Für einen Rucksack mit Steinen : Ferdinand Saalbachs musikalisches Solo-Album

eingestellt am 07.08.2021 von Anja Hilgert (ZEILE), Headerbild: Von einem, der die richtigen Tasten im Leben gefunden hat Foto: Ballroom Studios

 

Ferdinand Saalbach ist vor vier Jahren in die Johannstadt gezogen, nachdem er für sein Leben einige zwingende Fragen geklärt und das Alte seiner Vergangenheit hinter sich gelassen hat. Jetzt beginnt sich für ihn das Blatt zu wenden: Er räuspert seine Kehle, reibt die Hände aneinander, dass sie warm und geschmeidig werden und dann spielt er, spielt einen Flügel, klangvoll, aus tiefstem Selbstverständnis und er singt auch seine eigenen Lieder selbst dazu. 

An diesem Sonntag, den 8. August 2021 erscheint Ferdinand Saalbachs erstes musikalisches Solo-Album, übers vergangene Jahr produziert und aufgenommen in den Ballroom Studios der Johannstädter Schokofabrik.

 

 

Nun ist da die Musik, die etwas sehr Berührendes in Bewegung versetzt. Auf diesen Moment im Tonstudio hat Ferdinand Saalbach sich lange hin bewegt, auf steinigem Weg: „Steine im Rucksack“ heisst das Album, mit dem der heutige Speaker, Moderator, Musiker Saalbach seine eigene hoch und tief bewegte Lebens- und Leidensgeschichte vertont hat.

15 Titel sind vollbracht. Jeder davon eine eigene Erzählung. Die Playlist besteht aus eigenen Interpretationen persönlicher lebens-wichtiger Songs der internationalen Popkultur, zwei Songs sind vollständig selbst komponiert und die Texte selbst geschrieben, einer davon auf deutsch.

 

 

Mit Klavier und Gesang auf der Höhe des Lebens. Foto: Van Saalbach

 

Mit wiedergefundener Stimme voll und ganz nach vorn

 

Ferdinand Saalbach geht mit wiedergefundener eigener Stimme ganz nach vorn. Sowohl als Musiker und Sänger als auch als Sprecher, bringt er mit seinem Leben geschriebene Gefühle mit ganzer Hingabe zu Gehör. 

Seine Lieder, Songs und Vertonungen handeln von der Entdeckung und Entladung seines Lebens, das mit drastisch gelebten Extremen und steiler beruflicher Karriere im verborgenen Grund in einer tiefen Depression gefangen war.
Bis in sein eigenes Gefängnis vorgedrungen zu sein und den Mut aufgebracht zu haben, die Brocken seiner verschütteten Kindheit zu heben, markiert einen Wendepunkt in der Lebensmitte, auf dem Saalbach in seine Kraft findet. Leid und Dankbarkeit für diesen steinigen Weg bringt er mit Erscheinen des Album jetzt für die breite Öffentlichkeit zum Ausdruck – oder besser, mehr energiegeladen: Zum Ausbruch.

 

Als selbstbestimmter Studiomusiker am Flügel Foto: Ballroom Studios

 

Ferdinand Saalbach hat den durchlebten Schatz an Leid und Heilung in der Erfahrung mit Depression, Traurigkeit und schwermütigem Tiefgang in Musik umgeschrieben. Die Schwere der Steine hat Saalbach zu dem zurückgeführt hat, der er wirklich ist. Sein Werk ist jenen Steinen im Rucksack gewidmet, die bei viel mehr Menschen als bekannt ist oder geahnt wird, zu vergleichbaren, parallelen, leidvollen Lebenswegen führen.

Das beschreibt die Musik, beschreiben die Texte und Worte Ferdinand Saalbachs mit einer unaufdringlichen, ehrlich gefühlvollen, melodischen Überzeugungskraft und klingen schwungvoll, elegant und leicht, sogar unterhaltsam dabei.

Am Sonntag erscheint Saalbachs Solo-Album, dargebracht mit eigener Stimme. Damit nicht genug, erscheint zeitgleich und zusätzlich zum Musik-Album die Hörbuch-Version der „Steine im Rucksack“. In der Hörbuch-Version sind die Musikstücke an jeweils passenden Stellen musikalisch eingefügt. Eine aufwändiger produzierte Version des eigenen Songs „Dare to be legendary“ erscheint zusätzlich als Single-Auskopplung.

 

 

Notizen zur inneren Komposition

 

Woher nimmt der Mann diesen Elan? Das scheint ungeheuerlich, was mit einem Mal da zustande kommt durch einem Einzelnen.

Nach dem Hören des Albums entsteht der Eindruck: Den Elan, den hat er geschenkt bekommen – das ist der Lohn für eine harte Wegstrecke voll Schwerstarbeit. Die hartnäckige Arbeit, voller Nachsicht, an sich selbst, hat seine Gabe frei gesetzt:

„Mehr als zwanzig Jahre später stehe ich jetzt hier. Und vor mir steht dieser Flügel. In einem Tonstudio. In wenigen Minuten werde ich mein erstes eigenes Album einspielen. Ich werde auf diesem Flügel spielen, ich werde in das daneben gestellte Mikrofon singen. Ich werde das, was ich hier produziere, veröffentlichen. Und ich werde mich dafür nicht schämen“,

schreibt Ferdinand Saalbach in seinen Notizen am Tag der Aufnahme.

Den Wandel, den Saalbach Dank therapeutischer und helfender Unterstützung und einer über Jahre anhaltenden Aufgeschlossenheit für verschiedene Therapieformen erfahren hat, bis hin zu einem selbst bestimmten Leben, das er nun führt, lebt Ferdinand Saalbach mit einer Offenheit, die ihn authentisch und damit vorbildlich macht.

 

 

Im Kontrast von schwarz und weiss in den Auftritt Foto: Ballroom Studios

 

 

Ausstieg aus Depression und falschem Leben

 

Auf seiner Homepage „Steine im Rucksack“ legt er umfassende Recherche- sowie Aufklärungs- und Vermittlungsarbeit dar zum Thema Depression und seelische Erkrankung und bietet sie anderen Menschen zur Unterstützung und Ermutigung an. 

Das Kernstück an Verarbeitung und Reifung ist mit diesem mächtigen Schwellenschritt verbunden, den das vorliegende Musik-Album darstellt. „Steine im Rucksack“ ist ein Gipfelerlebnis:

 

„Da steht er also. Der Flügel, auf dem das jetzt alles endlich passieren wird.
Der einen Meilenstein setzen wird, von dem ich in der einen oder anderen Form geträumt habe,
seit ich ein kleines Kind bin. Ein Traum, der mir ausgeredet wurde.
Über den mir gesagt wurde, dass ich dafür nicht gut genug sei.
Eine vermeintliche Wahrheit, gegen die ich angekämpft habe, die ich widerlegen wollte, irgendwie beharrlich überzeugt war, dass ich es allen irgendwann beweisen würde“,

 

bekennt Saalbach und lässt damit die rasende Haltung, mit der er sein Leben gegen die Wand gefahren hatte, ausheilen.

Es ist ein Genuss, dabei zu sein und zuzuhören, wie der Wind aus der Weite herauf kommt und den Musiker streift, bevor er ansetzt, jetzt nach seiner eigenen Musik zu singen.

Wie während der Aufnahmen immer noch die Stolpersteine auftauchen, in Gedanken vor allem, an die versagende Stimme und die Fehler, die er machen, den Ton, den er verspielen, nicht treffen könnte – das beschreibt Saalbach innerlich als einen emotionalen Hürdenlauf.
Und er berichtet, wie er gelernt hat, diese Stimmen seines eigenen gestauchten Inneren aus der Distanz zu belauschen und in der Umkehr den Gedanken eine andere Bahn zu weisen. 

Saalbachs Aufrichtigkeit steht den brillianten Aufnahmen liebevoll bei, an die zu glauben dem Musiker bis zum Ende noch schwer fällt. Dabei hilft ihm vor Ort die sanfte Stimme des Produzenten, Johannes Gerstengarbe, den Saalbach kurz „Joe“ nennt:

 

„Joe merkt das und macht mich sanft darauf aufmerksam, dass ich etwas loslassen darf….
Er meint, es klingt gut. Und ich sage mir, dass es vielleicht nur mein innerer Zweifler ist,
der es nicht erträgt, mich unverfälscht zu hören. Der ein Problem damit hat,
meine echte Stimme zu hören und der sie lieber verfälschen und technisieren möchte,
damit es nicht mehr ich bin, der da singt, sondern irgendetwas anderes.
Mir fallen ein paar Dinge ein, die wir ausprobieren könnten, wir drehen etwas am Flügel-Sound und ein klein wenig an meiner Stimme, aber es sind Nuancen. Am Ende steht ein Ergebnis, von dem mir Joe sagt, dass es toll ist, aber ich irgendwie nicht überzeugt bin. Aus meiner Therapie weiß ich aber, dass diese Zweifel für jemanden mit meiner Vorgeschichte einfach dazugehören.“

 

 

Alle Töne getroffen Foto: Ballroom Studios

 

Ein Konzert für Klavier und Gesang

 

Eine Beziehung zum eigenen entstandenen Werk seiner Musik aufzubauen, fällt dem Mann, der gewohnt war, sich selbst zu überhören, denkbar schwer. Da hilft bestätigend die Wiederholung, wie jedes Mantra lehrt, und die Gewöhnung, sich vertraut zu machen mit dem, der sich aus dem Innersten heraus jetzt poetisch und kraftvoll zu Wort meldet:

 

„Inzwischen habe ich die Aufnahmen viele Male angehört. Inzwischen bin ich glücklich damit. Inzwischen kann ich den Flügel genießen und meine eigene Stimme auch.
Inzwischen bin ich stolz darauf, was wir gemeinsam geschaffen haben.“

An dieser Stelle sind jetzt Menschen in seiner Nähe, Freunde, die gern hören, wenn er spielt.
Als VAN SAALBACH tritt er öffentlich mit seinem Repertoire auf und kann gebucht werden, privat, für den Saal und die Bühne. 

 

Weitere Informationen

Ikarus’ Neustart: Wie Ferdinand Saalbach aus der Krise fand

eingestellt am 22.09.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Ferdinand Saalbach arbeitet selbstständig als Sänger, Pianist und Moderator. Foto: Philine Schlick

Ferdinand Saalbach hat mit jungen Jahren schon eine bewegte Geschichte hinter sich – seine eigene. Vom Chefposten fiel er in die Täler der Depression. Er kämpfte sich hoch, ging den steinigen Pfad der Selbsterkenntnis, stellte fest, dass das Leben “in der Platte” genau seinen Wünschen entspricht und fand einen neuen Beruf. Besser gesagt: drei.

Ferdinand Saalbach sagt von sich: “Ich bin ein Kämpfer und ein Beißer.” Noch vor wenigen Jahren wandte er diese Eigenschaften in der Geschäftsleitung einer großen Firma an. Dort wurde er gekündigt – eine Zäsur.

Unendlich viel Spaß am Leben geschenkt bekommen

“Ich habe gemerkt, wie lebensmüde ich trotz meines Erfolges eigentlich war”, erzählt Ferdinand Saalbach. Er erlitt einen Nervenzusammenbruch und geriet in eine Krise. Beim psychosozialen Krisendienst wurde ihm eine Therapie empfohlen, während ihm zeitgleich wenig Hoffnung auf einen freien Therapieplatz gemacht wurde. Hier kam ihm jedoch sein Durchsetzungsvermögen zugute. “Ich hatte gleich am nächsten Tag ein Gespräch bei einer Therapeutin.”

Ferdinand Saalbach möchte in Zukunft als Selbstständiger arbeiten. Foto: Philine Schlick
Ferdinand Saalbach möchte in Zukunft als Selbstständiger arbeiten. Foto: Philine Schlick

Der erste Termin verlief katastrophal, erzählt Saalbach. Es folgten zahlreiche weitere, bis er nach vier Wochen eine Therapeutin gefunden hatte. Ihm eröffnete sich bei der Verarbeitung zahlreicher Probleme seiner Vergangenheit ein großes Glück: “Ich habe unendlich viel Leben geschenkt bekommen.”

Die Tür ist immer offen

Ferdinand Saalbach stellte fest, wie wenig soziale Kontakte er im Arbeitsfieber gepflegt hatte. In Dresden begann er, sich ein neues Netzwerk aufzubauen. Zu seinem Erkenntnisprozess gehörte auch die Loslösung von seiner Familie. “Die Tür ist immer offen”, konstatiert er. “Aber ich weiß jetzt, wann ich sagen muss: ‘So nicht.'”

Er beschloss, seinen Weg aus der Depression in einem Buch zu dokumentieren. Es trägt den Titel “Steine im Rucksack”, was zeitgleich die Adresse einer Internetseite ist, auf der Ferdinand Saalbach Hilfe für Betroffene anbietet. Warum er das tut? “Dankbarkeit”, antwortet Saalbach. “Ich möchte Menschen auffordern hinzugucken, wenn sie unter etwas leiden. Und ich möchte Mut machen.”

Zukunft als Selbstständiger

Gleichzeitig basiert “Steine im Rucksack” auf der Erfahrung, dass Saalbach als Mensch in der Krise viel um Hilfe bitten musste. Anlaufstellen und Institutionen haben es ihm nicht leicht gemacht. Noch jetzt kämpft er: Dieses Mal um Anerkennung seiner Förderung als Selbstständiger. Mit seiner Diagnose gilt er als Risikofall – ihm soll kein Gründungszuschuss genehmigt werden.

Ferdinand Saalbach bleibt entschlossen. “Ich bin einer der wenigen Künstler, der selbst seine Steuererklärung selbst macht und sogar Spaß daran hat”, erklärt er seine Fähigkeiten. Der Hobby-Astronom liebt Kalkulationen und den Umgang mit Zahlen. Der Stress, dem er als Selbstständiger ausgesetzt sein wird, habe mit dem Druck in einer Firma nichts zu tun. “Ich kann meine Belastung frei einteilen.”

Perspektiven und Horizonte in der Johannstädter Platte

Mit der Moderation von Firmenevents möchte Saalbach seine Brötchen verdienen. Eine Herzensangelegenheit ist ihm die Musik. Unter dem Künstlernamen “van Saalbach” spielt er Klavier und singt bekannte Songs. An der Verarbeitung seiner Vergangenheit möchte er mit Vorträgen und Lesungen am Ball bleiben und seine Erfahrungen publik machen. Auch Ideen für weitere Bücher hat er im Kopf. “Mindestens zwei oder drei. Aber besser nicht zuviel verraten, falls es dann doch nichts wird”, sagt er lachend.

Bevor Ferdinand Saalbach in Dresden ankam, ist er herum gekommen in Deutschland. Karlsruhe, Hannover und Hamburg waren seine Lebensstationen. In Dresden hatte er eine “viel zu große Wohnung in der Neustadt.” Eine seiner Erkenntnisse in der Therapie: “Ich brauche Perspektiven und Horizonte.” Die fand er schließlich im 14. Stock eines Hochhauses in der Johannstadt. “Früher dachte ich: ‘Plattenbau geht ja gar nicht.’ Dann habe ich erkannt, dass es so verkehrt nicht ist. “Jetzt schaue ich über die ganze Stadt und sehe hinter Radebeul die Sonne untergehen.”

Ein besonnener Ikarus.

Ferdinand Saalbach

  • Sänger, Pianist, Moderator, Autor, Speaker
  • www.vansaalbach.de / www.vansaalbach.com / www.ferdinand-saalbach.de
  • Steine im Rucksack – eine Hilfestellung
  • am 23. September und am 1. Oktober ist Ferdinand Saalbach in der Reisekneipe, Görlitzer Straße 15, zu erleben. Er berichtet über seine Reise nach Nordkorea. Beginn: 19.30 Uhr