Frau kennen. Sie bekam eine Stelle als Volontärin bei den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. So zogen sie auf die Holbeinstraße in der Johannstadt. “Das war 2015”, erinnert sich Juan. “Das Jahr, als Pegida zum ersten Mal auf die Straße ging.”

Blick auf die zum teils bereits fertig sanierten Häuser des Wohnhofes. Foto: Philine Schlick

Gerade frisch in der neuen Stadt angekommen, hätte er die fremdenfeindliche Bewegung sehr kritisch wahrgenommen, erzählt der Familienvater. Er sei froh, sich in der offenen Kunst- und Kulturszene vor Anfeindungen sicher fühlen zu können. Nach zwei Jahren stand fest: Die Familie würde in Dresden bleiben. Man zog über den Fluss in die Neustadt. Die Kunst blieb als Brücke.

Vom Papier auf die Wand

Der Gestaltung Durchgangs-Passage im Wohnhof Pfotenhauer-/Elisen-/Hopfgartenstraße sagte er gern zu. Im Zuge der Entwicklung des international geprägten Wohnhofes zu mehr Nachbarschaftlichkeit trug der Verein Willkommen in Johannstadt den Auftrag an ihn heran. Juan arbeitet nicht nur als bildender Künstler, sondern gibt sein Wissen als Pädagoge auch weiter. Mit seiner Idee wolle er den Wohnhof lebenwerter und vertrauter machen.

Ein Entwurf für ein Muster. Foto: J. Restrepo Valdez

“Was uns alle miteinander verbindet, ist unsere Kindheit”, erklärt Juan. Er fand ein einendes Element in der Welt der Märchen. Seine Pläne zeigt er an einem Modell: Auf den gegenüberliegenden Seiten des Durchgangs sollen Motive aus 1001 Nacht und der Grimm’schen Märchenwelt die Wände schmücken. In prächtig gestalteten Logen werden die Schatten-Risse von Märchenfiguren in Szene gesetzt. “So wird der Durchgang zu einer Bühne!” Inspiriert habe ihn die deutsche Filmemacherin Lotte Reininger. In den 30er-Jahren produzierte sie Trickfilme mit Schattentheater-Figuren.

Das Modell zur Gestaltung der Märchen-Passage. Foto: Philine Schlick

Juan möchte Tradition und Moderne, Bekanntes und Neues miteinander verschmelzen. Mittlerweile sind es sechs Menschen, die sich regelmäßig samstags in den Räumen von Willkommen in Johannstadt an der Hertelstraße treffen. Nach dem Lockdown sei die Gruppe enthusiastisch bei der Arbeit, berichtet Juan. Beim gemeinsamen Entwerfen von Dekorsergäbe sich stets ein lebendiger Plausch, was alle nach der langen Durststrecke sehr schätzen.

Blick in das Modell. Foto: Juan Restrepo Valdez

Juan hat den Entwurf geliefert, aber wie die Muster genau aussehen, welche Farben sie haben – das überlässt der Künstler den Teilnehmer*innen: Eine weiße Wand kann eine Wohnung, aber eine bunte Wand kann Heimat sein. Wenn der Frühling kommt, werden die Entwürfe mit Schablonen auf die Wände übertragen. Juan hofft, noch mehr Menschen für das gemeinschaftliche Pinseln zu begeistern: “Es ist ein offenes Konzept. Alle können Mitmachen!”

Märchen-Passage Johannstadt

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