Unübersehbar: QueerePlatte feiert Vernissage im Kulturtreff

eingestellt am 02.09.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Betty D. Fort bei der Performance. Foto: Philine Schlick

Die QueerePlatte feierte am Mittwoch die Vernissage der Fotoausstellung UNSICHTBAR im Garten des Johannstädter Kulturtreffs. Das Fest mit Sekt, Paradiesvogelgesang und Gesprächen war gleichzeitig der Abschied von Initiatorin Frederike von Bothmer. 

“Hallo, ihr süßen Hasen!”, schnurrt Milla Montag ins Mikrofon. Schon beim Sektempfang läutete sie den feierlichen Abend mit schillernder Eleganz ein. Im Trio mit ihren kessen Schwestern Chamandra Schamlos und Betty D. Fort drehen die drei Drag Queens später auf der Bühne richtig auf: Gesangseinlagen folgen auf Frotzeleien. Die drei Paradiesvögel repräsentierten in Paillettenkleidern, Tüll und Federn die wohl pompöseste Spielart der queeren Szene, die in diesem Sommer in ihrer Vielfalt ein Podium in der Johannstadt erhielt.

Milla Montag und Charmandra Schamlos bei der Moderation. Foto: Philine

Jenseits der Heteronormativität

“Queer-Sein hat so viel mehr Spektren als lesbisch, schwul und bi”, erklärt Frederike von Bothmer in ihrer Moderation. Die FSJlerin des Kulturtreffs initiierte das Projekt QueerePlatte und leistete damit Pionierarbeit im Viertel. Das Herzstück der Veranstaltungsreihe ist die Fotoausstellung, die am Mittwoch im gut gefüllten Garten hinter dem Kulturtreff enthüllt wurde. Vor Ort waren auch die jungen Künstler*innen, die sich intensiv mit dem Thema queeres Leben auseinandergesetzt hatten. Die Fotografien erzählen von Zuneigung, Einsamkeit, Schmerz, Unsichtbarkeit, der Suche nach Identität, Sexualität, Partnerschaft und Liebe.

Mari Mauermann im Gespräch über ihre Arbeiten. Foto: Philine Schlick

Frei zugängliche Kunst

Das Ergebnis sind berührende, intime Einblicke in das Leben jenseits der Heteronormativität. Sinnbilder der Verletzlichkeit, der Ohnmacht, aber auch des Aufbegehrens und der Entfaltung sind mit hohem ästhetischen und technischen Anspruch umgesetzt worden. “Bevor wir nach außen getreten sind und uns sichtbar machten, haben wir uns einen Schutzraum geschaffen”, erzählt Frederike. In einer Gesellschaft, in der die klassische Mann-Frau-Kind-Beziehung als Normalität gilt, werden abweichende Identitäten und Modelle schnell zur Zielscheibe.

Milla Montag beim Sektempfang. Foto: Philine Schlick

Deshalb sei es im Vorfeld wichtig gewesen, über die Gestaltung der Ausstellung zu diskutieren. “Wir sind eine tolle Truppe geworden”, resümiert Frederike. Es sei gelungen, eine eigene Bildsprache zu entwickeln. Voller Stolz stehen die Künstler*innen an diesem Abend neben ihren Werken und erklären ihre Motivation.

Frederike van Bothmer organisierte die Veranstaltungsreihe während ihres FSJ im Kulturtreff. Foto: Philine Schlick

Besonders wertvoll sei es, sagt Frederike Bothmer, dass die Bilder frei zugänglich im Johannstädter Kulturtreff zu sehen sind. “Von hier wandern sie vielleicht an andere Orte und werden dort ausgestellt”, hofft sie. Ihr Projekt solle dazu dienen, queeres Leben sichtbar zu machen: “Queers gab es schon immer und wird es immer geben.” Das soll insbesondere ein Stadtspaziergang “queer” durch Dresden am 25. September zeigen, der historischen Spuren folgt. Am 14. September gibt ein Vortrag Einblicke in die Abenteuer und Herausforderungen einer queeren Reise. “Es ist wichtig zu verstehen, dass Rassismus und Postkolonialismus unweigerlich mit der Unterdrückung von Queers verknüpft sind”, betont die Organisatorin.

Blick in den Sommergarten. Foto: Philine Schlick

Mit diesen beiden Programmpunkten verabschiedet sich Frederike von Bothmer vom Kulturtreff, auch wenn sie noch bis zu ihrem Studienbeginn in Dresden verweilen wird. An diesem Abend klingen die Sektgläser und es regnet Konfetti – für das erste, unübersehbare queere Event in der Johannstadt, das hoffentlich eine bunte Regelmäßigkeit einläutet.

Fotoausstellung UNSICHTBAR

  • ab 1. September in den Räumen des Johannstädter Kulturtreffs

43-Jähriger Audi-Fahrer nach Unfallflucht festgenommen

eingestellt am 01.09.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Foto der Polizeiwachstelle Altstadt. Foto: PS

Ein Mann fuhr mit seinem Audi einen Fußgänger an der Wintergartenstraße an. Er wurde am Sonnabend in der Johannstadt festgenommen. 

Polizisten haben einen 43-Jährigen festgenommen, der bei einem Unfall einen 29-Jährigen mit einem Audi Q7 angefahren hatte und davongefahren war.

Kurz zuvor wollten Polizisten den Audi Q7 kontrollieren. Der Fahrer ignorierte das Anhaltezeichen und fuhr weiter. Als er von der Wintergartenstraße nach links auf die Canalettostraße einbog, stieß er mit dem 29 Jahre alten Fußgänger zusammen, der im Begriff war die Straße zu queren. Nach kurzem Stopp setzte der Audi-Fahrer seine Fahrt fort. Der Fußgänger blieb verletzt auf der Fahrbahn liegen.

Rettungskräfte brachten ihn zur medizinischen Versorgung in ein Krankenhaus.
Nach Zeugenhinweisen konnte das Unfallfahrzeug festgestellt und auch der 43-jährige Fahrer festgenommen werden. Er hatte keine Fahrerlaubnis.

Die Polizei hat die Ermittlungen zum Verdacht der Unfallflucht, der fahrlässigen Körperverletzung und zum Fahren ohne Fahrerlaubnis aufgenommen.

Damals in der Johannstadt: Die liederliche Woche

eingestellt am 23.08.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Vogelwiese, Platz vor Schießpavillon, 1899, gemeinfrei https://de.wikipedia.org/wiki/Dresdner_Vogelwiese#/media/Datei:Feria_12_bella_%C3%A9poca_Dresde.jpg

Heinz Kulb widmet sich in Folge 4 der Serie “Damals in der Johannstadt” dem sündigen Ereignis Vogelwiese, der “liederlichen Woche”: Knallerei, Attraktionen und eine Razzia – wieder einmal hat der Autor aus Archiven eine spannende Geschichte zutage befördert.

Wachtmeister Becker blickte entspannt auf das sich beruhigende, stark abflauende Treiben der Vogelwiese an diesem noch jungen Montag des 10. August 1908. Er wartete auf den Höhepunkt der diesjährigen Saison, seinen Höhepunkt. Der war nicht die Kür des Schützenkönigs oder das große Feuerwerk oder die Volksbelustigungen. In den Dresdner Nachrichten der Morgenausgabe war dazu zu lesen: „Um ein Uhr verstummte die Musik auf dem Festplatz. Nachdem alsbald die Lichter verlöscht waren, nahm die Polizei eine Razzia vor und fegte Mann und Maus vom Platze, auf dem nach dieser tollen Woche wieder auf ein Jahr tiefer Frieden einzog.“

Vogelwiese 1909, gemeinfrei
https://de.wikipedia.org/wiki/Dresdner_Vogelwiese#/media/Datei:Dresden,_Sachsen_-_Vogelwiese_1909_(Zeno_Ansichtskarten).jpg

Becker freute sich fast orgiastisch gemeinsam mit seinen Kollegen aus zwei Hundertschaften auf nackte Hintern, die man mit ein paar Striemen mit dem Knüppel verzieren konnte, auf besoffene Penner, die man vor sich herjagte, auf keifende und giftende Damen des horizontalen Gewerbes, die man daran hinderte, zwischen den Buden noch eine schnelle Mark zu machen.

Eine gute Woche Sünde, Vergnügen und Volksablenkung

Und diese, im Volksmund liederlich genannte Woche, begleitete Karl Graupner im Auftrag seiner Redaktion der Dresdner Nachrichten von der ersten Stunde der Eröffnung. Täglich hatte er einen Artikel für die Morgenausgabe und bei besonderen Vorkommnissen auch für die Abendausgabe abzuliefern. Ein anstrengender Auftrag, aber nach seinem Geschmack, bei dem auch immer was für ihn persönlich abfiel.

Die Brauereien und Schausteller buhlten mit Rekorden, Abnormitäten und Verrücktheiten um die Gunst und die Geldbeutel der zahlreichen Besucher. Kaiser Wilhelm Zwei´s größter Soldat, der lange Joseph, gab sich im Festzelt des Augustinerbräu die Ehre. Mit 2,39 Meter übertraf er die sogenannten langen Kerls des preußischen Soldatenkönigs. „Es dürfte sich lohnen, diese lange Sehenswürdigkeit anzusehen, um so mehr, als bei der gewohnten vorzüglichen und dabei preiswerten Bewirtung des Augustinerbräus der Aufenthalt daselbst ein sehr angenehmer ist.“ Graupner stellte sich mit seinen durchschnittlichen 1,72 neben Joseph und kam sich vor wie ein Exponat aus der Gartenzwergfamilie.

Vogelwiese, Eröffnung 1899, gemeinfrei
https://de.wikipedia.org/wiki/Dresdner_Vogelwiese#/media/Datei:Feria_9_bella_%C3%A9poca_Dresde.jpg

Mit allein 43 Transportwagen suchte der Ingenieur Hugo Haase das Gelände auf und errichtete stark bestaunte Attraktionen.

Alle Tanzlokale, Kabaretts und größere Etablissements der Residenz, die was auf sich hielten, waren auf der Vogelwiese vertreten. So feierte auch das Schankzelt Zur Kanone, dessen Inhaber Oswald Remie der Besitzer des Lokals Am Tatzberg war, sein 30jähriges Jubiläum.

Zwei hohe Gerüste gestatteten den Schwindelfreien und Mutigen einen besonderen Blick über das Meer von Buden und Zelten. Graupner ließ sich hier oben den Wind um die Nase und den Alkohol aus seinem Körper wehen. Im Osten erhob sich die Schießhalle der Bogenschützen. Und dahinter ein Panorama einer Alpenlandschaft. In der anderen Richtung Karussell an Karussell, Schaubude an Schaubude, Bierzelt an Bierzelt. Und dazwischen Massen über Massen, Dresdner Familien mit Kind und Kegel, Leute aus der Umgebung und Touristen. Dechants Hypodrom, Fischers Bürgerkasino, eine Erdkugel als Fesselballon, der Albert- und der Carolasalon, in denen das Tanzbein zum Walzer geschwungen werden konnte.

Gleich daneben benebelte ein penetranter Heringsduft von Fisch-Götze die Umgebung. Und auch damals schien die Bratwurst die echte Vogelwiesenspeise zu sein, zumindest behauptete das der Redakteur der Dresdner Nachrichten. Natürlich wurde von ihm auch der Beweis erbracht, dass Sachsen ein Kuchenland sei.

Technische Neuheiten

Schichtl´s Marionettentheater begeisterte nicht nur die Kinder. „Patty´s Kinematograph mit seiner effektvollen Fassade, Reibeholzens Welt-Hypodrom mit seinem Meer von Licht, das Bilder-Lotto-Zelt, das Anatomische Museum, das humoristische Belodrom, die mechanische Schießhalle und andere Attraktionen. … Man kann gar nicht vorbei, man möchte doch so gern einen Blick hineinwerfen“, begeisterte sich Dresdens führende Tageszeitung, bzw. der Redakteur, der schon im Zelt vom Augustinerbräu mächtig zugeschlagen hatte, zumindest was das Hopfenblütengetränk betraf.

Majestät gaben sich die Ehre

Auch Sachsens König Friedrich August III. ließ es sich nicht nehmen, bei der Vogelwiese persönlich vorbeizuschauen. Da ihm seine Gattin noch zu Kronprinzenzeiten abhandengekommen war, sprich mit einem Bürgerlichen durchgebrannte, passte seine älteste Schwester Mathilde auf, dass das Volkstümliche und Biergenießerische bei ihrem Bruder nicht zu sehr zum Vorschein kamen. Nachdem er dem Festschießen nach dem großen Vogel beiwohnte, gönnte sich Friedrich August dann doch noch ein paar Eintritte in Buden und Bierzelte. Übrigens beteiligte sich Mathilde auch am Schießen und schoss laut Redakteur Graupner „einen langen Span herunter, der ihr vom Winde gerade dicht vor die Füße getragen wurde.“

Majestäten anderer Art waren die Schützenkönige, die einer vielhundertjährigen Tradition folgten. Im Jahre 1908 hatte dieses Amt der Hoflieferant Hermann Förster inne. Eine Schützenkönigin gab es übrigens auch. Für ein Jahr durfte sich die Frau Hofjuwelier Jähne erfreuen. Beim Kinderschießen erzielte Hans Ziller den besten Schuss, gefolgt von …, ja von einem Mädchen, der Hilde Fischer.

Antons Luftbad neben der Vogelwiese
aus der Sammlung Treppnau, Johannstadt-Archiv (mit freundlicher Genehmigung).

Ein stundenlanges Spektakel

Das hatte am Freitagabend vor dem Ende der Vogelwiese Tradition und lockte Tausende aus der Residenz und dem umliegenden Lande auf das Festgelände. Straßenbahnen, Pferdedroschken, Autos und die Elbdampfer waren überfüllt. Organisator war der Dresdner Pyrotechniker Heller. Punkt 9 Uhr abends ging es mit drei Böllerschüssen los. Es folgte ein stundenlanges Spektakel. Um es zu beschreiben, reicht dieser Platz hier nicht aus. Die umliegenden Restaurants, wie das Lincke’sche Bad und das Waldschlösschen, machten aus ihrer exponierten Lage ein großes Geschäft.

Das Ende

Das kam dann in der Nacht vom Sonntag zum Montag. Gegen Halb Zwei Uhr erfolgte ein Pfiff und die zwei Hundertschaften mit Wachtmeister Becker begannen fröhlich erregt ihren Höhepunkt, die große Razzia vom Luftbad Antons aus in Richtung Blumen- und Fürstenstraße. Da hatte der Herr Redakteur Graupner schon längst sein Resümee in der Setzerei der Dresdner Nachrichten abgegeben und genoss nun zwei Tage wohlverdiente Ruhe.

Damals in der Johannstadt – von Heinz Kulb

39-Jähriger mit Crystal und Heroin im Gepäck festgenommen

eingestellt am 18.08.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Foto der Polizeiwachstelle Altstadt. Foto: PS

Die Polizei hat auf der Pfotenhauerstraße einen Mann festgenommen. Er hatte harte Drogen bei sich.

Die Dresdner Polizei hat am Dienstagabend einen Mann festgenommen, weil er mit Betäbungsmitteln gehandelt haben soll.

Bei einer Kontrolle fanden Polizeibeamte bei dem 39-Jährigen Crystal und mehrere Gramm Heroin. In der Wohnung des Mannes wurden weitere Drogen und Utensilien zum Handeln mit Betäubungsmittel gefunden. Der Verdächtige wurde festgenommen und muss sich unter anderem wegen des Verdachts des Handels mit Betäubungsmitteln verantworten.

Wohnhof Hopfgartenstraße: Stadt, Vonovia und Verein beschließen Zusammenarbeit

eingestellt am 17.08.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Blick auf die zum teils bereits fertig sanierten Häuser des Wohnhofes. Foto: Philine Schlick

Die Stadt, die Vonovia und der Verein Willkommen in Johannstadt wollen am Modellprojekt „Wohnhof Hopfgartenstraße” zusammenarbeiten. Dafür unterzeichneten Vertreter*innen eine Kooperationsvereinbarung. 

Die Hochhäuser der Pfotenhauerstraße, Hopfgartenstraße und Elisenstraße bilden den Wohnhof Hopfgartenstraße in Johannstadt. Viele unterschiedliche Bewohner*innen bedeuten eine vielfältige Nachbarschaft, in der es in den vergangenen Jahren nicht immer reibungslos zuging.

In Zusammenarbeit mit der Bewohnerschaft entwickelte das Quartiersmanagement gemeinsam mit dem Verein Willkommen in Johannstadt ein Konzept, um die Bedürfnisse im Wohnhof zu benennen und zu berücksichtigen. Streitpunkte waren u.a. Lautstärke, herum liegender Müll und Vandalismus. Zeitgleich äußerten viele Bewohner*innen Kummer über Einsamkeit und Isolation. Über Haustürschwellen und Sprachbarrieren hinweg wurde bei ersten Zusammenkünften klar: Es besteht Einigkeit darin, dass etwas getan werden muss und kann.

27.500 Euro für das Modellprojekt

„Uns ist bewusst, dass dieses Modellprojekt keine Lösung für die unzureichende soziale Mischung herbeiführen kann. Zugleich sind wir überzeugt, durch die Förderung von Eigeninitiative und Engagement der Bewohnerschaft und die Verbesserung der Kommunikationsmöglichkeiten eine Reduzierung der Konflikte und ein besseres Zusammenleben bewirken zu können”, so Edeltraud Haß von Willkommen in Johannstadt.

Ein ambitioniertes Konzept ihres Vereins bekam vom Stadtbezirksbeirat im April rund 27.500 Euro zugesprochen. Als erster Knoten- und Sammelpunkt von Wünschen und Interessen ist in jedem Haus eine Hausversammlung mit eine*r Sprecher*in angedacht. Diese*r ist gemeinsam mit einer*m Stellvertreter*in Anlaufstelle für Anliegen und Kummer der jeweiligen Nachbar*innen und Mittler*in zwischen Bewohnerschaft und Vonovia.

Stadt will Johannstadt mehr Aufmerksamkeit schenken

„Ziel des Projektes ist die größtmögliche Eigenständigkeit der Bewohneraktivitäten. Die Probleme im Wohnhof Hopfgartenstraße sind exemplarisch für Herausforderungen im Zusammenleben in verschiedenen Dresdner Wohnhöfen mit einer ähnlichen Bevölkerungszusammensetzung. Insofern würden wir das Modell gern weitertragen”, erklärte Martina Pansa.

Insgesamt 28 Hausversammlungen werden mit einem Konzept auf den Weg geschickt, begleitet und moderiert. Nach einer Pilotphase von drei Versammlungen soll das Konzept nach Bedarf angepasst werden. Ein Schwerpunkt des Konzeptes zur Nachbarschaftlichkeit im Wohnhof sind die Posten der Kulturmittler*innen. Sie sollen als Schnittstelle fungieren.

„Die Dresdner Johannstadt ist ein Stadtteil, dem wir sehr bewusst mehr Aufmerksamkeit schenken, weil hier vielfältige Herausforderungen aufeinandertreffen. Dieses Kooperationsprojekt zielt genau in die richtige Richtung. Es geht um Gemeinsames – nur so schaffen wir es, dass sich Menschen mit ihrer Stadt identifizieren und so Verantwortung für sich und andere übernehmen“, sagte Oberbürgermeister Dirk Hilbert.

Der Wohnhof Hopfgartenstraße

Neue Bücher und Spiele in der Bibliothek Johannstadt eingetroffen

eingestellt am 14.08.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Die neuen Büche rund Spiele werden im hinteren Bereich der Bibo präsentiert. Foto: Philine Schlick

In der Johannstädter Bibliothek sind am Freitag feierlich neue Medien im Wert von rund 4000 Euro zur Nutzung freigegeben worden. Darunter Gesellschaftsspiele, ein Kinder-Kaufmannsladen, Garten- und Gesundheitsratgeber, Klassiker und Neuerscheinungen.

Die Zweigstelle der Städtischen Bibliotheken am Fetscherplatz gehört zu den Einrichtungen, die Bücherwürmer und Leseratten zu recht als systemrelevant bezeichnen werden. In der Pandemie ist die Nachfrage nach Familien-Spielen, Abenteuergeschichten und Kriminalromanen nicht nur nicht gesunken, sondern teilweise gestiegen. Wer sich im Lockdown nicht vor dem Bildschirm die Freizeit vertreiben wollte, steckte die Nase in ein Buch oder setzte sich an den Spieletisch.

Reiseführer und die Kraft der Wut

Am vergangenen Freitag wurde das Angebot der Johannstädter Bibo mit Medien im Wert von 4000 Euro aufgefrischt. Möglich hatte das die Entscheidung des Stadtbezirksbeirates gemacht. Auf einem gesonderten Podest präsentieren die Leiterinnen Antje Patzig und Janett Rusek in den Räumen die Neuanschaffungen. Darunter sind literarische Evergreens wie Kinderbücher von Erich Kästner und Cornelia Funke ebenso wie Reiseführer und Sachbücher über die Kraft der Wut.

Antje Patzig leitet gemeinsam mit Janett Rusek die Zweigstelle Johannstadt. Foto: Philine Schlick

Die Leiterinnen haben wie immer versucht, den Geschmack der örtlichen Leserschaft zu treffen. Kriminalromane und Kinderbücher sind in der Johannstadt besonders gefragt. Im Umkreis der Bibliothek befinden sich zahlreiche Schulen und Kitas. Neun der Kitas sind an der Aktion Bücherkisten beteiligt: Alle acht Wochen stellt die Bibo eine bunte Lesekiste zusammen, bei der auch Wünsche berücksichtigt werden. Anlieferung und Abholung sind im Service inbegriffen. Rund 250 Kindermedien sind auf diese Weise permanent im Umlauf. Deshalb hatte die Bibliothek beim Stadtbezirksbeirat einen Antrag auf Aufstockung gestellt.

Beliebt sind Krimis und Kinderbücher

Stolz präsentierte Antje Patzig am Freitag 140 neue Kinderbücher und 80 neue Sachbücher. “Wir versuchen nicht nur, mit dem Gewünschten zu versorgen, sondern auch für Neues zu interessieren”, erklärt sie. Ganz so leicht sei das nicht, denn der Mensch ist erfahrungsgemäß ein Gewohnheitstier.

Alle 14 Tage findet im Kulturpalast eine Kaufberatung statt, bei der Lektor*innen Bücher präsentieren und Tipps geben. Das fließe in die Gestaltung des Sortiments ebenso ein wie persönliche Einflüsse und die Kenntnis um die Interessen der Leserschaft, so Patzig. Eine Gratwanderung, wie sie sagt. Bei so einer kleinen Zweigstelle wie der Johannstädter, sei es manchmal schon aus Platzgründen schwierig, alle zufrieden zu stellen. Bei speziellen Wünschen empfiehlt die Leitung die Fahrt zur Bibliothek im Kulturpalast.

Kinderbücher sind in der Johannstadt besonders gefragt. Foto: Philine Schlick

Neues Regal für Spiele geplant

Während sie erzählt, hat sich vor dem Tresen schon eine beachtliche Menschenschlange gebildet. “Die Johannstädter schätzen ihre Entspannungsliteratur”, sagt Patzig. Auch die Ferienzeit sei dem Verleih anzumerken. Ins Reisegepäck oder zum Gartennachmittag gehört eben für viele ein Buch. Für Spiele ist in der Zweigstelle sogar ein neues Regal geplant, so stieg die Nachfrage im vergangenen Jahr an.

Die Bibliothek am Fetscherplatz. Foto: Philine Schlick

Seit 2010 trifft sich in der Bibliothek ein ehrenamtlich geführter Lesekreis, über den die Leiterinnen sich freuen. Einmal im Monat finden sich vor allem Leserinnen zusammen, um sich gegenseitig zu inspirieren und auszutauschen. Mit einem eigenen Veranstaltungsraum, sagt Patzig, könnten wohl noch mehr Veranstaltungen wie Autorenlesungen stattfinden. So aber sei man räumlich und personell gut ausgebucht.

Liest eine Bibliotheksleiterin eigentlich gern in ihrer Freizeit? “Ich liebe das Gärtnern, Malen und Lesen”, verrät Antje Patzig. Besonders schätzt sie die Autorin Anna Gavalda – vielleicht ein guter Tipp für den nächsten Schmöker-Ausflug an die Elbe.

Bibliothek Johannstadt

  • Fetscherstraße 23
  • Geöffnet: Montag, Mittwoch und Freitag 10 bis 12 Uhr  und 13 bis 18 Uhr / Dienstag und Donnerstag geschlossen

Seitenscheibe eines Opel Vivaro an der Hopfgartenstraße eingeschlagen

eingestellt am 12.08.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Foto der Polizeiwachstelle Altstadt. Foto: PS

In der Nacht zu Mittwoch wurde ein Kleintransporter auf der Hopfgartenstraße beschädigt.

Unbekannte haben die Seitenscheibe eines an der Hopfgartenstraße geparkten Opel Vivaro eingeschlagen. Offenkundig stahlen die Täter nichts aus dem Fahrzeuginneren. Es entstand Sachschaden in Höhe von rund 500 Euro.

Für einen Rucksack mit Steinen : Ferdinand Saalbachs musikalisches Solo-Album

eingestellt am 07.08.2021 von Anja Hilgert (ZEILE), Headerbild: Von einem, der die richtigen Tasten im Leben gefunden hat Foto: Ballroom Studios

 

Ferdinand Saalbach ist vor vier Jahren in die Johannstadt gezogen, nachdem er für sein Leben einige zwingende Fragen geklärt und das Alte seiner Vergangenheit hinter sich gelassen hat. Jetzt beginnt sich für ihn das Blatt zu wenden: Er räuspert seine Kehle, reibt die Hände aneinander, dass sie warm und geschmeidig werden und dann spielt er, spielt einen Flügel, klangvoll, aus tiefstem Selbstverständnis und er singt auch seine eigenen Lieder selbst dazu. 

An diesem Sonntag, den 8. August 2021 erscheint Ferdinand Saalbachs erstes musikalisches Solo-Album, übers vergangene Jahr produziert und aufgenommen in den Ballroom Studios der Johannstädter Schokofabrik.

 

 

Nun ist da die Musik, die etwas sehr Berührendes in Bewegung versetzt. Auf diesen Moment im Tonstudio hat Ferdinand Saalbach sich lange hin bewegt, auf steinigem Weg: „Steine im Rucksack“ heisst das Album, mit dem der heutige Speaker, Moderator, Musiker Saalbach seine eigene hoch und tief bewegte Lebens- und Leidensgeschichte vertont hat.

15 Titel sind vollbracht. Jeder davon eine eigene Erzählung. Die Playlist besteht aus eigenen Interpretationen persönlicher lebens-wichtiger Songs der internationalen Popkultur, zwei Songs sind vollständig selbst komponiert und die Texte selbst geschrieben, einer davon auf deutsch.

 

 

Mit Klavier und Gesang auf der Höhe des Lebens. Foto: Van Saalbach

 

Mit wiedergefundener Stimme voll und ganz nach vorn

 

Ferdinand Saalbach geht mit wiedergefundener eigener Stimme ganz nach vorn. Sowohl als Musiker und Sänger als auch als Sprecher, bringt er mit seinem Leben geschriebene Gefühle mit ganzer Hingabe zu Gehör. 

Seine Lieder, Songs und Vertonungen handeln von der Entdeckung und Entladung seines Lebens, das mit drastisch gelebten Extremen und steiler beruflicher Karriere im verborgenen Grund in einer tiefen Depression gefangen war.
Bis in sein eigenes Gefängnis vorgedrungen zu sein und den Mut aufgebracht zu haben, die Brocken seiner verschütteten Kindheit zu heben, markiert einen Wendepunkt in der Lebensmitte, auf dem Saalbach in seine Kraft findet. Leid und Dankbarkeit für diesen steinigen Weg bringt er mit Erscheinen des Album jetzt für die breite Öffentlichkeit zum Ausdruck – oder besser, mehr energiegeladen: Zum Ausbruch.

 

Als selbstbestimmter Studiomusiker am Flügel Foto: Ballroom Studios

 

Ferdinand Saalbach hat den durchlebten Schatz an Leid und Heilung in der Erfahrung mit Depression, Traurigkeit und schwermütigem Tiefgang in Musik umgeschrieben. Die Schwere der Steine hat Saalbach zu dem zurückgeführt hat, der er wirklich ist. Sein Werk ist jenen Steinen im Rucksack gewidmet, die bei viel mehr Menschen als bekannt ist oder geahnt wird, zu vergleichbaren, parallelen, leidvollen Lebenswegen führen.

Das beschreibt die Musik, beschreiben die Texte und Worte Ferdinand Saalbachs mit einer unaufdringlichen, ehrlich gefühlvollen, melodischen Überzeugungskraft und klingen schwungvoll, elegant und leicht, sogar unterhaltsam dabei.

Am Sonntag erscheint Saalbachs Solo-Album, dargebracht mit eigener Stimme. Damit nicht genug, erscheint zeitgleich und zusätzlich zum Musik-Album die Hörbuch-Version der „Steine im Rucksack“. In der Hörbuch-Version sind die Musikstücke an jeweils passenden Stellen musikalisch eingefügt. Eine aufwändiger produzierte Version des eigenen Songs „Dare to be legendary“ erscheint zusätzlich als Single-Auskopplung.

 

 

Notizen zur inneren Komposition

 

Woher nimmt der Mann diesen Elan? Das scheint ungeheuerlich, was mit einem Mal da zustande kommt durch einem Einzelnen.

Nach dem Hören des Albums entsteht der Eindruck: Den Elan, den hat er geschenkt bekommen – das ist der Lohn für eine harte Wegstrecke voll Schwerstarbeit. Die hartnäckige Arbeit, voller Nachsicht, an sich selbst, hat seine Gabe frei gesetzt:

„Mehr als zwanzig Jahre später stehe ich jetzt hier. Und vor mir steht dieser Flügel. In einem Tonstudio. In wenigen Minuten werde ich mein erstes eigenes Album einspielen. Ich werde auf diesem Flügel spielen, ich werde in das daneben gestellte Mikrofon singen. Ich werde das, was ich hier produziere, veröffentlichen. Und ich werde mich dafür nicht schämen“,

schreibt Ferdinand Saalbach in seinen Notizen am Tag der Aufnahme.

Den Wandel, den Saalbach Dank therapeutischer und helfender Unterstützung und einer über Jahre anhaltenden Aufgeschlossenheit für verschiedene Therapieformen erfahren hat, bis hin zu einem selbst bestimmten Leben, das er nun führt, lebt Ferdinand Saalbach mit einer Offenheit, die ihn authentisch und damit vorbildlich macht.

 

 

Im Kontrast von schwarz und weiss in den Auftritt Foto: Ballroom Studios

 

 

Ausstieg aus Depression und falschem Leben

 

Auf seiner Homepage „Steine im Rucksack“ legt er umfassende Recherche- sowie Aufklärungs- und Vermittlungsarbeit dar zum Thema Depression und seelische Erkrankung und bietet sie anderen Menschen zur Unterstützung und Ermutigung an. 

Das Kernstück an Verarbeitung und Reifung ist mit diesem mächtigen Schwellenschritt verbunden, den das vorliegende Musik-Album darstellt. „Steine im Rucksack“ ist ein Gipfelerlebnis:

 

„Da steht er also. Der Flügel, auf dem das jetzt alles endlich passieren wird.
Der einen Meilenstein setzen wird, von dem ich in der einen oder anderen Form geträumt habe,
seit ich ein kleines Kind bin. Ein Traum, der mir ausgeredet wurde.
Über den mir gesagt wurde, dass ich dafür nicht gut genug sei.
Eine vermeintliche Wahrheit, gegen die ich angekämpft habe, die ich widerlegen wollte, irgendwie beharrlich überzeugt war, dass ich es allen irgendwann beweisen würde“,

 

bekennt Saalbach und lässt damit die rasende Haltung, mit der er sein Leben gegen die Wand gefahren hatte, ausheilen.

Es ist ein Genuss, dabei zu sein und zuzuhören, wie der Wind aus der Weite herauf kommt und den Musiker streift, bevor er ansetzt, jetzt nach seiner eigenen Musik zu singen.

Wie während der Aufnahmen immer noch die Stolpersteine auftauchen, in Gedanken vor allem, an die versagende Stimme und die Fehler, die er machen, den Ton, den er verspielen, nicht treffen könnte – das beschreibt Saalbach innerlich als einen emotionalen Hürdenlauf.
Und er berichtet, wie er gelernt hat, diese Stimmen seines eigenen gestauchten Inneren aus der Distanz zu belauschen und in der Umkehr den Gedanken eine andere Bahn zu weisen. 

Saalbachs Aufrichtigkeit steht den brillianten Aufnahmen liebevoll bei, an die zu glauben dem Musiker bis zum Ende noch schwer fällt. Dabei hilft ihm vor Ort die sanfte Stimme des Produzenten, Johannes Gerstengarbe, den Saalbach kurz „Joe“ nennt:

 

„Joe merkt das und macht mich sanft darauf aufmerksam, dass ich etwas loslassen darf….
Er meint, es klingt gut. Und ich sage mir, dass es vielleicht nur mein innerer Zweifler ist,
der es nicht erträgt, mich unverfälscht zu hören. Der ein Problem damit hat,
meine echte Stimme zu hören und der sie lieber verfälschen und technisieren möchte,
damit es nicht mehr ich bin, der da singt, sondern irgendetwas anderes.
Mir fallen ein paar Dinge ein, die wir ausprobieren könnten, wir drehen etwas am Flügel-Sound und ein klein wenig an meiner Stimme, aber es sind Nuancen. Am Ende steht ein Ergebnis, von dem mir Joe sagt, dass es toll ist, aber ich irgendwie nicht überzeugt bin. Aus meiner Therapie weiß ich aber, dass diese Zweifel für jemanden mit meiner Vorgeschichte einfach dazugehören.“

 

 

Alle Töne getroffen Foto: Ballroom Studios

 

Ein Konzert für Klavier und Gesang

 

Eine Beziehung zum eigenen entstandenen Werk seiner Musik aufzubauen, fällt dem Mann, der gewohnt war, sich selbst zu überhören, denkbar schwer. Da hilft bestätigend die Wiederholung, wie jedes Mantra lehrt, und die Gewöhnung, sich vertraut zu machen mit dem, der sich aus dem Innersten heraus jetzt poetisch und kraftvoll zu Wort meldet:

 

„Inzwischen habe ich die Aufnahmen viele Male angehört. Inzwischen bin ich glücklich damit. Inzwischen kann ich den Flügel genießen und meine eigene Stimme auch.
Inzwischen bin ich stolz darauf, was wir gemeinsam geschaffen haben.“

An dieser Stelle sind jetzt Menschen in seiner Nähe, Freunde, die gern hören, wenn er spielt.
Als VAN SAALBACH tritt er öffentlich mit seinem Repertoire auf und kann gebucht werden, privat, für den Saal und die Bühne. 

 

Weitere Informationen

Mobile anmeldungsfreie Impfaktion im Johannstädter Kulturtreff

eingestellt am 06.08.2021 von Anja Hilgert (ZEILE), Headerbild: Ohne Anmeldung zum Termin im Johannstädter Kulturtreff e.V. Foto: Anja Hilgert

Im Zuge der Ausdehnung der bundesweiten Impfkampagne gegen die Corona-Viruserkrankung hat die Stadtverwaltung eine Vielzahl von mobilen Impfaktionen an unterschiedlichen Orten im Stadtgebiet geplant.
Der Johannstädter Kulturtreff schließt sich der dezentralen Impfaktion an und unterstützt das  Deutsche Rote Kreuz und das Gesundheitsamt Dresden mit einem anmeldungsfreien Impfangebot:
Am Montag, 9. August und Dienstag, 10. August 2021, können sich Erwachsene von 10 Uhr bis 17 Uhr in den Räumen des Kulturtreffs auf der Elisenstraße ohne Voranmeldung gegen das Corona-Virus vom Impfteam des DRK impfen lassen .

 

Zur Auswahl stehen die Impfstoffe von Johnson & Johnson und BioNTech. Bei Johnson & Johnson reicht eine Impfung aus. Bei dem Impfstoff von BioNTech ist eine zweite Impfung notwendig. Die Zweitimpfungen können an gleicher Stelle in Anspruch genommen werden. Die Termine im Johannstädter Kulturtreff stehen bereits fest: Montag, 30. August, und Dienstag, 31. August 2021 jeweils von 10 Uhr bis 17 Uhr.

Mitzubringen sind Krankenversicherungs-Chipkarte, Personalausweis oder Pass sowie, falls vorhanden, der Impfausweis. Aufklärungs- und Anamnesebogen gibt es vor Ort.

 

Informationen gibt es dazu auf der Internetseite www.dresden.de/corona.

85-Jährige von Radfahrer beraubt und verletzt

eingestellt am 04.08.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Foto der Polizeiwachstelle Altstadt. Foto: PS

Auf der Gabelsberger Straße ist am Sonntagnachmittag eine Seniorin beraubt und verletzt worden.

Die Polizei sucht Zeugen zu einem Raub, bei dem eine Frau leicht verletzt wurde. Die 85-Jährige war am Sonntag gegen 14.30 Uhr auf dem Fußweg unterwegs, als sie von einem Radfahrer überholt wurde. Dieser riss ihr im Vorbeifahren die Handtasche von der Schulter, woraufhin sie stürzte und verletzt wurde. Der Fahrradfahrer floh in unbekannte Richtung.

Hinweise nimmt die Polizeidirektion Dresden unter der Telefonnummer 0351 483 22 33 entgegen.

Damals in der Johannstadt: Die Einweihung des Carola-Hauses

eingestellt am 31.07.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Sächsische Königin Carola von Wasa um 1874 (Holzstich), Gemeinfreies Bild

Mit Heinz Kulb hat die Stadtteilredaktion einen erfahrenen Johannstädter Autor gewonnen, der sich auf den Spuren “der ganz normalen Menschen” durch Archive wühlt und mit spitzer Feder den Staub von vergangenen Ereignissen pustet. In Folge 3 besucht Sachsens letzte Königin Carola die Johannstadt. Vorhang auf für Ihre Majestät!

Gartenmeister Alois Singer begutachtete zum wiederholten Male den Pavillon vor dem fertig gestellten Hauptgebäude des neuen Carola-Hauses. Zum wiederholten Male richtete er die Efeuranken und Blumengestecke. Dann nickte er zufrieden. Der Blick fiel auf den Lehrjungen Wilhelm und sein Gesicht färbte sich puterrot. Seine Rechte verpasste Wilhelm eine Maulschelle. In wenigen Augenblicken könnte Ihre Majestät erscheinen und Wilhelm stand hier mit einer verdreckten Schürze. Alois Singer zeigte nur auf die Schürze und dann in Richtung Parkanlage hinter dem neuen Haus.

Carolahaus, Geländekarte, 1878. Gemeinfreies Bild, aus der Sammlung H. Kulb. Quelle: http://digital.slub-dresden.de/id406517975

Großer Bahnhof für Königin Carola

Gegen drei Uhr nachmittags des 15. April 1878 hielten mehrere Kutschen vor dem gerade fertig gestellten Gebäude des Hospitals „Carola Haus“ an der Gerokstraße. Erwartungsvoll standen Ärzte, Schwestern, Küchenpersonal, Gärtner und sonstige Bedienstete an der Eingangstreppe. Daneben postierten sich die Damen und Herren des Albertvereins. Auch Wilhelm hatte es geschafft, sich eine saubere Schürze anzulegen und die Schuhe zu putzen. Mit etwas Abstand säumten viele Bewohner der Umgebung aus der Gerok- und der Blasewitzer Straße und der Häuser am Trinitatisplatz den Ort des Ereignisses.

Ansicht des Carolahauses, ca. 1909. Der unbelaubte Baum hinter der Pyramidenpappel ist die heute noch sichtbare Eiche. Foto: A. Hartmann, aus der Sammlung S. Treppnau.

In einem sehr hübschen grünen Kleid und mit modischem Hute entstieg Ihre Majestät Königin Carola der Kutsche und lächelte den Anwesenden nickend zu. Das frühlingswarme Wetter tat ihr gut. Doch der volle Terminkalender, sie kam gerade aus Meißen, forderte seinen Tribut. Contenance, also Selbstbeherrschung, war gefragt. Dessen war sich Carola bewusst. Hochrufe erschallten. Einer anderen Kutsche entstieg Dresden Oberbürgermeister Dr. Stübel und trat zwei Schritt hinter der Königin.

Der Geheime Medizinalrat Dr. Fiedler begrüßte und geleitete sie zu einem Stuhl unter den von den Gärtnern des Hauses mit prächtiger Pflanzendekoration gestalteten Pavillon.

Sachsens letzte Königin

Das wusste sie damals aber nicht. Carola oder mit vollem Namen Caroline Friederike Franziska Stephanie Amelie Cäcilie, war eine Prinzessin aus dem Hause Wasa-Holstein-Gottorp. Ihr Lebensweg mutete dem eines dramatischen Märchens an. Mehrere Handicaps hatte sie. Sie entstammte einem verarmten Adelshaus. Die Eltern waren geschieden. Carola lebte bei der Mutter in Morawietz (heute Tschechien) ein bescheidenes, eher ruhiges Landleben.

Doch eine unterbelichtete Landpomeranze wurde nicht aus ihr. Sie war gebildet und entwickelte eine Vorliebe fürs Malen, Schach und Theaterspielen. Und mit 18 erblühte sie auf zur „schönsten Prinzessin Europas“. Vor Freiern konnte sie sich kaum retten. Ein Wettlauf um ihre Hand begann. Louis Napoleon Bonaparte (der spätere Napoleon III.) sowie Friedrich Karl von Preußen waren darunter. Das Rennen machte schließlich Albert von Sachsen. Carola konvertierte zum Katholizismus und beide hatten die Unterstützung von König Johann gegen die geifernden Hofschranzen. Es soll eine Liebesheirat gewesen sein, was selten in Königshäusern gewesen wäre.

König Albert und Königin Carola, Foto von Hoffotograf Otto Meier, aus der Zeitschrift “Gartenlaube” 1889

Fortan sah Carola ihre Passion auf sozialem Feld. 1867 gründete sie mit der sorbischen Krankenschwester Marie Simon den nach ihrem Mann benannten Albertverein, einem der Vorgänger des Roten Kreuzes, der sich um die Pflege von Kranken und Verwundeten im Kriege kümmerte.

In ihrer Ehe überließ sie ihrem Mann, dem späteren König Albert, das Feld der Politik, „wobei sie viele seiner Ungeschicklichkeiten im politischen Bereich durch ihre umgängliche Art ausglich.“* Andere beurteilten das Wirken des Herrscherpaares drastischer: „Carola war die nichtsnutzige Gattin des militaristischen Dreckskerls Albert, der als König soviel taugte, wie ein Bündel Stroh zum Feuerlöschen.“** Ein wenig zu drastisch formuliert von meinem geschätzten Schriftstellerkollegen Jens-Uwe Sommerschuh.

Auf dem Weg zur Landesmutter

Mit der Thronbesteigung 1873 widmete sie sich, da ihre Ehe kinderlos blieb, voll den sozialen Belangen. Nicht die Verhältnisse wollte sie ändern, sondern das Leid lindern. Sie war keine Revolutionärin, keine Frauenrechtlerin, keine Sozialdemokratin, sondern aufgeklärt konservativ in der Weltanschauung. So brachte sie mit dem Pestalozzi-Verein erwerbslose Frauen in Lohnarbeit, unterstütze weibliche Dienstboten jenseits der 60 durch kostenlose Unterbringung in Dienstbotenheime, gründete Kindergärten und Lungenheilanstalten, schuf Wohnraum für arme Familien. Für die Arbeiterfamilien initiierte sie Volksküchen in deren Wohn- und Arbeitsvierteln.

Logo des Albertvereins von Werbemarke, aus der Sammlung H. Kulb, Lizenz: Public Domain Mark 1.0

Durch die Ausbildung von Frauen und Mädchen zu Krankenschwestern, Wirtschafterinnen, Näherinnen wurden für die weiblichen Angehörigen der unteren Schichten neue Erwerbsmöglichkeiten eröffnet. ***

Ihr Rollenverständnis adliger Frauen entsprach der damaligen Zeit und war deren einzige Beschäftigungsmöglichkeit um selbständig und anerkannt zu arbeiten. Königin Carola und Kaiserin Auguste Viktoria (von Wilhelm I.) repräsentierten auch eine neue Generation von Frauen der Oberschicht in der damaligen Zeit.

Heilstätte für Tuberkulose-Kranke und Trümmersortieranlage

Pastor Peter hielt die Weiherede, der die Königin aufmerksam lauschte. Unter den Versammelten war auch der Stadtbaurat Theodor Friedrich, der den durch Spenden und einer Lotterie finanzierten Komplex konzipierte und errichtete. In diesen ersten Gebäuden befanden sich Krankensäle mit 30 Betten, Aufnahmezimmer, Operationssäle, Wohnungen der Schwestern und Assistenzärzte, Küche und Speisesaal. Die medizinischen und technischen Ausstattungen sollen dem damals neuesten Stand entsprochen haben. Bis zur Jahrhundertwende entstanden neben einer Kapelle noch weitere Gebäude, die dann 225 Kranke beherbergen konnten. Daneben entstand ein gepflegter Park.

Das Carolahaus. Stadtplan von 1911. Quelle: SLUB Dresden / Deutsche Fotothek.

Nach der Gründung des Krankenhauses Johannstadt**** spezialisierte sich das Carola-Haus zur Heilstätte für Tuberkulosekranke. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Haus an die Stadt verkauft. Die Nazis machten daraus eine Schule der SA, wobei die Kapelle zum Schießstand mutierte. Dann im Krieg ein Lazarett. In der Bombennacht im Februar 1945 wurde das Areal vollständig zerstört. Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Gelände zunächst eine Trümmersortieranlage und ab den 50er Jahren der VEB Plattenwerk. Heute harrt es seiner nicht sichtbaren Zukunft.

Nach des Pastors Rede besichtigte Königin Carola die neuen Räume und verließ nach einem Dank an die hier Beschäftigten und einem kleinen Imbiss gegen halb fünf das Haus in Richtung ihrer geliebten Wohnstätte in Stehlen.

Auch Gartenmeister Alois Singer und sein Lehrling Wilhelm verließen mit vor Stolz geschwellter Brust das Anwesen, denn Majestät hatte sich bei ihnen persönlich für das Pflanzenarrangement im Pavillon bedankt.

*aus Maria Görlitz: Parlamentarismus in Sachsen. Königtum und Volksvertretung im 19. Und frühen 20. Jahrhundert. LIT Verlag Münster 2011

**Jens-Uwe Sommerschuh auf Facebook, 4. Oktober 2020, 01.08 Uhr

***Dagmar Vogel: Wahre Geschichten um Sachsens letzte Königin. Tauchaer Verlag, Taucha 2006

****heute Universitätsklinikum Carl Gustav Carus

Damals in der Johannstadt – von Heinz Kulb

 

Amberbäume für die Dürerstraße

eingestellt am 29.07.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Die jungen Bäume werden mit weißer Farbe vor der Sonne geschützt. Foto: Philine

Dürre in den vergangenen Jahren, Überschwemmungen in diesem: Der Klimawandel steht vor der Haustür. Ein Beitrag, den Städte für ein besseres Stadtklima leisten können, ist Begrünung. Die Stadt Dresden setzt verstärkt auf Straßenbäume und pflanzt in einer Aktion seit Juni 2020 insgesamt 800 von ihnen im Stadtgebiet. Die Dürerstraße soll jetzt 15 neue Amberbäume erhalten – neun stehen bereits. 

Weiß leuchten die getünchten Stämmchen in der Mittagssonne. Die Blätter – in der Form eine Mischung aus Efau und Ahorn – bewegt eine Brise. Ganz frisch sind die neun Amberbäume an der Dürerstraße auf dem Abschnitt zwischen Permoser- und Silbermannstraße gepflanzt worden. Die weiße Farbe am Stamm soll vor der Sonneinstrahlung schützen – wie den Menschen die Sonnencreme. Sonst bilden sich Risse in der Rinde, durch die Pilze und Bakterien eindringen können.

Amberbäume in der Dürerstraße. Foto: Philine

800 Bäume für das Stadtgebiet

Seit vergangenem Herbst läuft die Saison für Baumpflanzungen an Dresdens Straßen sowie in den städtischen Parks und Grünanlagen. 595 Bäume setzten Landschaftsbaufirmen und der Regiebetrieb der Landeshauptstadt in die Erde. Weitere 182 Bäume an Straßenfußwegen und 36 Bäume in Parkanlagen folgen. Vorwiegend werden Bäume ersetzt, die wegen der veränderten klimatischen Bedingungen abgestorben sind.

Der Stadtrat hatte die zusätzlichen Mittel in Höhe von 2,5 Millionen Euro für Baumpflanzungen an Straßen und in Parkanlagen für die Jahre 2021/2022 bereitgestellt. Sie sollen zu Luft- und Lebensqualität beitragen.

Bei den Sorten wurde auf Widerstandsfähigkeit geachtet: Die Bäume müssen den Herausforderungen des Stadtlebens standhalten und genügsam sein. Der Amerikanische Amberbaum erfüllt diese Anforderungen. Er ist gegen das wechselhafte europäische Klima gewappnet und verträgt sowohl Frost, als auch starke Regenfälle und Hitze. Im Herbst verfärbt er sich in fantastischen Indian Summer-Tönen. Die anderen Arten des Amberbaumes stammen aus Mexiko, dem Orient und Südasien.

Wohlriechendes, wenn auch “falsches” Harz

Der ausführliche lateinische Name lautet Liquidambar styraciflua ‘Worplesdon’, wobei  liquid flüssig bedeutet und das arabische Wort für anbar -Bernstein – enthalten ist. Übersetzt heißt der Baum also “flüssiger Bernstein”. Er findet in der Medizin bei Atemwegserkrankungen, Geschwüren und Vereiterungen Verwendung. Verarbeitet wird dazu neben Früchten, Stamm und Blättern sein Harz.

Die Blätter der jungen Amberbäume verfärben sich im Herbst orange, rot und gelb. Foto: Philine

Einige Arten der Gattung Liquidambar bilden den wohlriechenden Balsam aus  – so auch der Amerikanische Amberbaum.  Allerdings liefert der Amberbaum im Gegensatz zum Storaxbaum zwar ein ähnliches, jedoch nicht das echte Benzoeharz aus. Es duftet aber ebenso angenehm und wird in der Parfümherstellung genauso angewendet wie zum Räuchern.

Bäume erkennen mit dem Themenstadtplan

So überraschend können die Eigenschaften unscheinbarer Jungbäume sein. Wer neugierig geworden ist, was andere Bäume in der Johannstadt wohl so können, dem kann der Dresdner Themenstadtplan helfen. Er zeigt derzeit rund 98.700 registrierte Bäume auf städtischen Flächen an. “Mit einem Klick erfährt man die Baumart, das Alter und die Nummer des Baumes,“ sagt Detlef Thiel, Leiter des Amtes für Stadtgrün und Abfallwirtschaft.

Und er ergänzt: „Dass der Themenstadtplan nun auch den gesamten städtischen Baumbestand enthält, ist nicht nur ein Service für alle, die sich für Dresdens Bäume interessieren. Zugleich wird es damit für Bürgerinnen und Bürger einfacher, wenn sie sich mit ihren Anliegen zu einem bestimmten Baum im öffentlichen Grün an unser Amt wenden, da im Themenstadtplan ja alle wichtigen Daten bereitstehen und wir sofort wissen, welcher Baum gemeint ist.“

Bäume in der Johannstadt

Gastbeitrag: Rudolf Sendig und die Dresdner Fremdenverkehrsentwicklung

eingestellt am 24.07.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Gruß Bad Schandau - Postkarte mit Rudolf Sendig. Foto & Verlag: unbekannt, Sammlung: Manfred Wille

Manfred Wille ist Gastronomie-Historiker und wollte den Visionär Rudolf Sendig aus Bad Schandau und seinen Karrierestart vor 150 Jahren mit Gedenk-Veranstaltungen würdigen. Geplant war eine Friedhofsführung auf dem Trinitatisfriedhof, denn dort liegt der risikofreudige Unternehmer begraben. Das musste wegen Corona entfallen – eine Zusammenfassung reichte Wille deshalb zur Veröffentlichung auf johannstadt.de ein.

Eine Grabstelle auf dem Trinitatisfriedhof erinnert gerade 2021 an bedeutende Ereignisse im Dresdner Gastgewerbe. Am Neumarkt entstand um 1834/35 unter dem Hotelier Johann Heinrich Gerstkamp aus einem einfachen Hotel durch die Zusammenlegung von drei Häusern das Hotel de Saxe mit einem repräsentativen Konzert- und Ballsaal im Obergeschoss.

Prächtige Bälle, englischer Fußball

Später unter dem Hotelier Julius Karl Dorn wurde das Hotel de Saxe zu einem Hotel der Ersten Klasse. Neben prächtigen Ballveranstaltungen traten bedeutende Künstler wie Liszt und Paganini hier auf. Die Abonnementskonzerte von Robert Schumann fanden eine große Resonanz. Die englischen Fremden, die im Englischen Viertel wohnten, waren mit Veranstaltungen, wie Aufführungen eines englischen Amateurtheaters, Basaren, der Präsentation eines englischen Fußballklubs zu Gast im “de Saxe”.

Blick in Rudolf Sendigs Hotel “Europahof” in Dresden. Foto & Verlag: unbekannt, Sammlung: Manfred Wille

Die Familie Dorn entwickelte ab 1883 zusätzlich einen bedeutenden Weinhandel, wobei die Bestände sowohl in den Kellern des Hotels, aber auch im Coselpalais und weiteren Kellern bewahrt wurden. Rudolf Sendig unterhielt enge Kontakte zur Familie Dorns und heiratete 1879 in der Dresdner Hofkirche Lucile Dorn, die Tochter des Hotelbesitzers.

Vom Koch zum Manager

Das ist einer der Gründe, warum Rudolf Sendig mit seiner Lucile mit ihren Urnen in der Dornschen Grabstelle ihre letzte Ruhe fanden. Im Jahr 2021 werden es 150 Jahre, dass Rudolf Sendig als Koch in Bad Schandau startete. Sehr schnell entwickelte er sich zu einem Hotelmanager mit Phantasie, großen Visionen, unternehmerischem Elan, verbunden mit Risikobereitschaft und Durchsetzungsvermögen.

Einige Beispiele in Fakten sollen das deutlich machen:

  • Bau von mehreren anspruchsvollen Kureinrichtungen,
  • Schaffung einer Villenkolonie samt Aufzug in Ostrau
  • Er ließ den Königspark mit 45.000 Quadratmetern Gestaltung mit Porticus und Wandelhalle anlegen.

Bad Schandau findet Anerkennung als Kurstadt

Im Jahr 1884 startete er mit der Reise zur Zarin nach Petersburg einen besonderen Coup, um in Bad Schandau russische Offiziere kuren zu lassen, was in der Folge viele russische Gäste nach sich zog. Er setzte viele wirkungsvolle Marketingideen um und holte bedeutende Großveranstaltungen nach Bad Schandau.

Gedenkplatte am Sendig-Museum. Bild: Manfred Wille

Damit gelang es Sendig, Bad Schandau zu einer anerkannten Kurstadt zu entwickeln. Vieles, wie der Sendig-Brunnen, der Aufzug und seine Ehrenbürgerschaft erinnern daran. Mit der Übernahme des Hotels Europäischer Hof in Dresden auf der Prager begann eine neue Phase der „Hotelindustrie“, die durch ihn maßgeblich entwickelt wurde. Weitere Hotels unter seiner Leitung entstanden in Nürnberg, Wiesbaden und auch mit dem Neuen Sendig Hotel in Dresden.

Zäsur Erster Weltkrieg

Mit der Übernahme des Belvedere auf der Brühlschen Terrasse führte er Cabaret-Programme ein. Im Fremdenverkehrsverein Dresden setzte er kreative Marketingideen um. Seine wirkungsvollen Aktivitäten führten zu internationaler Anerkennung und Führungspositionen im nationalen und internationalen Hotelgewerbe.

Urne von Lucile Sendig. Bild: Manfred Wille

Die Vorbereitung des Ersten Weltkrieges führte zum Ausstieg seiner Investoren und damit zum Zusammenbrechen seiner Projekte. Er zog sich nach seinem „lieblichen“ Bad Schandau zurück. Der Tod seines Sohnes im Krieg und er spätere Tod seiner treuen Kameradin Lucile trafen ihn sehr. Bad Schandau blieb er jedoch, hoch geehrt, bis zu seinem Lebensende mit 80 Jahren treu.

 

 

Ein Gastbeitrag von Manfred Wille

 

Wirbel um Feuerwerke am Johannstädter Elbufer

eingestellt am 23.07.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Der Himmel hat es zum Jahresende vorgemacht: Nachhaltige, stille, unvergleichliche Pracht. Foto: Philine Schlick

Derzeit kursiert eine Petition in der Johannstadt, die sich gegen Feuerwerke am Käthe-Kollwitz-Ufer richtet. Diese wurden im Rahmen von Feierlichkeiten in der Elblounge Johann abgefeuert. Chefin Laura Girke zeigt sich gegenüber den Beschwerden verständnisvoll.

Am Freitag waren bei der Petition “Stoppt die Feuerwerke in Dresden Johannstadt” 328 von 500 nötigen Unterschriften zusammengekommen. Bürger*innen richten sich mit der Kampagne an das Umweltamt Dresden. Der Grund: In den vergangenen Wochen fanden in der Elblounge Johann Veranstaltungen statt, bei denen es knallte und blitzte. Ein malerisches Feuerwerk gehört eben für viele zum festlichen Anlass dazu.

Die Wiese vor dem “johann” ist öffentlicher Bereich. Foto: Philine Schlick

Anwohner*innen sehen die lautstarken Funkenregen besonders im Sinne des Naturschutzes kritisch. “Für die wildlebenden Tiere (in unserem Hof sind beispielsweise viele Fledermäuse und auf den Bäume schlafen zahlreiche Krähen, Tauben, Elstern und Spatzen), die Enten usw. an der Elbe oder aber für Hunde in den Haushalten bzw. für Hunde die gerade Gassigehen muss dieser Höllenlärm eine Qual sein!”, heißt es in dem Aufruf. Aber auch für Menschen sei der Widerhall in den Häuserzeilen und die Dauer der Knallerei belastend.

Elblounge-Chefin verspricht vertragliches Verbot

Am 14. Juli wurde auch ein Feuerwerk mitten in der Woche festgestellt. Laura Girke, Geschäftsführerin der Elblounge, bestätigt das auf Anfrage der Stadtteilredaktion: “Letztens war ungewöhnlicherweise am Mittwoch eine Hochzeit und die hatten leider auch ein Feuerwerk. Davon wussten wir nichts und haben im Grunde auch keine Handhabe dagegen, weil diese völlig autark von uns bei der Stadt anzumelden sind. Diese hatte es genehmigt, die Polizei hatte die Unterlagen geprüft”, erklärt sie.

Laura Girke vom Restaurant “johann”. Foto: Philine Schlick

Für den Unmut der Bürger*innen hat sie vollstes Verständnis und will handeln: “Falls mal wieder eine Hochzeit in der Woche stattfindet, werden wir vertraglich Feuerwerke verbieten.”

Petition könnte generelles Verbot anschieben

Für generelle Genehmigung von Feuerwerken am Elbufer dagegen sieht sie die Stadt Dresden in der Verantwortung: “Am Ende müssen uns die Gäste leider ja auch gar nicht informieren, da die Wiese vorm Haus öffentlicher Bereich ist. Wie entschuldigen uns nochmal sehr für den Mittwoch!”

Das Umweltamt selbst hatte die Petition als Handhabe empfohlen. Ob es eine komplette Eindämmung von Feuerwerken am Elbufer geben könnte, werde geprüft, heißt es in der Petition.

Feuerwerke in der Johannstadt?

Ein neuer Stolperstein für die Johannstadt

eingestellt am 21.07.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Stolperstein für Eva Stein an der Elsasser Straße 5. Quelle: Wikipedia

Am Mittwoch und Donnerstag verlegen Mitglieder der Initiative Stolpersteine für Dresden e. V. zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus 33 Stolpersteine vor 18 Häusern. Auch die Holbeinstraße in der Johannstadt bekommt einen neuen Stolperstein.

Seit 1992 erinnert der Künstler Gunter Demnig mit goldenen Stolpersteinen an Menschen, die während des Nationalsozialismus verfolgt, deportiert, ermordet, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. In Dresden wurden bereits 259 Stolpersteine an den letzten Wohnorten von Opfern des Nationalsozialismus verlegt.

Stolperstein für die Holbeinstraße

„Die Stolpersteine sind ein Versuch, die traumatische Geschichte der Deportation und Vernichtung jüdischer Mitbürger in unserer Stadt während der NS-Diktatur sichtbar zu machen. Ich danke den Initiatoren für dieses Engagement. Angesichts des wachsenden Antisemitismus haben wir als Nachgeborene die Aufgabe, immer wieder an das Schicksal der Opfer zu erinnern und nicht zu vergessen”, so Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch.

Diese Woche werden in der Landeshauptstadt 33 weitere Stolpersteine vor 18 Häusern angebracht. Am Donnerstag um 13.15 Uhr ist es an der Holbeinstraße 48 so weit. Der goldene Stein trägt den Namen “Caro”.

Die öffentliche Feierstunde anlässlich der Verlegung von Stolpersteinen 2021 findet später um 19 Uhr in der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Klemperer-Saal, Zellescher Weg 18 statt.

Stolpersteine in der Johannstadt

  • www.stolpersteine-dresden.de
  • Dürerstraße 10: Sara Altbach, Josef Altbach
  • Wallotstraße 7: Ella Deutsch; Deutsch / Hirsch
  • Hopfgartenstraße 7: Otto Ernst Faber
  • Georg-Nerlich-Straße 2: Bedřich Fantl; Brigitte Fantl, Helene Fantl, Leo Fantl
  • Georg-Nerlich-Straße 4: Fritz Meyer, Harry Meyer, Heinz Meyer, Johanne Meyer
  • Striesener Straße 38a: Malwine Hann, Sigmund Hann
  • Marschnerstraße 21: Alexandrine Kastner, Otto Kastner, Hans-Werner Kastner
  • Lortzingstraße 1: Hildegard Rau
  • Fetscherstraße 34: Thekla Schindler, Ernst Schindler
  • Elsasser Straße 5: Eva Stein
  • Pfotenhauerstraße 16: Berta Steinhart, Herbert Steinhart, Oskar Steinhart