Hiobsbotschaft für die 101. Oberschule und das Gymnasium Dresden Johannstadt: Presseberichten zufolge soll der Neubau der 101. Oberschule auf der Cockerwiese verschoben werden. Im Haushalt sei die Finanzierung nicht verankert.
So berichtete die Dresdner Neueste Nachrichten am 24.9. und zitierte aus der sogenannten „Liste der Grausamkeiten“ für den neuen Doppelhaushalt der Landeshauptstadt für 2025 und 2026 von Oberbürgermeister Dirk Hilbert.
Eine Verschiebung des Neubaus an der Cockerwiese hätte dramatische Auswirkungen auf beide Schulen, die 101. Oberschule „Johannes Guttenberg“ und das Gymnasium Dresden Johannstadt (GDJ), an der Pfotenhauerstraße. Beide Schulen brauchen den Neubau dringend, um das Platzproblem zu lösen. Spätestens ab 2028 ist der Schulstandort für beide Schulen zu klein und selbst bis dahin sind die Bedingungen schon schwierig und es müssten Einschränkungen im Unterricht hingenommen werden. Ursprünglich war die Eröffnung des Standortes Cockerwiese für 2025 geplant.
Die Schulleiterin der 101. Oberschule, Frau Dressel-Zagatowski, schildet die Folgen für die Schule gegenüber johannstadt.de so:
„Die Schulgemeinschaft fühlt sich immer mehr vernachlässigt durch solche Entscheidungen. Die Schülerinnen und Schüler der 101.Oberschule kommen nicht aus der Mitte der Gesellschaft. Wir versuchen Demokratiebildung und Integration zu generieren. Das wird mit einer solchen Entscheidung konterkariert. Was soll die Schulgemeinschaft denken, wenn die Verwaltung bereits drei Jahre durch eine eigenmächtige Suche nach einem anderen Standort vertan hat, jetzt den Vorschlag macht, zu verschieben? Die einzige Schlussfolgerung: In politisch angespannter Situation, will man diese Schulgemeinschaft nicht im Zentrum der Landeshauptstadt wissen. „Ein Schelm, wer Böses dabei denkt…”“.
Auch das Kollegium sei verunsichert. Außerdem bedürfe es der Oberschulplätze. Allein in diesem Schuljahr hat die 101. Oberschule zwei zusätzliche Klassen eröffnet, unter anderem mit Wechslern vom Gymnasium.
Der Vorschlag den Neubau der Oberschule zu verschieben, kommt einer Aufgabe gleich, so Dressel-Zagatowski. Statt in Oberschulen, als den Kern des Bildungssystems zu investieren, so wie es der Oberbürgermeister vor der OB-Wahl kommuniziert hat, würde ausschließlich bei der Oberschule gekürzt. Zwei Gymnasien, die Unischule aber auch das für die Chipindustrie relevante BSZ-Elektrotechnik bekommen eine Finanzierung. Die 101. Oberschule ist eine ausgewählte „Start-Chancen-Schule“, wie dies funktionieren soll, wenn die Schule weiter beeinträchtigt werde, sei unklar. Die Hilfen des Bundes gingen dann ins Leere.
Die Schulleiterin des Gymnasiums Dresden Johannstadt, Frau Hannemann, sieht die Situation am Schulstandort Pfotenhauerstraße bei einer Verschiebung des Neubaus der 101. Oberschule ebenfalls dramatisch: „Die Information, dass der Neubau der 101. Oberschule verschoben werden könnte, hat nicht nur negative Auswirkungen für die 101. Oberschule. Für unser junges Gymnasium im Aufbau ist diese Nachricht eine Katastrophe.
Seit der Gründung des Gymnasiums lehren und lernen die Schulgemeinschaften der 101. Oberschule, des Abendgymnasiums und wir in ständigen Kompromissen, die ein hohes Maß an Flexibilität erfordern. Schon im letzten Jahr reichte das Schulgebäude nicht mehr für die drei Schulen am Standort und wir zogen in die Mobilen Raumeinheiten auf unserem Schulhof, mit dem Wissen, das dies nur kurzfristig Entlastung schaffen wird.
2026 müssen wir bereits wieder Räume im Hauptgebäude beziehen, um mit unserem Gründungsjahrgang die Oberstufe aufzubauen, auch dies wieder im Kompromiss der räumlichen Doppelnutzung mit dem Abendgymnasium. Hinzukommt, dass die bestehenden Fachräume, Verwaltungsräume und die Sporthalle dann für drei Schulen nicht mehr ausreichen. Es muss umgebaut, dreifach genutzt oder an andere Schulen gependelt werden.
Unter diesen Bedingungen eine Chancengleichheit für unsere ersten Abiturjahrgänge im sächsischen Vergleich zu gewährleisten, stellte sich schon mit der Perspektive des Neubaus für die 101. Oberschule als Herausforderung dar. Das Wissen, dass die Zukunft dieses Neubaus unklar ist, gefährdet nun nicht nur die Lehr- und Lernbedingungen für unsere ersten Jahrgänge, sondern auch das gesamte Aufwachsen unserer Schulneugründung im Herzen der Stadt Dresden“.
Der Elternrat des Gymnasium Dresden Johannstadt kommentiert die drohende Verschiebung wie folgt: „Wir Eltern des GDJ sehen eine Verschiebung des Neubaus der 101. OS als sehr kritisch und existenzgefährdend für GDJ und 101. OS an. Der Neubau muss 2028 stehen, da die Räume am bisherigen, gemeinsamen Standort auf der Pfotenhauerstraße schon bis 2028 sehr eng werden und parallel Sanierungen durchgeführt werden müssen. Sollte der Schulstandort über 2028 hinaus weiterhin gemeinsam von Oberschule und Gymnasium benutzt werden, fehlen nach unserem jetzigen Wissensstand schlicht und ergreifend Klassenräume“, so Thomas Wendrock, Vorsitzender des Elternrates.
Gegenüber der Dresdner Neuesten Nachrichten äußerte sich auch der Kreiselternrat am 30.09.2024 sehr kritisch zu den Plänen der Stadtverwaltung. Laut Achim Horeni verfügt die 101. Oberschule über die größte Erfahrung in Dresden und Umgebung mit Schülern mit Fluchterfahrung. Der Neubau werde für die Schüler und die Eltern gebraucht, denen in Dresden die Lobby etwas fehle. Der Kreiselternrat unterstützt den für morgen auf der Cockerwiese angekündigten Protest.
Hintergrund:
Das Gymnasium Dresden Johannstadt wurde 2020 am Schulstandort der 101. Oberschule und des Abendgymnasiums an der Pfotenhauerstraße auf Beschluss des Stadtrates gegründet in der Voraussicht, dass die Oberschule 2025 einen Neubau an der Cockerwiese erhält und dann die gemeinsame Nutzung des Schulstandortes endet. Wir haben hier berichtet. Mittlerweile wird von einer Fertigstellung des Neubaus im August 2028 gerechnet. Über den Entwurf des Neubaus haben wir hier berichtet, über die Raumsituation und den Hintergrund des Bau der mobilen Raumeinheiten hier. Das Baurecht für den Schulneubau der 101. Oberschule soll am 24.10. in der Stadtratssitzung geschaffen werden. In der Stadtbezirksbeiratssitzung am 17.09. wurde dem Bebauungsplan mehrheitlich zugestimmt.
Quelle: Eigene Recherchen, Dresdner Neueste Nachrichten – siehe Verlinkungen
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