Johannstadt hat ein neues Naturdenkmal: Zerr-Eiche auf dem Trinitatisplatz

eingestellt am 29.02.2024 von Andrea Schubert (Stadtteilverein), Headerbild: Zerr-Eiche am Trinitatisplatz, Frühjahr 2022. Foto: Bertil Kalex

Eine Zerr-Eiche (Quercus cerris) auf dem Trinitatisplatz ist jetzt neues Naturdenkmal. Damit hat die Untere Naturschutzbehörde der Landeshauptstadt Dresden ein besonders ausgeprägtes Exemplar dieser Baumart unter Schutz gestellt.
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Große Elbwiesenreinigung findet wieder statt

eingestellt am 28.03.2022 von Anja Hilgert (ZEILE), Headerbild: Blick von der zukünftigen Spielfläche in Richtung Elbe. Foto: Stadt Dresden

 

Aufgrund der immer noch anhaltenden Corona-Pandemie wird es bei der Elbwiesenreinigung in diesem Jahr keine Treffpunkte vor Ort und keinen Imbiss geben. Das Amt für Stadtgrün und Abfallwirtschaft schickt allen Helfer*innen aber per Post große und kleine Arbeitshandschuhe sowie Müllsäcke für den Einsatz zu.

 

Am Sonnabend, 9. April 2022, startet die Dresdner Elbwiesenreinigung, nachdem sie in bisheriger Tradition zwei Jahre aufgrund der Corona-Pandemie ausgefallen ist.
Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen freut sich auf rege Beteiligung: „Das Frühjahr beginnt und es zieht uns alle wieder nach draußen in die Natur. Wir wollen in diesem Jahr die Tradition fortsetzen. Von 9 bis 12 Uhr können alle mithelfen, das 30 Kilometer lange Gebiet beidseitig der Elbe, zwischen Kaditz und Zschieren, von Abfällen und Schwemmgut zu befreien. Die Elbwiesen sind ein Schatz, den wir gemeinsam schützen können.“

 

Gemeinschaftliches Zupacken am Flussufer

Wer am Sonnabend vor Ostern, 9. April 2022, von 9 bis 12 Uhr teilnehmen möchte, allein, in Familie, mit Firmen, Schulen und Gästen der Stadt die Elbwiesen auch auf der Johannstädter Seite von Unrat und Schwemmgut zu befreien, wird gebeten, sich bis zum Donnerstag, 31. März 2022, per Mail an elbwiesenreinigung@dresden.de anzumelden. 

Bei der Anmeldung werden daher folgende Informationen benötigt: gewünschter Einsatzort an der Elbwiese, Anzahl der teilnehmenden Personen (Erwachsene/Kinder) sowie Anschrift für den Versand der Arbeitsmaterialien. Die gefüllten Abfallsäcke können am Aktionstag am Rand des Elberadweges abgestellt werden. 

 

Blick vom Thomas-Müntzer-Platz auf die Johannstädter Elbwiesen, Foto: Bertil Kalex

 

Weckruf zum Aufruf

Auch wenn die Reinigungsaktion im offiziellen großen Stil ausgefallen ist, tragen inzwischen viele Anwohnende auch übers ganze Jahr hinweg Sorge für die Reinhaltung der Elbufer. Regelmäßig sind Spaziergänger*innen zu sehen, die mit Tüte bestückt, sich allgegenwärtig bücken und verstreut liegengebliebenen Müll aufsammeln. Besonders Blechbüchsen, Plastik und Gummiteile finden sich erstaunlich oft in den Sträuchern verfangen. Kronkorken und Grillschalen zeugen davon, wie gern die Elbwiesen für Freizeit, Feiern und Vergnügen genutzt werden. …die Saison beginnt mit den nun länger hell bleibenden Abenden gerade wieder.
Nicht allen ist bewusst, wie sehr die allseits beliebten Naturräume angewiesen sind auf schonende und achtsame Benutzung, wenn sie erhalten und lebendig bleiben sollen.

Die Reinigungsaktionen sind insofern ein von der Stadt groß angelegter, organisierter Rück-Ausgleich für eine möglicherweise zunehmende, um sich greifende Achtlosigkeit dem Lebensraum gegenüber. Mit dem allgemeinen Aufruf zur Elbwiesenreinigung ist somit der Weckruf verbunden, sich vielleicht kurz nur wach zu rufen, was die Nähe zur Natur  inmitten der Stadt uns eigentlich bedeutet und das Verhalten dementsprechend anzupassen.

 

 

Flanieren und Entspannen in den Elbwiesen  Foto: Anja Hilgert

 

 

Unterstützung für selbstorganisierte Putzaktionen

Interessenten können das ganze Jahr über auch eigene Putzaktionen für öffentliche Flächen im Stadtgebiet organisieren. Die Stadt stellt dazu ebenso Arbeitshandschuhe und Müllsäcke zur Verfügung und holt die eingesammelten Abfälle ab. 

Die Aktion sollte mindestens fünf Werktage vorher per Mail an putzaktionen@dresden.de mit Informationen zur Lage der Fläche, gewünschtem Termin, erwartete Teilnehmeranzahl sowie Kontaktdaten des Organisators angemeldet werden. Das für die Fläche zuständige Stadtbezirksamt beziehungsweise die Ortschaftsverwaltung setzt sich dann mit dem Absender in Verbindung, um alles weitere abzustimmen. 

 

Elbwiesenreinigung 2022

  • am 9. April zwischen 9 und 12 Uhr
  • Anmeldung bis 31. März bitte via elbwiesenreinigung@dresden.de
  • Weitere Informationen: www.dresden.de/elbwiesenreinigung

 

 

Wirbel um Feuerwerke am Johannstädter Elbufer

eingestellt am 23.07.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Der Himmel hat es zum Jahresende vorgemacht: Nachhaltige, stille, unvergleichliche Pracht. Foto: Philine Schlick

Derzeit kursiert eine Petition in der Johannstadt, die sich gegen Feuerwerke am Käthe-Kollwitz-Ufer richtet. Diese wurden im Rahmen von Feierlichkeiten in der Elblounge Johann abgefeuert. Chefin Laura Girke zeigt sich gegenüber den Beschwerden verständnisvoll.

Am Freitag waren bei der Petition “Stoppt die Feuerwerke in Dresden Johannstadt” 328 von 500 nötigen Unterschriften zusammengekommen. Bürger*innen richten sich mit der Kampagne an das Umweltamt Dresden. Der Grund: In den vergangenen Wochen fanden in der Elblounge Johann Veranstaltungen statt, bei denen es knallte und blitzte. Ein malerisches Feuerwerk gehört eben für viele zum festlichen Anlass dazu.

Die Wiese vor dem “johann” ist öffentlicher Bereich. Foto: Philine Schlick

Anwohner*innen sehen die lautstarken Funkenregen besonders im Sinne des Naturschutzes kritisch. “Für die wildlebenden Tiere (in unserem Hof sind beispielsweise viele Fledermäuse und auf den Bäume schlafen zahlreiche Krähen, Tauben, Elstern und Spatzen), die Enten usw. an der Elbe oder aber für Hunde in den Haushalten bzw. für Hunde die gerade Gassigehen muss dieser Höllenlärm eine Qual sein!”, heißt es in dem Aufruf. Aber auch für Menschen sei der Widerhall in den Häuserzeilen und die Dauer der Knallerei belastend.

Elblounge-Chefin verspricht vertragliches Verbot

Am 14. Juli wurde auch ein Feuerwerk mitten in der Woche festgestellt. Laura Girke, Geschäftsführerin der Elblounge, bestätigt das auf Anfrage der Stadtteilredaktion: “Letztens war ungewöhnlicherweise am Mittwoch eine Hochzeit und die hatten leider auch ein Feuerwerk. Davon wussten wir nichts und haben im Grunde auch keine Handhabe dagegen, weil diese völlig autark von uns bei der Stadt anzumelden sind. Diese hatte es genehmigt, die Polizei hatte die Unterlagen geprüft”, erklärt sie.

Laura Girke vom Restaurant “johann”. Foto: Philine Schlick

Für den Unmut der Bürger*innen hat sie vollstes Verständnis und will handeln: “Falls mal wieder eine Hochzeit in der Woche stattfindet, werden wir vertraglich Feuerwerke verbieten.”

Petition könnte generelles Verbot anschieben

Für generelle Genehmigung von Feuerwerken am Elbufer dagegen sieht sie die Stadt Dresden in der Verantwortung: “Am Ende müssen uns die Gäste leider ja auch gar nicht informieren, da die Wiese vorm Haus öffentlicher Bereich ist. Wie entschuldigen uns nochmal sehr für den Mittwoch!”

Das Umweltamt selbst hatte die Petition als Handhabe empfohlen. Ob es eine komplette Eindämmung von Feuerwerken am Elbufer geben könnte, werde geprüft, heißt es in der Petition.

Feuerwerke in der Johannstadt?

Vogelhochzeit in der Johannstadt

eingestellt am 24.01.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Futterhaus "Zur Vogelhochzeit". Foto: Philine Schlick

Die Vogelhochzeit am 25. Januar ist ein sorbischer Brauch, der auch in der Oberlausitz zelebriert wird. Der Legende nach bedanken sich die Vögel mit Süßigkeiten von ihrer Hochzeit dafür, dass sie im Winter Futter erhalten. Ein guter Tag, um sich der Bedeutung unserer gefiederten Nachbarschaft bewusst zu werden.

Vogelhochzeit, das war für uns Kinder wie eine verspätete Sternschnuppe aus der schon längst vergangenen Weihnachtszeit. Am Morgen (immer noch dunkel und kalt) stand ein Teller Süßigkeiten auf dem Fensterbrett. Darauf lagen “Schmätzchen” – eingefärbte Baiser-Vögel -,  gezuckerte Vögel aus Teig und Vogelnester aus Keks und Nugat, gefüllt mit bunten Zucker-Eierchen. Ein Brauch irgendwo zwischen Nikolaus und Ostern, auch kalendarisch betrachtet.

Gut getarnt auf grauem Stein: Ein kleiner Schwarm Spatzen auf Futtersuche. Foto: Philine Schlick
Gut getarnt auf grauem Stein: Ein kleiner Schwarm Spatzen auf Futtersuche. Foto: Philine Schlick

Schmätzchen zum Hochzeitsfest im “grünen Walde”

Mit dem süßen Teller sollen sich die Vögel der Erzählung nach dafür bedanken, dass sie im Winter gefüttert werden. Sie teilen das Festtags-Bankett ihrer Hochzeitsfeier mit den Menschen. Den Bund der Ehe gehen alljährlich Amsel und Drossel ein und laden sämtliche Vögel zur Feier. Jeder trägt ein Geschenk bei – so berichtet es auch das beliebte Lied “Ein Vogel wollte Hochzeit machen.”

Im Kindergarten wurde diese Zeremonie mit Verkleidungen nachgestellt, wobei es selbstredend beliebte und unbeliebte Vogelrollen gab. Ich zum Beispiel war über die Rolle des Storches damals nur halbherzig erfreut, versuchte meinem Spiel aber mutig Charakter zu verleihen …

Sehet die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater nährt sie doch. Matthäus 6.26

In Anbetracht des Artensterbens ist die Versorgung der Wildvögel wichtiger denn je. Früher mahnte die Großmutter, die Vögel im Sommer nicht zu füttern, “damit sie die Futtersuche nicht verlernen.” Heute bitten Naturschutz-Initiativen inständig darum, weil es zu wenige Insekten und Pflanzensamen gibt, als dass die Vögel sich davon ausreichend ernähren könnten.

Gänse am winterlichen Fährgarten. Foto: Philine Schlick
Gänse am winterlichen Fährgarten. Foto: Philine Schlick

Wer wird Vogel des Jahres?

Besonders schwer hatte es 2020 die Blaumeise, deren Population durch das Bakterium Suttonella ornithocala um mehrere Tausend Exemplare dezimiert wurde. Das berichtet der Naturschutzbund Sachsen (NABU). Der NABU lobt regelmäßig die Wahl zum Vogel des Jahres aus: Die zehn Finalisten stehen seit einer Woche fest. Neben der Blaumeise sind weitere “alte Bekannte” aus der Johannstadt darunter.

Alle Vögel sind schon da

Zu Wahl stehen die polarisierende Stadttaube, die Frühlingsbotin Amsel, das singfreudige Rotkehlchen, die virtuose Feldlerche, der bedrohte Goldregenpfeifer, der “fliegende Edelstein” Eisvogel, der vorwitzige Haussperling, der auffällige Kiebitz und die flinke Rauchschwalbe. Die Porträts hat der NABU auf seiner Seite zusammengestellt.

Während auf die Stadttauben oft geschimpft wird, wird der blauschillernde Eisvogel am Elbufer bei der Fischjagd als Sensation gehandelt. Doch genau betrachtet haben die Tauben ein ebenso leuchtendes, einzigartiges Federkleid.

Tauben sitzen auf dem Schornstein der ehemaligen Schokofabrik. Foto: Philine Schlick
Tauben sitzen auf dem Schornstein der ehemaligen Schokofabrik. Foto: Philine Schlick

Die ungeliebte Taube

Stadttauben sind durch den Menschen kultiviert worden. Sie stammen von verwilderten Haus- und Brieftauben ab. Ihr “Brutzwang” ist angezüchtet. Durch ihre Abstammung von der Felsentaube bevorzugen sie flache, steinerne Vorsprünge zum Brüten. Diese finden sie an Häuserfassaden und machen sich damit regelmäßig unbeliebt.

Um ihre Population einzudämmen und sie damit vor Hunger und Verletzungen zu schützen, kümmern sich Vereine darum, dass Tauben kontrolliert brüten. Ihnen werden Brutstätten zur Verfügung gestellt und die Eier gegen Ton-Eier ausgetauscht. So übernehmen Engagierte Verantwortung für das “menschengemachte” Problem, unter dem die Tiere ebenso leiden.

Schwalbennester an einem Hauseingang. Foto: Philine Schlick
Schwalbennester an einem Hauseingang. Foto: Philine Schlick

Winteraktiver Spatzen-Schatz

Während die Schwalben, in diesem Fall allerdings Mehlschwalben, erst im Frühjahr in die Johannstadt in ihre Nester zurückkehren, hüpft der Sperling das ganze Jahr um die Häuser. In braun-gesprenkelten Schwärmen schwatzen und tschilpen die kleinen Vögel, sodass die Straßen auch im Lockdown nicht still schweigen. Eine Regenwolke? Ungewöhnlicher Durchgangsverkehr? Es liegt was in der Luft? Die Spatzen pfeifen es von den Dächern!

Ein Haussperling in der Fassadenbegrünung. Foto: Philine Schlick
Ein Haussperling in der Fassadenbegrünung. Foto: Philine Schlick

Unsere gefiederten Nachbarn zieren unseren Alltag nicht nur mit Farbe und Gesang. Sie picken Insekten, verbreiten Samen und leisten damit einen Beitrag zum ökologischen Gleichgewicht. Wo sie flattern, zeigen sie Leben an.

Ein Vogel wollte Hochzeit machen
in dem grünen Walde.
Fidirallala, fidirallala,
fidirallalalala.

Die Sympathien von Seiten des Menschen sind in Bezug auf das Leben um ihn herum meist sehr eigennützig verteilt. Die Vogelhochzeit ist ein Tag, der daran erinnert, dass es Symbiosen und Lebensrealitäten jenseits der menschlichen gibt. Und dass zur Vogelhochzeit alle ihren Beitrag leisten – vom Fink über die Eule bis zur Taube (“die bringt der Braut die Haube”). Fehlte ein Vogel, wäre die Feiergesellschaft nicht komplett.

Vogelprojekte in der Johannstadt

Auf Wohnungssuche für Mehlschwalben – Ein Nisthilfe-Projekt in der Johannstadt

eingestellt am 28.11.2020 von Anja Hilgert (ZEILE), Headerbild: Gut verträgliche Nachbarschaft von Schwalben und Menschen Foto: Anja Hilgert

Kunstnester sind von Menschen geschaffene Nester zum Beispiel für Mehlschwalben, um sie zu beheimaten. Mehlschwalbenkunstnest, ist ein Wort, das man sich über die Lippen rinnen lassen kann, um der Bedeutung auf die Spur zu kommen.
Denn obwohl Schwalben die Nähe zu Menschen suchen und sich im städtischen Raum heimisch machen, finden sie in unseren Städten immer seltener die Lebensbedingungen mit den Baumaterialien und den Brutmöglichkeiten, die sie zum Überleben brauchen. Der Bestand der Schwalben ist rückläufig.

Die Kunst des Nestbaus – Nisthilfe für Schwalben

Jedes Jahr klingt der Ruf: „Die Schwalben sind zurück“ wie ein magischer Spruch und ist es auch, denn er macht den Einzug des Frühlings gewiss. Dann beginnen die Schwalben, aus ihrem Winterquartier südlich der Sahara zurückkehrend, bei uns mit dem Nestbau: Aus Ton und Lehm bauen sie ihre rundlichen Höhlen, die auf Vogelflughöhe an Hauswänden haften. Sie betreiben eine regelrechte Kunst des Nestbaus, die allerdings rar geworden ist.

Nun ist also Zeit, im Stadtteil vorzusorgen: Für die Rückkehr und hiesige Beheimatung der Schwalben nach diesem Winter.

Diesem Gedanken folgte Robert Arndt, der in der Johannstadt das Projekt ins Leben gerufen hat, Nistkästen für Mehlschwalben im Stadtteil zur Verfügung zu stellen. Das Anbringen von Nisthilfen kann lokal zu Bestandsverbesserungen bei den Schwalben führen. Um die Idee zum Schutz der Zugvögel bei uns umzusetzen, erhielt er die eindeutige Zustimmung des Johannstädter Stadtteilbeirates und Fördergelder aus dem Stadtteilfonds.

Beratende Unterstützung findet das Johannstädter Förderprojekt bei der Beauftragten für Umweltschutz mit Schwerpunkt Naturschutz und Ökologie des NABU Regionalverband Meißen-Dresden. Marion Lehnert arbeitet seit 23 Jahren professionell in der Vermittlung naturschutzrelevanter Themen und hat sich mit dem Projekt „Artenschutz an Gebäuden“ die Umsetzung von Naturschutz in der Stadt vorgenommen.

Ihre Nester haben die Zugvögel an den Häusern für die Rückkehr  hinterlassen Foto: Anja Hilgert

Ungewusst oder ungewollt – der Vogelbestand wird zurückgedrängt

Durch verstärkte Sanierung und Wärmedämmung von Gebäuden gehen den Tieren ihre Quartiere verloren. Meist ungewusst oder ungewollt wird damit der Bestand vor allem der Schwalben und Mauersegler zurückgedrängt.

Schwalbenarten sind jedoch sehr standorttreu und kehren vorzugsweise jahrelang an dieselben Plätze zurück. Robert Arndt wirbt dafür, dass sich Johannstädter*innen einsetzen, ihr Haus schwalbenfreundlich zu machen. Noch zehn Nistkästen sind im Rahmen des Projektes frei Haus zu vergeben. Und Marion Lehnert stellt in Aussicht: „Wenn Eigentümer*innen die Mehlschwalbenkunstnester anbringen, können wir als NABU Regionalverband ihnen auch die Schwalbenplakette verleihen.“

Die bestellten Nistkästen sind ein Naturschutzprodukt, das denjenigen, die sich am Projekt ‚Nisthilfe in der Johannstadt‘ beteiligen, zur Verfügung gestellt wird, zum mietfreien Wohnen für Schwalben! Laut Hersteller halten die Kästen ein Leben lang. Für die Johannstädter Mehlschwalben handelt es sich um die Variante mit einer Fluglochgröße von 28mm und 32mm, für die Vögel, die eine freie Einflugmöglichkeit brauchen.

 

Schwalbennisthilfe im Doppelpack: 3,5 kg schwer, Breite 38cm x Höhe 12 cm x Tiefe 15cm  Foto: Susi Jaeschke

Das A und O der guten Befestigung

Die Kästen sind aus Holzbeton und daher reichlich schwer. Das A und O ist also eine gute Befestigung.
Eigentlich wollte Robert Arndt anbieten, bei der Befestigung mitzuhelfen, aber durch Corona sind Wohnungs- bzw. Balkonbesuche nicht möglich. „Wir geben von Weitem viele Infos an die Hand“, sagt seine Frau Susi Jaeschke und erklärt, dass unterstützende Beratung dennoch gut möglich ist: „Einige Leute haben Bilder vorab geschickt, ob ihr Platz, den sie vorgesehen haben, für einen Nistkasten geeignet ist und wenn ja, welcher.“

Marion Lehnert meint, es kann gut und gerne zwei oder drei Jahre dauern, bis die Kästen angenommen werden. Sollte es an einem Aufhängungsort gar nicht klappen, dann ist ein Platzwechsel angezeigt.

Es gibt einfache Faustregeln…. Mindesthöhe zwei bis drei Meter. Wenn es keinen Vorzugs-Nistplatz gibt, weichen die Vögel unmittelbar auf das nächstliegende Angebot aus. Ganz wichtig: Der Kasten darf auf gar keinen Fall Mittagssonne abbekommen. Sonst kollabiert die Brut in der Hitze und stirbt.

Holzbeton ist eine Materialmischung, die Witterungseinflüssen sowohl bei Kälte aber auch bei Hitze standhält. Zudem ist es pflegeleicht. Bereits kochendes Wasser genügt, um die Kästen zu reinigen. Die Nist-Pat*innen müssten im Oktober die Kästen, die benutzt wurden, reinigen. In der Natur würden die Nester nach zwei bis drei Jahren von alleine abbrechen und herunterfallen. Die Vögel würden an derselben Stelle im Folgejahr neu bauen. Das Gute in der Natur: Mit dem Nest fallen auch die verbliebenen Parasiten herunter. Das muss bei den Kunstnestern der Mensch mit übernehmen. Mit dem Reinigen reduziert man den Parasitendruck auf die Brut im nächsten Jahr.

Die Nisthilfe-Initiative läuft an

Die Anregung zum Anbringen von Schwalbennistkästen stößt im Viertel bereits auf Resonanz: In der WGJ (Wohnungsgenossenschaft Johannstadt eG) wird von einem Außenmitarbeiter nach passenden Stellen an den Häusern geforscht. Hier hat man mit seltenen Vogelarten, die ihr Zuhause bei der Wohnungsgenossenschaft suchen, bereits Erfahrung. An einem Haus in Elbnähe lebt derzeit ein Falke. Der wiederum ist das Ausschlusskriterium, dort auch Schwalben zum Nisten anzuregen, denn der Nachwuchs wäre sogleich ein gefundenes Fressen.

Auch der Abenteuerspielplatz (ASP Johannstadt-Altstadt) auf der Silbermannstraße bekundet Interesse an dem Nisthilfe-Projekt, um insbesondere Kinder miteinzubeziehen bei der Quartiersuche für die Zugvögel des kommenden Frühlings.

Private Hauseigentümer taten sich dagegen noch schwer. Manche scheuen, für die Vögel ein Loch in die Hausfassade zu bohren. Gerade bei Hauseigentümern sind Schwalben als Mitbewohner nicht sonderlich beliebt – wegen des Kots und der Spuren, die er möglicherweise am Gemäuer hinterlässt.

Ich erinnere mich, als ich Kind war, zählten schmale Bretter unter den aneinandergereihten Schwalbennestern zur Optik der Häuser dazu. Das Zusammenwohnen mit den Tieren, die dicht bis an die Häuser herankamen, war, wie mit Haustieren, hier selbstverständlich.
Gegen unliebsame Spuren an der Wand würden Kotbretter auch unter städtischen Nistplätzen gut helfen.

Mehlschwalben  – sie gehören mit ihrem weißen Bauch, den spitz zulaufenden, bläulich schimmernden schwarzen Flügeln und dem typischen gegabelten Schwanz zu den bekannteren Vögeln in der Stadt. Sie beheimaten sich gerne an Aussenwänden von Gebäuden, an Mauervorsprüngen, und unter Giebeln und Balkonen. Ihr pfeifendes Rufen während waghalsiger Flugmanöver zwischen den Häuserzeilen gehört in der Johannstadt fest zum Sommer dazu.

Zehn Nesthilfe-Kästen sind derzeit noch zu vergeben.

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