Bäume der Johannstadt » Dominante Baum(Pflanzen)gattungen & -familien in Johannstadt

eingestellt am 05.07.2025 von Bertil Kalex (Stadtteilverein), zuletzt geändert am 05.07.2025, Headerbild: Sommer-Linden an der Comeniusstraße Foto: Bertil Kalex

Zum Anfang kurz etwas zur Begriffsklärung. In der biologischen Systematik werden Pflanzen hierarchisch geordnet, d.h. eine Art ist einer (Pflanzen)Gattung untergeordnet und diese wieder einer (Unter)Familie und so weiter.

Zum Beispiel der “Abendländische Lebensbaum” gehört zur Gattung “Lebensbäume” und diese zur Unterfamilie der “Cupressoideae”, die wiederum zur Familie der “Zypressengewächse” gehört. Die darüberstehende Ordnung sind die “Koniferen”, die der Klasse “Coniferopsida” untergeordnet ist.

Für Nicht-Botaniker kann das schnell für Verwirrung sorgen, insbesondere wenn Namensgebung und botanische Zuordnung widersprüchlich sind, wie z. B. bei der Erdbeere. Die Erdbeere gehört nicht zu den Beeren, wie der Name suggeriert, sondern zu den Sammelnussfrüchten und ist, um die Verwirrung zu komplettieren, obendrein eine Scheinfrucht.

Das bezieht sich jedoch nur auf die Fruchtstände. Die Pflanze selbst gehört zur Familie der Rosengewächse und ist verwandt u.a. mit Rose, Birne, Apfel, Kirsche etc.

Ahorne

Die Gattung der Ahorne bildet die größte Gruppe der Baumpopulation in der Johannstadt, sowohl die Zahl der Einzelexemplare als auch den Umfang der natürlichen Arten sowie gezüchteten bzw. ausgelesen Varianten betreffend. Im Rahmen von baumthematischen Stadtteilspaziergängen und weiteren Exkursionen im Gebiet wurden bisher ca. 30 Arten, Unterarten sowie gezüchtete Varianten gezählt.

Am häufigsten vertreten sind Eschen-Ahorn, Spitz-Ahorn, Berg-Ahorn, Feld-Ahorn und Silber-Ahorn. Es gibt auch etliche Fächer-Ahorne in verschiedenen Variationen was Blattform, Laubfärbung und Wuchshöhe betrifft. Die Fächer-Ahorne zählen aufgrund der meist geringen Wuchshöhe jedoch nicht zu den Bäumen.

Die am wenigsten vorkommenden Arten, mehrheitlich weniger als fünf Exemplare, sind Zucker-Ahorn, Tatarischer Steppen-Ahorn sowie Feuer-Ahorn  (Unterart des Tatarischen Steppen-Ahorns).

Diese gezüchteten bzw. ausgelesenen Varianten sind Blatt-Farbvariationen von Spitz-Ahorn (z.B. Schwarzblättriger Spitz-Ahorn), Berg-Ahorn (z.B. Blutahorn) oder hybride Formen aus beiden. Ein sehr schönes Exemplar eines Purpurblättrigen Berg-Ahorns steht auf dem Stephanienplatz. Eine kleine Allee aus Oregon-Blut-Ahornen (Sorte Royal Red) im Johannstädter Teil der Gabelsbergerstraße sieht auch sehr interessant aus. Oregon-Blut-Ahorn ist eine Zuchtform des Spitz-Ahorns und hat nichts mit der natürlich vorkommenden, auf Nordamerika beschränkten, Art Oregon-Ahorn gemein.

Zum Vergleich ein paar Bilder von Laubblättern verschiedener Ahorne sowie von anderen Baumarten, deren Laubblätter mit denen der Ahorne gern verwechselt werden. Sämtliche Laubblätter stammen von Bäumen & Sträuchern aus der Johannstadt, wurden getrocknet und dann eingescannt.

Buchengewächse – Eichen & Buchen

Die Familie der Buchengewächse, dazu zählen auch die in der Johannstadt vorkommenden Gattungen der Eichen und Buchen, stellen die zweitgrößte Gruppe der Johannstädter Baumpopulation. Die Buchen kommen allerdings recht selten und sehr verstreut vor, was daran liegt, dass es nur eine in Mitteleuropa heimische Buchenart gibt – die Rot-Buche. Des Weiteren gibt es noch eine ausgelesene Form, die Blutbuche. Ein Exemplar steht auf dem Grünzug Striesener Straße. Eine zweite erfasste Blutbuche steht an der Kreuzung Blasewitzer Straße / Fetscherstraße vor dem Neubau der Orthopädie- und Rehatechnik Dresden.

Die Gattung der Eichen ist dagegen häufiger und vielfältiger vertreten. Es wurden bisher neun Arten bzw. Zuchtformen gezählt, von denen die Stiel-Eiche, früher auch Deutsche Eiche genannt, die Liste hinsichtlich Häufigkeit anführen dürfte. Bedenkt man die zeitlichen Umstände, wann die Mehrheit dieser Stiel-Eichen gepflanzt wurde – in den 1870er Jahren (1871 Gründung Deutsches Reich, 1877 Entstehung Johannstadt) – ist das kein Wunder. Dieser Eichenart wurde seiner Zeit eine hohe Symbolkraft zugeschrieben aufgrund ihrer langen Lebensdauer und Widerstandskraft. In heutiger Zeit ist von Widerstandskraft bei den Stiel-Eichen (und weiteren alten Eichenarten) nichts zu merken. Im Gegenteil. Sie sind anfälliger für eine Vielzahl von Baumkrankheiten, Schädlingsbefall, leiden unter Hitze sowie Trockenstress und sind häufiger Windbrüchen ausgesetzt. Eine Stiel-Eiche verdient etwas mehr Aufmerksamkeit, da sie ein gut gewachsener und kräftiger Solitärbaum ist. Sie steht auf der Brache des ehemaligen Plattenwerksgeländes und wurde gepflanzt bevor das Carolahaus 1878 eröffnet wurde, welches sich samt umgebender Parkanlage bis zu den Luftangriffen im Februar 1945 auf diesem Gelände befand.

Ein Baum steht auf Brachland.
Große Stiel-Eiche im Sommer. Foto: Bertil Kalex, 2020

Säulen- oder Pyramideneichen, eine Auslese der Stiel-Eiche, vor allem die Sorte “Fastigiata”, kommen ebenfalls relativ häufig vor. Ebenso die Rot-Eiche und die Trauben-Eiche.

Weitere Eichenarten sind die Sumpf-Eiche, Scharlach-Eiche, Zerr-Eiche, Leierblättrige Eiche, Zweifarbige Eiche und die Großfrüchtige Eiche. Sumpf- und Scharlach-Eichen wurden erst ab den 1990er Jahren vermehrt gepflanzt, z.B. an der Fetscherstraße und an der Reißiger- / Holbeinstraße. Von den anderen aufgeführten Eichenarten gibt es je nur ein bis zwei Exemplare in der Johannstadt und sind z. T. Naturdenkmäler.

Linden

In der Johannstadt gibt es die drei Lindenarten Sommer-Linde, Winter-Linde und Silber-Linde. Außerdem die Holländische Linde, eine hybride Form von Sommer- und Winter-Linde sowie die Kaiserlinde, eine Varietät der Hybride. Die Linden stehen an vielen Straßenzügen, z.B. als schmale Allee entlang des elbseitigen Fußwegs am Käthe-Kollwitz-Ufer und sind meist abwechselnd gepflanzt. Winter-Linden haben kleine dunkelgrüne Blätter, Sommer-Linden hingegen hellgrüne große Blätter und Silber-Linden haben mittelgroße, ebenfalls dunkelgrüne Blätter mit einer weiß-filzigen Unterseite, die im Sonnenlicht silbrig glänzt. Silber-Linden sind weniger an Straßen zu finden, dafür häufiger als Solitär auf Grünflächen zwischen den Wohnhäusern.

Kastanien

Kastanien stehen nahezu an allen Straßenzügen und Plätzen in der gesamten Johannstadt. Mal als einzelne Bäume zwischen anderen Bäumen, mal als ganze Baumreihen. Es gibt drei Arten im Stadtteil, die Gewöhnliche Rosskastanie, die Rote Rosskastanie und die Gelbe Rosskastanie. Die Gewöhnliche Rosskastanie leidet oft unter dem Befall durch die Miniermotte bzw. deren Larven, die im Blattinnern Minengängen ähnlich (Name) Fraßschäden verursachen, wodurch die Blätter absterben. Die Miniermotte ist durch die zunehmende Erwärmung zugewandert und heimisch geworden. Potenzielle Fressfeinde gibt es noch nicht in nennenswerter Zahl.

Mehlbeeren

Auf Grünflächen zwischen den Häusern bzw. davor und in den letzten Jahren auch als Straßenbäume sind sie zu entdecken, die verschiedenen Arten und Hybride von Mehlbeeren. Es gibt sehr häufig Bastard-Mehlbeeren (verschiedene natürlich entstandene Hybrid-Varietäten), vereinzelt Vogelbeeren (Eberesche), einige Echte Mehlbeeren und in letzter Zeit wurden viele Schwedische Mehlbeeren als Straßenbäume gepflanzt.

Birkengewächse

Die Familie der Birkengewächse ist mit zwei Gattungen, Erlen und Birken, sowie der Unterfamilie Haselnussgewächse, diese wiederum mit den Gattungen Hasel, Hainbuchen und Hopfenbuchen in der Johannstadt vertreten.

Von der Gattung der Erlen gibt es die Schwarz-Erle sowie die Purpur-Erle, eine Kreuzung aus der Japanischen Erle und der Kaukasischen Erle. Davon stehen jeweils nur einige wenige Exemplare verstreut im Stadtteil. Ebenso bei den Birken, da gibt es noch etwa 30 – 60 Exemplare der Hänge-Birke, auch Sand-Birke oder Gewöhnliche Birke, im Gebiet. Die meisten stehen auf dem Gelände des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus, verteilt über alle Grünanlagen. Vermutlich sind dort die Bodenklimatischen Verhältnisse noch günstig, da die Birken noch keine Anzeichen des Absterbens aufweisen. Von den Birken außerhalb des “Biotops Uniklinikum”, mit Ausnahme der wenigen Exemplare auf den Johannstädter Elbwiesen, kann man das leider nicht behaupten. Aufgrund schlechter werdender Lebensbedingungen im stark versiegelten Stadtgebiet befinden sich diese auf dem Rückzug.

Ein anderes Bild bei den Haselnussgewächsen. Von der Gattung Hasel gibt es nur zwei Arten im Stadtteil, die Baum-Hasel, auch Türkischer Haselbaum genannt sowie die Gemeine Hasel. Dafür gibt es diese sehr zahlreich. Die Gemeine Hasel ist allerdings kein Baum, sondern ein Strauch. Die Gattung Hainbuchen wird im Wesentlichen von der Gemeinen Hainbuche vertreten. Wiederum die Europäische Hopfenbuche vertritt die Gattung der Hopfenbuchen. Beide sind nur dem Namen nach Buchen und mit diesen nicht näher verwandt. Von beiden Arten gibt es außerdem noch etliche hybride Varietäten, besonders als Straßenbäume mit sehr schmalen, meist kegelförmigen Baumkronen und geringer Wuchshöhe. Die Nachteile solcher Anpassungszüchtungen von Bäumen an die menschengemachte Infrastruktur sind eine drastisch verkürzte Lebensdauer, die Bäume werden im Schnitt 25 bis 30 Jahre alt sowie eine stark reduzierte CO₂ – O₂ – Umsetzung durch eine deutlich geringere Laubausbildung bei den verkleinerten Baumkronen. Allerdings tritt nun ein Wandel bei der Stadt- und Straßenplanung ein: statt Baum passt sich Straße an, wird zukünftig die Infrastruktur an die Bedürfnisse der Bäume angepasst.

Platanen

Aus der Gattung der Platanen kommt nur die Ahornblättrige Platane, auch Gewöhnliche Platane genannt, in der Johannstadt vor. Sie ist eine Hybride. Eine Kreuzung aus der Morgenländischen Platane und der Amerikanischen Platane. Namensgebend ist die Ähnlichkeit der Blätter mit denen vieler Ahornarten. Im Dresdner Raum wird die Hybride seit Mitte des 18. Jahrhunderts kultiviert. Die Ahornblättrige Platane ist verteilt über die ganze Johannstadt vorzufinden. Es gibt sie als Einzelbaum, aber auch in Baumreihen sowie Alleen, z. T. in Gemeinschaft mit anderen Baumarten.

Sehenswert sind die großen Platanen mit ihren dicken Stämmen entlang der Fetscherstraße:

Zwei sich gegenüberstehende Bäume im Kreuzungsbereich Fetscher- / Fiedlerstraße, zwei einzeln stehende Platanen am Fetscherplatz sowie einige Exemplare links und rechts der Fetscherstraße zwischen Fetscher- und Comeniusplatz. Die ältesten Platanen entlang der Fetscherstraße standen schon bevor es die Johannstadt gab, was nicht weiter verwunderlich ist, da der Verlauf der Fetscherstraße (früher Fürstenstraße), zumindest bis zur Kreuzung mit der Blasewitzer Straße, eine historische Wegführung ist. Die heutige Fetscherstraße ist die direkte Fortsetzung der Fürstenallee im Großen Garten, die vom Palais im Großen Garten in nördliche Richtung führt. Diese früher durchgehende Allee wurde durch den Bau der Stübelallee Ende des 19. Jahrhunderts zweigeteilt. Bevor die Stübelallee gebaut wurde, gab es nur den etwa fünf Meter breiten Grunaer Fuhrweg und der hat die damals durchgehende Fürstenallee / -straße nicht beeinträchtigt. Die Abstände zwischen den Baumpflanzungen waren für die Wegführung ausreichend.

Japanischer Schnurbaum

Der Japanische Schnurbaum, auch Japanischer Pagodenbaum oder Perlschnurbaum, steht verstreut über die ganze Johannstadt. Etwas konzentriert stehen die Schnurbäume im Umfeld der 102. Grundschule “Johanna”, der 101. Oberschule “Johannes Gutenberg”, des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus (Pfotenhauerstraße, Fiedlerstraße & im Gelände) sowie dem Wertstoffhof der Stadtreinigung.

Auf der Hertelstraße gegenüber dem Wertstoffhof stehen die wahrscheinlich ältesten Exemplare in der Johannstadt. Zwei der einst drei Schnurbäume sind über 100 Jahre am Standort. Einen Schnurbaum hat es durch einen Gewittersturm 2024 so stark beschädigt, dass dieser gefällt werden musste. Meistens stehen die Schnurbäume als Solitärbäume in den Innenhöfen der Wohnanlagen.

Zur Seite “Bäume der Johannstadt” zurückspringen? Bitte hier klicken.

Weiterlesen auf nächster Seite “Naturdenkmäler …”? Bitte hier klicken.