Hochwasserscheitel passiert Dresden – Elbepegel sinkt langsam

eingestellt am 29.12.2023 von Andrea Schubert (Stadtteilverein), Headerbild: Hochwasser 2023 Elberadweg Johannstadt, Foto: Andrea Schubert

Am Freitag, den 29.12. vermeldet das Landeshochwasserzentrum Sachsen, dass der Hochwasserscheitel gestern Abend Dresden mit einem Wasserstand von 595 cm passierte. Читать далее Hochwasserscheitel passiert Dresden – Elbepegel sinkt langsam

Pegel steigen schneller – Dresden ruft Alarmstufe 3 für die Elbe aus

eingestellt am 26.12.2023 von Bertil Kalex (Stadtteilverein), Headerbild: Hochwasser Weihnachten 2023. Blick auf die Dresdner Altstadt von der Albertbrücke. Foto: Bertil Kalex

Nach der aktuellen, unter www.umwelt.sachsen.de veröffentlichten Berechnung des Landeshochwasserzentrums (LHWZ), Vorhersage vom Dienstag, 26. Dezember 2023, 18 Uhr, ist entsprechen der Hochwasser-Warnung am Morgen des 27. Dezember 2023 zwischen 6 Uhr und 9 Uhr mit dem Überschreiten des Richtwertes der Alarmstufe 2 am Pegel Dresden-Augustusbrücke zu rechnen. Читать далее Pegel steigen schneller – Dresden ruft Alarmstufe 3 für die Elbe aus

Dresden: Hochwasseralarmstufe 2 für die Elbe | Update: Alarmstufe 3 zum Mittwoch

eingestellt am 24.12.2023 von Bertil Kalex (Stadtteilverein), Headerbild: Johannstädter Elbufer bei leichtem Hochwasser am 24.12.2023,14:45 Uhr. Foto: Bertil Kalex

Meldung der Landeshochwasserzentrums (LHWZ): Im tschechischen Einzugsgebiet der Moldau und Elbe steigt die Wasserführung weiter deutlich an und es sind noch keine Hochwasserscheitel an den tschechischen Pegeln zu erkennen, sodass an den sächsischen Elbepegeln bis nach Weihnachten die Wasserstände weiter ansteigen werden. Читать далее Dresden: Hochwasseralarmstufe 2 für die Elbe | Update: Alarmstufe 3 zum Mittwoch

Meine Freundschaft zur Johannstadt

eingestellt am 12.11.2023 von Anja Hilgert (ZEILE), Headerbild: Bronzeplastik "Lebensfreude" vor der Grundschule Johanna. Foto: Peter Weidenhagen igeltour Dresden

 

/// Beitrag von Andrea Peisker, gewählte Stadtteilbeirätin in Johannstadt, erschienen im Stadtteilmagazin ZEILE 4 “Freundschaft”, Frühjahr/Sommer 2022 ///

 

Tatsächlich ist mein heutiger Freundeskreis auch mit der Johannstadt verbunden – von vielen Bekanntschaften bis hin zur engsten Freundin. Mehr erzählen möchte ich allerdings über die längste Freundschaft von mir – die zur Johannstadt selbst. Sie hat den größten Teil meines Lebens geprägt.

Begonnen hat sie als lose Bekanntschaft in den 1970er Jahren. Ich kann mich noch gut an einen kleinen Familienausflug erinnern: Extra vom Stadtrand aus hin zum Bönischplatz, um die neu eröffnete kleine Ladenzeile zu bestaunen, die in den Häusern der Vorkriegsbebauung eröffnet wurde und für damalige Verhältnisse auch äusserlich schön gestaltet war.
Mitte der `70er Jahre vertiefte sich meine Bekanntschaft mit der Johannstadt. Mein damaliger Freund, nun schon 44 Jahre mein Ehemann, wohnte im Hochhaus gegenüber der Trinitatiskirche. In meiner Studienzeit war ich hin und wieder im Studentenwohnheim nebenan, weil nicht-Dresdner Kommiliton*innen dort wohnten. Da war mir noch nicht bewusst, dass ich wenige Jahre später in diesen Stadtteil ziehen und mein weiteres Leben hier verbringen würde.

 

drehen sich zu allen Jahreszeiten, die spielenden Kinder der Bronzeplastik “Lebensfreude” vor der Johanna Foto: Peter Weidenhagen igeltour Dresden

Anfangs-Fremdeln beim Erstbezug in den 1970er Jahren

Tatsächlich habe ich anfangs ganz schön gefremdelt mit unserem neuen Domizil. Aufgewachsen war ich in einer Eigenheimsiedlung am Stadtrand. Nun also Johannstadt, Plattenbau: Da schlugen zwei Seelen in meiner Brust. Einerseits die große Freude über die Neubauwohnung auf der Pfeifferhannsstraße. Den Schlüssel erhielten wir just an dem Tag im September 1981, als ich mit unserer Tochter die Geburtsstation des Diakonissenkrankenhauses verlassen durfte. Für die Wochen der Renovierung kamen wir bei den Eltern meines Mannes auf der Gerokstrasse unter. Den ersehnten Kitaplatz für unseren zweijährigen Sohn erhielten wir praktischerweise direkt neben deren Haus.
Dann kam der Tag des Einzuges und nach der Euphorie auch meine Probleme. Im Babyjahr zu Hause vermisste ich ganz besonders den Garten am Haus. Auch war ich das Alleinsein tagsüber so nicht gewohnt – mein Mann auf Arbeit, unser Sohn in der Kita, die kleine Tochter schlief tagsüber noch viel. In meinem bisherigen Leben war immer jemand zum Reden da gewesen, Familie, Nachbarn. In den ersten Monaten kam ich mir vor wie in „Einzelhaft“.

Zum Glück dauerte dieser Zustand nicht all zu lange und ich fing an, Freundschaft zu schließen mit „meiner“ Johannstadt: Ich genoss den Blick vom Balkon der 6. Etage, u.a. auf die sogenannte „Modrow-Kaufhalle“. Praktisch, denn man konnte diverse Lieferfahrzeuge direkt sichten oder an der Warteschlange vor der Tür erkennen, dass es „etwas Besonderes“ geben musste…

 

Vermessungsarbeiten am Nadirgerät, Neubauten an der Holbeinstraße, 1970, Quelle: Bundesarchiv Zentralbild Häßler

Gelegenheiten in der Nachbarschaft

Bei warmen Temperaturen konnte man die Lebensfreude der mozambiquanischen Mitbewohner miterleben, lautstark zum Ausdruck gebracht auf den Balkonen im Wohnheim an der Ecke zur Florian-Geyer-Strasse.

Nach und nach ergaben sich Gelegenheiten zu einem kleinen Schwatz, z.B. mit einer jungen Frau beim Wäscheaufhängen hinter dem Haus, am Nachmittag auf dem Spielplatz an der Elbe oder mit einer sehr lieben älteren Nachbarin, die schon bald auch mal nach den Kindern schaute.
Es wurde zu einem Ritual der Kinder, den „Räuberweg“ an der Friedhofsmauer zu erobern. Im Gegensatz zum ehemaligen Plattenwerk gibt es diesen noch, aber der wilde Bewuchs ist stark reduziert und bietet kaum mehr Möglichkeiten zum Verstecken.

 

Lehrzeit an der 101.Oberschule

Das „Babyjahr“ ging zu Ende, unsere kleine Tochter auch in die Kita und ich wieder zur Arbeit. Obwohl eine Weisheit besagt ‚Wohne nicht im Schulgebiet, wo du Lehrer bist‘, hat dies bei mir 25 Jahre lang an der 101. Oberschule ganz gut geklappt. Im Kollegiumskreis entstanden neue, mehr oder weniger enge Freundschaften, die zum Teil bis heute fortbestehen.
Mein Arbeitsweg bestand zehn Jahre darin, die Pfotenhauerstrasse zu überqueren. Dann wurde der Weg zur Schule etwas länger. Dafür war/ist die Wohnung auf der Florian-Geyer-Strasse viel größer, der Blick aus deren Fenstern grüner und geradezu idyllisch, wenn ein Dampfer auf der Elbe vorbei schippert oder sich im Dunkeln die Lichter der Neustadt darin spiegeln.

Graugänse an der Elbe mit Blick auf die Johannstadt. Foto: Matthias Kunert

 

 

Und wieder Neubauten

Seit einigen Monaten gibt es einen Wermutstropfen: Nachdem durch den Bau des Altersheimes die Sicht auf das ‚Königsufer‘ weggefallen ist, schränkt nun der weitere Wohnungsneubau die Sicht auf die Elbe weiter ein, aber noch sehen wir sie. Immer inakzeptabler wird allerdings die Parksituation für uns Anwohner.
Auch mag ich nicht daran denken, was baumäßig im Innenhof passieren könnte, wenn der Johannstädter  Kulturtreff einmal umgezogen ist. Sehen wir dann vom Balkon vielleicht keine grüne Oase mehr…? 

Bleiben werden wir wohl trotz allem in unserer mehrfach sanierten „Platte“ der WGJ. Freunde aus Hamburg waren erstaunt, wie gut es sich darin wohnen lässt – zumal sogar der Biergarten fußläufig erreichbar ist. Viele Leute haben uns im Laufe der Zeit schon beneidet um unseren Wohnort in der nördlichen Johannstadt, nah am Zentrum, und doch nicht mittendrin!

Auch meine mittlerweile engste Freundin ist nach dem viel zu frühen Tod ihres Mannes vor Jahren vom Dorf  ganz in unsere Nähe gezogen. Zu einer Nachbarin ist im Laufe der Jahre eine enge Vertrautheit entstanden, Schlüsseltausch inbegriffen.
Alle diese Freundschaften gibt man nicht freiwillig auf!

 

 

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///// Da das Fortbestehen der ZEILE weiterhin ungesichert ist und es keine Aussicht auf weitere Hefte des Johannstädter Stadtteilmagazins gibt, werden bis zum Jahresende 2023 Beiträge aus den vergangenen Ausgaben in loser wöchentlicher Folge nun auch online veröffentlicht, im Versuch, aktuell Aufmerksamkeit und evtl. einen Ausweg für die unbestrittene Qualität der Arbeit der Stadtteilredaktion in Johannstadt zu erzeugen. /////

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Elbe putzen zum World Cleanup Day am 16. September

eingestellt am 14.09.2023 von Andrea Schubert (Stadtteilverein), Headerbild: City-Light-Plakat der Landehauptstadt Dresden „An die Säcke, fertig? Los!“, Gestaltung: Feuerpanda GmbH

Neben der Elbwiesenreinigung im Frühjahr ist der World Cleanup Day im September Anlass für die zweite große Müllsammelaktion an der Elbe. Am 16. September gibt wieder es zahlreiche Putzaktionen in Dresden, auch in der Johannstadt. Читать далее Elbe putzen zum World Cleanup Day am 16. September

Dresdner Nachtlauf sorgt am 18.8. ab 17:30 Uhr für Verkehrseinschränkungen in der Johannstadt

eingestellt am 17.08.2023 von Andrea Schubert (Stadtteilverein), Headerbild: Absperrung Elberadweg für Lauf-Event wird vorbereitet, Foto: Andrea Schubert

Am Freitag, 18. August 2023, findet der 14. Dresdner Nachtlauf statt. Die Jüngsten ab drei Jahren starten bereits 19 Uhr zum Bambini-Lauf. Ab 19.15 Uhr beginnt der 1,2 Kilometer-Kinderlauf. Für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der 11,5 Kilometer-Strecke geht es um 20 Uhr an den Start. Der 6,2 Kilometer-Lauf beginnt um 22 Uhr. Читать далее Dresdner Nachtlauf sorgt am 18.8. ab 17:30 Uhr für Verkehrseinschränkungen in der Johannstadt

Dresdner Ruder- und Kanurennsport soll Weltklasse bleiben

eingestellt am 01.08.2023 von Bertil Kalex (Stadtteilverein), Headerbild: Ruderhaus Cotta, Foto: Jana Zesch, Landeshauptstadt Dresden

Dresden ist nach der Leistungssportreform der einzige Bundesstützpunkt für die Sportart Rudern in Sachsen und bedarf einer zukunftsfähigen Gestaltung, mit dem Ziel, dass auch weiterhin Ruderinnen und Ruderer aus Dresden und Sachsen bei Weltmeisterschaften und Olympische Spielen antreten. Читать далее Dresdner Ruder- und Kanurennsport soll Weltklasse bleiben

Vor zehn Jahren: Scheitelpunkt des Elbe-Hochwassers erreicht Dresden

eingestellt am 06.06.2023 von Andrea Schubert (Stadtteilverein), Headerbild: Dresden Hochwasser Juni 2013. Blick auf die Albertbrücke vom Johannstädter Ufer. Foto: Bertil Kalex

Am 6. Juni 2013 stand die Elbe in Dresden 878 Zentimeter hoch. Es war der Scheitelpunkt des Elbe-Hochwassers. In jeder Sekunde flossen damals rund 3.800 Kubikmeter Wasser die Elbe hinab – das entspricht in etwa dem Inhalt von etwa 25.000 Badewannen. Читать далее Vor zehn Jahren: Scheitelpunkt des Elbe-Hochwassers erreicht Dresden

Gastbeitrag: Abschied vom Burnout-Baum an der Elbe

eingestellt am 21.07.2021 von Anja Hilgert (ZEILE), Headerbild: Die alte Weide ist zur sichtbaren Bruchstelle des Lebens geworden und regt Menschen an, ihre Geschichte zu erzählen. Foto: Ferdinand Saalbach

In Anbetracht des vielen Wassers in der Elbe steht die Ankündigung von Seiten des städtischen Umweltamtes im Raum, dass der alte gestürzte Baum, den kraftvolle Wetter endgültig entwurzelt und zu Fall gebracht haben, von seinem Standort weg und davon geschafft wird, bevor die Fluten den Stamm womöglich zu einem gefährlichen Treibgut machen können.
Der alten Weide, die auch der Johannstädter Lieblings-Baumkalender 2020  und die Momentaufnahmen im Stadtteilmagazin ZEILE als ein besonderes Kunstwerk der Natur würdigten, kommt jetzt noch einmal vermehrte Aufmerksamkeit zu und eine Art Segen, durch den Beitrag, den der Johannstädter Autor und Musiker Ferdinand Saalbach in der Redaktion eingereicht hat.

 

Gastbeitrag von Ferdinand Saalbach

 

Ein gefallener Baum, der in den Stadtteil starke Bindungen hat           Foto: Ferdinand Saalbach

 

Abschiede tun weh. Vor allem, wenn sie für immer sind. Heute habe ich erfahren, dass der Baum, der für mich zu einem Symbol meiner eigenen Überlebenskraft und Wandlung geworden war, gestorben ist. 

Damit war die Zeit gekommen, Abschied zu nehmen. Abschied davon, dass ich einfach vorbeispazieren und mulmig gerührt zu ihm aufblicken konnte. Abschied davon, mich durch ihn an meine Geschichte zu erinnern. Abschied davon, ihn als Vorbild für Überlebenswillen und Stärke zu sehen. Abschied von der Gelegenheit, anderen Menschen die Geschichte von seiner Rettung zu erzählen, wenn wir mal mehr und mal weniger zufällig an ihm vorbeiliefen. 

Als ich diesmal in seiner Mitte stand, musste ich aber immer wieder darüber nachdenken, was ein Bekannter vorher in der Runde gesagt hatte, in der ich vom Schicksal des Baumes erfuhr: Er lebt doch noch, wir alle hier reden drüber. 

Und mir wurde klar, dass sich zwar die Form ändert, nicht aber der Geist. Der Baum wird über die nächsten Monate – oder vielleicht sogar Jahre – langsam zerfallen. Er wird Nährboden sein für neue Pflanzen, aus seinen Trieben und Samen wird vielleicht eines Tages ein neuer Baum entstehen. Aber was er zu Lebzeiten geschaffen hat, wird fortwirken. 

Die Geschichte, die ich mit ihm erlebt habe, wird genauso fortwirken wie die gedruckte Geschichte, die daraus entstanden ist. Die Bekanntschaften, die ich über diese Geschichte geschlossen habe und die Geschichten, die aus dieser Bekanntschaft entstanden sind, werden fortbestehen. Dass er mich in Kontakt mit dem Stadtteilmagazin gebracht hat, dadurch neue Kontakte entstanden sind und Texte wie dieser hier geschrieben werden, ist Verdienst dieses Baumes. Und das ist nur das, was er für mich getan hat. 

Er hat zu Lebzeiten so gewirkt, dass er weit über seinen Tod hinaus spürbar bleiben wird. Der hohle, der gepeinigte, der geschändete Baum, der sich allem Schlimmen, das ihm angetan wurde, widersetzt und einfach immer weiter gelebt hat. Der besonders werden konnte, eben weil er so viel Furchtbares erleben musste. Er hat seine Geschichte geschrieben, er hat inspiriert, an ihn wird man sich erinnern. An ihn werde ich mich erinnern. Weil wir so viel gemeinsam haben. 

Sein Tod aber ist auch ein Zeichen für mich. Es ist ein Zeichen, Abschied zu nehmen von der Verbindung mit der Vergangenheit. Das Aufblicken zu einem Symbol, die Erinnerung an die eigene Geschichte, all das darf nun gemeinsam mit den sterblichen Überresten des Baums langsam zerbröckeln und immer unscheinbarer und bedeutungsloser werden. Ich werde den Baum noch häufig besuchen und ihm bei seiner Auflösung zusehen. Ich werde ihn dabei ein letztes Mal als Symbol benutzen. Bis ich kein Symbol mehr brauche. 

Dann wird er nur noch eine Erinnerung sein. Eine Erinnerung, die in mir und vielen anderen weiterleben wird. 

 

 

Das Leben hat kein Ende. Foto: Ferdinand Saalbach

 

Weitere Informationen

  • FERDINAND SAALBACH
    Autor, Speaker, Moderator und Musiker

Kontakt: +49 (0)151 / 41 44 45 23
kontakt@ferdinand-saalbach.de

www.ferdinand-saalbach.de

www.steine-im-rucksack.de

 

Undine geht zu Wasser – Der Pegelstand der Elbe steigt

eingestellt am 21.07.2021 von Anja Hilgert (ZEILE), Headerbild: der aktuelle Wasserpegel ist noch nicht alarmauslösend, auch nicht für brachliegende Wassernymphen. Foto: Birgit Kretzschmar
Am Elbufer unweit des Johannstädter Fährgartens scheint die metallene Undine gestürzt zu sein. Der Elbpegel steigt – besteht Gefahr für die Skulptur? Das fragte sich eine Leserin und wandte sich an die Stadtteilredaktion.
Mit den Worten “Guten Morgen liebe Stadtteilredaktion” hat in unserem Postfach die Woche begonnen. Darin liegt eine Sorge bekundet angesichts der immer breiter werdenden Elbe: Die Sorge um den steigenden Pegelstand. Der Fluss führt schon seit Tagen stetig steigend Hochwasser. Nicht nur die Dampfer scheinen im Strom der Wassermengen flussabwärts schneller zu fahren, auch ganze große Baumstämme und Horste an Treibgut schwimmen in der Fahrrinne mit beachtlicher Geschwindigkeit gen Hamburg und der Elbmündung zu.

Orte stiller Bindung

Die Sorge am Johannstädter Ufer betrifft zwei Standorte, wo nahe am Wasser zwei Kunstwerke erreichtet sind. Auf unterschiedliche Weise sind diese beiden Kunstwerke bedeutsam und haben speziell eine besondere Bedeutung für einzelne Menschen, die hier in der Johannstadt zu Hause sind. Orte, die aufgrund solcher stillen Bindungen häufig und regelmäßig besucht werden, haben eine Ausstrahlung. Im Verweilen dort vor Ort wird spürbar, dass ihnen Bedeutendes innewohnt, auch wenn ihnen das äußerlich vielleicht gar nicht abzulesen oder anzusehen ist.

Ein ‘gefallenes Mädchen’

Das eine Werk ist die künstlerisch geschaffene Skulptur von Angela Hampel am Johannstädter Elbufer – eine Frauengestalt, die ihre mythische Geschichte einer Wassernymphe, die an Land gegangen ist, erzählt.
Die Nachricht im Postfach ist ihr gewidmet und sie stammt von Birgit Kretzschmar, die als leidenschaftliche, professionelle Reisende keine tiefen Wasser scheut, sondern emphatisch ums Wohl der feingliedrigen Plastik bangt, die ihrem Wesen nach dem Wasser ja zugehörig ist:
“Zur Zeit ist unsere Johannstädter Undine ein “gefallenes Mädchen” und liegt bäuchlings am Elbufer. Das Wasser blubbert ihr schon fast in die Ohren.
Ob sie – so dort liegend – den Wassermassen standhalten kann, wenn der Pegel steigen sollte?”, fragt die Johannstädterin.

Undine wird bleiben

An der hoch aufrechten Stahlskulptur, die mit dem Titel “Undine geht” flussnah am Ufer errichtet wurde, befindet sich vorsorglich ein Klappmechanismus, der ermöglicht, das Kunstwerk bei Hochwassergefahr nieder zu legen. Damit sich die reissende Elbe nicht am Widerstand fängt und kein Treibgut daran anstaut, ist die Undine der Fließrichtung angepasst und in dieser Woche vorsichtshalber waagerecht zu ihrer Verankerung abgelegt worden.
Das spricht für einen erhöhten Wasserstand, jedoch in Dresden nicht für Hochwasseralarm. Die Elbe führt diese Woche einen Wasserstand von circa 3,08 Meter, das ist selbst für brach liegende Wassernymphen nicht besorgniserregend.

Abschließende Sanierung der Albertbrücke

eingestellt am 28.06.2021 von Anja Hilgert (ZEILE), Headerbild: Die Verbindung zwischen alt und neu wird mit abschließenden Sanierungsarbeiten wieder hergestellt Foto: Anja Hilgert

Ab Montag, 28. Juni 2021, geht die Sanierung der Albertbrücke in die letzte Runde. Die Sanierung der letzten Strombögen beginnt: Damit sind nun die Bögen sechs, sieben und acht an der Reihe, deren Überarbeitung seinerzeit 2019 ausgesetzt und aufgeschoben wurde, um der dringend erforderlichen Sanierung der vielbefahrenen Carolabrücke den Vorrang zu geben. Ab dem heutigen Montag ist nun die Albertbrücke in Arbeit genommen und kann nur über die linke Fahrspur in Richtung Neustadt befahren werden. 

Umleitung des Rad-und Fußverkehrs auf die rechte Fahrspur

Für die Arbeiten an der Johannstädter Elbebrücke sind Verkehrseinschränkungen nötig. Abgesperrt wird jeweils der Geh- und Radweg im Bereich des Bogens, an dem gerade gearbeitet wird sowie ein technologisch erforderlicher Arbeitsbereich davor und danach. Der Fuß- und Radverkehr wird infolgedessen über die rechte Fahrspur geleitet.

Deshalb ist bis zunächst Donnerstag, 30. September 2021 auf der Albertbrücke vom Sachsenplatz kommend nur die linke Fahrspur befahrbar. Die Sanierungsarbeiten finden zunächst auf der Oberstromseite der Albertbrücke statt. Der Verkehr auf der Unterstromseite aus Richtung Neustadt kommend kann ungehindert die Brücke passieren, bis die Bauarbeiten auf die Unterstromseite wechseln.

 

Ein Sperrzaun trennt den auf die Fahrbahn umgeleiteten Radweg von der einspurig verbliebenen Fahrbahn für Kraftverkehr
Foto: Anja Hilgert

 

Brückenpfeilersanierung für den dauerhaften Halt über Wasser

Die Gewölbeunterseiten und die Pfeiler aus Sandstein weisen teilweise Risse, Abplatzungen, alte Reparaturstellen aus Beton, offene Fugen sowie Hohlstellen auf. Je nach Größe des Schadens werden Steine repariert, ergänzt oder ausgetauscht. Auch alte Eisenteile müssen entfernt werden. Die Risse im Sandstein werden mit Trasskalk verfüllt.

Die Kosten betragen circa 1,7 Millionen Euro. Ausgeführt werden die Arbeiten von der Firma Sächsische Bau GmbH Niederlassung Westsachsen.

 

 

Albert- und Carolabrücke im Wechselmodell

Von 2014 bis 2016 sanierte das Straßen- und Tiefbauamt die Oberseite der Albertbrücke. Die Brücke erhielt unter anderem eine neue Fahrbahnplatte aus Stahlbeton und wurde um rund 3,6 Meter verbreitert. Die Instandsetzungsarbeiten an den Bögen begannen 2018. Bis 2019 sanierte das Straßen- und Tiefbauamt die Vorlandbögen sowie den ersten Flussbogen auf der Neustädter Elbseite.

Wegen der dringend erforderlichen Sanierung der Carolabrücke entschied man damals, die Strombögen sechs bis acht zu einem späteren Zeitpunkt zu sanieren. Gleichzeitige Sanierungsarbeiten an den benachbarten Elbbrücken hätten zu großen Verkehrseinschränkungen geführt. Die Arbeiten können jetzt nach Fertigstellung des Zug A der Carolabrücke fortgesetzt werden. Seit Montag, 21. Juni 2021 kann der Verkehr auf der Carolabrücke wieder ungehindert fließen.

Bis Juli 2022 werden die Sanierungsarbeiten aller Voraussicht nach auch an der Albertbrücke abgeschlossen sein.

 

Weitere Informationen: www.dresden.de/de/stadtraum/verkehr/bruecken/albertbruecke.php

Gans schön rätselhaft – die Graugänse in der Johannstadt

eingestellt am 30.03.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Graugänse an der Elbe mit Blick auf die Johannstadt. Foto: Matthias Kunert

Die Elb-Gänse in der Johannstadt warfen bei einer “Zeile”-Leserin zahlreiche Fragen auf. Die Stadtteilredaktion möge sich auf die Suche nach Antworten machen, bat sie in einer Zuschrift. Wir watschelten los, auf den Spuren der Gänse.

Das Wappentier der Johannstadt könnte eine Gans sein. Keine goldene, sondern eine Graugans: Selbstbewusst, international, gesellig, rührig, durchsetzungsstark, familiär. Anders als ihr Name vermuten lässt, trägt sie ein braun-creme-farbenes Gefieder. Das ist nicht das einzige Rätsel, das sie aufgibt. Eine Leserin wandte sich per E-Mail an die Stadtteilredaktion:

“Wo kommen sie her, warum kommen sie? Manchmal sitzen hunderte rechts und links vom Fahrradweg, dann, am nächsten Tag sind nur noch welche auf der linken oder rechten Seite, und dann wieder sind sie plötzlich alle weg (nicht eine sitzt noch am Ufer). Sie fressen unentwegt Gras, sind also fleißig. Wo sind sie, wenn sie ‘weg sind’, denn am nächsten Tag sind sie alle (soweit ich das beurteilen kann) wieder da. Und wenn sie für immer weg sind, wo fliegen sie dann hin? Legen sie Eier, wo brüten sie, und wo sind die Kleinen, alle sind gleich groß. Ich höre sie nachts schnattern, wann schlafen sie?”

Der Ruf der Graugänse ist in der Johannstadt wohlbekannt. Foto: Matthias Kunert

Die Graugans als Wintergast

Die Graugans mit ihrem wiegenden Watschelgang strahlt Sesshaftigkeit aus. Und tatsächlich, gerade im Winter besiedeln das Johannstädter Elbufer Gänse. Was machen die denn hier?

Sebastian Schmidt vom Umweltamt kann das Rätsel lösen: “Die meisten der gegenwärtig an der Elbe zu beobachtenden Graugänse gehören nicht nach Dresden, sondern sie sind nur als Wintergäste bei uns. Die Elbe ist eine wichtige Zuglinie für durchziehende Wasservögel im Winter und zieht diese an.” Beheimatet auf jahrtausendealten Routen also.

Vom Zug- zum Standvogel

Von der Raststätte Dresden-Fährgarten geht es für die Graugänse weiter in den Süden bis auf die iberische Halbinsel, an die Adria, nach Tunesien und Algerien. Aber auch beim Vogelzug hat der Klimawandel Einflüsse: Durch steigende Jahrestemperaturen überwintern die Tiere immer weiter im Norden.

Einige ziehen nicht mehr, sondern werden sesshaft und damit von Zug- zu Standvögeln. Besonders dort, wo es reichliche Futtergründe gibt. Die Johannstadt zählt sicherlich dazu: Während tausende Artgenoss*innen Weihnachten und dem Martinstag zum Opfer fallen, wird den grauen Eminenzen in Johannstadt mit Krumen gehuldigt. Auf dem natürlichen Speiseplan der Graugans stehen Samen, Kräuter und Gräser, die sie an den Elbwiesen ebenfalls findet.

Zuviel energiereiches Futter wie Brot macht die Tiere schnell fett und damit krank. Bei guter Gesundheit haben sie das Zeug zu wahren Urgesteinen und können an die zwanzig Jahre alt werden.

Johannstadt in Teilzeit, Reise durch ganz Europa

In ganz Sachsen ansässig ist der bis zu vier Kilogramm schwere Wasservogel seit dem 19. Jahrhundert. “Der Bestand zählt zwischen 400 bis 600 Graugans-Brutpaare, vor allem in der Lausitz (dort sind auch wichtige Teiche zum Übernachten), weniger im Elbe-Röder-Bereich und nur einzelne in Nordwestsachsen. Auf Durchreise und Rastpause dagegen sind 3500 bis 4000 Gänse in Sachsen unterwegs”, führt Sebastian Schmidt aus.

Das ist auch der Grund, warum die Johannstädter Teilzeitgänse nie beim Brüten oder mit Gösseln zu sehen sind. “Die überwiegende Anzahl der zur Zeit in der Johannstadt zu beobachtenden Gänse ziehen also ihre Jungvögel gar nicht bei uns auf, sondern tun dieses in kälteren Regionen nördlich oder östlich von uns und kommen uns nur im Winter besuchen”, so der Experte.

Die Brutgebiete liegen in Großbritannien, an der skandinavischen Küste sowie in ganz Kontinentaleuropa nordöstlich einer Linie von Dünkirchen bis Patras in Griechenland, wobei die Hauptbrutgebiete sich in den Niederlanden, Norddeutschland, an der Südküste der Ostsee sowie in einem Gebiet zwischen Österreich, Ungarn und Tschechien befinden. Während ihrer Reisen ist die Graugans in ganz Europa anzutreffen.

Graugänse werden bis zu vier Kilo schwer. Foto: Matthias Kunert

Imposant sind die Vögel, neugierig und zweifelsohne majestätisch. Mit gerecktem Hals schreiten sie über den Onkel und kommentieren tratschend und glucksend das Gedrängel auf dem Fahrradweg. Hin und wieder lassen sie Federn – man findet sie im platt gedrückten Gras, ebenso wie ihre grünlichen Hinterlassenschaften.

Die Gänse zupfen Hälmchen am Fährgarten, ruhen mit dem Kopf unterm Flügel am Elbstrand und schippern hinüber zur Prießnitzmündung, um den Stockenten das Fürchten zu lehren. Graugänse sind tag- und nachtaktiv. Wenn sie bei der Futtersuche gestört werden, nehmen sie ihre Mahlzeiten einfach im Dunkeln ein. Deshalb hört man sie auch in der Nacht schnattern.

“Schütze, was du liebst” – Das Umweltamt bewirbt die Dresdner Elbwiesen

eingestellt am 24.03.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Foto: Christina Eppers

Das Umweltamt der Landeshauptstadt Dresden legt in diesem Jahr einen speziellen Fokus auf die Dresdner Elbwiesen. Besonders das vergangene Jahr habe gezeigt, wie wertvoll “das grüne Band Dresdens” für Menschen, Pflanzen und Tiere ist. Nur durch gegenseitige Rücksicht bleibt die Natur mitten in der Stadt erhalten.

„Mit dem Frühlingsanfang kommt wieder sichtbar Leben in das grüne Herzstück unserer Stadt: Unsere Elbwiesen“, freut sich Dresdens Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen auf den Beginn der warmen Jahreszeit. „Die Dresdner Elbwiesen sind das Markenzeichen unserer Stadt, sie machen Dresdens Silhouette erst möglich und laden zum Spazieren, Wandern und Verweilen ein”, führt sie aus.

Motiv der CityLightPlakate zur Aktion: “Schütze, was du liebst”. Foto: Stadt Dresden

Von enormer Bedeutung für Mensch und Tier

Und nicht nur das: “Die Elbwiesen haben eine enorme ökologische Bedeutung für unsere Stadt“, ergänzt sie. Die Umweltbürgermeisterin stellt die Elbwiesen deshalb gemeinsam mit dem Umweltamt und dem Amt für Stadtgrün und Abfallwirtschaft in den Mittelpunkt der Öffentlichkeitsarbeit.

Die Kampagne startet das Umweltamt mit neuen City-Light-Plakaten. Sie tragen den Slogan „Anziehend vielfältig. Unsere Elbwiesen“ und sind an Dresdens Straßen zu sehen. Auf der städtischen Internetseite zu den Elbwiesen gibt es unter dem Motto „Schütze, was du liebst“ viel Wissenswertes über typische Pflanzen und Tiere dieses Naturraums zu entdecken. Es wird erklärt, welche Bedeutung die Elbauen für Stadtklima und Artenvielfalt haben, aber auch welche Interessenkonflikte zuweilen entstehen und wie jede*r etwas zu ihrem Schutz und Erhalt beitragen kann.

Wiesenknopf, Bunthummel und Biberburg

Die Elbwiesen sind ein Landschaftsschutzgebiet und Heimat vieler Tier- und Pflanzenarten. Einige Vertreter*innen sind geschützt, manche gefährdet oder sogar schon länger nicht mehr gesichtet. Häufig unbeachtet stehen Glatthafer, Großer Wiesenknopf und Wiesenstorchschnabel am Wegesrand, die Sumpfschrecke sucht im hohen Gras Deckung oder die Bunthummel ist auf Nahrungssuche. Im vergangenen Jahr beschrieb Anja Hilgert von der Stadtteilredaktion das blühende Leben zwischen Gräsern und Pflanzen und ihren Pat*innen an den Elbwiesen.

Die Wiesenflockenblume (Centaurea jacea) leuchtet noch spät im Jahr und setzt einen Akzent für den Schutz von Insekten aller Art, Hummeln, Schmetterlinge, Falter und Bienen, die in dieser Wiese eine Weide haben.  Foto: Anja Hilgert

Erholung, Auslauf und Naturschutz

Für mehr Aufmerksamkeit sorgt dann schon die Sichtung eines Bibers, wie es am Johannstädter Elbufer mehrere gibt. All diese Tiere und Pflanzen sind typisch und kennzeichnen das Ökosystem Elbwiesen. Diese Vielfalt gilt es zu bewahren und zu schützen.

Die Umweltbürgermeisterin erläutert: „Unser Fokus liegt auf dem Naturraum Elbwiesen und dem Schutz der Artenvielfalt. Wir zeigen, welchen Schatz wir vor der Tür haben, dass dieser nicht selbstverständlich ist und pfleglich behandelt werden will.“

Magisches Geschenk an Ruhe und Glückseligkeit: Die selbstgebaute Schaukel am Elbestrand. Foto: Anja Hilgert

Gleichzeitig sind die Elbwiesen ein Ort der Erholung und Begegnung. Die Umweltbürgermeisterin betont: „Gerade im vergangenen Jahr, als coronabedingt viele Menschen nur noch im näheren Umfeld unterwegs waren und sich die Freizeitaktivitäten oft auf einen Spaziergang oder eine kleine Radtour beschränkten, zeigte sich der große Wert der Elbauen.” Die Elbwiesen seien immer geöffnet und locken gerade bei gutem Wetter tausende Menschen an. “Damit wir weiterhin die Schönheit dieser Landschaft genießen können, jeder auf seine Weise, müssen wir ein gutes Miteinander finden, ein Miteinander von Natur und Mensch geprägt von Rücksicht und Achtsamkeit”, so Jähnigen.

Bunt bepunktet war die Winterlandschaft vor lauter Vergnügen. Foto: Anja Hilgert

Schaugarten an der Waldschlößchenbrücke

Neben dem Potpourri an Fakten und Hintergründen, informiert das Umweltamt auf seiner Internetseite über aktuelle Führungen und Aktionen direkt vor Ort, die hoffentlich im Sommer wieder möglich sind. Beispielsweise entsteht schon seit vergangenem Jahr an der Waldschlößchenbrücke auf der Neustädter Seite ein kleiner Schau-Garten mit Blick auf die Elbwiesen, wo Besucher*innen verweilen, gärtnern und sich informieren können.

“Schütze, was du liebst” – Die Dresdner Elbwiesen

Eiszeit in der Johannstadt: Wie ist die Welt so stille …

eingestellt am 10.02.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Wintersonne über der Johannstadt. Foto: Philine Schlick

In der Johannstadt knackt der Frost. Noch bis nächste Woche wird es so bleiben. Ein Spaziergang mit einem Blick auf die poetischen Seiten der Kälte.

Noch bevor ich die Haustür geöffnet habe, wird mein Atem weißer Dampf. Im Hausflur ist das Wasser in den Blumenuntersetzern gefroren. Draußen ist die Welt wie wattiert mit Glaswolle. Der Schnee quietscht und knirscht unter den Füßen und ehe man aua sagen kann, sind die Fingerspitzen schon erfroren. Krähen hacken auf dem Gehweg nach Essbarem. Ihre Konturen, so klar wie die Luft, wirken wie Scherenschnitte.

Eichbaum im Schnee am Elbufer. Foto: Philine Schlick

Die Sonne steigt über die Johannstadt. Ein milchiges Auge, gebadet in frostigem Pastell wie auf einem Gemälde von Caspar David Friedrich. Der Schnee stäubt um die Knöchel. Bekannte Wege sind unter ihm verschwunden, dafür haben sich neue ergeben. Kreuz und quer laufen die Loipen über ehemalige Wiesen, Fußwege und Straßen. Die weiße Pracht hat sich wie eine Decke über alles gelegt. Still ist es, und hell. Und alles läuft ganz langsam, wie gedämpft.

Schiff im Nebel auf der eisigen Elbe. Foto: Philine

Der Oberfläche der Elbe entsteigen Nebel, als presse die eisige Luft ihr die letzte Wärme aus. Das Wasser fließt träge, wie ölig in dieser erstarrten Zeit. Es trägt ein Schiff wie eine Geistererscheinung – schon ist es im Nebel verschwunden.

Bizarre Eisformen. Foto: Philine Schlick

Am Ufer haben sich an Halmen und Stielen die Wellen in Eis übereinander gelegt und bizarre Figuren geformt. Mandarinenten, elegant wie Origami- Boote, gleiten zwischen ertrunkenen Sträuchern. Im Dickicht plustert sich eine Drossel. Ein Federknäuel, aus dem empört ein Schnabel ragt.

Frierende Drossel. Foto: Philine Schlick

Die feinen Härchen in der Nase gefrieren und das Haar, das aus der Mütze lugt, wird weiß, als hätte Väterchen Frost es angehaucht. An Zweigen wachsen Kristalle wie der feine Pelz auf dem Geweih des Damwilds. Wenn Schnee warm wäre – wie kuschelig wäre jetzt die Stadt!

Loipe am Elbufer. Foto: Philine Schlick

Von den Elbhängen auf der Neustädter Seite klingt noch nach Einbruch der Dämmerung Juchzen und Jubeln. “Bahne frei, Kartoffelbrei!” lautet der Ruf der Stunde. Über den breiten Hang sausen die Schlitten und Rutscher wie auf einer chaotischen Murmelbahn in Richtung Tal. Die Wangen der Kinder glänzen wie polierte Äpfel. Nach der Abfahrt klopft das Herz, wie es nur nach einer unerwarteten Sprungschanze klopfen kann.

Bauten einer winterlichen Hochkultur. Foto: Philine Schlick

Im Lokomotiven-Rhythmus dampfen die Ski-Läufer*innen vorbei. Für diesen vergnüglichen Lauf brauchte es keinen am Elbufer aufgeschütteten Schnee … Und es wird kälter, kälter. Die Waldschlößchenbrücke sieht aus, als wollte sie bei einem leisen Schlag zerspringen. Mit spitzem Finger findet der Frost jede noch so kleine Lücke in der Garderobe und beißt fest zu.

Gefrostete Haselnussblüte. Foto: Philine Schlick

Ach, es ist schön, draußen zu wandern. Weil man weiß, dass es ein Drinnen gibt.