Beschlüsse des Beirats: Geld für acht Projekte in der Johannstadt

eingestellt am 22.06.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Zum siebten Mal tagte am vergangenen Donnerstag der Stadtteilbeiratrat. Es handelt sich um ein Modellprojekt. Foto: Philine Schlick

Am Donnerstag hat der Johannstädter Stadtteilbeirat zum siebten Mal getagt: Acht Projekten wurde finanzielle Unterstützung beschieden. Die Bürger*innen bewiesen mit ihren Anträgen Kreativität: Gesund Händewaschen mit grüner Seife, Nachbarschaftlichkeit durch Gärtnern, ziemlich beste Baumfreunde auf Kalenderblättern … Die Ideen überzeugten, wenngleich einige noch eines Feinschliffs bedürfen.

Vier intensive Stunden lang wurde auf der 7. Beiratssitzung am vergangenen Donnerstag angehört, diskutiert und entschieden. Die JohannStadthalle stellte ihre Räume zur Verfügung, um ausreichend Abstand zu gewährleisten.

Anna Baatz vom Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR) beforscht das Projekt im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitforschung. Foto: Philine Schlick
Anna Baatz vom Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR) beforscht das Projekt im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitforschung. Foto: Philine Schlick

Neben einem Rückblick auf erfolgreich verlaufene Projekte wie den zweiten Teil der Hochhausmelodien, galt es mit Beschlüssen über neue Anträge in die Zukunft zu blicken. Die sieht grün bis rosig aus.

Die “Eule” feiert 33. Geburtstag mit Tag der offenen Tür

Mit einem Sommerfest möchte das Jugendhaus Eule am 24. Juli 2020 an der Marschnerstraße seinen 33. Geburtstag feiern. “Es soll ein Tag der offenen Tür zum gegenseitigen Kennenlernen sein”, sagt Anne Gruner vom Jugendhaus.

Am Nachmittag wird es Musik, Sport und Spiele geben. Mit dabei sind u.a. der Jugendtreff Trini, der LeihLaden und der Kindertreff JoJo. Abends rocken Bands die “Johann-Stage” im Club. Bis zum 26. Juni muss das Team des Jugendhauses noch entscheiden, ob und wie das Fest in Einklang mit aktuellen Corona-Schutzverordnungen stattfinden kann.

Anne Gruner war bei der 7. Beiratssitzung für das Jugendhaus Eule anwesend. Foto: Philine Schlick
Anne Gruner war bei der 7. Beiratssitzung für das Jugendhaus Eule anwesend. Foto: Philine Schlick

Ein neues Domizil bekommt der Club mit der ehemaligen Schokofabrik: Er zieht nach Ende der Bauarbeiten in das Integrative Familienzentrum an der Hopfgartenstraße um.

Wohnhof Pfotenhauerstraße bekommt Kulturmittler*innen

Der Wohnhof Pfotenhauer-/Elisen-/Hopfgartenstraße ist ein interkulturelles Pflaster: Über zwölf verschiedene Sprachen werden hinter den 28 Eingängen gesprochen, die zu je 40 Wohnungen führen. Das fanden Anne Richter und Gabriele Feyler heraus, indem sie 56 Interviews durchführten. Sie fragten, was Bewohner*innen mögen und was nicht. Es stellte sich heraus, dass in vielen Problemen bereits eine Lösung liegen könnte.

Bewohner*innen bemängelten fehlenden Kontakt zwischen Nachbarn, Lärm (der fällt derzeit vermehrt durch die Rekonstruktion des Gebäudes an) oder herumliegenden Müll. Viele wohnen schon lang hier, mögen die Umgebung und sind bereit sich zu engagieren, entnahmen die Antragstellerinnen den gesammelten Daten.

Gabriele Feyler und Anne Richter stellten die Ergebnisse ihrer Umfrage im Wohnhof Pfotenhauer-/Elisen- und Hopfgartenstraße vor. Foto: Philine Schlick
Gabriele Feyler und Anne Richter stellten die Ergebnisse ihrer Umfrage im Wohnhof Pfotenhauer-/Elisen- und Hopfgartenstraße vor. Foto: Philine Schlick

Nun ist ein Workshop geplant, um die Nachbarschaft miteinander zu vernetzen. Eine Idee ist z.B. Kinder und Senior*innen in Großeltern-Patenschaften zu vermitteln. Auch könnten sich Engagierte zum Gärtnern, Hausaufgaben erledigen oder gemeinsamem Aufräumen zusammentun.

Die Fördermittel aus dem Verfügungsfonds fließen in die Begleitung von Arbeitsgruppen, die sich der Realisierung von Mini-Projekten widmen. Nachbar*innen sollen als Kulturmittler und Ansprechpartner für die einzelnen Vorhaben fungieren und so dauerhaft einen Dialog im Haus schaffen.

TSV Rotation Dresden 1990 e.V. denkt schon im Juni an Weihnachten

Ein alter (Un-)Bekannter ist das Weihnachtsturnen des TSV Rotation. Seit vielen Jahren stellt der Turnverein ein zweistündiges Weihnachtsprogramm mit Tanz, Kostümen und Beleuchtung auf die Beine. Kerstin Illner vom 90-köpfigen Verein denkt schon jetzt an Weihnachten und stellte einen Antrag zur Förderung der Veranstaltung, die zusehends aufwendiger wird.

Hände hoch für den TSV Rotation 1990 e.V. Foto: Philine Schlick
Hände hoch für den TSV Rotation Dresden 1990 e.V. Foto: Philine Schlick

Dargeboten wird das Schauturnen alljährlich in der Turnhalle  102. Grundschule “Johanna”. Aufgrund des anstehenden Neubaus steht diese vermutlich im nächsten Jahr nicht zur Verfügung. “Unser Repertoire eignet sich aber auch für jede andere Bühne”, bot Kerstin Illner an. “Wir sind offen für neue Auftrittsorte.” Neben der Förderung des Events über rund 350 Euro aus dem Verfügungsfonds ergab sich im Gespräch für den TSV Rotation die Möglichkeit, eine Tonanlage aus dem Bestand der 101. Oberschule Johannes Gutenberg zu leihen. Die vereinseigene Tonanlage war bei einem Einbruch gestohlen worden, berichtete Kerstin Illner.

Grün ja, grün … Grüne Seife und Grüne Pfote 66

Die Corona-Isolation hat Anzhelika Dementyeva gemeinsam mit ihrer Familie genutzt, um sich mit einem Thema zu beschäftigen, das während der Krise an Bedeutung gewonnen hat: flüssige Handseife.

Sie möchte aus Pflanzenölen und selbst angebauten Kräutern Seife herstellen, die freundlich zu Haut und Umwelt ist. Frei von Erdöl, künstlichen Farben und Aromen. Der Beirat sah großes Potential in der Idee, allein war die Idee noch nicht ganz ausgereift, befanden einige Beiratsmitglieder.

Die Sinnfälligkeit und das Engagement wurden jedoch gelobt, die Förderung gewährt. Anzhelika Dementyeva kann sich mit rund 1500 Euro aus dem Stadtteilfonds an die Umsetzung von Rezepturen und Workshops machen.

Anzhelica Dementyeva möchte haut- und umweltfreundliche Seife aus Pflanzenölen und selbst angebauten Kräutern herstellen. Besonders an Schulen soll sich ihr Projekt richten. Foto: Philine Schlick
Anzhelika Dementyeva möchte haut- und umweltfreundliche Seife aus Pflanzenölen und selbst angebauten Kräutern herstellen. Besonders an Schulen soll sich ihr Projekt richten. Foto: Philine Schlick

Inspirierend hat die Coronakrise trotz allen Drucks auch auf die Hausgemeinschaft der Pfotenhauerstraße 66 gewirkt. “Wir sind durch Corona näher zusammen gerückt und haben uns gegenseitig geholfen”, berichten Lars Hauptmann und Marthy Lehmann. Das sei durch kleine Handreichungen wie z.B. Paketannahmen für Nachbar*innen geschehen.

Dieses zarte Pflänzchen wollen die Antragsteller*innen weiter pflegen: Zwei Hochbeete, ein Regenwasserspeicher und Pflanzungen sollen den gemeinsamen Innenhof zu einem Ort machen, an dem man sich gern trifft und um den man sich gemeinschaftlich kümmert. Zur Verfügung stehen dafür jetzt rund 990 Euro aus dem Stadtteilfonds.

Mein Freund, der Baum – porträtiert in einem Jahreskalender

Was man kennt, schützt man: Gemäß dieser Weisheit beantragten Stadtteilbeirätin Marie Engelien und Bertil Kalex vom Stadtteilverein Unterstützung für ihre bereits angekündigte Idee von lehrreichen Spaziergängen zu Bäumen in der Johannstadt. Bürger*innen sollen ihre Lieblingsbäume vorstellen und geladene Expert*innen bereichern das persönliche Porträt mit Fachinformationen. Geplant sind drei Spaziergänge.

Bertil Kalex und Marie Engelien wollen Bürger*innen für Bäume sensibilisieren. Foto: Philine Schlick
Bertil Kalex und Marie Engelien wollen Bürger*innen für Bäume sensibilisieren. Foto: Philine Schlick

Daran geknüpft ist die Organisation eines Fotowettbewerbs. Die 13 schönsten Baummotive werden in einem Jahreskalender abgedruckt, so das Ziel. “Vielleicht entwickeln sich aus dem gemeinsamen Interesse Baumpatenschaften”, hofft Marie Engelin.

Corona bremst nicht nur “Café für alle” aus

Die Kontaktbeschränkungen und der Wegfall von zahlreichen Veranstaltungen hat das mobile “Café für alle” schwer getroffen. Um wieder an den Start gehen zu können, hat das 4-köpfige Team um Uwe Tröger die fahrbare Kaffeeküche mit Spuckschutz und Hygienespendern versehen.

Die Kosten für die erforderlichen Umbauten über rund 320 Euro bekommen die Kaffeeköche aus dem Stadtteilfonds gefördert, damit das Café wieder rollen kann.

Uwe Tröger und sein Team ringen um das mobile "Café für alle". Foto: Philine Schlick
Uwe Tröger und sein Team ringen um das mobile “Café für alle”. Foto: Philine Schlick

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie kamen nicht nur beim Café zum Tragen. Anke Ostermeyer vom Stadtplanungsamt musste mitteilen, dass die Gestaltung des Bönischgartens vor dem geplanten Stadtteilhaus aufgrund der verhängten Haushaltssperre nach 2025 verschoben werden muss.

Ebenso verschoben werden muss der Ausbau der ehemaligen Blumenstraße. “Das wird dann in aller Ruhe gemeinsam mit dem Stadtteilhaus passieren”, versuchte Anke Ostermeyer das Positive daran zu sehen.

Die Stadtteilbeirät*innen lauschen den Antragsteller*innen. Foto: Philine Schlick
Die Stadtteilbeirät*innen lauschen den Antragsteller*innen. Foto: Philine Schlick

Von der Krise unberührt blieb der Umbau des Bönischplatzes, der laut Ostermeyer voll im Zeitplan liegt und zum 31. Oktober abgeschlossen sein soll. Stadtteilbeirat Lutz Hoffmann hatte sich für die Organisation eines Straßenfestes als Ersatz für das entfallene Bundschuhstraßenfest gemeldet. Als geeigneter Ort kommt der neue Bönischplatz als auch die Bundschuhstraße infrage, ein Termin muss noch gefunden werden.

Lutz Hoffmann ist Stadtteilbeirat und wird das Bönischplatzfest organisieren. Foto: Philine Schlick
Lutz Hoffmann ist Stadtteilbeirat und wird das Bönischplatzfest organisieren. Foto: Philine Schlick

Infos zu Stadtteilbeiratssitzungen in der Johannstadt

  • Die 8. Sitzung findet öffentlich am 15. Juli zwischen 17.30 und 21 Uhr statt Gemeindezentrum Fiedlerstraße der evangelisch-lutherischen Johannes-Kreuz-Lukas-Gemeinde statt. Alle Unterlagen zu den Sitzungen können hier eingesehen werden.
  • In Stadtteil- und Verfügungsfonds stehen noch Gelder für Projekte zur Verfügung. Anträge für die Beiratssitzung am 15. Juli werden bis allerspätestens 28. Juni noch entgegengenommen.

Dresdner Philharmoniker*innen geben 1:1- Konzerte in der ehemaligen Schokofabrik

eingestellt am 10.06.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Luftbild der ehemaligen Schokofabrik. Quelle: Stadt Dresden

Lange mussten Konzert-Liebhaber*innen darben. Mit den Lockerungen sprießen die ersten zarten Versuche der Wiederbelebung von Sälen und Bühnen. In der Johannstadt stehen Konzerte besonderer Natur an: Musiker*innen der Dresdner Philharmonie bespielen je eine*n Zuhörerin für 15 Minuten. Von Angesicht zu Angesicht – kostenlos. An einem ungewöhnlichen Ort.

Noch ist der östliche Teil der ehemaligen Schokofabrik an der Hopfgartenstraße eine Brache. Das soll sich ändern: Vergangenes Jahr beschloss der Stadtrat auf Antrag des Stadtplanungsamtes hin, aus dem Industriebau ein integratives Zentrum des Deutschen Kinderschutzbundes zu verwandeln. Dieser hat sich nun als ungewöhnlicher Konzertsaal für die ebenso ungewöhnliche 1:1-Konzertreihe der Dresdner Philharmonie beworben. Streicher und bröselnder Putz – in der alten Schokofabrik erleben die Besucher*innen einen intimen Musikgenuss in unvergleichlichem Ambiente.

Kinderschutzbund hat sich als Gastgeber beworben

“Wir haben uns vor einer Woche als Gastgeber bei der Philharmonie beworben”, erzählt Andreas Blume vom Deutschen Kinderschutzbund Dresden. “Der Intendant war begeistert bei der Besichtigung.” Zum einen biete die ehemalige Schokofabrik eine spannungsreiche Umgebung, zum anderen sei der Auftrittsort regensicher und ausreichend vor Lautstärke geschützt.

So werden am kommenden Freitag und dem folgenden Dienstag je vier Mini-Konzerte am Stück stattfinden. Welches Instrument die/den Zuhörer*in erwartet, bleibt eine Überraschung. “Das kann alles sein: Vom Horn zur Violine, Tuba oder Oboe …”, macht Andreas Blume neugierig.

Intime, kostenfreie Konzerte als Zeichen der Solidarität

In Wohnzimmern, Hinterhöfen, Arbeitsräumen: Je eine*e Musiker*in sitzt einem Konzertgast im angemessenen Sicherheitsabstand gegenüber und gibt ein privates Konzert. Bewerbungen sind jederzeit willkommen. Die Plätze sind streng limitiert: Interessierte müssen ein kostenloses Ticket buchen, um sich anzumelden. Das ist auf der Webseite der Philharmonie möglich. Die Musiker*innen verzichten auf ihr Honorar, sodass die Konzerte kostenfrei angeboten werden. Spenden sind gern gesehen.

Erdacht hat sich das Konzert der 1:1-Konzert die Dresdner Philharmonie. Die intimen Auftritte sollen ein Zeichen der Solidarität mit der freischaffenden Musikszene setzen, die durch die Corona-Krise schwere finanzielle Verluste erlitten hat. Die Philharmonie möchte, dass “Dresdens Kulturlandschaft wieder erstrahlt wie zuvor.”

Konzerte mit Musiker*innen der Philharmonie Dresden in der Johannstadt

  • jeweils in der Industriebrache ehemalige Schokofabrik an der Hofgartenstraße (nicht barrierefrei, tragen Sie festes Schuhwerk)
  • Freitag, 12. Juni um 11 Uhr, 11.15 Uhr, 11.30 Uhr und 11.45 Uhr
  • Dienstag, 16. Juni um 16 Uhr, 16.15 Uhr, 16.30 Uhr und 16.45 Uhr
  • Hier geht es zu den Tickets
  • Spendenkonto Deutsche Orchester-Stiftung, Kennwort: 1_1Concerts Stuttgart, IBAN: DE35 1004 0000 0114 1514 05, BIC: COBADEFFXXX
  • Spendenkonto Freunde des HSKD e.V.. Spendenzweck: Spende Honorarlehrkräfte, 1to1Concerts, IBAN: DE11 8505 0300 3120 2168 51, BIC: OSDDDE81XXX

Vom Reisen und Daheimbleiben – Das TUI-Reisebüro ist umgezogen

eingestellt am 07.06.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Leiterin Cornelia Raeuber an ihrem neuen Schreibtisch im TUI-Reisebüro Gerokstraße. Foto: Philine Schlick

Cornelia Raeuber ist Leiterin der TUI-Filiale in der Johannstadt und vereint zwei offensichtliche Gegensätze in sich: Standorttreue und die Lust an der Fahrt ins Ferne. Vergangenen Montag brachten sie und ihr Team den Umzug vom Bönischplatz an den neuen Standort Güntzareal über die Bühne. Es ist nicht die einzige Neuerung für das Team.

Normalerweise ist die Überwindung von Distanzen der berufliche Alltag von Cornelia Raeuber und dem Team der nunmehr einzigen TUI-Filiale Dresdens. Nach dem Shutdown der Coronakrise war ihre Hauptaufgabe die Absage und Rückabwicklung von Reisen. Traurig erzählt Cornelia Raeuber das. Aber gerade in solchen Fällen, sagt sie, ist ein Reiseveranstalter Gold wert: Ein Anruf genügt und Stornierungen nehmen ihren Lauf. “Es macht einen großen Unterschied, ob man selbst in der Warteschleife der Hotline hängt oder das abgeben kann”, weiß Cornelia Raeuber.

25 Jahre Arbeit im Reisebüro

Sie sitzt an ihrem neuen Arbeitsplatz an der Gerokstraße. Durch die großen Glasfenster lässt sich das Treiben im Innenhof des neuen Güntzareals und auf der Straße beobachten. Seit Anfang der 90er Jahre war die TUI-Filiale am Bönischplatz ansässig. “Das war der Start der Reisebüros im vereinten Deutschland”, erinnert sich Cornelia Raeuber zurück. In diese Zeit fällt auch ihr beruflicher Start. Festgelegt hat sich ihr Berufswunsch ganz klassisch nach einem Praktikum, erzählt sie.

Blick auf die neue Filiale in der Johannstadt. Foto: Philine Schlick
Blick auf die neue Filiale in der Johannstadt. Foto: Philine Schlick

“Nach einer Woche Kita wusste ich: Das ist es auf gar keinen Fall. Und nach zwei Wochen Reisebüro wusste ich: Das will ich machen!” Das Praktikum absolvierte sie damals auf der Schießgasse bei Euro Lloyd. Seit nunmehr 25 Jahren arbeitet Cornelia Raeuber für TUI. Ein Vierteljahrhundert. Das sei “eher ungewöhnlich in der Branche”. Die Chefin liebt ihren Beruf und ist überzeugt von der Firmenphilosophie. Das macht ihr die Treue leicht.

Kundenstamm im Viertel

“Diese Freude, die man anderen mit der Gestaltung eines Urlaubs macht”, schwärmt sie. Das Reiseunternehmen TUI hat in den letzten Jahren Aufwind bekommen. Das liege, räumt Raeuber ein, natürlich auch am Wegbrechen von Konkurrenten wie Thomas Cook. Ihr gefalle, dass das Unternehmen sich quantitativ eher einschränke, als Qualität einzubüßen. “Lieber nur ein Hotel und das dann gut”, sagt sie. Das Unternehmen galt viele Jahre als das preisintensivste unter den Reiseveranstaltern. Mittlerweile sei das Angebot breiter gefächert und auch erschwinglicher.

Seit Anfang der 90er war das Reisebüro am Bönischplatz ansässig. Foto: Philine Schlick
Seit Anfang der 90er war das Reisebüro am Bönischplatz ansässig. Foto: Philine Schlick

“In Dresden gibt es noch zwei weitere TUI Reisecenter. Aber die sind privat geführt. Wir gehören direkt zur TUI. Wer auf tui.com bucht, wird von uns betreut”, sagt Cornelia Raeuber nicht ohne Stolz.

Ihren Kundenstamm aufgebaut hat das Team um Raeuber mit Johannstädter Bürger*innen. Viele von ihnen sind dem Büro bis heute treu geblieben, aber der Hauptteil der Kund*innen kommt zum Arbeiten in die Johannstadt. “Das erfährt man natürlich im Gespräch”, so Raeuber. Sie sei froh, am neuen Standort präsenter und besser sichtbar zu sein. Um den Platz im Güntzareal hatte sie sich bereits vor vier Jahren bemüht und entsprechend viel Zeit, um das Ganze vorzubereiten.

Bella geht in den Hundekindergarten

Eigentlich sei eine Eröffnungsfeier geplant gewesen. “Mit Luftballons und einer Tombola. Der Hauptgewinn war eine Reise”, sagt Raeuber wehmütig. So sei der Neustart etwas gedämpfter verlaufen als erwartet. Gute Wünsche und Blumensträuße haben die Chefin trotz Krise erreicht.

Mit den Einschränkungen der Coronakrise sei vor allem eins sehr wichtig gewesen: Geduld. Lange Ketten vom Flughafenmitarbeiter bis zum Hotelpagen seien unterbrochen gewesen. Es gehört zu Cornelia Raeubers Ethos, auch in turbulenten Zeiten eine gute Betreuung zu bieten. Auch wenn das hieß, abzusagen, zu vertrösten und Rückzahlungen einzuleiten. So langsam rege sich bei den Menschen aber wieder der Reisewille.

“Wer bis zum 30. Juni bucht, kann kann bis 14 Tage vorab kostenlos umbuchen oder stornieren. Das könnte vielen die Unsicherheit nehmen”, wirbt Cornelia Raeuber.

Blick in die neuen Räume. Foto: Philine Schlick
Blick in die neuen Räume. Foto: Philine Schlick

Cornelia Raeubers persönlicher Urlaub sei erfreulicherweise für dieses Jahr nicht ins Wasser gefallen, denn die Leiterin selbst bleibt für den Jahresurlaub im Land. Der Grund dafür hat vier Beine und heißt Bella.

Im alten Büro hatte die Bürohündin einen eigenen Hinterraum und war bekannt – nun ja – wie ein bunter Hund eben. Das neue Büro ist für den versteckte tierische Mitarbeiterin nicht geeignet, weswegen sie jetzt in den “Kindergarten für Hunde” geht.

Zuwachs bekommt das Reisebüro zum Ende des Jahres: Ein Azubi soll zum Team stoßen. In diesem Sinne geht sie also ungebrochen weiter, die Reise in Richtung Zukunft.

TUI Reisebüro

  • Gerokstraße 11, im Güntzareal gegenüber Rewe
  • derzeit aufgrund von Corona eingeschränkte Öffnungszeiten von 11 bis 17 Uhr wochentags, Samstag von 10 bis 13 Uhr. Bitte vereinbaren Sie für Ihr Anliegen einen Termin!
  • www.tui.com/reisebuero/dresden
  • dresden3@tui-reisecenter.de
  • Telefon: 448470
  • Kontakt auf Facebook

Alles andere als normal: Die Kitas haben wieder offen

eingestellt am 18.05.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Blick auf die DRK-Kita "Claras Abenteuerland": Geöffnet, aber streng geregelt. Foto: Philine Schlick

Seit Montag haben die Dresdner Kitas von der Notbetreuung in den Regelbetrieb gewechselt. So auch in der Johannstadt. Abstand, Händewaschen, Desinfizieren, Mund-Nasen-Bedeckung, festgelegte Gruppen, gekürzte Öffnungszeiten verlangen Kindern, Eltern und Betreuer*innen einiges ab. Die Wiedersehensfreude war dennoch groß.

„Ein eingeschränkter Regelbetrieb heißt nicht, dass die Einrichtungen wieder normal zur Verfügung stehen“, räumte die Amtsleiterin des Amtes für Kindertagesbetreuung Sabine Bibas bereits in ihrer Ankündigung am Freitag ein.

Eingeschränkte Öffnungszeiten

Die Vorgaben der Allgemeinverfügung vom 12. Mai  lassen den Normalbetrieb für die rund 55 000 in Dresdner Kitas und Horten betreuten Kinder derzeit nicht zu. „Die strikten Vorgaben zur Betreuung der Kinder in festen Gruppen mit möglichst festem Personal können die Einrichtungen nur leisten, wenn sie ihre Öffnungszeiten einschränken. Mir ist kein Träger bekannt, der es anders schafft“, so Sabine Bibas.

Die Einrichtungen bzw. Träger entscheiden eigenverantwortlich, welche Öffnungszeiten mit den pädagogischen Fachkräften in den Kitas und Horten möglich sind.

Entgegenkommen der Eltern

So handhabt es auch die Kita “Claras Abenteuerland” des DRK auf der Neubertstraße. Geöffnet hat sie momentan nur von 7 bis 16 Uhr, sagt Leiterin Kathrin Hoppe. Die Eltern betreten die Kita über den Haupteingang und verlassen das Gebäude durch einen Nebeneingang. “Viele halten die nötigen Dokumente bereits aufgefüllt bereit”, erzählt Hoppe. Nötig sind eine unterschriebene Infektionsschutzbelehrung und eine tägliche Unterschrift, die Symptomfreiheit und gewaschene Hände bestätigt.

“Wir haben von den Eltern ein großes Entgegenkommen und viel Verständnis erfahren”, berichtet Kathrin Hoppe. Eltern, denen es möglich war, hätten ihre Kinder vorerst noch Zuhause gelassen, um die Kitas nicht zu überfordern. Kathrin Hoppe sagt, sie wisse, wie schmerzhaft die reduzierten Öffnungszeiten seien und danke für das Entgegenkommen. Um gemeinsam an einem Strang zu ziehen, seien alle Haushalte mit einem Elternbrief informiert worden.

Von buntem Gewusel und lautem Treiben vorerst noch keine Spur. Blick in die Kita auf der Blumenstraße. Foto: Philine Schlick

Einschränkungen und Kindeswohl

Ebenso ist die Integrations-Kita “Tabaluga” auf der Hopfgartenstraße vorgegangen. Obwohl der Regelbetrieb eingeläutet sei, sei der Tag “alles andere als normal” verlaufen, sagt Leiterin Claudia Voigt-Baranyai. Über die Maßnahmen seien alle Eltern mit einem Brief ausführlich informiert worden.

“Wegen der Einschränkungen haben wir Teile unseres pädagogischen Konzeptes außer Kraft setzen müssen”, so Voigt-Baranyai. Um den staatlichen Vorgaben zu genügen und dennoch das Wohlbefinden der Kinder zu gewährleisten, habe das Team der Kita alles gegeben.

“Wir haben vor eineinhalb Wochen unter großem Druck, aber mit viel Engagement, Herzblut und Motivation die Vorbereitungen begonnen”, sagt Leiterin Claudia Voigt-Baranyai. Man habe sich lange beraten und eng mit dem Amt für Kindertagesbetreuung abgestimmt. Das Amt habe die Ideen der Kita für gut befunden.

Die Räume wurden zur Begrüßung mit Luftballons geschmückt, so die Leiterin. “Wir haben den Tag gut organisiert, ruhig und unaufgeregt begangen. Es war für alle ein freudvolles Wiedersehen.”

Schließtag nach Christi Himmelfahrt

Die Allgemeinverfügung des Landes ist bis einschließlich 5. Juni 2020 gültig. Für den Brückentag nach Christi Himmelfahrt am 22. Mai hat der Eigenbetrieb Kindertageseinrichtungen für die kommunalen Kitas und Horte einen außerordentlichen Schließtag angeordnet. Für die gesonderten Auflagen mangelt es an Personal.

Sabine Bibas: „Den Kitas und Horten ist absolut bewusst, dass die eingeschränkten Öffnungszeiten Familien und Arbeitgeber vor immense Herausforderungen stellen. Die Einrichtungen werden deshalb immer mit Augenmaß entscheiden.“

Damit Eltern keine finanziellen Nachteile aus den Einschränkungen entstehen, überlässt es der städtische Eigenbetrieb Kindertageseinrichtungen den Eltern, ihre vertragliche Betreuungszeit auf die tatsächlich in Anspruch genommene und von der Elternbeitragssatzung mindestens vorgesehene Betreuungszeitstufe zu reduzieren. Möchten Eltern von diesem Angebot Gebrauch machen, können sie sich formlos an die jeweilige Einrichtungsleitung wenden.

Das BunTschuhstraßenfest wird verschoben und braucht neue*n Organisator*in

eingestellt am 29.04.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Das Bundschuhstraßenfest findet 2020 als Ersatz für das Bönischplatzfest am 26.9. statt. Foto: Philine Schlick

Statt dem “Bönischplatzfest” sollte dieses Jahr im Juni baustellenbedingt das “BunTschuhstraßenfest” gefeiert werden. Erstmalig ist der Stadtteilverein Johannstadt Träger der Veranstaltung, die nun wegen Corona auf den Herbst verschoben werden muss. Der Verein sucht deshalb einen neuen “Hutmenschen” für die Organisation der Veranstaltung.

Verschoben ist nicht aufgehoben

Was macht eine richtig gute Party aus? Selbst gemachtes Essen, verrückte Showeinlagen, Tanz, begeisterte Menschen … ? Bei einem ersten Treffen im Frühjahr hatten sich Akteur*innen des Stadtteils den Kopf zerbrochen, wann und wie das diesjährige “Bönischplatzfest” über die Bühne gehen soll. Die Planungen liefen auf Hochtouren, dann grätsche das Corona-Virus dazwischen. Gefeiert werden soll trotzdem, wenn auch später im Jahr.

Foto: Matthias Kunert

Da der Bönischplatz seit März baulich umgestaltet wird, konnte das Fest an seinem ursprünglichen Termin am 13. Juni nicht dort stattfinden. Mit der Bundschuhstraße hatte das Vorhaben einen praktisch gelegenen und weitläufigen Ersatz-Ort gefunden, auch der Bönischgarten sollte ins Festareal einbezogen werden. Für die Fete wurde das “d” im Straßennamen gegen ein “t” ersetzt. Auf der “BunTschuh”-Party sollte es wie gewohnt Biertische, eine Bühne und Infostände geben. Durch die Corona-Pandemie musste das Fest im Juni abgesagt werden.

Fest sucht Organisation

Den Hut für die diesjährige Fest-Organisation hat derzeit Katja Hilbert vom Stadtteilverein auf. Bei ihr laufen die Fäden für Planung und Koordination zusammen. Zum voraussichtlichen Ersatztermin im Herbst allerdings steht sie für die Durchführung des Projekt nicht mehr zur Verfügung. Der Stadtteilverein sucht nun nach Planungswilligen, die das Fest auf die Beine stellen wollen und können. Im Projektantrag ist dafür ein kleines Honorar eingestellt.

Foto: JohannStadthalle e.V.

Für die Zukunft des Festes werden momentan zwei Optionen diskutiert: Die erste beinhaltet, die Veranstaltung in den Herbst zu verschieben und wie geplant als BunTschuhstraßenfest durchführen. Die zweite ist, das Fest zur Wiedereröffnung des Bönischplatzes an seinem Stammplatz zu begehen. Das planmäßige Ende der Bauarbeiten ist auf den 30. Oktober 2020 datiert. In diesem Fall könnte – Verzögerungen bei den Bauarbeiten und der Jahreszeit entsprechende Witterung einkalkuliert – das Fest auch erst 2021 nachgeholt werden.

Ideen sind willkommen, engagierte Planer*innen dringend gesucht. Bewerbungen werden bis Ende Mai entgegen genommen.

Kontakt

  • stadtteilverein@johannstadt.de
  • hilbert@johannstadt.de

Stadt verteilt am Montag ab 11 Uhr Mundschutz am Rathaus

eingestellt am 19.04.2020 von Philine Schlick

Ab Montag, den 20. April, ist es in Sachsen Pflicht, im ÖPNV und im Einzelhandel einen Mundschutz zu tragen. Wie die Stadt in einer Pressemitteilung ankündigt, werden morgen ab 11 Uhr an der Goldenen Pforte des Rathauses Masken an Menschen ausgegeben, die keinen Mundschutz erwerben oder selbst herstellen können.

Oberbürgermeister Dirk Hilbert: „Die Bundesregierung hat das Tragen von Schutzmasken dringend empfohlen. Dass der Freistaat Sachsen dieser Empfehlung folgt und das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung verpflichtend festlegt, ist eine sehr gute und mutige Entscheidung. Wenn wir weitere Lockerung der Schutzmaßnahmen wünschen, müssen wir das akzeptieren. Weniger Infektionszahlen können nur so gelingen.”

Handzettel zum Tragen der Mund-Nasen-Masken

Dirk Hilbert weiter: “An dieser Stelle auch einen herzlichen Dank an die kleinen und großen Initiativen, die Theaterschneidereien, die regionalen Unternehmen und natürlich die vielen Dresdnerinnen und Dresdner, die schon seit Wochen tausende Masken geschneidert haben für unser Klinik- und Pflegepersonal, für die Feuerwehr, die Familie, Nachbarn und Freunde. So schaffen wir das gemeinsam.“

Das Gesundheitsamt hat einen Handzettel zum Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung erarbeitet. Er steht im Internet zum Lesen und Downloaden zur Verfügung:  www.dresden.de/media/pdf/gesundheit/HYG/Corona_Handzettel_MNB.pdf

Übersicht über lokale Produzenten

Das Amt für Wirtschaftsförderung hat für unter www.dresden.de/wirtschaftsservice eine Übersicht lokaler Produzenten von Gesichtsmasken und Schutzkleidung veröffentlicht. Amtsleiter Dr. Robert Franke: „In Folge der aktuellen Coronavirus-Pandemie stellen bereits einige Dresdner Unternehmen Gesichtsmasken und weitere Schutzkleidung in größeren Stückzahlen her. Unsere Auflistung richtet sich an Unternehmern, die Gesichtsmasken oder Schutzkleidung in größeren Stückzahlen suchen.“

Dabei erhebt die Übersicht keinen Anspruch auf Vollständigkeit: „Wenn Sie selber Masken herstellen oder gerade Ihre Produktion umstellen, melden Sie sich bitte und wir nehmen Ihr Angebot mit auf“, appelliert Franke an die Hersteller.

“CorOstern” in der Johannstadt – Ein subjektiver Rückblick

eingestellt am 15.04.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Berittene Polizisten patrouillieren an der Elbe. Foto: Philine Schlick

Da ging es vorbei, das erste und hoffentlich einzige “CorOstern” in der Johannstadt. Leere Plätze, volle Balkone, gehamsterte Hühnereier, gemeinsam gesungene Lieder, sorgsam überwachte Elbspaziergänge im Abendrot und endlose Sonnenstunden später ist klar: Ein Fest während Corona ist anders, aber niemals sinnlos.

Wie lange die freie Tage vergangen scheinen, obwohl sie doch erst kurz zurück liegen. Als hätte man all das Licht und die Stunden der Muße nur geträumt. Wie hat nochmal alles angefangen? Sicherlich mit der Annahme, Ostern falle trotz guten Wetters dieses Jahr ins Wasser. Reisen und Verwandtenbesuche adé – wohl dem, der ein Gartenhäuschen oder einen Hobbykeller hat.

Blühende Tulpe zur Osterzeit. Foto: Philine Schlick

Das Leben in kleinsten Kreisen

Gründonnerstag: Vor den Kaufhallen sind die Einkaufswagenspender leer, in den Gängen wird gedrängelt: Es geht nunmehr nicht mehr nur um Klopapier, sondern um die letzten Gründonnerstagseier.

Zwischen ruppig und feiertagsmilde eingestellt, steuern die Konsument*innen ihre Wägelchen durch feine Nebel von Desinfektionsspray aneinander vorbei. War es ein Wunsch oder ein Fluch der da in den Mundschutz genuschelt wurde? Gehen wir optimistischerweise mal davon aus, dass Gutes durchkommt und Schlechtes hängenbleibt …

In den Innenhöfen galoppieren die Kinderherden. Die Tulpen schütteln ihre Köpfe über die Junihitze und aus geöffneten Fenstern duftet es nach Braten und Hefezöpfen. Weniger vom Eise, als von Dampfschiffen und Picknickgruppen befreit sind Strom und Bäche.

Wie in Goethes Osterspaziergang dringt aus dem hohlen, finstern Tor der Stadt ein buntes Gewimmel hervor – in brav sortierten Zweiergrüppchen. Selbst die Autos auf der Waldschlösschenbrücke halten Abstand und überlassen die Geräuschkulisse dem geflügelten Chor der Frühjahrssänger.

Selbst gebastelte Schaukel am Johannstädter Elbufer. Foto: Philine Schlick

Das Leben verläuft derzeit ohnehin in kleinsten Kreisen – ist in diesen noch Feiertagsstimmung zu finden? Wie begeht man ein Familienfest nach wochenlangem Stubenhocken aufeinander – oder ganz allein? Das Repertoire an lesen, sitzen, Kleinigkeiten erledigen, Filme schauen, basteln, joggen scheint ausgereizt. Und die Sonne kennt kein Erbarmen. Sie scheint.

Woher sinkt sie dann doch, die feierliche Stimmung? Das Gefühl, dass alle die Zeit mehr genießen als sonst? Die Ausgelassenheit, die als Lachen von den Balkonen klingt? Die Ruhe, die stundenweise stecknadelempfindlich über den Dächern liegt?

Tradition ohne Zeremonienmeister

Urlaub ist Langeweile haben, ohne sie zu empfinden. Herumgammeln, Löcher starren, dösen. Die Hitze drückt auf die Augenlider, Tages- und Uhrzeiten verschwimmen. Das Frühstück geht in den Aperitiv über. Welcher Wochentag heute ist, wusste man schon gestern nicht mehr. Keine Tageszeitung, nur Gespräche. Keine Horoskope, nur Sterne. Keine Moderatoren, nur Wetter. Und dazwischen ein Eis von Keyl.

Am Karfreitag stehe ich um 15 Uhr barfuß auf der Wiese, schaue mit zusammen gekniffenen Augen hinauf in den stahlblauen Himmel, ebenso wie ihrerzeit meine Urgroßmutter auf dem Balkon der Villa in der Oberlausitz, und warte darauf, dass “zur Todesstunde unseres Herrn Jesus” eine Wolke die Sonne verfinstert.

Erste Farbtupfer im Frühling. Foto: Philine Schlick

Ich warte ebenso erfolglos wie sie. Nicht einmal ein hauchzarter Daunenfetzen segelt vorüber. Das Läuten der Kirchenglocken zur Scheidestunde bestätigt, dass sich der Himmel mit seinem kaiserlichen Aufputz wieder einmal vertan hat. Gut zu wissen, dass sich manche Dinge nie ändern. Traditionen bedürfen nicht unbedingt eines Zeremonienmeisters, Nähe keines Sichtkontakts, gute Gesellschaft keiner Gespräche.

Aprilwetter im Herzen

Mein Telefon piepst und zeigt mir das Ostern meiner Heimat: Die Großmutter beim spazieren unter weißen Spierensträuchern, die Mutter behangen mit geschenkten Blusen im Garten, der Vater mit einem seiner Werke in der Tür des Ateliers. Alle sind jeweils an ihrem Platz. Das ist schön und traurig zugleich, denn ich bin nicht dort. Aprilwetter im Herzen.

Am Abend ertönt aus der hintersten Ecke des Innenhofes ein Balkonkonzert: Er gehört zu mir, ich war noch niemals in New York, kein schöner Land … Wie ein Echo setzt sich der Applaus fort und lockt weitere Heimkünstler*innen auf den Balkon. Der musikalische Dominoeffekt reicht noch bis weit in die Nacht, als hinter angekippten Fenstern ausgelassene Rio-Reiser-Röhren zu vernehmen sind. Auch die sind einen Applaus wert.

Toter und blühender Obstbaum am Elbufer. Foto: Philine Schlick

Am Ostermontag regnet es das Osterwasser, das meine Familie und ich dieses Jahr nicht zusammen schöpfen konnten. Es rinnt mir am Kinn entlang, aber nicht aus dem Mund, sondern aus den Augenwinkeln. Hach, diese dunklen Wolken – das hätte meiner Urgroßmutter am Karfreitag wohlgetan. So weht der Ostermontag die nötige Melancholie über die Flure und rät nach dem Auferstehen zum Wiederhinlegen.

Mit geschlossenen Augen fliege ich auf Besuch zu allen Liebsten, wie der Junge Krabat in der sorbischen Sage. An dunklen Tagen kann man über den Himmel schimpfen – oder die grauen Fenster putzen zu guter Musik.

Es könnte weitergehen mit Osterdienstag und Ostermittwoch. “Alle Lust will Ewigkeit, will tiefe, tiefe Ewigkeit”, sagt Nietzsche. “Im Tale grünet Hoffnungsglück”, antwortet Goethe österlich.

Hinweis der Redaktion: Der im Rahmen des Projektes „Online-Stadtteilmagazin“ erschienene Beitrag wurde nicht von der Landeshauptstadt Dresden bzw. dem Quartiersmanagement erstellt und gibt auch nicht die Meinung der Landeshauptstadt Dresden oder des Quartiersmanagements wieder. Für den Inhalt des Beitrags ist der/die Autor*in verantwortlich.

Stadt informiert über Oster-Wanderrouten

eingestellt am 09.04.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Tradition und Moderne vor der Gläsernen Manufaktur. Foto: Alexandra Jentsch

Gestern hat das Sächsische Oberverwaltungsgericht entschieden, dass unter “Umfeld” ein Radius von 10 bis 15 Kilometern um die Heimstätte zu verstehen ist. Die Stadt informiert deshalb zu Ostern über Wander- und Spazierwege, um dem Budenkoller bei schönstem Sonnenschein zu entgehen.

Sport und Bewegung sind nach aktueller Sächsischer Corona-Schutz-Verordnung im Umfeld des Wohnbereichs möglich – und das bietet mehr Möglichkeiten, als man denkt. Die Wanderwege in Dresden erstrecken sich über insgesamt 400 Kilometer. Das Umweltamt hat für den Themenstadtplan Informationen für die über 30 offiziellen Lehrpfade, Wander- und Stadtteilwege in und durch Dresden zusammengestellt, die auch für langjährige Dresdnerinnen und Dresden die eine oder andere Überraschung bereithalten dürfte.

Unbekannte Pfade in Dresden

„Sport und Bewegung tut dem Körper gut, doch selbst die eifrigsten Wanderfreunde dürften da eine Weile unterwegs sein. Ich nehme an, dass die Osterzeit nicht ganz reichen wird, um jede Strecke vollständig zu erkunden“, sagt Oberbürgermeister Dirk Hilbert. Allein der Schönfeld-Weißiger Bergweg erstreckt sich über 30 Kilometer. „Das Angebot in Dresden tröstet sicherlich die Wanderfreunde darüber hinweg, dass sie auch in den kommenden schönen Tagen nicht in die Sächsische Schweiz oder das Osterzgebirge fahren dürfen.“

Unter www.dresden.de/nahewanderwege sind außerdem Rad- und Wandertouren verlinkt, welche die »Erlebnisregion Dresden« zusammengestellt hat. Sie werden aus einer sonst kostenpflichtigen Radbroschüre als Download zur Verfügung gestellt.

Die acht Radrouten führen größtenteils fern der vielbefahrenen Radwege durch die Seitentäler und auf die Höhen des Elbtales. Den Verlauf kann man in interaktiven Karten verfolgen. Zur Unterstützung der Orientierung vor Ort wurden an den wichtigsten Stellen Aufkleber mit den farbigen Radfahrer-Piktogrammen angebracht. Jede Route ist als Tagesausflug konzipiert. Nehmen Sie sich Verpflegung mit, da die Einkehrmöglichkeiten leider dieses Ostern geschlossen sind.

Wanderfreunde finden Informationen zu den beiden Regionswanderwegen. Diese sind in insgesamt 17 Abschnitte untergliedert. Die Route A führt an den Elbhängen entlang. Auf der Route B können Sie das Hügel- und Bergland der Region erkunden. Auch hier haben wir die Informationen aus unserer Wanderbroschüre zur Verfügung gestellt. Wer ohne Auto startet, kann die angegebenen Bus- und Bahnverbindungen nutzen. Bitte informieren Sie sich über die zur Zeit eingeschränkten Fahrzeiten!

Hinweis auf Parks und Grünanlagen

Neben den Wanderwegen laden auch weiterhin Dresdens Parks und Grünanlagen sowie die Elbwiesen zu ausgedehnten Spaziergängen oder Radtouren ein.

„Achten Sie darauf, dass auch hier kein Gedränge entsteht. Dresden hat viel Stadtgrün und damit auch viel Platz zu bieten. Und bitte nehmen Sie Ihre Unterwegs-abfälle wieder möglichst mit nach Hause oder nutzen Sie einen der Papierkörbe. Umherfliegende Abfälle sehen nicht nur schlecht aus, sie verursachen auch unnötig mehr Arbeit für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Stadt und Stadtreinigung. Dann steht auch in schwierigen Zeiten einem angenehmen Osterwochenende nichts entgegen“, so Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen.

Hinweis der Redaktion: Der im Rahmen des Projektes „Online-Stadtteilmagazin“ erschienene Beitrag wurde nicht von der Landeshauptstadt Dresden bzw. dem Quartiersmanagement erstellt und gibt auch nicht die Meinung der Landeshauptstadt Dresden oder des Quartiersmanagements wieder. Für den Inhalt des Beitrags ist der/die Autor*in verantwortlich.

 

Kontaktverbot durch Corona: Bleiben Senior*innen zu Ostern einsam?

eingestellt am 07.04.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Die Postkartenaktion soll Senior*innen ein schönes Ostern bescheren. Foto: Volkssolidarität

Unter Ausgangssperren und Kontaktverbot leiden insbesondere Senior*innen. Seniorentreffs sind geschlossen, in Residenzen ist Besuch nicht zugelassen, Spaziergänge und Treffen draußen kommen nicht für jeden infrage. Wie können Senior*innen trotzdem ein fröhliches Osterfest begehen?

Seelsorge per Telefon

Die gute Nachricht: Obwohl Seniorentreffs wie “Johann” und “Amadeus” seine Türen geschlossen halten, halten Mitarbeiter*innen vor Ort die Stellung. Frau Unz vom “Johann” berichtet: “Einmal pro Woche rufen wir unsere Senioren mindestens an. Zudem liefern wir jeden Tag Essen aus und haben zumindest Blickkontakt.”

Auch im “Amadeus” sind die Telefone besetzt. Cathrin Bochert und ihre Mitarbeiter*innen leisten telefonische Sozialarbeit und Telefonseelsorge. “Und wir nähen für unsere Pflegekräfte der Volkssolidarität Gesichtsschutzmasken”, so Bochert.

Briefe und Postkarten zu Ostern

Cathrin Bochert verweist außerdem auf die Postkartenaktion „Frühlings- und Ostergrüße in Dresdner Seniorenheime“, die am heutigen Dienstag startet. Postkarten mit freundlichen Worten können an die Volkssolidarität, Altgorbitzer Ring 58 in 01169 Dresden gesandt werden. Von dort werden sie an die Pflegeheime verteilt, sodass niemand zu Ostern ungegrüßt bleiben muss. 

Das Jugendrotkreuz hat mit “Schreib mit!” ebenfalls eine Schreibaktion ins Leben gerufen. Eine eigens dafür entwickelte Webanwendung findet die nächste Pflegeeinrichtung in der Nähe des Suchenden heraus. Unter www.jrk.sachsen.de/schreibmit kann man sich dafür registrieren und Briefe oder Postkarten an Senior*innen der nächsten Umgebung senden. Auf der Instagramseite des JRK gibt es Tipps und Anregungen zum Gestalten der Post. Karsten Lehmann, Entwickler der Anwendung, sagt: “Wir haben haben die Hoffnung, dass der Kontakt auch in der Zeit nach der Krise bestehen bleibt.”

Balkonkonzert der Staatsoperette

Von zahlreichen Postkarten und Grüßen berichtet auch Frau Wunderwald, Ergotherapeutin in der Pro Seniore-Residenz “Elbe” an der Dürerstraße. “Viele Kinder haben Karten gemalt und gebastelt”, berichtet sie. Auch Angehörige versendeten reichlich Post – und Päckchen an die Mitarbeiter*innen.

Frau Wunderwald organisiert in der Osterwoche für sechs Wohnabteilungen ein Osterkaffeetrinken. “Apotheken haben kleine Geschenke gepackt und es gibt selbstgebackene Waffeln und selbst gekochten Kaffee”, zählt sie auf. Ein Zeichen, das die Senior*innen sehr zu schätzen wüssten.

Ein Highlight bildet das Balkonkonzert der Kapelle der Staatsoperette Dresden im Innenhof der Residenz am Ostermontag. Die Senior*innen können auf ihre Balkons treten und zwanzig Minuten lang Musik “kontaktfrei” genießen.

“Plaudertelefon” für einsame Ältere

Das Sozialamt hat aufgrund von Corona sein Angebot für Senior*innen ausgeweitet. Das zentrale Seniorentelefon 0351-4884800 ist montags bis freitags durchgehend von 8 bis 18 Uhr besetzt.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an der Hotline beantworten Fragen rund um das Thema „allein im Alter“, sie vermitteln unter anderem zu Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter in den Stadtbezirken und Ortschaften und stellen den Kontakt zum „Plaudertelefon“ her.

Das Plaudertelefon ist ein neues Gesprächsangebot, insbesondere für alleinlebende Ältere, die einfach nur mal reden wollen. Es soll Menschen entlasten, denen die soziale Distanz Sorgen bereitet.

Hinweis der Redaktion: Der im Rahmen des Projektes „Online-Stadtteilmagazin“ erschienene Beitrag wurde nicht von der Landeshauptstadt Dresden bzw. dem Quartiersmanagement erstellt und gibt auch nicht die Meinung der Landeshauptstadt Dresden oder des Quartiersmanagements wieder. Für den Inhalt des Beitrags ist der/die Autor*in verantwortlich.

 

 

 

Wochenmärkte dürfen wieder stattfinden

eingestellt am 31.03.2020 von Philine Schlick

Mobile Verkaufsstände unter freiem Himmel und in Markthallen, die dem Verkauf von Lebensmitteln, selbst erzeugten Gartenbau- und Baumschulerzeugnissen sowie Tierbedarf dienen, dürfen ab Mittwoch, 1. April 2020, auch in Dresden wieder öffnen.

Hilbert hatte sich für Märkte eingesetzt

Oberbürgermeister Dirk Hilbert begrüßt die Entscheidung der sächsischen Staatsregierung: „Als Landeshauptstadt Dresden haben wir uns mit Nachdruck dafür eingesetzt, dass Direktvermarkter und Kleinbauern ihre regional erzeugten Produkte weiter anbieten können. Nur so können sie ihren wirtschaftlichen Fortbestand sichern. Die Wochenmärkte sind für viele Dresdnerinnen und Dresdner eine wichtige Anlaufstelle um sich mit frischen Lebensmitteln und anderen Dingen des täglichen Bedarfs zu versorgen.“

Ab Mittwoch geht es los

Die Marktgilde arbeitet jetzt auf Hochtouren, damit die Wochenmärkte ab Mittwoch wieder entsprechend des Marktkalenders öffnen können. Damit die Regeln zur Hygiene und zum Mindestabstand von zwei Metern zwischen einzelnen Personen und zum Verkaufspersonal eingehalten werden können, sind Anpassungen erforderlich. So ist beispielsweise am Mittwoch der Wochenmarkt am Münchner Platz mit nur elf anstelle der sonst 20 Ständen präsent. Es wird darauf geachtet, dass immer ein vollständiges Lebensmittelsortiment angeboten werden kann.

Hinweis der Redaktion: Der im Rahmen des Projektes „Online-Stadtteilmagazin“ erschienene Beitrag wurde nicht von der Landeshauptstadt Dresden bzw. dem Quartiersmanagement erstellt und gibt auch nicht die Meinung der Landeshauptstadt Dresden oder des Quartiersmanagements wieder. Für den Inhalt des Beitrags ist der/die Autor*in verantwortlich.