Saubere Sache: Rückblick auf den Aktionstag in der Hopfgartenstraße

eingestellt am 22.10.2023 von Nadine Kadic, Headerbild: Werbesegel Wohnhofbeirat Hopfgartenstraße. Foto: Nadine Kadic

Gestern, am sonnigen Morgen des 21. Oktober, lohnte es sich, durch das Märchentor an der Pfotenhauerstraße zu spazieren. Hier versammelte sich eine kleine, aber neugierige Gruppe von Menschen im Innenhof zwischen Spielplatz und Workoutpark (oder wie meine Töchter sagen: dem “Männerspielplatz”) zum Aktionstag Sperrmüllentsorgung. Die Bewohnerinnen und Bewohner teilten ihre Erfahrungen für ein gutes und sauberes Zusammenleben in den Häusern am Wohnhof zwischen Elisenstraße, Hopfgartenstraße, Gerokstraße und Pfotenhauerstraße.

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Von Blumen über Müllcontainer bis Werbesegel: Haussprecher*innen und Vonovia beraten über neue Projekte im Wohnhof Hopfgartenstraße

eingestellt am 13.06.2023 von Matthias Kunert (QM Johannstadt), Headerbild: 6. Sitzung des Wohnhofbeirats Hopfgartenstraße am 7.6.2023 in der Kita Tabaluga (Foto: Matthias Kunert)

Am Mittwoch, den 7.6.2023, kamen 9 Haussprecher*innen oder Stellvertreter*innen, zwei Vertreter der Vonovia und das Quartiersmanagement Nördliche Johannstadt zur 6. Sitzung des Wohnhofbeirats Hopfgartenstraße zusammen. Gastgeber war die Kindertagesstätte Tabaluga des Malwina e.V. 

Erste Förderprojekte des Wohnhoffonds 2023 beschlossen – weitere gesucht

In Abänderung der Tagesordnung werden zunächst zwei Anträge auf Förderung aus dem Wohnhoffonds 2023 diskutiert und anschließend beschlossen.

Die Förderung beider Projekte mit insgesamt rund 515 EUR wird einstimmig beschlossen. Anschließend werden weitere Projektideen für die Verwendung des Wohnhoffonds 2023 diskutiert, für den die Vonovia und der Stadtteilbeirat Johannstadt jeweils 2.000 EUR zur Verfügung gestellt hatten. Im Gespräch sind u.a.

  • die Aufbereitung von aus den Kellern entfernten herrenlosen Fahrrädern zur Weitergabe an soziale Einrichtungen im Stadtteil,
  • die erneute Durchführung der Malstraße am Zaun der Kindertagesstätten im Wohnhof im Rahmen der interkulturellen Wochen Anfang Oktober 2023,
  • die erneute Durchführung eines Martinsumzugs im November 2023 mit Musikkappelle und anschließendem Glühwein- / Punschausschank,
  • ein interkulturelles Fest im Wohnhof, um den Kontakt zwischen Menschen mit und ohne Migrationshintergrund zu fördern,
  • Aktivitäten im Zuge des geplanten Aktionstags Sperrmüll (siehe unten),
  • eine Weihnachtsfeier.

Menschen, die dabei helfen möchten, diese oder weitere Projektideen im Wohnhof in die Umsetzung zu bringen, werden gebeten, sich mit dem Quartiersmanagement Nördliche Johannstadt in Verbindung zu setzen. Da die Mittel des Wohnhoffonds für 2023 nur noch in der nächsten Beiratssitzung am 27.9.2023 vergeben werden können, bittet das Quartiersmanagement um die Einreichung von Projektanträgen bis 10.9.2023 und unterstützt gern bei der Antragsstellung.

Der Wohnhofbeirat beschließt die ersten Förderprojekte des Wohnhoffonds 2023 (Foto: Matthias Kunert)

Die Kita Tabaluga stellt sich vor und bietet Unterstützung an

Frau Hartmann von der Kita Tabaluga, gibt einen kurzen Einblick in die Arbeit der Kindertagesstätte, in der 160 Kinder betreut werden. Die Kinder wohnen großteils im Wohnhof, ihre Familien stammen aus 25 Ländern. Um der Sprachenvielfalt begegnen zu können, verfügt die Kita auch über arabisch, tschechisch, ukrainisch und englisch-muttersprachliche Pädagog*innen. Die Kita Tabaluga bringt sich in viele Aktivitäten im Stadtteil mit ein. U.a. wurde kürzlich gemeinsam mit “Wir sind Paten” ein von der Vonovia unterstützter Fahrradkurs durchgeführt. Auch hat die Kita die Antragstellung und einen maßgeblichen Teil der Organisation der Malstraße und des Martinsumzugs im vergangenen Jahr übernommen.

Gemeinsam wird im Anschluss unter anderem überlegt, ob und wie die Kita dazu beitragen kann, den Wohnhofbeirat und die damit verbundenen Mitwirkungsmöglichkeiten bei Familien mit Migrationshintergrund bekannter zu machen, da der Anteil der Haussprecher*innen mit Migrationsanteil bislang nur klein ist. Als erste konkrete Aktivität wird die Vorstellung des Wohnhofbeirats bei dem von der Kita ins Leben gerufenen Elterncafé ins Auge gefasst, das im September erstmals stattfinden soll.

Containerstandplätze an der Elisenstraße und Blumenwiese Gerokstraße werden umgestaltet

Den größten Teil der Sitzung machte wie immer der Austausch zum Umsetzungsstand der Bewohneranliegen aus. Die Vonovia stellte die Planungen zum Umbau der Containerstandplätze an der Elisenstraße 30/32 und 34/36 vor, die ähnlich der bereits umgestalteten Stellplätze an der Pfotenhauerstraße mit einer Umzäunung und Zuordnung zu den Hauseingängen sowie einer Erweiterung um blaue Papiertonnen einhergehen soll. Auf Wunsch aus dem Wohnhofbeirat wurden die Planungen inzwischen auch so umgestaltet, dass die vorhandenen Bäume an der Elisenstraße vollständig erhalten bleiben können.

Vorgestellt wurde zudem die bereits in der letzten Sitzung angesprochene Umgestaltung der Blühwiese an der Gerokstraße, die die Abzäunung von zwei Biotopen vorsieht, jedoch den unvermeidbaren Trampelpfad von der Straßenbahnhaltestelle in Richtung Rettungswache nun mit einbeziehen soll. Vorgesehen sind ähnlich des von Herrn Vogel über den Wohnhoffonds umgesetzten Projektes “Naturschutz und biologische Vielfalt” an der Elisenstraße auch Informationstafeln, die über die Funktion der Habitate informieren. Kontrovers diskutiert wurde die ursprünglich auf Wunsch der anliegenden Haussprecher*innen in die Planung aufgenommene Sitzecke. Zwar bestand weiterhin der Wunsch, die Biotope auch als Aufenthaltsort zugänglich zu machen. Aufgrund einer befürchteten nächtlichen Ruhestörung durch wohnhoffremde Menschen im Umfeld der Straßenbahnhaltestelle wurde jedoch beschlossen, die Sitzecke nicht an der Gerokstraße, sondern im Zuge der Umgestaltung der Containerplätze an der Hopfgartenstraße im Innenhofbereich zu realisieren. Eine entsprechende Planung wird von der Vonovia in der nächsten Beiratssitzung vorgestellt.

Herr Dietze und Herr Wuttke von der Vonovia informieren über die Planung der Wiesengestaltung an der Gerokstraße (Foto: Matthias Kunert)

Umsetzung der Bewohneranliegen kommt weiter voran

Wie in jeder Beiratssitzung, konnten Vonovia und Quartiersmanagement auch dieses Mal über Fortschritte bei der Umsetzung der Liste der Bewohneranliegen aus Hausversammlung und Beiratssitzungen berichten und zugleich neue Vorschläge zur Prüfung mitnehmen. So berichtete die Vonovia über die begonnene Fahrradbereinigungsaktion und die fortgesetzte Briefkastenbeschriftung. Zum Anliegen der Balkonkraftwerke wurde informiert, dass ein Nachrüsten der erforderlichen Balkonsteckdose nach Prüfung durch den Elektriker auf Mieterkosten möglich ist. Für den Hitzeschutz wird auf Anregung des Beirats gerade ein einheitlicher Vorschlag erarbeitet, der dann allen Mieter unterbreitet werden soll. Um wie aus dem Beirat angeregt der freien Zugänglichkeit der umgebauten Containerstandplätze entgegenzuwirken, wurde die Eingangstür des Containerstandortes Pfotenhauerstraße 20 testweise mit einem Knauf ausgestattet. Da häufig jedoch Kinder zum Müllentsorgen geschickt werden, denen die Eltern aus Verlustangst keine Schlüssel mitgeben, soll zunächst beobachtet werden, ob diese Maßnahme tatsächlich zur Verbesserung oder eher zur Verschlechterung der Sauberkeit des Standorts beiträgt.

Diskutiert wurde weiterhin über Möglichkeiten zur besseren Diebstahlsicherung der Fahrräder im Keller, etwa durch Ösen im Boden, festmontierte Stangen oder die Einführung von Fahrradkellerbenutzungschips. Zur Sicherung des erneut beschädigten Wandbilds im Durchgang wurde eine brandschutzgerechte Versiegelung gefunden, die aufgebracht werden soll.

Der Aktionstag Sperrmüll im zweiten Halbjahr konnte noch nicht mit der Stadtreinigung abgestimmt werden, soll aber an einem Samstag im Oktober stattfinden. Die Beiräte sprechen sich dafür aus, die gemeinschaftliche Keller- und Wohnungsentrümpelung mit einer kleinen Feier ausklingen zu lassen. Ein entsprechender Antrag für den Wohnhoffonds soll in die nächste Sitzung des Beirats eingebracht werden.

Das Quartiersmanagement berichtet über die Eröffnung der Lili-Elbe-Straße als neuen Aufenthaltsort auch für Jugendliche und die damit einhergegangene Vergrößerung des Altglascontainerstandorts an der südlichen Pfeifferhannsstraße hin. Auf Anregung aus dem Wohnhofbeirat habe das zuständige Amt für Stadtplanung und Abfallwirtschaft zudem die Abholfrequenzen der Containerstandplätze Gerokstraße / Hans-Grundig-Straße sowie Hopfgartenstraße veranlasst. im Hinblick auf die Schaffung aufsuchender Sportangebote für Jugendliche sei ein erstes Gespräch mit Sportjugend und Kinderschutzbund geführt worden. Der Kinderschutzbund, der ab 2024 von der Schokofabrik seine Jugendarbeit mobil gestaltet, habe signalisiert, die Sportinteressen von Jugendlichen erfragen und in Abhängigkeit davon sportliche Angebote in die mobile Jugendarbeit mit aufnehmen zu wollen.

Die nächste Sitzung des Wohnhofbeirats findet am 7. Juni 2023 von 17-20 Uhr statt.

>> Sitzungsunterlagen (Download PDF)

Das Protokoll zur Beiratssitzung wird nach Erstellung und Freigabe durch die Beiratsmitglieder auf den Sitzungsseiten des Wohnhofbeirats zum Download bereitgestellt. Hier finden sich auch Informationen zu allen früheren Beiratssitzungen. Die Beiratssitzungen sind öffentlich. Für eine Reihe von Hauseingängen werden Haussprecher*innen noch gesucht. Wer sich in die Beiratsarbeit mit einbringen möchte, kann sich gern beim Quartiersmanagement melden:

Stadtteilbüro im Johannstädter Kulturtreff (Obergeschoss)
Ansprechpartner: Matthias Kunert, Torsten Görg
Elisenstraße 35, 01307 Dresden
Tel. 0351-21961804
E-Mail: info@qm-johannstadt.de

Ein E-Lastenrad für den Wohnhof Hopfgartenstraße

eingestellt am 18.11.2022 von Bertil Kalex (Wohnhof Hopfgartenstraße), Headerbild: Zwei Wohnhofprojekte in einem Bild: Das Lastenrad vor der frisch hergerichteten Märchenpassage im Durchgang zum Bönischplatz. Foto: Bertil Kalex

Der Wohnhofbeirat Hopfgartenstraße hatte sich an der Ausschreibung für die Lastenräder des mittlerweile beendeten Projektes “Nachhaltige Johannstadt 2025” beteiligt und den Zuschlag für eines von vier neuen Lastenrädern für die Johannstadt bekommen. Zukünftig kann das Lastenrad gebührenfrei und auf Spendenbasis von Anwohner*innen des Wohnhofes und anderen Interessent*innen über das Lastenrad-Leihportal www.friedafriedrich.de ausgeliehen werden. Bis es soweit ist, sind noch einige Vorhaben umzusetzen.

Einen Namen für das Lastenrad – die Anwohner*innen des Wohnhofes sind zur Namensfindung aufgerufen

Eines der Vorhaben ist die Findung eines griffigen Namens für das Lastenrad. Einerseits, weil es mittlerweile Tradition ist, dass Dresdner Lastenräder im Verleih auf Namen wie “Wilde Hilde”, “Tretbert”, “Frieda” oder “Strowelin” hören. Andererseits, weil eine Bezeichnung wie “Lastenrad des Wohnhof Hopfgartenstraße” sehr sperrig und nicht einprägsam ist. Um einen gängigeren, einprägsamen Namen zu finden, ist die Anwohnerschaft des Wohnhofes zur Namensfindung aufgerufen. Der Wohnhofbeirat wird bei seiner nächsten Beiratssitzung am 1.12.2022 aus den eingesandten Namensvorschlägen den zukünftigen Namen des Lastenrades auswählen.

Das Lastenrad am zukünftigen Standort der Lastenrad-Fahrradbox. Der Untergrund ist schon geebnet und gepflastert.
Foto: Bertil Kalex

Das Lastenrad bekommt eine Garage

Ein weiteres Vorhaben ist die Errichtung einer Garage, genauer einer Lastenrad-Fahrradbox für das Lastenrad. Die Vonovia als Grundstückseigentümer und Vermieter der umliegenden Wohnungen stellt sowohl die Fläche als auch die Box inklusive erforderlicher Bau(vor)leistungen für die zukünftige Nutzung zur Verfügung. Sobald die Lastenrad-Fahrradbox errichtet und das Lastenrad im Portal www.friedafriedrich.de angemeldet ist, steht das Lastenrad zur Ausleihe zur Verfügung und der Wohnhof Hopfgartenstraße wird eine weitere Lastenrad-Leihstation in Dresden.

Erlweinpreis 2020: Ein Kommentar

eingestellt am 29.04.2022 von Bertil Kalex (Stadtteilverein), Headerbild: Das Gebäude von der Rückseite mit Blick in Richtung Stadtzentrum. Links vorn im Bild die Rückseite des "ADAC-Haus". Foto: Bertil Kalex

Bertil Kalex hat an der verschobenen Verleihung des Erlweinpreises 2020 teilgenommen. Der Johannstädter begeistert sich für das Preisträger-Haus und ordnet seine Bedeutung in einem persönlichen Kommentar ein. Was bedeutet Wohnen in der Johannstadt, welche Chancen gibt es? Und was heißt überhaupt “gutes Wohnen”?

Als kultur- und geschichtsinteressierter Johannstädter verfolgte ich den Bau des mit dem Erlweinpreis 2020 ausgezeichneten Gebäudes  und mir wurde sehr zeitig bewusst: Da entsteht ein großartiges Haus in der Johannstadt. Es ist nicht einfach, in der Johannstadt „angepasst“ zu bauen. Die Johannstadt weist eine sehr heterogene Gebäudesubstanz auf – Folgen der großen Zerstörungen durch die Bombenangriffe auf Dresden am 13./14. Februar 1945 (ca. 75 Prozent der Johannstadt waren zerstört), den darauffolgenden Wiederaufbaujahren in der Nachkriegszeit und dem DDR-Wohnungsbauprogramm ab den 1970er Jahren mit Einheitstypenbauten.

Das Gebäude von der Rückseite. Foto: Bertil Kalex

Eine gute Wahl

Östlich liegt der Fetscherplatz mit umgebender Blockrandbebauung. Südlich stehen fünfstöckige Nachkriegswohnhäuser mit Satteldächern. Westlich befindet sich ein Grünzug, der fast bis zur Neuen Synagoge reicht, flankiert von fünf- und zehnstöckigen Wohnzeilen mit Flachdächern, die sich scheinbar wahllos abwechseln, dabei frühere Wegbeziehungen und Sichtachsen versperren. Nördlich schließt sich ein zweistöckiger Flachbau an und in Sichtweite befindet sich ein 15 Stockwerke Punkthochhaus.

Der Architekt Peter Zirkel und seine Mitarbeiter*innen haben den baulichen Ist-Zustand im Gebiet sehr gekonnt aufgegriffen und formvollendet umgesetzt und offenkundig bin ich nicht der Einzige, der das so sieht. Die Bauherrin Wohnungsgenossenschaft Johannstadt eG (WGJ) hat mit der Beauftragung des Architekturbüros eine sehr gute Wahl getroffen.

Ein Gebäude, das sich sehen lassen kann

Steht man auf der Striesener Straße und blickt auf das Gebäude, fallen einem sofort die „runden Ecken“ und die gelbe Klinkerfassade auf. Die abgerundeten Ecken und der Ansatz zur Blockrandbebauung stellen für mich eine Reminiszenz früherer Vorkriegsbebauung der Johannstadt dar. Eine Mischung aus Expressionismus und Neuem Bauen. Ein sehr bekanntes Gebäude aus der Zeit des Expressionismus ist der Einsteinturm in Potsdam.

Erlweinpreis 2020: Der Preisträger. Wohn- und Geschäftshaus Striesener Straße 31 – 33. Ansicht von vorn. Foto: Bertil Kalex

Die gelbe Klinkerfassade stellt einen Bezug zum, in Dresden sehr oft verbauten, Sandstein dar. Ist jedoch viel kostengünstiger und etwas nachhaltiger, da die Klinker aus sandigen Nossener Lehm gebrannt sind. Der „Turm“ des Gebäudes korrespondiert einerseits mit dem sich in Sichtweite befindlichen Punkthochhaus und bildet andererseits einen gelungenen Abschluss des sich westwärts befindlichen Grünzuges.

Tritt man näher an das Gebäude heran, fällt einem auf, dass sich die „runden Ecken“ im Detail, den seitlichen Einfassungen der Fenster sowie in den Eingangsbereichen, fortsetzen. Ebenfalls auffällig die strukturierte Fassade, die sich abwechselnden Erhöhungen und Vertiefungen, über die beiden untersten Gebäudeetagen.

Das Zusammenspiel aller Fassadengestaltungselemente, die „runden Ecken“, die Struktur sowie die natürlich bedingten, unterschiedlichen Gelbtöne der Klinker, nimmt dem Gebäude die Brutalität, die Wucht, die Gebäude dieser Größenklasse (leider) üblicherweise aufweisen. Es spielt förmlich mit den Betrachtenden, als ob es sagen wollte: „Kommt näher und tretet ein“. In die öffentlich zugänglichen Räumlichkeiten, das Café, die Kantine und das Ladenlokal, lohnt es sich einzutreten und man wird bald feststellen: Hier war man garantiert nicht zum letzten Mal.

Was heißt „gut und sozialverträglich bauen“?

Die Idee vom Zentrum für Baukultur Sachsen, die Preisverleihung des Erlweinpreis 2020 mit einer Dialog-Veranstaltung zu kombinieren, war richtig und ist wichtig. Die Themen rund ums Bauen gehören in die Öffentlichkeit, denn es betrifft alle Menschen irgendwie: als Mieter*in, als Grundstücksbesitzer*in, als Bauherr*in, als Gewerbetreibende etc. Leider waren zu der Dialog-Veranstaltung im Anschluss der Preisverleihung, die die Zeitdauer der gesamten Veranstaltung um zwei Stunden überzogen hat, nur die Insider, also Architekt*innen, Bauherr*innen, Investor*innen und Stadtplaner*innen, anwesend.

Das ist bedauerlich, dennoch, der Anfang ist gemacht. Der extra für die Dialog-Veranstaltung eingeladene und angereiste Berliner Architekt Tim Heide, u.a. Integratives Bauprojekt am ehemaligen Blumengroßmarkt (IBeB), wies völlig zurecht darauf hin, dass das Bauwesen aus seiner „Blase“ herausmuss und sich offenen Debatten in jeder Planungs- und Bauphase stellen muss.

Erlweinpreis 2020: Tim Heide (l.) und Dr. Tom Schoper (r.) setzen ihren, auf dem Podium begonnenen, “Dialog” als lockeres Tischgespräch mit einem geladenen Gast fort. Foto: Bertil Kalex

Nicht nur vor geladenen Teilnehmer*innen mit genügend Hintergrundwissen und/oder Interesse, sondern explizit potenzielle Nutzer*innen der zu bauenden bzw. zu sanierenden Gebäude miteinbeziehen. Die Themen Nachhaltigkeit und Sozialverträglichkeit beim Bauen sind da nur einzelne Bausteine. Tim Heide hinterfragt grundsätzliches (beim Bau) und das ist gut so. Er moniert die umfangreicher werdenden, ohnehin schon komplexen und dabei immer schwerer zu verstehenden Bauvorschriften im Baurecht.

Und das Ganze auf drei Ebenen: im Bund, auf Landesebene und bei den Kommunen. Ständig kommen neue Vorschriften hinzu, ohne dass frühere Vorschriften auf ihre Gültigkeit geprüft werden. Wenn selbst ein Fachmann schon am Verzweifeln ist, wie ergeht es dann jenen, die sich eigentlich nur ihren Traum vom eigenen Heim erfüllen wollen und keine vertieften Kenntnisse des Baurechts besitzen? Für viele endet das nicht selten in einem Albtraum und juristischem Dauerstreit.

Der Dialogpartner von Tim Heide war der Dresdner Architekt Dr. Tom Schoper und stellte die Frage in den Raum: Was bedeutet eigentlich „sozialverträglich Bauen“? Laut Lexika: die Bedürfnisse von Bewohner*innen(gruppen) unterschiedlicher sozialer, kultureller, ethnischer und/oder religiöser Herkunft in einem Gebäude zu vereinen. Salopp gesagt: Vermögende und Arme bzw. Armutsgefährdete unter einem Dach. Einfacher gesagt als getan. Weshalb in vielen Städten – in Teilen gehört auch Dresden dazu – ganze Wohnquartiere von einer Bewohner*innengruppe dominiert werden.

Gutes Wohnen als Grundrecht

Die Gründe für diese Entwicklung sind vielschichtig, ein wesentlicher Punkt dürften jedoch die unterschiedlichen Grundstücks- bzw. Mietpreise sein. Die einen können es sich eben aussuchen, wo sie wohnen wollen. Die anderen müssen mit dem Vorlieb nehmen, was sie sich finanziell leisten können. Oder schlimmer, ihnen kann von Amtswegen (Sozialämter, Jobcenter etc.) Wohnraum zugewiesen werden, was ein klarer Verstoß gegen Artikel 11 Absatz 1 des Grundgesetzes wäre. Der gewährleistet das Grundrecht der Freizügigkeit, somit der freien Wohnortswahl. Was nutzt einem dieses Recht, wenn diesem kein „Recht auf Wohnen“ vorangestellt ist? Für arme und armutsgefährdete Menschen jedenfalls nicht viel. Um sozialverträgliches Bauen, dass dieser Bezeichnung gerecht wird, umsetzen zu können, ist es notwendig dem Grundgesetz das Grundrecht auf Wohnen hinzuzufügen.

Das löst die Probleme am Wohnungsmarkt nicht mit sofortiger Wirkung in Luft auf, kann jedoch sehr effektiv einer zunehmenden Gentrifizierung in den Wohnquartieren entgegenwirken. Jedenfalls juristisch sicherer als so manche Mietpreisbremse.

Neues sammelt sich um und auf dem wiedereröffneten Bönischplatz Foto: Anja Hilgert

Natürlich hat sich in den letzten Jahren schon einiges bewegt, was öffentliche Beteiligungsformate bei Stadtplanung und Stadtgestaltung betrifft. Doch es ist mehrheitlich auf städtische Vorhaben beschränkt und die Beteiligung auf eher kosmetische Einflussnahme wie Fassaden-, Farb- und/oder Umgebungsgestaltung, Straßenbegrünung, Art und Anzahl der Stadtmöbel etc. reduziert. Außerdem entsteht aus den Beteiligungsergebnissen kein eindeutiges Beschluss- und Umsetzungsverfahren, sondern nur ein grobes Orientierungskonzept.

Es kann so umgesetzt werden, muss aber nicht. Da muss unbedingt noch nachgebessert und vertieft werden, insbesondere wenn man Personengruppen erreichen möchte, die bisher nicht an Beteiligungsformaten teilgenommen haben. Dazu ist nicht nur „die offene Debatte“ im Bauwesen notwendig, sondern der Bausektor als Ganzes muss transparenter und demokratischer werden. Gerade die private Wohnungswirtschaft hat da erhebliche Defizite.

Was fehlt, ist Mitbestimmung

Es geht in erster Linie nicht nur um Geschäftsberichte und/oder Mitbestimmungsrechte der Beschäftigten. Das ist soweit schon vorhanden. Was fehlt, ist die Mitbestimmung zukünftiger wie gegenwärtiger Mieter*innen bzw. Nutzer*innen bei Planungs- und Bauphasen im Wohnungsbau. Einige Wohnungsgenossenschaften, so auch die Wohnungsgenossenschaft Johannstadt eG (WGJ), haben einen Mieter*innenrat. Seit 21.04.2022 hat nun auch die Vonovia dank eines Modellprojektes ihren ersten Mieter*innenrat, den Wohnhofbeirat Hopfgartenstraße. Das ist in zweierlei Hinsicht ein Novum. Es ist der erste Mieter*innenrat in Dresden außerhalb einer Wohnungsgenossenschaft und es ist das erste Mietergremium bundesweit, das einem privatwirtschaftlichen Wohnungsunternehmen beigeordnet ist. Man darf gespannt sein (ich bin es jedenfalls), was sich daraus entwickelt.

Wohnhofbeirat und Wohnhoffonds ermöglichen ein Frühlingserwachen im Wohnhof mit Mitteln zum Beleben von mehr Lebensqualität Foto: Anja Hilgert

Wir sollten uns alle, Mieter*innen im Besonderen, mehr fürs Wohnen interessieren. Und das nicht nur auf die „Lage, Lage, Lage …“ und „der Preis ist heiß“ reduziert. Diese Slogans sollten dahin wandern, wo sie hingehören: Ins Museum für ausgediente Werbesprüche. So wie es für viele Menschen wichtig geworden ist, wo ihr Essen und ihre Kleidung herkommen bzw. wie diese produziert wurden, so sollte auch die Art und Weise des Wohnens, die Nachhaltigkeit im Wohnungsbau bzw. bei der Sanierung von Altbauten, der Wohnraumgestaltung und -ausstattung, des gemeinschaftlichen Miteinander in den Wohnhäusern etc. stärker in den Fokus rücken.

Ein Beispiel. Die Hälfte sämtlicher Wohnungen in Dresden – in der Johannstadt sogar etwas mehr – wird von Menschen allein bewohnt. Die wenigsten von denen tun das aus freien Stücken. Wären da nicht gemeinsam nutzbare Küchen in der Wohnhausetage ein Mittel für mehr gelebtes Miteinander und besseres Kennenlernen, statt jedem Single seine eigene Küche zu belassen? Der freigewordene Platz der dann überflüssig gewordenen Küche könnte anderweitig Verwendung finden.

Bertil Kalex,
Johannstädter