Für einen Rucksack mit Steinen : Ferdinand Saalbachs musikalisches Solo-Album

eingestellt am 07.08.2021 von Anja Hilgert (ZEILE), Headerbild: Von einem, der die richtigen Tasten im Leben gefunden hat Foto: Ballroom Studios

 

Ferdinand Saalbach ist vor vier Jahren in die Johannstadt gezogen, nachdem er für sein Leben einige zwingende Fragen geklärt und das Alte seiner Vergangenheit hinter sich gelassen hat. Jetzt beginnt sich für ihn das Blatt zu wenden: Er räuspert seine Kehle, reibt die Hände aneinander, dass sie warm und geschmeidig werden und dann spielt er, spielt einen Flügel, klangvoll, aus tiefstem Selbstverständnis und er singt auch seine eigenen Lieder selbst dazu. 

An diesem Sonntag, den 8. August 2021 erscheint Ferdinand Saalbachs erstes musikalisches Solo-Album, übers vergangene Jahr produziert und aufgenommen in den Ballroom Studios der Johannstädter Schokofabrik.

 

 

Nun ist da die Musik, die etwas sehr Berührendes in Bewegung versetzt. Auf diesen Moment im Tonstudio hat Ferdinand Saalbach sich lange hin bewegt, auf steinigem Weg: „Steine im Rucksack“ heisst das Album, mit dem der heutige Speaker, Moderator, Musiker Saalbach seine eigene hoch und tief bewegte Lebens- und Leidensgeschichte vertont hat.

15 Titel sind vollbracht. Jeder davon eine eigene Erzählung. Die Playlist besteht aus eigenen Interpretationen persönlicher lebens-wichtiger Songs der internationalen Popkultur, zwei Songs sind vollständig selbst komponiert und die Texte selbst geschrieben, einer davon auf deutsch.

 

 

Mit Klavier und Gesang auf der Höhe des Lebens. Foto: Van Saalbach

 

Mit wiedergefundener Stimme voll und ganz nach vorn

 

Ferdinand Saalbach geht mit wiedergefundener eigener Stimme ganz nach vorn. Sowohl als Musiker und Sänger als auch als Sprecher, bringt er mit seinem Leben geschriebene Gefühle mit ganzer Hingabe zu Gehör. 

Seine Lieder, Songs und Vertonungen handeln von der Entdeckung und Entladung seines Lebens, das mit drastisch gelebten Extremen und steiler beruflicher Karriere im verborgenen Grund in einer tiefen Depression gefangen war.
Bis in sein eigenes Gefängnis vorgedrungen zu sein und den Mut aufgebracht zu haben, die Brocken seiner verschütteten Kindheit zu heben, markiert einen Wendepunkt in der Lebensmitte, auf dem Saalbach in seine Kraft findet. Leid und Dankbarkeit für diesen steinigen Weg bringt er mit Erscheinen des Album jetzt für die breite Öffentlichkeit zum Ausdruck – oder besser, mehr energiegeladen: Zum Ausbruch.

 

Als selbstbestimmter Studiomusiker am Flügel Foto: Ballroom Studios

 

Ferdinand Saalbach hat den durchlebten Schatz an Leid und Heilung in der Erfahrung mit Depression, Traurigkeit und schwermütigem Tiefgang in Musik umgeschrieben. Die Schwere der Steine hat Saalbach zu dem zurückgeführt hat, der er wirklich ist. Sein Werk ist jenen Steinen im Rucksack gewidmet, die bei viel mehr Menschen als bekannt ist oder geahnt wird, zu vergleichbaren, parallelen, leidvollen Lebenswegen führen.

Das beschreibt die Musik, beschreiben die Texte und Worte Ferdinand Saalbachs mit einer unaufdringlichen, ehrlich gefühlvollen, melodischen Überzeugungskraft und klingen schwungvoll, elegant und leicht, sogar unterhaltsam dabei.

Am Sonntag erscheint Saalbachs Solo-Album, dargebracht mit eigener Stimme. Damit nicht genug, erscheint zeitgleich und zusätzlich zum Musik-Album die Hörbuch-Version der „Steine im Rucksack“. In der Hörbuch-Version sind die Musikstücke an jeweils passenden Stellen musikalisch eingefügt. Eine aufwändiger produzierte Version des eigenen Songs „Dare to be legendary“ erscheint zusätzlich als Single-Auskopplung.

 

 

Notizen zur inneren Komposition

 

Woher nimmt der Mann diesen Elan? Das scheint ungeheuerlich, was mit einem Mal da zustande kommt durch einem Einzelnen.

Nach dem Hören des Albums entsteht der Eindruck: Den Elan, den hat er geschenkt bekommen – das ist der Lohn für eine harte Wegstrecke voll Schwerstarbeit. Die hartnäckige Arbeit, voller Nachsicht, an sich selbst, hat seine Gabe frei gesetzt:

„Mehr als zwanzig Jahre später stehe ich jetzt hier. Und vor mir steht dieser Flügel. In einem Tonstudio. In wenigen Minuten werde ich mein erstes eigenes Album einspielen. Ich werde auf diesem Flügel spielen, ich werde in das daneben gestellte Mikrofon singen. Ich werde das, was ich hier produziere, veröffentlichen. Und ich werde mich dafür nicht schämen“,

schreibt Ferdinand Saalbach in seinen Notizen am Tag der Aufnahme.

Den Wandel, den Saalbach Dank therapeutischer und helfender Unterstützung und einer über Jahre anhaltenden Aufgeschlossenheit für verschiedene Therapieformen erfahren hat, bis hin zu einem selbst bestimmten Leben, das er nun führt, lebt Ferdinand Saalbach mit einer Offenheit, die ihn authentisch und damit vorbildlich macht.

 

 

Im Kontrast von schwarz und weiss in den Auftritt Foto: Ballroom Studios

 

 

Ausstieg aus Depression und falschem Leben

 

Auf seiner Homepage „Steine im Rucksack“ legt er umfassende Recherche- sowie Aufklärungs- und Vermittlungsarbeit dar zum Thema Depression und seelische Erkrankung und bietet sie anderen Menschen zur Unterstützung und Ermutigung an. 

Das Kernstück an Verarbeitung und Reifung ist mit diesem mächtigen Schwellenschritt verbunden, den das vorliegende Musik-Album darstellt. „Steine im Rucksack“ ist ein Gipfelerlebnis:

 

„Da steht er also. Der Flügel, auf dem das jetzt alles endlich passieren wird.
Der einen Meilenstein setzen wird, von dem ich in der einen oder anderen Form geträumt habe,
seit ich ein kleines Kind bin. Ein Traum, der mir ausgeredet wurde.
Über den mir gesagt wurde, dass ich dafür nicht gut genug sei.
Eine vermeintliche Wahrheit, gegen die ich angekämpft habe, die ich widerlegen wollte, irgendwie beharrlich überzeugt war, dass ich es allen irgendwann beweisen würde“,

 

bekennt Saalbach und lässt damit die rasende Haltung, mit der er sein Leben gegen die Wand gefahren hatte, ausheilen.

Es ist ein Genuss, dabei zu sein und zuzuhören, wie der Wind aus der Weite herauf kommt und den Musiker streift, bevor er ansetzt, jetzt nach seiner eigenen Musik zu singen.

Wie während der Aufnahmen immer noch die Stolpersteine auftauchen, in Gedanken vor allem, an die versagende Stimme und die Fehler, die er machen, den Ton, den er verspielen, nicht treffen könnte – das beschreibt Saalbach innerlich als einen emotionalen Hürdenlauf.
Und er berichtet, wie er gelernt hat, diese Stimmen seines eigenen gestauchten Inneren aus der Distanz zu belauschen und in der Umkehr den Gedanken eine andere Bahn zu weisen. 

Saalbachs Aufrichtigkeit steht den brillianten Aufnahmen liebevoll bei, an die zu glauben dem Musiker bis zum Ende noch schwer fällt. Dabei hilft ihm vor Ort die sanfte Stimme des Produzenten, Johannes Gerstengarbe, den Saalbach kurz „Joe“ nennt:

 

„Joe merkt das und macht mich sanft darauf aufmerksam, dass ich etwas loslassen darf….
Er meint, es klingt gut. Und ich sage mir, dass es vielleicht nur mein innerer Zweifler ist,
der es nicht erträgt, mich unverfälscht zu hören. Der ein Problem damit hat,
meine echte Stimme zu hören und der sie lieber verfälschen und technisieren möchte,
damit es nicht mehr ich bin, der da singt, sondern irgendetwas anderes.
Mir fallen ein paar Dinge ein, die wir ausprobieren könnten, wir drehen etwas am Flügel-Sound und ein klein wenig an meiner Stimme, aber es sind Nuancen. Am Ende steht ein Ergebnis, von dem mir Joe sagt, dass es toll ist, aber ich irgendwie nicht überzeugt bin. Aus meiner Therapie weiß ich aber, dass diese Zweifel für jemanden mit meiner Vorgeschichte einfach dazugehören.“

 

 

Alle Töne getroffen Foto: Ballroom Studios

 

Ein Konzert für Klavier und Gesang

 

Eine Beziehung zum eigenen entstandenen Werk seiner Musik aufzubauen, fällt dem Mann, der gewohnt war, sich selbst zu überhören, denkbar schwer. Da hilft bestätigend die Wiederholung, wie jedes Mantra lehrt, und die Gewöhnung, sich vertraut zu machen mit dem, der sich aus dem Innersten heraus jetzt poetisch und kraftvoll zu Wort meldet:

 

„Inzwischen habe ich die Aufnahmen viele Male angehört. Inzwischen bin ich glücklich damit. Inzwischen kann ich den Flügel genießen und meine eigene Stimme auch.
Inzwischen bin ich stolz darauf, was wir gemeinsam geschaffen haben.“

An dieser Stelle sind jetzt Menschen in seiner Nähe, Freunde, die gern hören, wenn er spielt.
Als VAN SAALBACH tritt er öffentlich mit seinem Repertoire auf und kann gebucht werden, privat, für den Saal und die Bühne. 

 

Weitere Informationen

Mobile anmeldungsfreie Impfaktion im Johannstädter Kulturtreff

eingestellt am 06.08.2021 von Anja Hilgert (ZEILE), Headerbild: Ohne Anmeldung zum Termin im Johannstädter Kulturtreff e.V. Foto: Anja Hilgert

Im Zuge der Ausdehnung der bundesweiten Impfkampagne gegen die Corona-Viruserkrankung hat die Stadtverwaltung eine Vielzahl von mobilen Impfaktionen an unterschiedlichen Orten im Stadtgebiet geplant.
Der Johannstädter Kulturtreff schließt sich der dezentralen Impfaktion an und unterstützt das  Deutsche Rote Kreuz und das Gesundheitsamt Dresden mit einem anmeldungsfreien Impfangebot:
Am Montag, 9. August und Dienstag, 10. August 2021, können sich Erwachsene von 10 Uhr bis 17 Uhr in den Räumen des Kulturtreffs auf der Elisenstraße ohne Voranmeldung gegen das Corona-Virus vom Impfteam des DRK impfen lassen .

 

Zur Auswahl stehen die Impfstoffe von Johnson & Johnson und BioNTech. Bei Johnson & Johnson reicht eine Impfung aus. Bei dem Impfstoff von BioNTech ist eine zweite Impfung notwendig. Die Zweitimpfungen können an gleicher Stelle in Anspruch genommen werden. Die Termine im Johannstädter Kulturtreff stehen bereits fest: Montag, 30. August, und Dienstag, 31. August 2021 jeweils von 10 Uhr bis 17 Uhr.

Mitzubringen sind Krankenversicherungs-Chipkarte, Personalausweis oder Pass sowie, falls vorhanden, der Impfausweis. Aufklärungs- und Anamnesebogen gibt es vor Ort.

 

Informationen gibt es dazu auf der Internetseite www.dresden.de/corona.

85-Jährige von Radfahrer beraubt und verletzt

eingestellt am 04.08.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Foto der Polizeiwachstelle Altstadt. Foto: PS

Auf der Gabelsberger Straße ist am Sonntagnachmittag eine Seniorin beraubt und verletzt worden.

Die Polizei sucht Zeugen zu einem Raub, bei dem eine Frau leicht verletzt wurde. Die 85-Jährige war am Sonntag gegen 14.30 Uhr auf dem Fußweg unterwegs, als sie von einem Radfahrer überholt wurde. Dieser riss ihr im Vorbeifahren die Handtasche von der Schulter, woraufhin sie stürzte und verletzt wurde. Der Fahrradfahrer floh in unbekannte Richtung.

Hinweise nimmt die Polizeidirektion Dresden unter der Telefonnummer 0351 483 22 33 entgegen.

Damals in der Johannstadt: Die Einweihung des Carola-Hauses

eingestellt am 31.07.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Sächsische Königin Carola von Wasa um 1874 (Holzstich), Gemeinfreies Bild

Mit Heinz Kulb hat die Stadtteilredaktion einen erfahrenen Johannstädter Autor gewonnen, der sich auf den Spuren “der ganz normalen Menschen” durch Archive wühlt und mit spitzer Feder den Staub von vergangenen Ereignissen pustet. In Folge 3 besucht Sachsens letzte Königin Carola die Johannstadt. Vorhang auf für Ihre Majestät!

Gartenmeister Alois Singer begutachtete zum wiederholten Male den Pavillon vor dem fertig gestellten Hauptgebäude des neuen Carola-Hauses. Zum wiederholten Male richtete er die Efeuranken und Blumengestecke. Dann nickte er zufrieden. Der Blick fiel auf den Lehrjungen Wilhelm und sein Gesicht färbte sich puterrot. Seine Rechte verpasste Wilhelm eine Maulschelle. In wenigen Augenblicken könnte Ihre Majestät erscheinen und Wilhelm stand hier mit einer verdreckten Schürze. Alois Singer zeigte nur auf die Schürze und dann in Richtung Parkanlage hinter dem neuen Haus.

Carolahaus, Geländekarte, 1878. Gemeinfreies Bild, aus der Sammlung H. Kulb. Quelle: http://digital.slub-dresden.de/id406517975

Großer Bahnhof für Königin Carola

Gegen drei Uhr nachmittags des 15. April 1878 hielten mehrere Kutschen vor dem gerade fertig gestellten Gebäude des Hospitals „Carola Haus“ an der Gerokstraße. Erwartungsvoll standen Ärzte, Schwestern, Küchenpersonal, Gärtner und sonstige Bedienstete an der Eingangstreppe. Daneben postierten sich die Damen und Herren des Albertvereins. Auch Wilhelm hatte es geschafft, sich eine saubere Schürze anzulegen und die Schuhe zu putzen. Mit etwas Abstand säumten viele Bewohner der Umgebung aus der Gerok- und der Blasewitzer Straße und der Häuser am Trinitatisplatz den Ort des Ereignisses.

Ansicht des Carolahauses, ca. 1909. Der unbelaubte Baum hinter der Pyramidenpappel ist die heute noch sichtbare Eiche. Foto: A. Hartmann, aus der Sammlung S. Treppnau.

In einem sehr hübschen grünen Kleid und mit modischem Hute entstieg Ihre Majestät Königin Carola der Kutsche und lächelte den Anwesenden nickend zu. Das frühlingswarme Wetter tat ihr gut. Doch der volle Terminkalender, sie kam gerade aus Meißen, forderte seinen Tribut. Contenance, also Selbstbeherrschung, war gefragt. Dessen war sich Carola bewusst. Hochrufe erschallten. Einer anderen Kutsche entstieg Dresden Oberbürgermeister Dr. Stübel und trat zwei Schritt hinter der Königin.

Der Geheime Medizinalrat Dr. Fiedler begrüßte und geleitete sie zu einem Stuhl unter den von den Gärtnern des Hauses mit prächtiger Pflanzendekoration gestalteten Pavillon.

Sachsens letzte Königin

Das wusste sie damals aber nicht. Carola oder mit vollem Namen Caroline Friederike Franziska Stephanie Amelie Cäcilie, war eine Prinzessin aus dem Hause Wasa-Holstein-Gottorp. Ihr Lebensweg mutete dem eines dramatischen Märchens an. Mehrere Handicaps hatte sie. Sie entstammte einem verarmten Adelshaus. Die Eltern waren geschieden. Carola lebte bei der Mutter in Morawietz (heute Tschechien) ein bescheidenes, eher ruhiges Landleben.

Doch eine unterbelichtete Landpomeranze wurde nicht aus ihr. Sie war gebildet und entwickelte eine Vorliebe fürs Malen, Schach und Theaterspielen. Und mit 18 erblühte sie auf zur „schönsten Prinzessin Europas“. Vor Freiern konnte sie sich kaum retten. Ein Wettlauf um ihre Hand begann. Louis Napoleon Bonaparte (der spätere Napoleon III.) sowie Friedrich Karl von Preußen waren darunter. Das Rennen machte schließlich Albert von Sachsen. Carola konvertierte zum Katholizismus und beide hatten die Unterstützung von König Johann gegen die geifernden Hofschranzen. Es soll eine Liebesheirat gewesen sein, was selten in Königshäusern gewesen wäre.

König Albert und Königin Carola, Foto von Hoffotograf Otto Meier, aus der Zeitschrift “Gartenlaube” 1889

Fortan sah Carola ihre Passion auf sozialem Feld. 1867 gründete sie mit der sorbischen Krankenschwester Marie Simon den nach ihrem Mann benannten Albertverein, einem der Vorgänger des Roten Kreuzes, der sich um die Pflege von Kranken und Verwundeten im Kriege kümmerte.

In ihrer Ehe überließ sie ihrem Mann, dem späteren König Albert, das Feld der Politik, „wobei sie viele seiner Ungeschicklichkeiten im politischen Bereich durch ihre umgängliche Art ausglich.“* Andere beurteilten das Wirken des Herrscherpaares drastischer: „Carola war die nichtsnutzige Gattin des militaristischen Dreckskerls Albert, der als König soviel taugte, wie ein Bündel Stroh zum Feuerlöschen.“** Ein wenig zu drastisch formuliert von meinem geschätzten Schriftstellerkollegen Jens-Uwe Sommerschuh.

Auf dem Weg zur Landesmutter

Mit der Thronbesteigung 1873 widmete sie sich, da ihre Ehe kinderlos blieb, voll den sozialen Belangen. Nicht die Verhältnisse wollte sie ändern, sondern das Leid lindern. Sie war keine Revolutionärin, keine Frauenrechtlerin, keine Sozialdemokratin, sondern aufgeklärt konservativ in der Weltanschauung. So brachte sie mit dem Pestalozzi-Verein erwerbslose Frauen in Lohnarbeit, unterstütze weibliche Dienstboten jenseits der 60 durch kostenlose Unterbringung in Dienstbotenheime, gründete Kindergärten und Lungenheilanstalten, schuf Wohnraum für arme Familien. Für die Arbeiterfamilien initiierte sie Volksküchen in deren Wohn- und Arbeitsvierteln.

Logo des Albertvereins von Werbemarke, aus der Sammlung H. Kulb, Lizenz: Public Domain Mark 1.0

Durch die Ausbildung von Frauen und Mädchen zu Krankenschwestern, Wirtschafterinnen, Näherinnen wurden für die weiblichen Angehörigen der unteren Schichten neue Erwerbsmöglichkeiten eröffnet. ***

Ihr Rollenverständnis adliger Frauen entsprach der damaligen Zeit und war deren einzige Beschäftigungsmöglichkeit um selbständig und anerkannt zu arbeiten. Königin Carola und Kaiserin Auguste Viktoria (von Wilhelm I.) repräsentierten auch eine neue Generation von Frauen der Oberschicht in der damaligen Zeit.

Heilstätte für Tuberkulose-Kranke und Trümmersortieranlage

Pastor Peter hielt die Weiherede, der die Königin aufmerksam lauschte. Unter den Versammelten war auch der Stadtbaurat Theodor Friedrich, der den durch Spenden und einer Lotterie finanzierten Komplex konzipierte und errichtete. In diesen ersten Gebäuden befanden sich Krankensäle mit 30 Betten, Aufnahmezimmer, Operationssäle, Wohnungen der Schwestern und Assistenzärzte, Küche und Speisesaal. Die medizinischen und technischen Ausstattungen sollen dem damals neuesten Stand entsprochen haben. Bis zur Jahrhundertwende entstanden neben einer Kapelle noch weitere Gebäude, die dann 225 Kranke beherbergen konnten. Daneben entstand ein gepflegter Park.

Das Carolahaus. Stadtplan von 1911. Quelle: SLUB Dresden / Deutsche Fotothek.

Nach der Gründung des Krankenhauses Johannstadt**** spezialisierte sich das Carola-Haus zur Heilstätte für Tuberkulosekranke. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Haus an die Stadt verkauft. Die Nazis machten daraus eine Schule der SA, wobei die Kapelle zum Schießstand mutierte. Dann im Krieg ein Lazarett. In der Bombennacht im Februar 1945 wurde das Areal vollständig zerstört. Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Gelände zunächst eine Trümmersortieranlage und ab den 50er Jahren der VEB Plattenwerk. Heute harrt es seiner nicht sichtbaren Zukunft.

Nach des Pastors Rede besichtigte Königin Carola die neuen Räume und verließ nach einem Dank an die hier Beschäftigten und einem kleinen Imbiss gegen halb fünf das Haus in Richtung ihrer geliebten Wohnstätte in Stehlen.

Auch Gartenmeister Alois Singer und sein Lehrling Wilhelm verließen mit vor Stolz geschwellter Brust das Anwesen, denn Majestät hatte sich bei ihnen persönlich für das Pflanzenarrangement im Pavillon bedankt.

*aus Maria Görlitz: Parlamentarismus in Sachsen. Königtum und Volksvertretung im 19. Und frühen 20. Jahrhundert. LIT Verlag Münster 2011

**Jens-Uwe Sommerschuh auf Facebook, 4. Oktober 2020, 01.08 Uhr

***Dagmar Vogel: Wahre Geschichten um Sachsens letzte Königin. Tauchaer Verlag, Taucha 2006

****heute Universitätsklinikum Carl Gustav Carus

Damals in der Johannstadt – von Heinz Kulb

 

Amberbäume für die Dürerstraße

eingestellt am 29.07.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Die jungen Bäume werden mit weißer Farbe vor der Sonne geschützt. Foto: Philine

Dürre in den vergangenen Jahren, Überschwemmungen in diesem: Der Klimawandel steht vor der Haustür. Ein Beitrag, den Städte für ein besseres Stadtklima leisten können, ist Begrünung. Die Stadt Dresden setzt verstärkt auf Straßenbäume und pflanzt in einer Aktion seit Juni 2020 insgesamt 800 von ihnen im Stadtgebiet. Die Dürerstraße soll jetzt 15 neue Amberbäume erhalten – neun stehen bereits. 

Weiß leuchten die getünchten Stämmchen in der Mittagssonne. Die Blätter – in der Form eine Mischung aus Efau und Ahorn – bewegt eine Brise. Ganz frisch sind die neun Amberbäume an der Dürerstraße auf dem Abschnitt zwischen Permoser- und Silbermannstraße gepflanzt worden. Die weiße Farbe am Stamm soll vor der Sonneinstrahlung schützen – wie den Menschen die Sonnencreme. Sonst bilden sich Risse in der Rinde, durch die Pilze und Bakterien eindringen können.

Amberbäume in der Dürerstraße. Foto: Philine

800 Bäume für das Stadtgebiet

Seit vergangenem Herbst läuft die Saison für Baumpflanzungen an Dresdens Straßen sowie in den städtischen Parks und Grünanlagen. 595 Bäume setzten Landschaftsbaufirmen und der Regiebetrieb der Landeshauptstadt in die Erde. Weitere 182 Bäume an Straßenfußwegen und 36 Bäume in Parkanlagen folgen. Vorwiegend werden Bäume ersetzt, die wegen der veränderten klimatischen Bedingungen abgestorben sind.

Der Stadtrat hatte die zusätzlichen Mittel in Höhe von 2,5 Millionen Euro für Baumpflanzungen an Straßen und in Parkanlagen für die Jahre 2021/2022 bereitgestellt. Sie sollen zu Luft- und Lebensqualität beitragen.

Bei den Sorten wurde auf Widerstandsfähigkeit geachtet: Die Bäume müssen den Herausforderungen des Stadtlebens standhalten und genügsam sein. Der Amerikanische Amberbaum erfüllt diese Anforderungen. Er ist gegen das wechselhafte europäische Klima gewappnet und verträgt sowohl Frost, als auch starke Regenfälle und Hitze. Im Herbst verfärbt er sich in fantastischen Indian Summer-Tönen. Die anderen Arten des Amberbaumes stammen aus Mexiko, dem Orient und Südasien.

Wohlriechendes, wenn auch “falsches” Harz

Der ausführliche lateinische Name lautet Liquidambar styraciflua ‘Worplesdon’, wobei  liquid flüssig bedeutet und das arabische Wort für anbar -Bernstein – enthalten ist. Übersetzt heißt der Baum also “flüssiger Bernstein”. Er findet in der Medizin bei Atemwegserkrankungen, Geschwüren und Vereiterungen Verwendung. Verarbeitet wird dazu neben Früchten, Stamm und Blättern sein Harz.

Die Blätter der jungen Amberbäume verfärben sich im Herbst orange, rot und gelb. Foto: Philine

Einige Arten der Gattung Liquidambar bilden den wohlriechenden Balsam aus  – so auch der Amerikanische Amberbaum.  Allerdings liefert der Amberbaum im Gegensatz zum Storaxbaum zwar ein ähnliches, jedoch nicht das echte Benzoeharz aus. Es duftet aber ebenso angenehm und wird in der Parfümherstellung genauso angewendet wie zum Räuchern.

Bäume erkennen mit dem Themenstadtplan

So überraschend können die Eigenschaften unscheinbarer Jungbäume sein. Wer neugierig geworden ist, was andere Bäume in der Johannstadt wohl so können, dem kann der Dresdner Themenstadtplan helfen. Er zeigt derzeit rund 98.700 registrierte Bäume auf städtischen Flächen an. “Mit einem Klick erfährt man die Baumart, das Alter und die Nummer des Baumes,“ sagt Detlef Thiel, Leiter des Amtes für Stadtgrün und Abfallwirtschaft.

Und er ergänzt: „Dass der Themenstadtplan nun auch den gesamten städtischen Baumbestand enthält, ist nicht nur ein Service für alle, die sich für Dresdens Bäume interessieren. Zugleich wird es damit für Bürgerinnen und Bürger einfacher, wenn sie sich mit ihren Anliegen zu einem bestimmten Baum im öffentlichen Grün an unser Amt wenden, da im Themenstadtplan ja alle wichtigen Daten bereitstehen und wir sofort wissen, welcher Baum gemeint ist.“

Bäume in der Johannstadt

Gastbeitrag: Rudolf Sendig und die Dresdner Fremdenverkehrsentwicklung

eingestellt am 24.07.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Gruß Bad Schandau - Postkarte mit Rudolf Sendig. Foto & Verlag: unbekannt, Sammlung: Manfred Wille

Manfred Wille ist Gastronomie-Historiker und wollte den Visionär Rudolf Sendig aus Bad Schandau und seinen Karrierestart vor 150 Jahren mit Gedenk-Veranstaltungen würdigen. Geplant war eine Friedhofsführung auf dem Trinitatisfriedhof, denn dort liegt der risikofreudige Unternehmer begraben. Das musste wegen Corona entfallen – eine Zusammenfassung reichte Wille deshalb zur Veröffentlichung auf johannstadt.de ein.

Eine Grabstelle auf dem Trinitatisfriedhof erinnert gerade 2021 an bedeutende Ereignisse im Dresdner Gastgewerbe. Am Neumarkt entstand um 1834/35 unter dem Hotelier Johann Heinrich Gerstkamp aus einem einfachen Hotel durch die Zusammenlegung von drei Häusern das Hotel de Saxe mit einem repräsentativen Konzert- und Ballsaal im Obergeschoss.

Prächtige Bälle, englischer Fußball

Später unter dem Hotelier Julius Karl Dorn wurde das Hotel de Saxe zu einem Hotel der Ersten Klasse. Neben prächtigen Ballveranstaltungen traten bedeutende Künstler wie Liszt und Paganini hier auf. Die Abonnementskonzerte von Robert Schumann fanden eine große Resonanz. Die englischen Fremden, die im Englischen Viertel wohnten, waren mit Veranstaltungen, wie Aufführungen eines englischen Amateurtheaters, Basaren, der Präsentation eines englischen Fußballklubs zu Gast im “de Saxe”.

Blick in Rudolf Sendigs Hotel “Europahof” in Dresden. Foto & Verlag: unbekannt, Sammlung: Manfred Wille

Die Familie Dorn entwickelte ab 1883 zusätzlich einen bedeutenden Weinhandel, wobei die Bestände sowohl in den Kellern des Hotels, aber auch im Coselpalais und weiteren Kellern bewahrt wurden. Rudolf Sendig unterhielt enge Kontakte zur Familie Dorns und heiratete 1879 in der Dresdner Hofkirche Lucile Dorn, die Tochter des Hotelbesitzers.

Vom Koch zum Manager

Das ist einer der Gründe, warum Rudolf Sendig mit seiner Lucile mit ihren Urnen in der Dornschen Grabstelle ihre letzte Ruhe fanden. Im Jahr 2021 werden es 150 Jahre, dass Rudolf Sendig als Koch in Bad Schandau startete. Sehr schnell entwickelte er sich zu einem Hotelmanager mit Phantasie, großen Visionen, unternehmerischem Elan, verbunden mit Risikobereitschaft und Durchsetzungsvermögen.

Einige Beispiele in Fakten sollen das deutlich machen:

  • Bau von mehreren anspruchsvollen Kureinrichtungen,
  • Schaffung einer Villenkolonie samt Aufzug in Ostrau
  • Er ließ den Königspark mit 45.000 Quadratmetern Gestaltung mit Porticus und Wandelhalle anlegen.

Bad Schandau findet Anerkennung als Kurstadt

Im Jahr 1884 startete er mit der Reise zur Zarin nach Petersburg einen besonderen Coup, um in Bad Schandau russische Offiziere kuren zu lassen, was in der Folge viele russische Gäste nach sich zog. Er setzte viele wirkungsvolle Marketingideen um und holte bedeutende Großveranstaltungen nach Bad Schandau.

Gedenkplatte am Sendig-Museum. Bild: Manfred Wille

Damit gelang es Sendig, Bad Schandau zu einer anerkannten Kurstadt zu entwickeln. Vieles, wie der Sendig-Brunnen, der Aufzug und seine Ehrenbürgerschaft erinnern daran. Mit der Übernahme des Hotels Europäischer Hof in Dresden auf der Prager begann eine neue Phase der „Hotelindustrie“, die durch ihn maßgeblich entwickelt wurde. Weitere Hotels unter seiner Leitung entstanden in Nürnberg, Wiesbaden und auch mit dem Neuen Sendig Hotel in Dresden.

Zäsur Erster Weltkrieg

Mit der Übernahme des Belvedere auf der Brühlschen Terrasse führte er Cabaret-Programme ein. Im Fremdenverkehrsverein Dresden setzte er kreative Marketingideen um. Seine wirkungsvollen Aktivitäten führten zu internationaler Anerkennung und Führungspositionen im nationalen und internationalen Hotelgewerbe.

Urne von Lucile Sendig. Bild: Manfred Wille

Die Vorbereitung des Ersten Weltkrieges führte zum Ausstieg seiner Investoren und damit zum Zusammenbrechen seiner Projekte. Er zog sich nach seinem „lieblichen“ Bad Schandau zurück. Der Tod seines Sohnes im Krieg und er spätere Tod seiner treuen Kameradin Lucile trafen ihn sehr. Bad Schandau blieb er jedoch, hoch geehrt, bis zu seinem Lebensende mit 80 Jahren treu.

 

 

Ein Gastbeitrag von Manfred Wille

 

Wirbel um Feuerwerke am Johannstädter Elbufer

eingestellt am 23.07.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Der Himmel hat es zum Jahresende vorgemacht: Nachhaltige, stille, unvergleichliche Pracht. Foto: Philine Schlick

Derzeit kursiert eine Petition in der Johannstadt, die sich gegen Feuerwerke am Käthe-Kollwitz-Ufer richtet. Diese wurden im Rahmen von Feierlichkeiten in der Elblounge Johann abgefeuert. Chefin Laura Girke zeigt sich gegenüber den Beschwerden verständnisvoll.

Am Freitag waren bei der Petition “Stoppt die Feuerwerke in Dresden Johannstadt” 328 von 500 nötigen Unterschriften zusammengekommen. Bürger*innen richten sich mit der Kampagne an das Umweltamt Dresden. Der Grund: In den vergangenen Wochen fanden in der Elblounge Johann Veranstaltungen statt, bei denen es knallte und blitzte. Ein malerisches Feuerwerk gehört eben für viele zum festlichen Anlass dazu.

Die Wiese vor dem “johann” ist öffentlicher Bereich. Foto: Philine Schlick

Anwohner*innen sehen die lautstarken Funkenregen besonders im Sinne des Naturschutzes kritisch. “Für die wildlebenden Tiere (in unserem Hof sind beispielsweise viele Fledermäuse und auf den Bäume schlafen zahlreiche Krähen, Tauben, Elstern und Spatzen), die Enten usw. an der Elbe oder aber für Hunde in den Haushalten bzw. für Hunde die gerade Gassigehen muss dieser Höllenlärm eine Qual sein!”, heißt es in dem Aufruf. Aber auch für Menschen sei der Widerhall in den Häuserzeilen und die Dauer der Knallerei belastend.

Elblounge-Chefin verspricht vertragliches Verbot

Am 14. Juli wurde auch ein Feuerwerk mitten in der Woche festgestellt. Laura Girke, Geschäftsführerin der Elblounge, bestätigt das auf Anfrage der Stadtteilredaktion: “Letztens war ungewöhnlicherweise am Mittwoch eine Hochzeit und die hatten leider auch ein Feuerwerk. Davon wussten wir nichts und haben im Grunde auch keine Handhabe dagegen, weil diese völlig autark von uns bei der Stadt anzumelden sind. Diese hatte es genehmigt, die Polizei hatte die Unterlagen geprüft”, erklärt sie.

Laura Girke vom Restaurant “johann”. Foto: Philine Schlick

Für den Unmut der Bürger*innen hat sie vollstes Verständnis und will handeln: “Falls mal wieder eine Hochzeit in der Woche stattfindet, werden wir vertraglich Feuerwerke verbieten.”

Petition könnte generelles Verbot anschieben

Für generelle Genehmigung von Feuerwerken am Elbufer dagegen sieht sie die Stadt Dresden in der Verantwortung: “Am Ende müssen uns die Gäste leider ja auch gar nicht informieren, da die Wiese vorm Haus öffentlicher Bereich ist. Wie entschuldigen uns nochmal sehr für den Mittwoch!”

Das Umweltamt selbst hatte die Petition als Handhabe empfohlen. Ob es eine komplette Eindämmung von Feuerwerken am Elbufer geben könnte, werde geprüft, heißt es in der Petition.

Feuerwerke in der Johannstadt?

Ein neuer Stolperstein für die Johannstadt

eingestellt am 21.07.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Stolperstein für Eva Stein an der Elsasser Straße 5. Quelle: Wikipedia

Am Mittwoch und Donnerstag verlegen Mitglieder der Initiative Stolpersteine für Dresden e. V. zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus 33 Stolpersteine vor 18 Häusern. Auch die Holbeinstraße in der Johannstadt bekommt einen neuen Stolperstein.

Seit 1992 erinnert der Künstler Gunter Demnig mit goldenen Stolpersteinen an Menschen, die während des Nationalsozialismus verfolgt, deportiert, ermordet, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. In Dresden wurden bereits 259 Stolpersteine an den letzten Wohnorten von Opfern des Nationalsozialismus verlegt.

Stolperstein für die Holbeinstraße

„Die Stolpersteine sind ein Versuch, die traumatische Geschichte der Deportation und Vernichtung jüdischer Mitbürger in unserer Stadt während der NS-Diktatur sichtbar zu machen. Ich danke den Initiatoren für dieses Engagement. Angesichts des wachsenden Antisemitismus haben wir als Nachgeborene die Aufgabe, immer wieder an das Schicksal der Opfer zu erinnern und nicht zu vergessen”, so Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch.

Diese Woche werden in der Landeshauptstadt 33 weitere Stolpersteine vor 18 Häusern angebracht. Am Donnerstag um 13.15 Uhr ist es an der Holbeinstraße 48 so weit. Der goldene Stein trägt den Namen “Caro”.

Die öffentliche Feierstunde anlässlich der Verlegung von Stolpersteinen 2021 findet später um 19 Uhr in der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Klemperer-Saal, Zellescher Weg 18 statt.

Stolpersteine in der Johannstadt

  • www.stolpersteine-dresden.de
  • Dürerstraße 10: Sara Altbach, Josef Altbach
  • Wallotstraße 7: Ella Deutsch; Deutsch / Hirsch
  • Hopfgartenstraße 7: Otto Ernst Faber
  • Georg-Nerlich-Straße 2: Bedřich Fantl; Brigitte Fantl, Helene Fantl, Leo Fantl
  • Georg-Nerlich-Straße 4: Fritz Meyer, Harry Meyer, Heinz Meyer, Johanne Meyer
  • Striesener Straße 38a: Malwine Hann, Sigmund Hann
  • Marschnerstraße 21: Alexandrine Kastner, Otto Kastner, Hans-Werner Kastner
  • Lortzingstraße 1: Hildegard Rau
  • Fetscherstraße 34: Thekla Schindler, Ernst Schindler
  • Elsasser Straße 5: Eva Stein
  • Pfotenhauerstraße 16: Berta Steinhart, Herbert Steinhart, Oskar Steinhart

Gastbeitrag: Abschied vom Burnout-Baum an der Elbe

eingestellt am 21.07.2021 von Anja Hilgert (ZEILE), Headerbild: Die alte Weide ist zur sichtbaren Bruchstelle des Lebens geworden und regt Menschen an, ihre Geschichte zu erzählen. Foto: Ferdinand Saalbach

In Anbetracht des vielen Wassers in der Elbe steht die Ankündigung von Seiten des städtischen Umweltamtes im Raum, dass der alte gestürzte Baum, den kraftvolle Wetter endgültig entwurzelt und zu Fall gebracht haben, von seinem Standort weg und davon geschafft wird, bevor die Fluten den Stamm womöglich zu einem gefährlichen Treibgut machen können.
Der alten Weide, die auch der Johannstädter Lieblings-Baumkalender 2020  und die Momentaufnahmen im Stadtteilmagazin ZEILE als ein besonderes Kunstwerk der Natur würdigten, kommt jetzt noch einmal vermehrte Aufmerksamkeit zu und eine Art Segen, durch den Beitrag, den der Johannstädter Autor und Musiker Ferdinand Saalbach in der Redaktion eingereicht hat.

 

Gastbeitrag von Ferdinand Saalbach

 

Ein gefallener Baum, der in den Stadtteil starke Bindungen hat           Foto: Ferdinand Saalbach

 

Abschiede tun weh. Vor allem, wenn sie für immer sind. Heute habe ich erfahren, dass der Baum, der für mich zu einem Symbol meiner eigenen Überlebenskraft und Wandlung geworden war, gestorben ist. 

Damit war die Zeit gekommen, Abschied zu nehmen. Abschied davon, dass ich einfach vorbeispazieren und mulmig gerührt zu ihm aufblicken konnte. Abschied davon, mich durch ihn an meine Geschichte zu erinnern. Abschied davon, ihn als Vorbild für Überlebenswillen und Stärke zu sehen. Abschied von der Gelegenheit, anderen Menschen die Geschichte von seiner Rettung zu erzählen, wenn wir mal mehr und mal weniger zufällig an ihm vorbeiliefen. 

Als ich diesmal in seiner Mitte stand, musste ich aber immer wieder darüber nachdenken, was ein Bekannter vorher in der Runde gesagt hatte, in der ich vom Schicksal des Baumes erfuhr: Er lebt doch noch, wir alle hier reden drüber. 

Und mir wurde klar, dass sich zwar die Form ändert, nicht aber der Geist. Der Baum wird über die nächsten Monate – oder vielleicht sogar Jahre – langsam zerfallen. Er wird Nährboden sein für neue Pflanzen, aus seinen Trieben und Samen wird vielleicht eines Tages ein neuer Baum entstehen. Aber was er zu Lebzeiten geschaffen hat, wird fortwirken. 

Die Geschichte, die ich mit ihm erlebt habe, wird genauso fortwirken wie die gedruckte Geschichte, die daraus entstanden ist. Die Bekanntschaften, die ich über diese Geschichte geschlossen habe und die Geschichten, die aus dieser Bekanntschaft entstanden sind, werden fortbestehen. Dass er mich in Kontakt mit dem Stadtteilmagazin gebracht hat, dadurch neue Kontakte entstanden sind und Texte wie dieser hier geschrieben werden, ist Verdienst dieses Baumes. Und das ist nur das, was er für mich getan hat. 

Er hat zu Lebzeiten so gewirkt, dass er weit über seinen Tod hinaus spürbar bleiben wird. Der hohle, der gepeinigte, der geschändete Baum, der sich allem Schlimmen, das ihm angetan wurde, widersetzt und einfach immer weiter gelebt hat. Der besonders werden konnte, eben weil er so viel Furchtbares erleben musste. Er hat seine Geschichte geschrieben, er hat inspiriert, an ihn wird man sich erinnern. An ihn werde ich mich erinnern. Weil wir so viel gemeinsam haben. 

Sein Tod aber ist auch ein Zeichen für mich. Es ist ein Zeichen, Abschied zu nehmen von der Verbindung mit der Vergangenheit. Das Aufblicken zu einem Symbol, die Erinnerung an die eigene Geschichte, all das darf nun gemeinsam mit den sterblichen Überresten des Baums langsam zerbröckeln und immer unscheinbarer und bedeutungsloser werden. Ich werde den Baum noch häufig besuchen und ihm bei seiner Auflösung zusehen. Ich werde ihn dabei ein letztes Mal als Symbol benutzen. Bis ich kein Symbol mehr brauche. 

Dann wird er nur noch eine Erinnerung sein. Eine Erinnerung, die in mir und vielen anderen weiterleben wird. 

 

 

Das Leben hat kein Ende. Foto: Ferdinand Saalbach

 

Weitere Informationen

  • FERDINAND SAALBACH
    Autor, Speaker, Moderator und Musiker

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Mann verletzt Polizisten mit Glasflasche

eingestellt am 20.07.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Foto der Polizeiwachstelle Altstadt. Foto: PS

Ein 39-Jähriger hat am Montagabend einen Polizeibeamten mit einer Glasflasche angegriffen und verletzt.

Wie die Polizei mitteilt, waren am Montagabend Polizisten zu einem Rettungswagen auf der Striesener Straße gerufen worden, weil ein Mann sich den Sanitätern gegenüber aggressiv verhielt.

Als die Beamten eintrafen, randalierte der 39-Jährige im Rettungswagen. Er griff eine Glasflasche und warf sie dem 34-jährigen Polizisten aus kurzer Distanz an den Kopf. Dieser musste seine Verletzungen in einem Krankenhaus versorgen lassen.

Die Beamten nahmen den Mann fest. Gegen ihn wird nun unter anderem wegen tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte ermittelt.