Projekte für Solidarität und Zusammenhalt in der Pandemie gesucht

eingestellt am 10.01.2022 von Philine Schlick, Headerbild: Foto: Anja Hilgert

Die Stadt ruft Vereine, Initiativen und gemeinnützige Träger dazu auf, Projektideen für Zusammenhalt und Solidarität in der Pandemie einzureichen. Die Frist endet am 31. Januar. 

Die Pandemie stellt die Gesellschaft für mannigfaltige Herausforderungen. Deshalb hat die Stadt Dresden einen Aufruf gestartet. Vereine, Initiativen und gemeinnützige Träger können sich noch bis Ende Januar mit Projektideen bewerben, die den Zusammenhalt und die Solidarität in der Gesellschaft fördern und stützen.

Impulse geben

„Die Pandemie stellt eine enorme gesundheitliche, emotionale und soziale Herausforderung dar. Insbesondere Seniorinnen und Senioren, Alleinerziehende, Alleinlebende und Vereinsamte leiden sehr unter der Situation. Viele plagen Ängste vor Vereinsamung. Sie vermissen das direkte Gespräch mit anderen Menschen, menschliche Nähe, ein Lächeln. Viele quält die Frage, wie es wohl in nächster Zeit weitergehen wird und sind emotional belastet. Das dürfen wir nicht tatenlos hinnehmen. Jetzt braucht es gezielte Impulse, damit die Menschen nicht ihren Mut verlieren und in der Isolation kaputtgehen“, sagt Dr. Kristin Klaudia Kaufmann, ihres Zeichens Beigeordnete für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Wohnen.

Geld besonders für kleine Projekte

Es seien besonders auch die kleinen Gesten, die Mut machen und miteinander verbinden: „Ein liebes Wort am Telefon, ein freundlicher Gruß per Post, eine Aufmunterung am Balkon, ein gemeinsamer Spaziergang oder ein kostenloses Konzert in der Nachbarschaft zum Beispiel. Wir freuen uns auf viele kreative Projektvorschläge, um die negativen Auswirkungen der Pandemie zu reduzieren. Unsere Stadt soll wieder aufblühen“.

Für das Jahr 2022 stellt der Ausschuss für Soziales und Wohnen insgesamt 100.000 Euro für Projekte zur Linderung der Auswirkungen der Corona‐Pandemie für besondere Personengruppen im Stadtteil zur Verfügung. Mit dem Budget sollen möglichst viele kleine Veranstaltungen und Aktionen gefördert werden.

Die Grobkonzepte sollen nicht mehr als fünf Seiten umfassen. Wichtig ist der Fokus auf besonders betroffene Personengruppen, wie beispielsweise ältere, behinderte und vereinsamte Menschen. Jedes Projekt muss auf einen bestimmten Stadtteil ausgerichtet sein. Wenn der Projektvorschlag überzeugt, dann erhält die/der Einreicher*in eine Anforderung zur Antragstellung auf die Fördermittel.

Förderprogramm: In der Krise zusammenstehen

Ikarus’ Neustart: Wie Ferdinand Saalbach aus der Krise fand

eingestellt am 22.09.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Ferdinand Saalbach arbeitet selbstständig als Sänger, Pianist und Moderator. Foto: Philine Schlick

Ferdinand Saalbach hat mit jungen Jahren schon eine bewegte Geschichte hinter sich – seine eigene. Vom Chefposten fiel er in die Täler der Depression. Er kämpfte sich hoch, ging den steinigen Pfad der Selbsterkenntnis, stellte fest, dass das Leben “in der Platte” genau seinen Wünschen entspricht und fand einen neuen Beruf. Besser gesagt: drei.

Ferdinand Saalbach sagt von sich: “Ich bin ein Kämpfer und ein Beißer.” Noch vor wenigen Jahren wandte er diese Eigenschaften in der Geschäftsleitung einer großen Firma an. Dort wurde er gekündigt – eine Zäsur.

Unendlich viel Spaß am Leben geschenkt bekommen

“Ich habe gemerkt, wie lebensmüde ich trotz meines Erfolges eigentlich war”, erzählt Ferdinand Saalbach. Er erlitt einen Nervenzusammenbruch und geriet in eine Krise. Beim psychosozialen Krisendienst wurde ihm eine Therapie empfohlen, während ihm zeitgleich wenig Hoffnung auf einen freien Therapieplatz gemacht wurde. Hier kam ihm jedoch sein Durchsetzungsvermögen zugute. “Ich hatte gleich am nächsten Tag ein Gespräch bei einer Therapeutin.”

Ferdinand Saalbach möchte in Zukunft als Selbstständiger arbeiten. Foto: Philine Schlick
Ferdinand Saalbach möchte in Zukunft als Selbstständiger arbeiten. Foto: Philine Schlick

Der erste Termin verlief katastrophal, erzählt Saalbach. Es folgten zahlreiche weitere, bis er nach vier Wochen eine Therapeutin gefunden hatte. Ihm eröffnete sich bei der Verarbeitung zahlreicher Probleme seiner Vergangenheit ein großes Glück: “Ich habe unendlich viel Leben geschenkt bekommen.”

Die Tür ist immer offen

Ferdinand Saalbach stellte fest, wie wenig soziale Kontakte er im Arbeitsfieber gepflegt hatte. In Dresden begann er, sich ein neues Netzwerk aufzubauen. Zu seinem Erkenntnisprozess gehörte auch die Loslösung von seiner Familie. “Die Tür ist immer offen”, konstatiert er. “Aber ich weiß jetzt, wann ich sagen muss: ‘So nicht.'”

Er beschloss, seinen Weg aus der Depression in einem Buch zu dokumentieren. Es trägt den Titel “Steine im Rucksack”, was zeitgleich die Adresse einer Internetseite ist, auf der Ferdinand Saalbach Hilfe für Betroffene anbietet. Warum er das tut? “Dankbarkeit”, antwortet Saalbach. “Ich möchte Menschen auffordern hinzugucken, wenn sie unter etwas leiden. Und ich möchte Mut machen.”

Zukunft als Selbstständiger

Gleichzeitig basiert “Steine im Rucksack” auf der Erfahrung, dass Saalbach als Mensch in der Krise viel um Hilfe bitten musste. Anlaufstellen und Institutionen haben es ihm nicht leicht gemacht. Noch jetzt kämpft er: Dieses Mal um Anerkennung seiner Förderung als Selbstständiger. Mit seiner Diagnose gilt er als Risikofall – ihm soll kein Gründungszuschuss genehmigt werden.

Ferdinand Saalbach bleibt entschlossen. “Ich bin einer der wenigen Künstler, der selbst seine Steuererklärung selbst macht und sogar Spaß daran hat”, erklärt er seine Fähigkeiten. Der Hobby-Astronom liebt Kalkulationen und den Umgang mit Zahlen. Der Stress, dem er als Selbstständiger ausgesetzt sein wird, habe mit dem Druck in einer Firma nichts zu tun. “Ich kann meine Belastung frei einteilen.”

Perspektiven und Horizonte in der Johannstädter Platte

Mit der Moderation von Firmenevents möchte Saalbach seine Brötchen verdienen. Eine Herzensangelegenheit ist ihm die Musik. Unter dem Künstlernamen “van Saalbach” spielt er Klavier und singt bekannte Songs. An der Verarbeitung seiner Vergangenheit möchte er mit Vorträgen und Lesungen am Ball bleiben und seine Erfahrungen publik machen. Auch Ideen für weitere Bücher hat er im Kopf. “Mindestens zwei oder drei. Aber besser nicht zuviel verraten, falls es dann doch nichts wird”, sagt er lachend.

Bevor Ferdinand Saalbach in Dresden ankam, ist er herum gekommen in Deutschland. Karlsruhe, Hannover und Hamburg waren seine Lebensstationen. In Dresden hatte er eine “viel zu große Wohnung in der Neustadt.” Eine seiner Erkenntnisse in der Therapie: “Ich brauche Perspektiven und Horizonte.” Die fand er schließlich im 14. Stock eines Hochhauses in der Johannstadt. “Früher dachte ich: ‘Plattenbau geht ja gar nicht.’ Dann habe ich erkannt, dass es so verkehrt nicht ist. “Jetzt schaue ich über die ganze Stadt und sehe hinter Radebeul die Sonne untergehen.”

Ein besonnener Ikarus.

Ferdinand Saalbach

  • Sänger, Pianist, Moderator, Autor, Speaker
  • www.vansaalbach.de / www.vansaalbach.com / www.ferdinand-saalbach.de
  • Steine im Rucksack – eine Hilfestellung
  • am 23. September und am 1. Oktober ist Ferdinand Saalbach in der Reisekneipe, Görlitzer Straße 15, zu erleben. Er berichtet über seine Reise nach Nordkorea. Beginn: 19.30 Uhr