Sommersonnwende – Zum Ende eines Hochzeitsfestes

eingestellt am 22.06.2021 von Anja Hilgert (ZEILE), Headerbild: Zur Sommersonnwende schmückt sich die Erde selbst mit lauter kleinen Sonnen. Foto: Anja Hilgert

 

Die ersten vollen Sommertage, die der Juni als Mittsommermonat beschert, reihen sich aneinander als wollten sie die Sonne nun nie mehr losgeben. Mit voller Wucht sind wir hinein katapultiert, in sommerliche Temperaturen, Hitze und Fülle. Wusste man sich erst keinen Rat, in den späten Anzuchttöpfen die Samen zum Aufgehen zu bringen, ist jetzt kaum hinterherzukommen mit Wässern und Gießen. Auf einmal ist alles ins Kraut, in Wachstum und ein Meer von Blüten geschossen. Der Juni feiert sich als früher praller Sommermonat.

 

Glücksmonat Juni

In einer Geste von Überfluss verströmt sich gegenwärtig die Natur. Unsere Sinne gehen weit auf und lassen durch geöffnete Tore einströmen, was da ist.

Die letzten überstark sommerlichen Junitage sind auf Festtagsstimmung zugesteuert. Alles ist explosiv nach aussen gegangen, ist körperlich, irdisch, weltlich geworden.
Bis in die Blatt- und Fingerspitzen füllen sich sämtliche organische Strukturen mit dem Pulsschlag des Lebens. In den Zellen herrscht höchste Erregung. Alle Teilchen sind in Schwingung versetzt.
Es springt über im System, und die Natur sorgt für sinnliche Vielfalt und Vermehrung. Im Fuchsbau, im Froschteich, in der Herde der Pferde und im Vogelnest regt sich der Nachwuchs, um bald eigene Wege zu gehen. Jeder Winkel ist besetzt von Vitalität, überall regt sich’s, geschaukelt von Wonne, in spielerischer Freisetzung von Glück. 

 

Anhalten für einen Koste-Moment

Um im Taumel der Eindrücke die Schätze dieser Zeit für einen Koste-Moment zur Geltung zu bringen, lohnt sich ein Innehalten kurz vor dem Kulminationspunkt. Genuss ist bekanntlich im Moment vor seinem Vergehen am vollsten. 

Angekommen im höchsten Punkt, dem Überborden und Bersten, diesem Wendepunkt des Jahres, ist kein Halten mehr. Vom Gipfel erschallen Juchzer, Jauchzen, ein Rufen, ein Jodler, ein Lied der Erlösung, es tatsächlich geschafft, wohlbehalten alles bis zur Entfaltung gebracht zu haben. Die Mühen und alle Anstrengung haben sich gelohnt. Jetzt kann losgelassen werden. Es ist vollbracht. 

 

Gefüllte Blütenräder Foto: Anja Hilgert
Voller Strahlenkranz Foto: Anja Hilgert

 

 

 

 

 

 

 

 

Wir sind eingeladen zur Hoch-Zeit des Jahres: Natur und Kosmos feiern ihre Vereinigung, das Hochzeitsfest. Bäume tragen Festtagsgewand, Blumen und Sträucher breiten Blütenteppiche aus und Bienen und Hummeln taumeln emsig in Blütenstaub, die Höschen dick bepackt mit Pollen.

 

Sonnenstillstand und Licht

Es ist Sonnwende und damit der astronomisch längste Tag im Jahr. In der nördlichen Erdhälfte erreicht die Sonne über Mittag ihren allerhöchsten Stand. Als Sonnenstillstand bezeichnet man den zweimal jährlich vorkommenden Moment. In unseren Breiten wird im Juni der Gipfel des Jahreskreises erreicht. Im Polarkreis wird heute die Sonne gar nicht untergehen. Über Tag und Nacht strahlt allgegenwärtiges, nicht verlöschendes Licht. In manchen Regionen wird das lichte Himmelsereignis irdisch freudig mit Sonnwendfeuern beantwortet.

Menschen verwöhnen sich mit Urlaub, Gartenfesten und Badevergnügen. Hoch über ihren Köpfen zwischert, saust und pfeift es. Die Luft ist ins Sirren versetzt. Mauersegler und Schwalben leisten sich pfeilschnelle Manöver, während jäh und passgenau die Amsel rasant durchs Revier schießt. Sogar die Tauben, in gemütvoller leiblicher Fülle, steigen und schwingen sich auf in die Höhe, um gleitend, in kurzem, stoßweisem Genuss sich der Strömung hinzugeben. Das Himmelsblau wird in Wellenschlag versetzt. Falken stehen in einem Punkt in der Luft und ganz oben kreist majestätisch der Rote Milan.

 

Hochzeitsglück und Schleusen von Duft

Dem Festtag voraus haben die kraftvollen Kastanien ihre Kerzen getragen, in weiss und in rot, haben den grünen Saal der Natur ausgeleuchtet und in aller Pracht schon ein Strahlen entfacht. Im Juni scheint alles festlich gestimmt, gefüllt von Farben und Formen, damit die Natur Hochzeit feiern kann.

Ein Erlebnis besonderer Art sind die sonderbaren Schleusen von Duft, die sich im großen Gelände in manchen verdichteten Abschnitten ergeben und die dort wandeln, werden ganzkörperlich eingetaucht in Aroma.

Weißdorn und Holunder wetteifern im Verströmen von Süße, und wer im Juni an der Elbe entlang radelt, wird unweigerlich Zeug*in von duftenden Schwaden und Wolken, die an unnachahmlicher Wirkung kein Parfüm zu übertreffen vermag.

 

Mit Blüten überladene Bäume am Elbe-Radweg. Foto: Anja Hilgert

Den Sommer erschnuppern

Das Interessante am Riechen ist ja, dass man als Mensch nicht allzu lange wirklich riechen kann. Unser Geruchssinn ist allgemein hin eher schwach entwickelt, das Geruchsfeld sehr einschränkt. Der Reiz eines Duftes wird über nur kurze Nervenbahnen von der kleinen Geruchsschleimhaut in der Nase direkt weitergereicht ans Gehirn, wo das Zentrum zum Riechen auch nur ein dünner schmaler Gehirnlappen im Vorderhirn ist. Es steht also nicht sonderlich rühmlich mit dem Sinn für Geruch beim Menschen. Und doch wird der durch die jetzige Jahreszeit am meisten gefordert.

Es wird für uns schon schwierig, aus einer Schwade an Luft diverse Gerüche zu unterscheiden – während zB ein Hund das aufs Feinste beherrscht. Unseren Geruchssinn benutzen wir zu wenig als dass er trainiert wäre. Also ist nach einem Erschnuppern und fächelnden Lufttasten durch die Nase der Geruchssinn meist schnell befriedigt. Sobald fürs Gehirn geklärt ist, was es ist, das den Duft ausströmt, ist es mit dem Riechen auch schon vorbei. Es gibt keinen langanhaltenden Genuss beim Riechen, die Qualität beim Geruchssinn ist eine andere, spontane.

 

Verführerisch von oben Foto: Anja Hilgert

Duft, der den Atem beraubt

Duft ist von überwältigender Wirkung. Das Riechen geschieht gefühlt ganz ohne Grenze, in nahezu schwellenlosem Prozess. Die Atmung gibt den Duft direkt an den Blutkreislauf weiter. Weil wir atmen, können wir uns nicht ausschließen von dem, was wir riechen. Duft wirkt betörend und betäubend. Für einen Moment geht das Wachbewusstsein verloren – der Verstand setzt aus.

Was uns der Abschnitt des Elbe-Uferwegs im Juni beschert, ist überwältigend, nämlich verzaubernd: Im Durchgang unter bestimmten Arten von Bäumen, finden sich Menschen zwangsweise umhüllt von dem Hauch, den die Bäume absondern. Robinien sind es in dem Falle, die ihren akazienhonigsüßen Blütenduft verströmen und damit die Aufmerksamkeit bannen in eine andere Dimension von traumschwerer Wahrnehmung.

 

 

 

Genieße Sonnenstunden, wer kann

Mit dem nächsten kommenden Gewitter wird es die letzen Blüten vom Baum regnen und der Duft wird wie fortgewaschen sein aus der Luft. Als wäre nichts gewesen. Die Robinien haben das Ihrige gegeben, der Holunder gibt weiter noch sein Bestes. Nach dem großen Fest, das die Natur gerade feiert, werden die Bäume ihre Festtagskleidung ablegen.

Dann ziehen Qualitäten auf Augenhöhe, die uns unmittelbar im Herzen erreichen: Die Rose besticht mit einzigartigem Duft und Erdbeeren wecken den nächsten der Sinne, lassen das Wasser im Munde zusammenlaufen. Die Tage werden von heute an kürzer. Genieße die Sonnenstunden wer kann.

 

 

Ab Montag wird gepflanzt! Aufruf für Patenschaften für bedrohte Wildpflanzenarten

eingestellt am 26.04.2021 von Anja Hilgert (ZEILE), Headerbild: Wessen Herz für wilde Pflanzen schlägt, fühle sich gerufen! Foto: Anja Hilgert

Für die neue Pflanz-Saison 2021 werden Menschen gesucht, die eine Patenschaft übernehmen für seltene Wildpflanzen unserer Region, um diese bei sich zuhause aufzuziehen und nach der Aufzucht auszusiedeln. Das Umweltzentrum Dresden steht mit Rat und Tat zur Seite und freut sich über neue Mitwirkende im Projekt Urbanität & Vielfalt, in bewährter Weise sind auch neue Pat*innen aus der Johannstadt herzlich willkommen!

Wilde Wiesen

Wiesen sind natürlicherweise das Zuhause zahlreicher Arten von wilden Kräutern, Blüh- und Heilpflanzen. Wenn die Bedingungen stimmen, beheimatet die wilde Wiese eine große Vielfalt an Pflanzen, die nicht nur unsere Sinne erfreuen. Sie geben auch Lebensraum für zahllose Kleinlebewesen, viele Insekten und andere Tiere, z.B. seltene Wildbienen, wie eine Art der Sandbienen und der Hosenbienen, die sich und ihren Nachwuchs vom Pollen der Skabiosen, vornehmlich der Gelben Skabiose ernähren. Ein reichhaltiger Kreislauf, der vielerorts durch Eingriffe des Menschen beeinträchtigt oder zerstört wird.
Pflanzpat*innen helfen mit, dass Wildpflanzen wieder das Zuhause bekommen, das ihnen zusteht.

Ein Stern auf der Roten Liste bedrohter Pflanzenarten: Der Feld-Mannstreu.  Foto: Anja Hilgert

 

 

 

 

 

 

Quartier gesucht für Pflanzen von der Roten Liste

Urbanität und Vielfalt ist ein Projekt am Umweltzentrum Dresden, das in Kooperation mit Bundesumweltministerium und sächsischem Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft dazu aufruft, diesen Raum wieder zu bevölkern, und zwar mit Pflanzen, die sich rar gemacht haben: Gefährdete, in der Region Dresden und Meißen heimische Wildpflanzen sollen in ihrem Bestand geschützt werden. Das Gärtnerei-Team des Umweltzentrums stützt seine Arbeit dabei auf die Mithilfe vieler Bürger*innen, die sich mit ihrem städtischen Wohnraum zur Verfügung stellen, um diesen Pflanzen, die auf der Roten Liste stehen, ein zeitweiliges Quartier zu bieten, in dem sie kräftig werden und wachsen können, bis sie wieder der Natur übergeben und ausgepflanzt werden.

 

Kleine Wiesenrauten zurück auf den Elbwiesen

Während der nun vierjährigen Laufzeit des Projektes wurden insgesamt 6.000 gefährdete Wildpflanzen auf 18 ausgewiesene Flächen in Dresden und dem Landkreis Meißen ausgebracht – unter anderm auch in der Johannstadt.
Hier wachsen seit der Auspflanzaktion im Herbst 2020 wieder 250 Kleine Wiesenrauten auf den Elbwiesen am Käthe-Kollwitzufer und haben damit eine Chance, sich wieder an ihrem natürlichen Standort zu etablieren. 8 Arten mit unterschiedlichem Gefährdungsstatus und Standortansprüchen wurden 2020 durch Unterstützung von Pflanzpat*innen auf Balkonen oder in privaten Gärten in Obhut genommen, aufgezogen, zum Wachsen und schließlich zum Anwachsen in ihrer natürlichen Umgebung gebracht. 

Die Jahreszeit wandelt sich auch an der Kleinen Wiesenraute Foto: Anja Hilgert

Einladung zur Patenschaft für die Saison 2021

  1. Anmeldung per Onlineformular.
  2. Nach der Anmeldung den Link erhalten zur Info-Veranstaltung online: Am Mittwoch 28.04. 19.30 – 21.00 Uhr stattfinden. Das Umweltzentrum informiert zum Vorhaben, den Projektpflanzen und dem Projektablauf.  Hier können auch alle Fragen zur Patenschaft gestellt werden.
    Alternativ oder ergänzend zum Online-Training lesen alle potentiellen Pflanzpat*innen den Leitfaden „Ihre Pflanzenpatenschaft bei Urbanität und Vielfalt“, der für 2021 neu überarbeitet worden ist.
  3. Abholung der Patenpflanzen nach vollzogener Anmeldung:
    am Samstag 29.5. in Dresden, Umweltzentrum Dresden, Außenstelle ehem. Friedhofsgärtnerei, Bremer Straße 18
  4. Pflege der Patenpflanzen: Wachsen und Gedeihen bei den Pflanzpat*innen zuhause. Fragen oder Probleme können besprochen werden: In den regelmäßig angebotenen U&V-Patensprechstunden oder telefonisch mit dem U&V-Team. 
  5. Im September werden die Pflanzen und/oder gesammeltes Saatgut zurück an das Gärtnerei-Team gegeben bzw. sofern es die Corona-Maßnahmen erlauben, finden gemeinschaftliche Auspflanzaktionen statt. 

Weitere Informationen

“Schütze, was du liebst” – Das Umweltamt bewirbt die Dresdner Elbwiesen

eingestellt am 24.03.2021 von Philine Schlick, Headerbild: Foto: Christina Eppers

Das Umweltamt der Landeshauptstadt Dresden legt in diesem Jahr einen speziellen Fokus auf die Dresdner Elbwiesen. Besonders das vergangene Jahr habe gezeigt, wie wertvoll “das grüne Band Dresdens” für Menschen, Pflanzen und Tiere ist. Nur durch gegenseitige Rücksicht bleibt die Natur mitten in der Stadt erhalten.

„Mit dem Frühlingsanfang kommt wieder sichtbar Leben in das grüne Herzstück unserer Stadt: Unsere Elbwiesen“, freut sich Dresdens Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen auf den Beginn der warmen Jahreszeit. „Die Dresdner Elbwiesen sind das Markenzeichen unserer Stadt, sie machen Dresdens Silhouette erst möglich und laden zum Spazieren, Wandern und Verweilen ein”, führt sie aus.

Motiv der CityLightPlakate zur Aktion: “Schütze, was du liebst”. Foto: Stadt Dresden

Von enormer Bedeutung für Mensch und Tier

Und nicht nur das: “Die Elbwiesen haben eine enorme ökologische Bedeutung für unsere Stadt“, ergänzt sie. Die Umweltbürgermeisterin stellt die Elbwiesen deshalb gemeinsam mit dem Umweltamt und dem Amt für Stadtgrün und Abfallwirtschaft in den Mittelpunkt der Öffentlichkeitsarbeit.

Die Kampagne startet das Umweltamt mit neuen City-Light-Plakaten. Sie tragen den Slogan „Anziehend vielfältig. Unsere Elbwiesen“ und sind an Dresdens Straßen zu sehen. Auf der städtischen Internetseite zu den Elbwiesen gibt es unter dem Motto „Schütze, was du liebst“ viel Wissenswertes über typische Pflanzen und Tiere dieses Naturraums zu entdecken. Es wird erklärt, welche Bedeutung die Elbauen für Stadtklima und Artenvielfalt haben, aber auch welche Interessenkonflikte zuweilen entstehen und wie jede*r etwas zu ihrem Schutz und Erhalt beitragen kann.

Wiesenknopf, Bunthummel und Biberburg

Die Elbwiesen sind ein Landschaftsschutzgebiet und Heimat vieler Tier- und Pflanzenarten. Einige Vertreter*innen sind geschützt, manche gefährdet oder sogar schon länger nicht mehr gesichtet. Häufig unbeachtet stehen Glatthafer, Großer Wiesenknopf und Wiesenstorchschnabel am Wegesrand, die Sumpfschrecke sucht im hohen Gras Deckung oder die Bunthummel ist auf Nahrungssuche. Im vergangenen Jahr beschrieb Anja Hilgert von der Stadtteilredaktion das blühende Leben zwischen Gräsern und Pflanzen und ihren Pat*innen an den Elbwiesen.

Die Wiesenflockenblume (Centaurea jacea) leuchtet noch spät im Jahr und setzt einen Akzent für den Schutz von Insekten aller Art, Hummeln, Schmetterlinge, Falter und Bienen, die in dieser Wiese eine Weide haben.  Foto: Anja Hilgert

Erholung, Auslauf und Naturschutz

Für mehr Aufmerksamkeit sorgt dann schon die Sichtung eines Bibers, wie es am Johannstädter Elbufer mehrere gibt. All diese Tiere und Pflanzen sind typisch und kennzeichnen das Ökosystem Elbwiesen. Diese Vielfalt gilt es zu bewahren und zu schützen.

Die Umweltbürgermeisterin erläutert: „Unser Fokus liegt auf dem Naturraum Elbwiesen und dem Schutz der Artenvielfalt. Wir zeigen, welchen Schatz wir vor der Tür haben, dass dieser nicht selbstverständlich ist und pfleglich behandelt werden will.“

Magisches Geschenk an Ruhe und Glückseligkeit: Die selbstgebaute Schaukel am Elbestrand. Foto: Anja Hilgert

Gleichzeitig sind die Elbwiesen ein Ort der Erholung und Begegnung. Die Umweltbürgermeisterin betont: „Gerade im vergangenen Jahr, als coronabedingt viele Menschen nur noch im näheren Umfeld unterwegs waren und sich die Freizeitaktivitäten oft auf einen Spaziergang oder eine kleine Radtour beschränkten, zeigte sich der große Wert der Elbauen.” Die Elbwiesen seien immer geöffnet und locken gerade bei gutem Wetter tausende Menschen an. “Damit wir weiterhin die Schönheit dieser Landschaft genießen können, jeder auf seine Weise, müssen wir ein gutes Miteinander finden, ein Miteinander von Natur und Mensch geprägt von Rücksicht und Achtsamkeit”, so Jähnigen.

Bunt bepunktet war die Winterlandschaft vor lauter Vergnügen. Foto: Anja Hilgert

Schaugarten an der Waldschlößchenbrücke

Neben dem Potpourri an Fakten und Hintergründen, informiert das Umweltamt auf seiner Internetseite über aktuelle Führungen und Aktionen direkt vor Ort, die hoffentlich im Sommer wieder möglich sind. Beispielsweise entsteht schon seit vergangenem Jahr an der Waldschlößchenbrücke auf der Neustädter Seite ein kleiner Schau-Garten mit Blick auf die Elbwiesen, wo Besucher*innen verweilen, gärtnern und sich informieren können.

“Schütze, was du liebst” – Die Dresdner Elbwiesen

Gespür für Schnee – Ein Winterwimmelbild in der Johannstadt

eingestellt am 19.01.2021 von Anja Hilgert (ZEILE), Headerbild: Winterlandschaft mit frohen Tupfen. Foto: Anja Hilgert

Winterweiße Weite – wie hat das gut getan: Die ganze Welt und alles darin verhüllt in Schnee soweit die Blicke reichen. Wie erfreulich, wie erlösend, als endlich mit diesem Wochenende sogar hier unten im Talkessel sich die Schneedecke über die innerstädtische Bewohnerschaft niedersenkte.

Und dann die Frage: Darf man sich freuen, an den vielen kunterbunten Tupfen und Punkten im Bild, die über die weißen Wiesen und Grünanlagen sich bewegen, kullern, drehen, springen, gleiten – darf man sich freuen, denn es sind Menschen, die sich da in der Winterlandschaft tummeln.

Menschen, die sich bewegen, zu Fuß, auf Skiern, mit Schlitten! Stadtbewohner*innen mit ihren Kindern, große und kleine, die einzeln und in kleinen Gruppen die Gelegenheit nutzen, endlich, endlich auch in den Schnee hinaus zu ziehen, den wir in solcher Ausschließlichkeit seit Langem nicht mehr hatten.

 

Bunt gepunktete Johannstädter Winterlandschaft.   Foto: Constanze Böckmann
Foto: Anja Hilgert

Gespür für Schnee

Alle diejenigen, die in den vergangenen Januarwochen artig im 15-Kilometer-Radius verblieben sind, die keine Hütte, kein zweites Häuschen, auch keine engen Verwandten haben, vielleicht nicht einmal ein Auto, um in die Zittauer oder Lausitzer Hügel oder gar ins verschneite Erzgebirge zu entfliehen, folgten ihrem Gespür für Schnee. 

Denn es war richtig, richtig Winter geworden. Winter, der schneekristallklar und eisig schneidend die ganze Umgebung in ein reines, klares Erscheinungsbild bringt, Konturen stärker zeichnet, Strukturen deutlicher malt, um alles Wesentliche in volle Sichtbarkeit zu heben.
Eine Zauberwelt aus Eisjuwelen, Klarheit und Sternchenglitzer.

 

Winterüberraschungen   Fotos: Anja Hilgert

 

Mit wippender Zipfelmütze im Winterwimmelbild

Das Sehnen wurde erhört. Petrus öffnete die Himmelspforten und Frau Holle schüttelte ihre Betten über uns aus. Die Menschen alle antworteten mit purer, kindlicher Freude. Zogen die bunten Anzüge und Jacken, Schneestiefel und Zipfelmützen an und wippten damit durchs Bild der unendlich weißen Landschaft.

Sogar an einem Montag, der doch im Normalgetriebe menschenleer in seinem Wochenanfangs-Takt verläuft, waren die Hänge bevölkert und Kinderscharen mit und ohne Eltern waren draussen, an der frischen Luft, mit hochroten Wangen. Die Ufer entlang der Elbe gaben ein Winterwimmelbild.
Ausgelassen den Hang runter rutschen, sich ganzkörperlich in die Schneemassen stürzen, mit der treibenden Flockenherde tanzen oder rücklings im Schnee liegen, mit Armen und Beinen rudernd zum Engelchen werden: So ist Winterwonne. Wirklich witzig, wie ausgerechnet der Winter, dieser harte Geselle wirkt, wenn er wie wild das Kind in dir weckt.

 

 

 

Figuren im Schnee und neue Formen der Besiedlung. Fotos: Anja Hilgert

So viele Schneemänner und überhaupt Schneekunstwerke wie in diesem Jahr hat die Stadt wohl noch nicht gesehen. Klar, jetzt war die Chance, mit Kindern oder ohne, auch allein, einfach nur ‘raus zu gehen, gemeinsamen Spaß und etwas zum Staunen zu haben.

 

Wer rollt die dicksten Kugeln

Pulver- oder Pappschnee, verharscht oder schon matschig, der Schnee kam in jeder Konsistenz gerade recht: Hauptsache, es war Material genug da. Die Wiesen hatten zum Glück für alle genug zu bieten. Es wurden Kugeln gerollt in sämtlichen Dicken und Größen, manche nur mit vereinter Kraft überhaupt noch zu drehen, manche liebevoll filigran wie aus Marmor so glatt. Mancher Mann war herausgefordert, die immer größer werdende Rolle zu stemmen und Kinder riefen vereint ihre Kräfte zusammen und packten mit Hau und Ruck eine auf die andere Kugel, größer als sie selbst übereinander.

Eiskugel-Rollen Fotos: Anja Hilgert

 

 

 

 

 

Ideen, wie dem ungehemmt rieselnden Weiß zu Leibe zu rücken war, gingen nicht aus. Mit Schippe, Plaste oder Tüte, mit verlorenem Handschuh und bloßen Händen oder mit Eimerchen und Schaufel – die Leute ließen sich alles mögliche einfallen, um den unbändigen Schnee zu formen.
Soviel Eifer und Kreativität, wo doch klar ist, dass es fast nur für den Moment und auf gar keinen Fall für die Ewigkeit ist, was da geschaffen wird.

Voller Eifer im Moment

Das haben Ronja und Pauline erfahren, denen ihr erstes Schneekugelhaus am Ende eingekracht wurde. Oder Luna und Auri, die den Kugelturm ihres Schneemannes eingestürzt fanden, als sie am nächsten Tag wieder gucken waren. Trotzdem fingen sie gleich wieder von vorne an. Und innerhalb einer Stunde so viele Kugeln zu rollen, um mannshoch ein Haus daraus aufzutürmen – das ruft nach Stadtmeister*innenschaft!

 

In nur einer Stunde errichtet: Johannstädter Eiskugelhaus Foto: Anja Hilgert

 

Bautechniken gibt es viele. Jede*r weiss noch einen Kniff, wie es besser hält, wie vielleicht noch ein eingefügter Stock die Ärmchen oder Bausteine verbindet und die Kugeln doch noch von aussen verschmiert und geschmirgelt besser haften, um gut und lange dazustehen.
Die städtische Landschaft jedenfalls erlebte einen Schmuck, der den diesjährigen Winter kürte. Und ja, in blanker Freude am Vergnügen lauter Schönes hervorbrachte.

 

Lauter Wasser

Wenn sie scheinen würde, die Sonne, ließe sich dieses Lied gut anstimmen und würde das Drama, das sich nun binnen eines Tages abspielt, mildern. Mit einem Mal schwindet die ganze wunderbare Welt der noch jungen Geschöpfe.

Nun scheint die Sonne so hell sie kann,
vor dem Walde, vor dem Walde.

Da fängt der Schneemann zu schwitzen an,
vor dem Walde, vor dem Walde.

Über uns, die wir nassgrau noch mitten im Januar stecken, ist weder der Himmel blau, noch strahlt die Sonne. Für Frühlingsgefühle ist es längst noch zu früh. Die Zeichen stehen eher nach Verlängerung des Einerleis.

Vor Wut wird er schon ganz gelb und grau,
und immer glänzt der Himmel klar und blau,
vor dem Walde, vor dem Walde.

Vielleicht werden nun, nach dem Getobe draußen, noch ein paar Erinnerungen zu Papier gebracht. Vielleicht wird in der Wohnung das Grinsen von manchem Schneemann noch ein bisschen in die Breite gezogen und es entsteht ein bunt gemaltes Winterwimmelbild, ein Gedicht, eine Schneegeschichte?

Ach, armer Schneemann, was wird aus Dir?
Lauter Wasser, lauter Wasser.

Von Hals und Nase schon rinnt es hier,
immer nasser, immer nasser

Die Zeit vergeht, kommt der Frühling her;
Die Lerche singt: „Hier ist kein Schneemann mehr,
lauter Wasser, lauter Wasser.“

Die Schwalbe ruft: „Er ist nicht mehr dort
Vor dem Walde, vor dem Walde!“

Der Rabe schreit: „Er ist endlich fort
Vor dem Walde, vor dem Walde!“

Wer Lust hat, malt und klebt und schreibt und dichtet und schickt seinen Beitrag an die Stadtteilredaktion, die dieses wunderbare Erleben von echtem Winter mit Euch gern in die Länge ziehen würde! 

Der Bach, der fließt durch das helle Land,
die Blumen blühen, wo der Schneemann stand,
vor dem Walde, vor dem Walde.

 

Fensterbrettschneemann Foto: Beate Sachsenweger

 

Vielfältige Einsendungen erbeten an: redaktion@johannstadt.de!

Pflanzenpatenschaften für gefährdete Wildblumen auf den Elbwiesen

eingestellt am 03.11.2020 von Anja Hilgert (ZEILE), Headerbild: Sternchen der Roten Liste auf den Elbwiesen

Auf den Elbwiesen fand ein herbstlicher Auspflanztag statt, bei dem ca. 250 Kleine Wiesenrauten die Chance gegeben wurde, in der Johannstadt Fuß zu fassen. Mit den doch reichlichen Regenmengen im Oktober war der Boden ausreichend weich und feucht, um noch Pflanzen in freier Landschaft auszubringen, dass sie anwachsen können.
Tage wie dieser wärmende Einstieg in den November begünstigen, dass sich die Pflanzen an ihrem neuen Standort wohl fühlen und hoffentlich fest ansiedeln. Denn es handelt sich um regional selten gewordene, gefährdete Arten von Wildblumen, die eigentlich heimisch hier im Gebiet sind, jedoch fast kaum noch auffindbar. Das Konzept einer besonderen Pflanzenpatenschaft bemüht sich nun darum, der biologischen Vielfalt in den Elbwiesen wieder auf den Sprung und in eine blühende Zukunft zu verhelfen.

Kerzen sind bereits angezündet auf den Johannstädter Elbwiesen: Die lichten Blüten der Königskerzen im Oktober Foto: Anja Hilgert

Wenn Mensch und Natur zusammenrücken: Urbanität und Vielfalt

Die noch jungen Pflänzchen wurden von Pflanzenpat*innen mit viel Elan in die Erde gebracht. Diese hatten als Privatleute über den Sommer die Pflanzen im eigenen Garten, auf Balkonen, Dachterrassen und Fensterbrettern gepäppelt und gepflegt, bis sie reif waren für den Übertritt ins offene Land.
Dieser neue Ansatz im Naturschutz bezieht Bürger*innen ein in den aktiven Bestandsschutz von Wildpflanzen und lässt Natur und Mensch näher zusammenrücken. 

Urbanität & Vielfalt  heisst das Projekt, unter dessen Namen die Aktion stattgefunden hat. In Dresden angesiedelt am Umweltzentrum, hat das bundesweite Projekt seit 2018 Pflanzenpat*innen eingeworben, die im Rahmen der Nationalen Strategie für Biologische Vielfalt eine oder mehrere regional seltene und gefährdete Wildpflanzen in die eigene Obhut übernehmen und damit einen Beitrag leisten, den Bestand in der Natur zu stärken. 

In die Obhut genommen

Dazu ziehen Mitarbeiter*innen in der Gärtnerei des Umweltzentrums Dresden hunderte Pflanzen von 10 verschiedenen Wildpflanzenarten an, die in Sachsen zwar heimisch, zunehmend aber kaum noch in freier Landschaft zu finden sind und geben diese vorkultivierten Pflanzen in die Hände von Pat*innen ab. Diese erklären sich bereit, mit Neugier und Geduld die Pflanzen bei sich aufzunehmen und groß zu pflegen. Ausgehändigte Pflanzensteckbriefe und Kulturanleitungen helfen, die Pflanzen fachgerecht zu kultivieren.

Im Herbst kehren die herangewachsenen Pflanzen dann zurück zum Team von Urbanität und Vielfalt am Umweltzentrum, das in Abstimmung mit den Naturschutzbehörden, eine gemeinschaftliche Auspflanzaktion an geeigneten Standorten in der Region durchführt.

Artenvielfalt als hohe Kunst der Natur

Jede Region hat ihre Besonderheit. Jeder Standort weist ganz besondere eigene geologische und klimatische Bedingungen auf, und entsprechend dieser über Jahrmillionen geprägten Standortfaktoren siedeln und leben hier Tiere und Pflanzen, die sich genau mit diesen Bedingungen heimisch fühlen und daran wiederum ihre spezifischen Eigenheiten ausformen. Sie passen sich mit ihren Fähigkeiten dieser Umgebung an und gelangen so zu ihrem besten Wachstumsvermögen, das im genetischen Code gespeichert wird. Auf diesen genetischen Unterschieden begründet sich die Vielfalt der Arten.
Die immense Artenvielfalt wiederum ist die Kunst der Natur, flexibel und kraftvoll auf Schwankungen der Umweltbedingungen (den Klimawandel) zu reagieren, um sich selbst zu erhalten. Darum geht es: Dass uns die Natur als Grundlage unseres Lebens erhalten bleibt. Die das erkannt haben, fördern den Selbsterhalt der Natur und spielen ihr zu im unterstützenden Schutz bedrohter und selten gewordener Arten der Flora und Fauna.

Heimischer Widerständler: Der Feld-Mannstreu Foto: Anja Hilgert

Der Feld-Mannstreu (Eryngium campestre)

Einer, der dem Wiesenfeld an der Elbe treu geblieben ist, ist Eryngium campestre, der Feld-Mannstreu. Auch als Brachdistel oder Allermannsharnisch bekannt, liebt er die Sonne. Je wärmer der Standort und je günstiger der Boden für die zylinderartige Wurzel, desto größer und strauchartiger wächst der Mannstreu. In Spanien ist er mir als üppiger Strauch begegnet, der mit dem Silberglanz seiner schmalen Blätter und einer feinen Geometrie im Astaufbau besticht.

Kniehoch ragt er nach Ausblick zur Elbe.  Foto: Anja Hilgert

Auf trockenen ungenützten Feldern und an Ackerrändern kann er in geschützten warmen Lagen auch in unseren Breiten vorkommen, ist aber selten geworden und zählt von daher zu den schützenswerten Pflanzen. In Sachsen steht er auf der Roten Liste.

Alles an ihm ist stachelbespickt: Blätter, Blüten und Früchte weisen Spitzen und Stacheln auf und machen die Pflanze ausdauernd in Trockenperioden, damit auf lange Sicht überlebensfähig und wehrhaft. Daher rührten auch ihr landläufiger Name und ihre Wirkung: Wie ein Harnisch ist er wirksam gegen Anfechtungen, übersetzt gesagt hilft er in Zeiten erhöhter Infektionsgefahr und schützt die Lungen. Homöopathisch wird Eryngium campestre zur Ausleitung angewandt, auch als Tee oder Tinktur hilft er bei der Ausschwemmung von Giftstoffen aus dem Körper, insbesondere dem Gewebe von Beinen und Füßen.
Johannstädter*innen können sich also glücklich schätzen, dass ihnen ein solcher Schatz vor der Haustüre wächst. Zwar mit dem regionalen Unterschied eines kleineren Wuchses, aber dennoch unverkennbar Feld-Mannstreu.

Schönheit im Detail. Foto: Anja Hilgert

Mikrokosmos lokal und regional

Am Beispiel des wehrhaften Feld-Mannstreu wird klar, dass spezielle Bedingungen eines Lebensraums Pflanzen mit ganz speziellen Eigenschaften und Anpassungen hervorbringen. Die Vielgestaltigkeit der Lebensräume bis in kleinste lokale Regionen bildet die Grundlage für die riesengroße globale Artenvielfalt, mit der die Natur uns beschenkt.

Allein in Sachsen existieren weit über hundert verschiedener Biotoptypen. Bio-tope sind aus dem Lateinischen übersetzt Orte des Lebens.
In diesen jeweils sehr speziellen Lebensräumen hat sich über unzählbare Generationen ein komplexes Zusammenleben von Kleinst- bis Großlebewesen entwickelt, die in wechselseitiger Beziehung zueinander das dichte Netz des Lebens weben: als Gemeinschaft. Der Charakter dieser Lebensgemeinschaft ist ihre hohe Biodiversität. Gemäß der Verordnung der Stadt Dresden vom 09.02.2015 (SächsGVBl. S. 300) sind die Dresdner Elbwiesen als Biotop zu bezeichnen. Sie sind als Landschaftsschutzgebiet bestätigt und unterliegen damit einem gesetzlichen Schutzstatus.

Neu erschlossenes Pflanzenwohngebiet

Es kommt nicht von ungefähr, dass die Pat*innen des Dresdner Umweltzentrums mit ihren 250 Wildblumen in Pflanzschalen und Blumentöpfen auf der Johannstädter Elbwiese zur Auspflanzaktion angerückt sind.
In Sachsen hat in den letzten Jahrzehnten die Zahl der ausgestorbenen, vom Aussterben bedrohten oder in ihrem Bestand gefährdeten Arten stark zugenommen. In den letzten Jahrzehnten stieg der Verlust rapide auf 101 Arten.
Hauptursache für den Bestandsrückgang ist die Zerstörung der Mikro-Lebensräume von Pflanzen und Tieren. Die Intensivierung der Landwirtschaft mit dem Einsatz von Giften ist ein Grund dafür, aber auch der Anspruch des Menschen auf immer mehr Siedlungs- und damit Bebauungsraum, der natürliche Flächen versiegelt, also vom natürlichen Fluss des Lebens abschneidet. Über die Hälfte aller in Sachsen vorkommenden Biotoptypen gelten als gefährdet.

Die Wiesenflockenblume (Centaurea jacea) leuchtet noch spät im Jahr und setzt einen Akzent für den Schutz von Insekten aller Art, Hummeln, Schmetterlinge, Falter und Bienen, die in dieser Wiese eine Weide haben.        Foto: Anja Hilgert

Bundesnaturschutzgesetz bzw. das Sächsische Naturschutzgesetz sehen vor, dass Eingriffe, die durch Baumaßnahmen in Natur und Landschaft entstehen, wieder gut zu machen sind. Als Handlungsempfehlung gelten entsprechende sogenannte Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen, die kompensieren sollen, dass der menschliche Eingriff in die Landschaft natürlichen Lebensraum zerstört. Dieser soll laut Gesetz an anderer Stelle entschädigend aufgebaut werden. Mit dieser Schadensersatzlogik wird das unersättliche Expansionsbestreben in unserer Gesellschaft abgehandelt.

Wer also mit seinem Bauvorhaben Natur oder Landschaft in ihrem natürlichen Vorkommen und Wachstum beeinträchtigt, hemmt und bedroht, muss angemessenen Schadensersatz leisten. Die Höhe der Erstattungsleistung richtet sich danach, welche spezifischen Tier- und Pflanzenarten im jeweiligen Biotop nachgewiesen werden. Regional seltene oder gefährdete Arten unterliegen besonderer Wertschätzung und gesetzlich geregeltem Schutz. 

Ausgleich, Kompensation und Wiederbelebung

Ein Abschnitt der oberen Elbwiesen nahe dem Käthe-Kollwitz-Ufer, ist eine solche städtische Ausgleichsfläche. Sie kompensiert die beim Bau des Helikopterlandeplatzes der Luftrettung nahe der Waldschlösschenbrücke verloren gegangene natürliche Elbwiesenfläche. Darauf wurden bereits zwei lange Reihen von Jungbäumen gepflanzt, denen sich im diesjährigen trockenen Sommer eine bürgerschaftliche Gießaktion des Stadtteils widmete. Nun sollen auch junge gefährdete Wildblumen frei dort wurzeln dürfen.

Die Auspflanzaktion des Projektes Urbanität und Vielfalt konzentrierte sich auf die ungemähten Wiesenabschnitte zwischen den Bäumen. Dort sind die zarten Wildblumengewächse vor dem Mähbalken sicher, der zwischen den Baumreihen das Gras kurz hält und so dafür sorgt, dass die Nährstoffe nicht durch kräftige Gräser entzogen werden. So können sich die Kleinen Wiesenrauten in aller Ruhe etablieren. Gleichzeitig mit ihnen überleben dort Insekten und deren Eier, Larven und Puppen und können später die zuvor gemähte Fläche wieder besiedeln, dass ein vitaler Lebensraum besteht.

Fast zu übersehen, so zart, in rauer Graslandschaft  Foto: Anja Hilgert

Die kleine Wiesenraute (Thalictrum minus)

Die Wiesenraute, Thalictrum groß oder klein bevorzugt Standorte in der Nähe von Quellen und Flussläufen. In Sachsen ist sie vorrangig im Elbtal zuhause. Gleichzeitig liebt sie heiße Sommer. Ihre gefiederten Blätter sind kleiner, aber dennoch der Akelei sehr ähnlich. Der Stengel kann bis zu einem Meter hoch ragen und trägt an feinen Rispen vielzählige Blütenköpfchen in hellem, weißlichen Gelb der Sonne entgegen, die sich im Windhauch wie nickend bewegen. Ihre Blüten sind ausgesprochen fein gestaltet, dass man von grazilen Kunstwerken sprechen möchte, so bezaubernd sind sie anzusehen.
Beim Betrachten wird klar, dass es sich in der Kleinen Wiesenraute um ein zartes Geschöpf handelt, mit geringer Konkurrenzkraft gegenüber anderen Arten. Auf der Roten Liste wird sie als ‚Vom Aussterben bedroht‘ geführt. Mit ihren Blüten ist sie ein Magnet für pollenfressende Insekten.

Die Jahreszeit wandelt sich auch an der Kleinen Wiesenraute Foto: Anja Hilgert

In den kommenden Wochen und Monaten wird regelmäßig nach den Kleinen Wiesenrauten in der Johannstadt geschaut. Bei diesem sogenannten Monitoring begleitet und erfasst das Gärtner*innenteam des Umweltzentrums die Pflanzen in ihrem Wachstum. Allmählich wird dann die Pflanze mehr und mehr der Erde überlassen und wir dürfen an dieser Stelle des Ufers besonders gespannt das kommende Frühjahr erwarten.

Weitere Informationen

Umweltzentrum Dresden
www.uzdresden.de

Urbanität und Vielfalt
www.uundv.wordpress.com

Natur Sachsen
https://www.natur.sachsen.de/eingriffsregelung-handlungsempfehlung-8109.html

https://www.natur.sachsen.de/biologische-vielfalt-7931.html

Rückblick aufs 15. Johannstädter Drachenfest 2020

eingestellt am 05.10.2020 von Elisabeth Renneberg, Headerbild: So bunt war der Himmel über Johannstadt. Foto: Elisabeth Renneberg

Buntes Getümmel nicht nur auf den Elbwiesen, sondern auch am Himmel darüber: bei bestem Wetter wurde am Sonntag das 15. Johannstädter Drachenfest gefeiert. Groß und Klein kam zusammen, um verschiedenste Flugobjekte in die Lüfte steigen zu lassen und bei Eis, Bier und Musik den Tag zu genießen.

Organisiert wird das jährliche Drachenfest von der JohannstadtHalle. Der Verein war auch selbst vor Ort, mit einer gut besuchten Bastelstation, an der Flaggen bemalt werden konnten. Material, um Drachen zu bauen, gab es leider nicht – für die meisten, umfassend ausgestatteten Familien zum Glück kein Problem.

Bunte Fahnen waren auch ohne Leine sehr begehrt. Foto: Elisabeth Renneberg
Bunte Fahnen waren auch ohne Leine sehr begehrt. Foto: Elisabeth Renneberg

Auch Wale können fliegen

Und so starteten Kinder wie Eltern ihre von unterschiedlichem Erfolg gekrönten Flugversuche. Ein Mädchen verhedderte mehrmals hintereinander seine Drachenschnur in immer demselben Baum, während die Fähigkeiten einer Altersgenossin ziemlich schnell von deren Vater als unzureichend eingestuft wurden, wobei er selbst sich als kein Stück geschickter herausstellte.

Trotz diverser Herausforderungen, bei Lenkdrachen übrigens besonders groß, flatterten bald um die 50 bunte Tupfen im ansonsten strahlend blauen Himmel. Ein ganzer Zoo aus Meerestieren, Schmetterlingen, verschiedenen Vögeln, Katzen und Füchsen ließ sich weder von Piraten noch vom Grüffelo einschüchtern. Wer keinen Drachen dabei hatte, ließ stattdessen eben Fußbälle oder Barbiepuppen durch die Luft fliegen.

Selbst Pauli tauschte dunkle Gänge gegen luftige Höhen. Foto: Elisabeth Renneberg
Selbst Pauli tauschte dunkle Gänge gegen luftige Höhen. Foto: Elisabeth Renneberg

Ein spannendes Rennen lieferten sich eine Biene und ein Pferd, beide angefeuert von ihren jeweiligen Besitzerinnen: „Meiner fliegt besser, weil er größer ist!“ – „Meiner fliegt besser, weil er leichter ist!“ Trotz lückenhafter physikalischer Kenntnisse herrschte allgemein eine ausgelassene und lustige Stimmung.

Highlights verschiedener Formen

Weder lustig noch auskunftsfreudig zeigte sich „der Dräsdner“. Immerhin aber steuerte er besonders spektakuläre Flugtiere bei; der meterlange und sanft dahingleitende Riesenrochen war zweifellos der Höhepunkt unter den an der Leine schwebenden Kreationen.

Star unter den Fliegern: der Riesenrochen des Dräsdners. Foto: Elisabeth Renneberg
Star unter den Fliegern: der Riesenrochen des Dräsdners. Foto: Elisabeth Renneberg

Einen programmatischen Höhepunkt bot der Auftritt des Liederesels, der – selbst hin und wieder fälschlich als solches identifiziert – von hüpfenden Häschen sang, thematisch passend untermalt vom fröhlichen Gekreisch auf der Hüpfburg. Mehr oder weniger textsichere Kinder sangen begeistert die Klassiker mit und taten dem musizierenden Esel sogar den Gefallen, den Reiter „Plumpf“ machen zu lassen, weil sich das schließlich viel besser auf „Sumpf“ reimt als „Plumps“.

Liederesel und Hüpfburg sorgen für die Unterhaltung der Kleinen. Foto: Elisabeth Renneberg
Liederesel und Hüpfburg sorgen für die Unterhaltung der Kleinen. Foto: Elisabeth Renneberg

Abgelöst wurden der langohrige Kinderlied-Interpret von einem DJ mit unverhohlener Vorliebe für Schlager. „Drachen steigen gegen dem Wind“, schmetterte Roland Kaiser seinen Beitrag zum Fest. Sein Kollege Wolfgang Ziegler kam mit „Verdammt, und dann stehst du im Regen“ der Wahrheit weniger nah: so warm und sonnig war der Herbsttag, dass mit der Softeis-Lieferung beauftragte Eltern die Wiese mit klebrigen, weiß-blau überzogenen Händen erreichten.

Versorgung für Leib und Leben

Neben dem Eisstand profitierte der Fährgarten vom Fest, indem er reichlich Bier und ein paar Bratwürste an den Mann oder die Frau bringen konnte. Auch das Café für alle war dabei und verteilte Kaffee und Kuchen auf Spendenbasis mit dem Ziel, Menschen in Dialog zu bringen und damit zu einer offenen Gesellschaft beizutragen.

Kaffeetrinken für Solidarität. Foto: Elisabeth Renneberg
Kaffeetrinken für Solidarität. Foto: Elisabeth Renneberg

Ebenfalls in Mission für das Wohl der Gemeinschaft stand das Rettungsteam des DRK bereit, um eventuelle Opfer uneinsichtiger (also nicht wie gebeten abgestiegener) Radfahrer*innen oder unkontrollierter Lenkdrachen-Abstürze zu versorgen.

Glücklicherweise kam es aber weder zu Un- noch zu sonstigen Zwischenfällen, und das Drachenfest endete, wie es begonnen hatte, mit heiterem Himmel und heiterer Atmosphäre.

Zerwühlte Elbwiesen: Waren Wildschweine am Werk?

eingestellt am 05.10.2020 von Philine Schlick, Headerbild: An der Elbe sind die Wiesen zerwühlt. Wer war das? Foto: Philine Schlick

Auf den Elbwiesen zwischen Waldschlößchenbrücke und Albertbrücke geben zerwühlte Wiesenbereiche Rätsel auf. Das Umweltamt schließt Wildschweine als Verursacher nicht aus, kann deren Aktivitäten jedoch nicht zweifelsfrei bestätigen. Hinweise sind willkommen.

Sie fallen zweifelsfrei ins Auge, die aufgewühlten Wiesenflächen an der Elbe. Unterhalb der Elblounge “Johann”, auf Höhe des Flohmarkt-Geländes oder im Bereich der Fährstelle. In der aufgebrochenen Grasnarbe picken Raben, Tauben und Krähen. Sie profitieren vom freigelegten Erdreich. Aber, wer hat hier zuerst gewühlt?

Die zerpflückte Grasnarbe gibt Rätsel auf. Foto: Philine Schlick
Die zerpflückte Grasnarbe gibt Rätsel auf. Foto: Philine Schlick

Dem Umweltamt geben die Spuren Rätsel auf. “Kaninchen können wir ausschließen, da diese in Dresden nicht mehr vorkommen. Am ehesten kommen Wildschweine in Betracht, die in diesem Bereich allerdings noch nicht beobachtet werden konnten”, so Anke Hoffmann vom Presseamt. Möglicherweise sind auch die Hasen, an die an der Elbe leben, verantwortlich.

Das Umweltamt will die Lage weiter beobachten, freut sich jedoch über Beobachtungen und Hinweise von Bürger*innen, da sich die Dienstzeiten des Umweltamtes selten mit den Zeiten zusammenfallen, in denen Wildschweine aktiv sind.

Wer hat etwas beobachtet?

  • Mail: redaktion@johannstadt.de

Hommage ans Gras

eingestellt am 14.06.2020 von Anja Hilgert (ZEILE), Headerbild: Wogen der Mäusegerste vorm Gewitter Foto: Anja Hilgert

Es mag am Gewitter gelegen haben, das mir auf den Fersen war, als ich an der Elbe entlang, durch kniehohe, unendlich scheinende Wiesen unterwegs war. Vielleicht haben der nahende Himmel und das Dunklerwerden der Wolken verholfen, ganz da zu sein, wach für den voll geladenen Moment.

Da war nichts als Gras. Endlos wogendes Gras. Zu einem grünen Meer zusammengewachsene Wiesen. Dicht an dicht tanzten die Halme wellenförmig in die Richtung, in die der Wind sie bog.
Oft scheint nichts als Vorstellung vorzuliegen, wenn wir von dem reden, was uns vertraut und gewöhnlich erscheint: Gras. Gras ist überall, ist einfach da. Rasen, Wiese, ist klar. Grünfläche. Schön. Sommerlich. Und dann passiert es, dass der Blick eintaucht und an Ungewöhnliches stößt. Ein Riss geht durchs Herkömmliche. Mit einem Mal wird sichtbar, was eigentlich da ist. Vielfalt offenbart sich. Gras ist von solcher Vielfalt, dass es in Staunen versetzt: Eine Hommage ans grünende Gras und Wiedergutmachung, wenn es wieder einmal ohne Wahrnehmung mit plumpen Füßen betreten wird.

 

Grünes Fell der Erde

Man spricht vom grünen Kleid der Erde und meint wahlweise den Wald oder Gras, mit dem flächendeckend die Erde geschützt ist – vor Hitze und Trockenheit, vor Erosion des Bodens durch Wasser und Wind. Gras ist wie ein Fell, das keinen Flecken Erde nackt lassen kann. Wachsender, lebendiger Teil ihres Körpers. Wir verdanken dem Grün der Pflanzen, dass wir atmen können und überhaupt am Leben sind auf der Erde. Im Grünen sind wir miteingebunden in die größeren Prozesse der Natur.

Grünende Wellen             Foto: Anja Hilgert

Kniehoch und weiter nach oben ans Licht

Kniehoch und weiter nach oben drängt das Gras ins Licht, webt einen dichten wuchernden Flor. Grünendes Grün möchte man aktivierend sagen. Etwas von Üppigkeit, Wachstum und Lebenskraft ist darin, das sich auf den eigenen Organismus überträgt, wenn man es nur lang genug in sich einlässt. In der Natur atmet der Mensch tiefer, wird ausgeglichener.
Wie die Sonne jetzt dem höchsten Punkt ihres Bogengangs zustrebt, so sättigt sich auch der Farbton der Jahreszeit zum prallsten Grün, das wir haben können. Grün als Farbe purer Lebendigkeit, Mischung aus Wasser und Licht. Grundnahrung sozusagen. Und grasgrün, so denkt man, ist die Speerspitze von unfassbar grün.

Baden im grünen Meer

Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, noch einmal baden zu gehen, im grünen Meer, das wir gleich vor der Haustüre haben. Baden gehen im Grün mit weit geöffneter Haut und allen Sinnen. Sich hineinlegen und sich treiben lassen, gleiten unterm blauen Himmel.
Der kühle Mai hat den Pflanzen noch einmal Kraft zum Wachsen gegeben. Zugleich ist ein Teil des Grases schon über den Bogen hinaus, wirft seine Samen ab, wird braun und dörr, begibt sich in den Übergang, um Heu zu werden. Der Mähdrescher kündigt sich an für die Junimahd, erste Heuernte des Jahres. Schließlich, das vergisst man als Städter*in gerne mal, ist Gras wertvolles Kapital für die Landwirtschaft und ernährt viele Tiere, von denen man sagen muss, dass wir mehr von ihnen als mit ihnen leben, z.B. Kühe.

Bevor also der Mähdrescher kommt, lassen wir noch einmal den Blick fallen aufs Gras. Es gibt gar nicht DAS Gras: Gras ist nicht gleich Gras. Es ist sich kaum ähnlich. So verschieden sind die Stängel und das, was daraus sprießt. Mehrere tausend Arten von Gras gibt es, so lässt sich lernen. Sogar die* spazieren laufende Städter*in sichtet eine Varietät von Gräsern auf nur wenigen Quadratmetern Wiese.

Wogen im Meer aus Gras      Foto: Anja Hilgert

Rispen und Blütenspitzchen

Manche Grasspitze kitzelt bis an den Bauchnabel heran oder sticht auch mal ein Kind in die Nase. Die winzigen, fast unsichtbaren Blüten sitzen an den zahlreichen verzweigten Spitze des Grassprosses. Sein Blütenstand ist untergliedert in Rispen und Ähren, die in einer Vielzahl von winzigen Blütchen enden. Im Verzicht auf Blütenpracht überlässt die Graspflanze ihr Erbgut bloß dem Wind, der die Samen in alle Himmelsrichtungen verstreut. Dass die Pflanze keine aufwändige Blüte produziert, steigert ihren Nährgehalt. Entsprechend zählen Gräser zu den ältesten Nutzpflanzen der Menschheit. Die Früchte des Grases sind stärkehaltig und als Getreidekörner fortentwickelt ein Hauptnahrungsmittel der Menschheit.

Grasartvielfalt pro Quadratmeter Wiese

Die Trespe ist die tänzerischste hiesiger Gräser, hat ihre fingerspitzenlangen Ähren an einzelnen dünnen Stielchen aufgehangen, die sich wechselseitig vom Hauptstiel abteilen und die Frucht in alle Richtungen gaukeln und baumeln lassen. Von jedem Windstoß stiebt der Strauß auseinander. Von Trespen und Rispengräsern gibt es mehrere Unterarten in unseren Wiesen.

Trespe vom Wind zerweht       Foto: Anja Hilgert

Als Rispe bezeichnet man einen in mehrere, unregelmäßige Achsen verzweigten Blütenstand mit vielen einzelnen Blütenabschlüssen, die beim Gras fast unsichtbar winzig sind. Zur jetzigen Zeit wehen über den Wiesen mitunter dichte grüngelbliche Wolken von Grasblütenstaub, die Heuschnupfen-Allergiker von allem, was Wiese ist, fernhalten.

Das Gewöhnliche Rispengras erkennt man leicht an den gekräuselt heraus stehenden, dunkleren Wollhärchen. Der Halm ist am unteren Ende rötlich gefärbt und verleiht damit dem Gras eine warme Ankerung zum Boden hin.
Viele der Gräser tragen einen rot- bzw. blauvioletten Farbton wie um sich herum.

Locker und wenig verzweigt besteht beim Rotschwingel die Rispe aus wechselnd zu den Seiten abstehenden Ährchen, die dicht und zugleich fein, als Schwingel beinahe kräftig genug scheinen, einen Ton zu erzeugen, wäre die Luft nur widerständig genug.

Ähnlich in Aufbau und Färbung, die Ähren nur kleiner und in kürzeren Stielchen dichter am Stängel gehalten, fällt auch der Glatthafer mit einem leicht rötlich-violetten Farbspiel auf.

 

Kaum sichtbares feines Wiesenrispengras   Foto: Anja Hilgert

Bis ins Detail vereinzelt, kleinteiliger und im Windwehen fast aufgelöst in seiner Form erscheint das Wiesenrispengras als filigranstes unter den Süßgräsern. Zum zärtlichen, hauchenden Streicheln sind diese Halme wie wunderbar beschaffen.

Wem dies eine zu kitzelige Angelegenheit wird, greife zum wolligen Honiggras, das mit breiter angelegtem Wedel über mehr Volumen verfügt und insgesamt weicher und sanfter ist. Es ist gut zu erkennen an einem unmittelbar bis an die Rispe heran hüllenden, stützenden Blatt.

 

Ordnung beim Knäuelgras Foto: Anja Hilgert

Knäuelgras heißt lautmalerisch so, weil es seine Ähren alle im oberen Teil seines Stängels zu knubbeligen Knäueln zusammengeschoben hat, die man auch als Horste bezeichnet, weil hier die Samen kompakt und miteinander geborgen wie in Nestern gruppieren. In voller Blüte lösen sich die Samen aus diesen Puscheln und tümmeln sich wild durcheinander auf den Knäueln, bis der Wind sie davonträgt.

Lieschgras komprimiert noch weiter und hält wie eine allerdichteste Spindel die unzähligen Ährchen alle blickdicht rings um den Stängel angeordnet, dass es borstig wirkt wie eine kleine Flaschenbürste. Gegen den Strich gezogen, sammeln sich die Samen mit einem Zug in der Hand und geben das beste Juckpuver, das manche sich nicht unterstehen können, dem Freund oder der Freundin in den Nacken und unters T-shirt zu streuen.

Typisch für den Fuchsschwanz Foto: Anja Hilgert

Die weichere Variante dieser Art Ährenrispe stellt der Fuchsschwanz dar, bei dem die abstehenden Ährchen msich etwas neigen und anschmiegen. Die ausgestoßenen Samen liegen wie brauner Pelzbesatz auf. Das Ganze ähnelt der Rute des namengebenden Fuchses in Miniaturform und macht dieses Gras leicht wiedererkennbar.

Deutsch Weiderispengras oder Englisch Raygras Foto: Anja Hilgert

Wo dunkle verdichtete Büschel sich kompakt im restlichen Grasteppich abbilden, handelt es sich meist um robustes Deutsches Weidelgras. Entlang des langgestreckten, dünnen, lanzenartigen Stängels liegen rhythmisch wechselnd links und rechts die treppenartig aufgereihten Ähren. Auch als Englisches Raygras bezeichnet, erhält die noble Schlichtheit in Anlehnung zum Roggen (engl. ray) einen besonderen Namen. Auch ist die gewellte Linie des Halms bemerkenswert, die die Natur beschert, wenn man alle Ährchen vom Stängel abgepuhlt hat.

Raygras Foto: Anja Hilgert

Eine kleinere, wie vereinfachte Form dieser spindelförmigen Grasart ist die allgemein bekannte und von Rasenliebhabern ungeliebte Quecke. Sie schiebt geradlinig schlicht ihre Triebe wie kleine flache Schwerter nach oben, die widerständig und robust so schnell nichts brechen kann.

Mäusegerste Foto: Anja Hilgert

Am Wegesrand weit verbreitet ist die sogenannte Mäusegerste, gut zu erkennen an der dem Getreide am meisten ähnelnden Ähre. Wie bei der Gerste stehen hier spitze, stechende Grannen ab. Die ganze Pflanze ist aber wesentlich kleiner und wächst auf kurzem, gedrungenem Stängel recht bodennah, was ihr womöglich ihren Namen verleiht: Ihre Samen, dienen, wenn sie zu Boden fallen, gleich als Futter für die eiligen Mäuse, die Vorräte sammelnd des Weges kommen.

 

Graseinsichten Foto: Anja Hilgert

Die Mannigfaltigkeit von Gras und Graslandschaften ist nur angedeutet und noch weit dehnbar. Nebenbei und zum Ende sei noch erwähnt, wie später im Juni das Heu dann gemacht wird. Die Elbwiesen sind dann nach Abzug der Traktoren und Heuwender für kurze Zeit johannstädtisches Spielfeld für Heuschlachten und zum Ausbreiten klassischer Picknickdecken. Der Duft nach frisch gemähtem Heu ist verlockend gemütlich und unverkennbar warm und würzig, um sommerliches Draussensein bis in die Nacht hinein zu verlängern.

 

 

 

 

Dank für Rechercheergebnisse geht an reiche Informationsquellen aus der Vielzahl an privaten Naturblogs, die im Netz einsehbar sind.

25. Elbwiesenreinigung feiert sauberes Jubiläum (Update 24.3.)

eingestellt am 06.03.2020 von Philine Schlick

 

Update: Die Elbwiesenreinigung wurde wegen des Corona-Virus abgesagt

 

Die Landeshauptstadt Dresden ruft am 4. April 2020 von 9 bis 12 Uhr zur traditionellen Elbwiesenreinigung auf. Dazu werden wieder zahlreiche Helferinnen und Helfer gesucht, die die Elbwiesen von liegengebliebenen Abfällen reinigen. An 14 Treffpunkten gibt es Abfallsäcke und Arbeitshandschuhe sowie einen Imbiss für alle Helfer*innen. In der Johannstadt trifft man sich am Sportplatz. Gruppen ab zehn Personen werden gebeten, sich beim Amt für Stadtgrün und Abfallwirtschaft anzumelden. So können überall ausreichend Arbeitsmaterialien zur Verfügung gestellt werden.

25. Jubiläum – jeder kann was tun

Da die Elbwiesenreinigung in diesem Jahr bereits zum 25. Mal stattfindet, wird es am Treffpunkt Albertbrücke/Rosengarten nahe des Bogenschützens eine Jubiläumsveranstaltung geben. Die Stadt sowie Partner der Elbwiesenreinigung bieten Wissen, Spiele und Unterhaltung für Groß und Klein zu den Themen Sauberkeit und Umweltschutz.

„Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass es den Dresdnern wichtig ist, eine saubere Stadt mit intakter Umwelt zu haben. Daher möchten wir bei unserer Jubiläumsveranstaltung zeigen, wie jeder auch nach der Elbwiesenreinigung in seinem Alltag ein Stück dazu beitragen kann. Neugierig geworden? Dann kommen Sie vorbei!“, lädt Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen ein.

Dresdner Frühlingsputz endet Ende März

Die Elbwiesenreinigung bildet den Abschluss des am 28. März startenden Dresdner Frühjahrsputzes „Sauber ist schöner!“, bei dem sich Ehrenamtliche gemeinsam für eine saubere Stadt einsetzen und ein Zeichen gegen das achtlose Liegenlassen von Müll setzen. Zahlreiche Partner, wie die Stadtentwässerung Dresden GmbH, die DAS Environmental Expert GmbH, die Stadtreinigung Dresden GmbH und die Stadtbezirksämter, unterstützen die Aktion.

Anmeldungen mit Angabe der Teilnehmeranzahl sowie des gewählten Treffpunktes unter:

elbwiesenreinigung@dresden.de oder am Abfalltelefon 0351 4889633

Hinweis der Redaktion: Der im Rahmen des Projektes „Online-Stadtteilmagazin“ erschienene Beitrag wurde nicht von der Landeshauptstadt Dresden bzw. dem Quartiersmanagement erstellt und gibt auch nicht die Meinung der Landeshauptstadt Dresden oder des Quartiersmanagements wieder. Für den Inhalt des Beitrags ist der/die Autor*in verantwortlich.