Gießkannen-Kette für Johannstädter Obstbäume

eingestellt am 26.07.2022 von Philine Schlick, Headerbild: Auf dem Weg zum Gießen. Foto: Römer/Niering

Welkende Blätter, braunes Gras, Feuergeruch in der Luft – nein, das ist nicht der Herbst, sondern die Dürre. Annemarie, Mirco und Marcus aus der Johannstadt haben sich aufgemacht, die neu gepflanzten Obstbäume auf den Elbwiesen vor dem Verdursten zu retten. Mit einer gemeinschaftlichen Gieß-Aktion.

Nur ein paar Tropfen pressen die Wolken über der Stadt Dresden aus – längst reicht das nicht, um die staubtrockene Erde bis in die Tiefen zu befeuchten, in denen Baumwurzeln ihr Wasser schöpfen. Seit einigen Tagen hängt der Brandgeruch aus den Wäldern der Sächsischen und Böhmischen Schweiz wie eine Mahnung über der Stadt. Es ist trocken, zu trocken – selbst für die Hundstage. Und das seit fünf Jahren, wie die Stadt Dresden in ihrer Witterungsbilanz feststellt.

Gießkannenkette am Boothaus

Annemarie, Mirco und Marcus haben eine Initiative gestartet, die den jungen Johannstädter Obstbäumen am Elbufer helfen will. Sie sind in der Hitze besonders anfällig. Die Entnahme von Wasser aus der Elbe zum Gießen ist (noch) gestattet: Das machten sie und etwa 20 Helfer*innen sich am vergangenen Sonnabend das erste Mal zu nutze und bildeten eine Menschenkette mit Gießkannen und Eimern.

Foto: Römer/Niering

“Wir konnten ca. 45 Bäume mit jeweils vier Eimern und Kannen gießen – leider nicht alle”, sagt Marcus. Deshalb soll das Ganze am kommenden Donnerstag wiederholt werden. Ein Baum bis zu zwei Metern Höhe benötigt etwa drei bis fünf Liter Wasser am Tag, Bäume bis vier Meter zwischen fünf und fünfzehn und solche bis sechs Meter Höhe zehn bis 25 Liter. Die mangelnden Niederschläge decken diesen Bedarf nicht ab. Schwer wird es für Pflanzen außerdem in der dicht bebauten Stadt, die Hitze noch einmal mehr rückstrahlt und speichert.

Seit fünf Jahren zu trocken

Im November 2017 begann die anhaltende Trockenperiode. Selbst der niederschlagsreiche Sommer des vergangenen Jahres reichte nicht aus, die Trockenheit in den Böden auszugleichen, heißt es im Witterungsbericht. Seither hat sich ein Niederschlagsdefizit von 608 Millimetern aufgebaut (bezogen auf die Messwerte der Station Dresden Klotzsche). Hohe Temperaturen, Strahlungsüberschuss und fehlender Niederschlag begünstige das starke Austrocknen des Bodens.

Das war auch André Brödner bewusst. Der Johannstädter initiierte die erste Gießkannen-Kette in der Johannstadt. Das war im Mai 2020 (das Stadtteilmagazin berichtete). Annemarie und Marcus wollen diese Unternehmung nun zu einer Tradition machen. Am kommenden Donnerstag um 20 Uhr heißt es wieder “Wasser marsch!” Das Gießen soll ab jetzt regelmäßig immer donnerstags stattfinden, solange die Hitze andauert.

Wasser für Johannstädter Bäume

  • am Donnerstag, 28. Juli um 20 Uhr am Bootshaus an den Elbwiesen
  • Kontakt Marcus: 0160 98403752