Die Zeit steht still in Johannstadt – Am Trinitatis-Kirchturm fehlt das Zifferblatt

eingestellt am 02.06.2021 von Anja Hilgert (ZEILE), Headerbild: Der lang gedienten Turmuhr ist eine Pause vergönnt - Die Turmuhrzeiger gehen in Restaurierung Foto: G. Hammermüller

 

Denen, die gerade erhobenen Hauptes und offenen Blickes durchs Viertel streifen, wird es aufgefallen sein: Der Turm der Trinitatiskirche hat eine kahle Stelle: Dem Zifferblatt fehlen die Zeiger, nichts dreht sich mehr. Die Johannstadt ist zeitlos!

 

Bereits vor zwei Jahren, zum damaligen 125 jährigen Kirchenjubiläum hatte die Trinitatis-Kirchgemeinde eine Spendenaktion veranstaltet zugunsten einer Instandsetzung der Kirchturmuhr. Einzelne Spender*innen unterstützten großzügig die Aktion, und vor allem der Förderverein der Trinitatiskirche war sehr beteiligt, dass die nötige Geldsumme zusammenkam. Mit knapp 10.000 Euro investiert die Gemeinde nun in die Renovierung der weithin sichtbaren Turmuhr.

 

Zeitlos in Johannstadt – Die Zeiger am alten Turm drehen nicht mehr  Foto: G.Hammermüller

 

Der 65 Meter hohe Turm war in der Bombennacht des 13./14. Februar anders als das Kirchenschiff nur wenig beschädigt worden. Der damaligen Gemeinde ist es zu verdanken, dass zu DDR-Zeiten nicht auch der Turm noch abgerissen wurde. Somit blieb dieser Teil des ursprünglichen Kirchenbaus aus den 1890er Jahren bis heute erhalten und damit auch Uhr und Glockengeläut.

In der Zwischenzeit zeigten sich jedoch starke Spuren von Verwitterung an der Turmuhr. Das weisse Zifferblatt mit den schwarzen Ziffern wie auch die Zeiger sind durch Wind und Wetter arg mitgenommen. 

Eigentlich hatte man gehofft, im Rahmen der Baumaßen der neu entstehenden Jugendkirche die Gelegenheit nutzen und gleich den vorhandenen Kran fürs Abnehmen der riesigen Zeiger in Gebrauch nehmen zu können. Doch dieser stellte sich als zu klein heraus. Somit verzögerte sich der Einsatz um ein Weiteres und wird nun mithilfe eines Autokrans durchgeführt. Pfarrer Tobias Funke hofft, dass die Renovierung kurzfristig geschieht, und dass es sich nur um einige wenige Wochen handelt, bis die Johannstädter*innen wieder ins rechte Zeitmaß zurückfinden.

Doch wie G. Hammermüller, ein Johannstädter von Kindesbeinen an, es angesichts der fehlenden Turmuhr treffend formuliert: „Ableitend mit einem Zitat von Friedrich Schiller könnte man sagen:  “Dem Glücklichen Johannstädter schlägt keine Stunde“. Denn wer glücklich ist, dem ist die Zeit egal; in dem Moment, wo wir die Zeit vergessen, sind wir glücklich.