Dritter Dresdner Gartenspaziergang am 19.7. in der Johannstadt

eingestellt am 07.07.2023 von Andrea Schubert (Stadtteilverein), Headerbild: Neuer Israelitischer Friedhof Dresden, Fiedlerstraße 3, Foto: Andrea Schubert

Unter dem Motto „Netzwerk Stadtgrün“ finden in diesem Jahr die Dresdner Gartenspaziergänge statt. Dazu laden das Amt für Stadtgrün und Abfallwirtschaft Dresden, der Bund Deutscher Landschaftsarchitekten e. V. (bdla), das Institut für Landschaftsarchitektur der TU Dresden und die Architektenkammer Sachsen ein. متابعة قراءة Dritter Dresdner Gartenspaziergang am 19.7. in der Johannstadt

Sonntag ist Tag des Offenen Denkmals

eingestellt am 11.09.2021 von Anja Hilgert (ZEILE), Headerbild: Mit Achtung auf Details und falsche Fassaden öffnet der Tag des Offenen Denkmals einmalig so manche Türe Foto: Gerd Hammermüller

Unter der Überschrift „Sein & Schein – in Geschichte, Architektur und Denkmalpflege“ öffnen am 12. September 2021 über 60 Gebäude in und um Dresden ihre Türen, darunter unscheinbare, restaurierte und rekonstruierte Denkmäler, die gesichtet, begangen und erkundet werden können. Dazu hat das Amt für Kultur und Denkmalschutz ein vielseitiges Erlebnis-Programm zusammengestellt: Rundgänge, geführte Spaziergänge, Konzerte, Musik, Gespräche und Erlebniswerkstätten führen zu Denkmälern vom Zentrum bis zum Rande der Stadt.

 

Sein oder Schein, das ist am Sonntag die Frage

Der bundesweit am Sonntag 12. September 2021 von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz koordinierte Tag lädt ein, Geschichten und Geschichte zu entdecken – analog vor Ort und/oder digital. Vielerorts werden Handwerkstechniken gezeigt und die Besucherinnen und Besucher können in andere Epochen eintauchen. Die Besichtigungen, Führungen, Ausstellungen, Konzerte sind für Jung und Alt. Ein eigener Programmteil widmet sich der Königin der Instrumente, der Orgel als Instrument des Jahres 2021. 

 

Detail der ehemaligen Kunstgewerbeschule, 2019. Foto: G. Hammermüller

 

Die Erhaltung und Pflege von Fakt und Fake

Sein oder Schein, das ist in der Denkmalpflege keine unwesentliche Frage. Raffinierte Täuschungen alter Baumeister, Rekonstruktionen einer vergangenen Zeit oder entkernte Häuser mit neuem Innenleben können die Wahrnehmung von Denkmälern nachhaltig verändern. Mit herausragenden Gemälden konkurrieren brilliante digitale Kopien und vervielfältigen und verbreiten, was original, einzigartig, originell ist, in aller Offenheit und ungehemmt zugänglich.

Annekatrin Klepsch, zweite Bürgermeisterin und Beigeordnete für Kultur und Tourismus der Landeshauptstadt Dresden erläutert das diesjährige Motto: „In einer immer schneller werdenden Welt digitaler Vergänglichkeit, einer Vielzahl von Eindrücken und der steten Frage nach Echtheit sucht der Mensch Halt. Authentische Denkmäler geben Orientierung und setzen dem schönen Schein etwas Bleibendes entgegen.“ 

 

Detail an der Fassade des Sparkassengebäudes. Quelle: Gerd Hammermüller

 

Illusionistische Techniken, Scheinfassaden, vorgetäuschte Decken oder Blendfenster sowie den gekonnten Einsatz des „Scheins“ aufzuspüren, vorzuführen und zu erläutern ist ein Aufgabenfeld am Tag des offenen Denkmals 2021. „ Sie zeigen aber auch, dass in der Historie bereits Täuschungen zu finden sind. In der Zukunft können sie Wahrzeichen und Begleiter sein, darum setzen wir uns gemeinsam für ihren Erhalt ein“, erklärt Annekatrin Klepsch.

Für unsere Erfahrungswelt im 21.Jahrhundert sind Sein und Schein, Realität oder Fiktion, Fakt oder Fake hochaktuelle Themen. Doch Menschen erfreuten sich schon immer, von der Antike an übers Barock bis hin zur Moderenen Bildbearbeitung, an der Illusion und dem Spiel mit der Täuschung, in denen sich die Frage nach der wirklichen Wirklichkeit ad absurdum führt.

 

Perlen des Unscheinbaren

Als besondere Perlen des Tages gelten auch die unscheinbaren Denkmale, Denkmale am Rande, die häufig der echten Aufmerksamkeit des Betrachters entgehen und die nun einmal ausdrücklich ins Blickfeld gerückt werden, auf dass sie ihre Geschichten erzählen können. Viele dieser insgeheim Denkmäler sind in privater Hand. Insofern gilt allen Denkmaleigentümerinnen und – Eigentümern besonderer Dank, ebenso wie den vielen Ehrenamtlichen für Ihr Engagement an diesem beliebten Tag des offenen Denkmals.

 

Der bekannte Dresdner Maler Caspar David Friedrich setzte die auffälligen Torpfeiler am Eingang in seinem Gemälde „Friedhofseingang“ romantisierend
in Szene. Quelle: JohannstadtArchiv

 

In der Johannstadt ins Programm einbezogene Denkmale

 

20    Neuer Israelitischer Friedhof, Fiedlerstraße 3:
Der Neue Israelitische Friedhof, 1867 eröffnet, ist eine wichtige Begräbnisstätte der Jüdischen Gemeinde und ein Ort der Bildung und Erinnerung. Die erste Beerdigung war 1868. Auf dem Friedhof befinden sich etwa 3.100 Grabstellen. Damit gehört er zu den größ­ ten jüdischen Friedhöfen Sachsens und ist heute neben anderen Gedenkstätten ein bedeutender Erinnerungsort für die Geschich­ te der Juden in Dresden. Die frühere Aussenmauer, die das zentrale Element des heutigen Friedhofs ist, wurde 2018-2021 denkmalgerecht saniert.

8 – 17 Uhr geöffnet,  14 Uhr: Führung mit Dr. Birgit Sack, Gedenkstätte Münch­ner Platz Dresden und Heike Liebsch, HATiKVA e. V.: „Man gewöhnt sich rasch – Der Neue Israelitische Friedhof in der Zeit des Nationalsozialismus“ (Dauer 90 Minuten)

 

Grabplatte auf dem Neuen Jüdischen Friedhof. Foto: Johannes Fischer

 

21 Trinitatisfriedhof, Fiedlerstraße 1
mit beeindruckenden Grabmalen bedeutender Persönlichkeiten des 19. und 20. Jahrhunderts, u. a. Ruhestätten von Carl Gustav Carus, Caspar David Friedrich, Ernst Rietschel und Paul Pfund. Hierzu gehört auch das Grab von Moritz Erdmann Puffholdt, dem ersten Dirigenten der heutigen Dresdner Philharmonie und letzten Dresdner Stadtmusikdirektor, das 2021 im Auftrag und mithilfe einer Spendenaktion des Fördervereins Dresdner Philharmonie e. V. saniert werden konnte.

8 – 19 Uhr geöffnet, 10h Vorstellung des sanierten Grabes von M. E.Puffholdt im Beisein der Zweiten Bürger­meisterin Annekatrin Klepsch und mit Musik von Mitgliedern der Dresdner Philharmonie, 10.30h „Puffholdt und andere“: Literarisch­musikalisches Programm mit Texten voller Bezüge zum Trinitatisfriedhof, Musik der klassischen Moderne und der Gegenwart, Sprecher: Lars Jung, Violinen: Adela Bratu und Steffen Gaitzsch

Sitzende auf dem Trinitatisfriedhof. (Quelle: Philine Schlick)

22 Eliasfriedhof, Ziegelstraße 22:
Ursprünglich 1680 als Pest­ und Armenfriedhof angelegt, war der Friedhof im 18. und 19. Jahrhundert bevorzugter Begräbnisplatz für das Dresdner Bildungsbürgertum. Beeindruckende Grabmale bekannter Persönlichkeiten aus der Zeit des Barocks bis zum Klassi­zismus und wiederaufgebaute Grufthäuser sind auf ihm zu finden. Seit 1877 wird der Friedhof nicht mehr für Beerdigungen genutzt und ist seit 1928 für die Öffentlichkeit geschlossen. Seither darf er nur noch mit Genehmigung und auf eigene Gefahr betreten wer­den. Der ehrenamtlich arbeitende Förderverein Eliasfriedhof e. V. organisiert Führungen zur Geschichte und laufenden Restaurierung sowie zu einzelnen Grabmalen und Grufthäusern. Der Eliasfriedhof ist Förderprojekt der Deutschen Stiftung Denkmalschutz.

Führungen* zu Grabstätten von Personen aus Politik, Wirtschaft und Kultur und bemerkens­werten Grabmal­Details um 11, 12.30 und 14 Uhr
*** Achtung: Anmeldung bis 11. September unter anmeldung@eliasfriedhof.de

 

Grabmal auf dem Eliasfriedhof, um 1900. Quelle: JohannStadtArchiv

 

41 Kunstgewerbeschule Güntzstraße 34:
1903 – 07 erbautes Hochschul­- und Museumsgebäude mit Einfriedung, Ter­rasse und Brunnen sowie Grünanlagen. Markante Baugruppe in Ecksituation mit neobarocker Kubatur und Gestaltungselementen des Jugendstils.

Im Gebäude der ehemaligen Kunstgewerbeschule (später Staatli­che Hochschule für Werkkunst) sind die Arbeits­ und Studienräume der Studiengänge Bühnen­ und Kostümbild, der Restaurierung, der Fachhochschulstudiengang Theaterausstattung, die Theoriebereiche sowie die Hochschulbibliothek und die Verwaltung der Hochschule für Bildende Künste (HfBK) untergebracht.

Auf Grundlage von überlieferten Rezepten und Malanweisungen unterschiedlicher Epochen entstanden interessante Rekonstruktionen von Material­imitationen und illusionistischen Wandmalereien, die zum gemein­samen Betrachten und Diskutieren einladen.

11 und 13 Uhr Treffpunkt: Foyer Güntzstraße 34, 20 Personen, Historische Maltechniken erforschen und rekonstruieren:
Führung* 1: Vorstellung der Scagliola­Technik und einer Rekonstruktion der illusionistischen De­ckengestaltung des Langhauses der Chiesa il Gesú in Rom, (Dipl.­Restauratorin Elke Schirmer)
Führung* 2: Vorstellung der Rekonstruktionen zur Imitation von Schildpatt und Aventurinlack sowie Studien zur malerischen Imitation von Gobelins nach Anleitung von Julien Godon (1877), (Dipl.­Restauratorin Monika Kammer)
*** Achtung Anmeldung bis zum 9. September 2021 unter kammer@hfbk­dresden.de

Ansicht stadtseitiger Sachsenallee, von der Kunstgewerbeschule gesehen, um 1910. Links das heute noch vorhandene Amtsgericht, am unteren Bildrand der Eliasfriedhof in seinen früheren Ausmaßen. Quelle: JohannStadtArchiv

Weitere Informationen 

____________________________________ 

Der Neue Jüdische Friedhof: Haus der Ewigkeit

eingestellt am 25.01.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Der neue Jüdische Friedhof in der Johannstadt. Foto: Alexandra Jentsch

Gastbeitrag von Alexandra Jentsch

Am Rande der tosenden Fetscherstraße steht, etwas eingerückt, hinter einer Reihe von Bäumen eine Mauer. Der Efeu kriecht an ihr empor bis zu den Giebeln, die sie in unregelmäßigen Abständen überragen und den Passanten die blinde Rückseite zuwenden. Folgt man dem Verlauf der Mauer weiter in die Fiedlerstraße, wird sie zu einem durchlässigen Zaun, dessen schlanke Glieder den Blick frei geben auf ein strahlend weiß gestrichenes, niedriges Gebäude, dessen bescheidene Kuppel von einem verzierten Davidstern gekrönt wird. Man betritt den Neuen Jüdischen Friedhof.

Grabplatte auf dem Neuen Jüdischen Friedhof. Foto: Alexandra Jentsch

Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Zwischen den Reihen der Gräber liegen sauber geharkte, schattige Wege, auf denen das Rauschen der Stadt fern scheint. Statt Blumenschmuck liegen auf einigen Grabsteinen kleine Steine. Ansonsten fallen dem Laien zunächst mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede zu den christlichen Ruhestätten auf. Tatsächlich bezieht sich die Gestaltung der meisten Grabmale des 1867 eröffneten Friedhofes auf die damals vorherrschenden Strömungen in Kunst und Architektur.

Mehr noch als beim Alten Jüdischen Friedhof, nahe der Bautzner Straße, auf dem hebräische Inschriften auf verhältnismäßig schlichten Grabsteinen vorherrschen und noch häufiger jüdische Handwerkssymbole zu finden sind, wird hier auf dem Neuen Friedhof aus Klassizismus und Jugendstil zitiert. In dieser Orientierung an christlichen Friedhöfen, in der Formsprache der teils sehr prachtvollen, säulengestützten Bögen und Giebeln, kann man einen Ausdruck der Jüdischen Assimilation und Emanzipation in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts sehen, welche letztlich in der (formellen) rechtlichen Gleichstellung mündete.

Auf jüdischen Friedhöfen werden anstatt von Blumen Steinchen auf den Grabstein gelegt. Foto: Alexandra Jentsch

Jüdische Geschichte

Von Sandstein, Granit oder Marmor lassen sich noch heute die Namen einiger Protagonisten dieser Entwicklung ablesen. Der 1829 geborene Emil Lehmann zum Beispiel. Der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde, war politisch sowohl als Stadtverordneter, als auch im Landtag aktiv und brachte u.a. einen Antrag auf Abschaffung des Judeneides ein, dem letztlich entsprochen wurde. Oder Georg Arnhold (1859 – 1926), der heute den meisten wohl vor allem durch das von ihm gestiftete Schwimmbad bekannt ist. Sein Engagement für die Gesellschaft zeigte der Bankier außerdem durch die Unterstützung der Friedensbewegung.

Auch über das Wirken der Familie Bondi, der Familie Salzburg, des Dr. Wolf Landauer und etlicher weiterer ist heute noch einiges bekannt. Von den allermeisten aber bleiben nur die Inschriften auf den Grabsteinen: ein Name, eine Zahl, ein Ort, vielleicht eine kurze Widmung. Und dennoch, setzt man diese Daten in den historischen Kontext, sprechen die Toten, erzählen ihre Geschichte und werden zu einem Chor, der die Geschichte der Juden in Deutschland erzählt. † 1917 Ypern, † 1938 Dresden, † 1942 Auschwitz.

Blick auf die Reihen der Grabsteine auf dem Neuen Jüdischen Friedhof. Foto: Alexandra Jentsch

Für die Überlebenden der Shoa wird der Friedhof zu einem Ort des Neuanfangs. Ein Wiederaufbau der Alten Synagoge, die während der Novemberpogrome 1938 niedergebrannt wurde, ist nach dem Krieg nicht möglich und so wird im Jahr 1950 der Davidstern, der von einem ihrer Nebentürme gerettet und während des Krieges versteckt werden konnte, auf die Kuppel der ehemaligen Totenhalle gesetzt und diese zur Synagoge geweiht. Hier wird von der Bima aus wieder die Tora gelesen, hier sammelt sich die kleine Gemeinde bis 2001 schließlich die Neue Synagoge  fertiggestellt wird. Zu diesem Zeitpunkt leben bereits wieder über 700 Juden in Dresden und der Kuppelbau wird seinem ursprünglichem Zweck zugeführt.

„Haus der Ewigkeit“ lautet eine Übersetzung des hebräischen Begriffs für Friedhof. Die Gräber werden gemäß der Gesetzte des Judentums nicht eingeebnet, werden nicht für eine begrenzte Frist gemietet, sondern bleiben. Zu ihnen kommen die Jüngeren, an denen es ist, die Geschichte weiter zu erzählen.

Hinweis der Redaktion: Der im Rahmen des Projektes „Online-Stadtteilmagazin“ erschienene Beitrag wurde nicht von der Landeshauptstadt Dresden bzw. dem Quartiersmanagement erstellt und gibt auch nicht die Meinung der Landeshauptstadt Dresden oder des Quartiersmanagements wieder. Für den Inhalt des Beitrags ist der/die Autor*in verantwortlich.