Caravan-Tourismus auf Zeit in der Johannstadt

eingestellt am 02.07.2020 von Anja Hilgert (ZEILE), Headerbild: Caravan-Camping am Käthe-Kollwitz-Ufer: Funktioniert ohne Anmeldung und ohne Luxus, aber nicht auf die Dauer Foto:Anja Hilgert

Es wird Ferienzeit und Dresden gilt bei Kurzurlauber*innen und Städtereisenden schon immer als ein attraktives Ziel. Reisebeschränkungen und eine gemischte Gefühlsanlage, was das Fernreisen generell angeht, mögen Dresden in dieser Saison die Besucher*innen zurückbringen, die die Stadt im Frühjahr einbüßen musste. Nun gibt es Ideen, besonders Caravan-Tourist*innen für einen Stopp in Dresden zu begeistern.

Johannstädter Caravan-Romantik

Für ein, zwei Nächte sparsam im städtischen Grün am Johannstädter Rand Foto: Anja Hilgert

Um den Tourismus anzukurbeln und damit Gastronomie und Handel in der Corona-Krise zu stärken, erweitert die Landeshauptstadt ihre Stellflächen für Caravans und Wohnmobile. „Corona hat dem ohnehin boomenden Caravan-Tourismus in Deutschland noch einmal einen kräftigen Schub gegeben. Wir reagieren auf diesen Trend und laden die europäischen Camper in die Elbmetropole ein!“, sagt Corinne Miseer, Geschäftsführerin der Dresden Marketing GmbH (DMG).

Was ab 15.Juli 2020 als lockendes Angebot auf den neu geschaffenen 40 Stellplätzen auf einem weiträumigen Parkplatz an der Pieschener Allee gilt, hat sich am Johannstädter Elbufer in den vergangenen Jahren bereits fest eingespielt: Hier stehen regelmäßig Nummernschilder aus S, DA, FR oder WI und aus ganz NRW und bleiben für ein, zwei Nächte stehen.

Füße hochlegen im Quartier

Am Käthe-Kollwitz-Ufer, anschließend an die künftige Bebauungsfläche der FlüWo Bauen Wohnen eG werden Stellplätze sowohl für PKW als auch Caravan angeboten. Gegen eine Parkgebühr von 12€/Tag findet sich hier unter hohen Bäumen und frischer Elbbrise ein schattiges Plätzchen fürs Wohnmobil. Es gibt weder Strom noch Wasser, doch zum Auspacken der Campingsstühle ist reichlich Raum und zum Füße hochlegen im Freien genügt auch die sparsame Atmosphäre.

Gerahmt vom gründerzeitlichen Hintergrund der Florian-Geyer-Straße hat der Platz seinen Ausschnitt an angenehm städtischem Flair. Schließlich ist es zur Elbe und ihren grünen Wiesen nicht weit, Altstadt und Neustadt sind zu Fuß bzw über die öffentlichen Verkehrsmittel aus der Johannstadt ohne Aufwand zu erreichen und vielfache Einkaufsmöglichkeiten gibt es über die Pfotenhauerstraße gleich um die Ecke…Und wer sich vom Platz nicht mehr weg bewegen möchte, bekommt die Brötchen an die Bustür geliefert, wie das Inserat von Bäcker Henschel auf der Parkplatz-Stellwand verspricht.

Stellplatz-Angebot mit Minimal-Komfort       Foto: Anja Hilgert

Der Aufenthalt funktioniert ganz ohne Anmeldung, per Kasse vor Ort. In und um die Landeshauptstadt Dresden gibt es damit nun über 1.000 städtische und private Caravan-Parkplätze mit unterschiedlichem Service.

Campingidylle auf Zeit

Erwähnenswert ist allerdings, das die Nutzung in der Johannstadt aus städtischer Sicht definitiv eine zwischenzeitliche ist: Die Campingidylle wird nicht mehr lange anhalten. Die auswärtigen Großstadtnomaden in ihren voll ausgestatteten mobilen Bleiben werden ihrer Wege ziehen müssen, wenn der Platz seiner Bestimmung gemäß bebaut wird. Die Fläche ist für Menschen bestimmt, die in Dresden sesshaft sind und werden wollen.

Der Bebauungsplan Nr.079 sieht die Wiederherstellung der gründerzeitlichen Bebauung vor. Die Flächen wurden vom Stadtrat als Vorbehaltsflächen für sozialen Wohnungsbau ausgewiesen.

 

Weiterführende Informationen

Adieu “Schneider Eck” – Julianne Treuheit hat sich verabschiedet

eingestellt am 24.03.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Julianne Treuheit freut sich auf die Zeit nach dem "Schneider Eck". Foto: Website Schneider Eck

“Für jeden ist die Zeit gekommen. Ich war lange drüber” – dieser Satz könnte schwermütig klingen, doch Julianne Treuheit sagt ihn beschwingt. Siebzehn Jahre lang nähte und schneiderte sie in ihrer Werkstatt an der Pfotenhauerstraße. Nun sucht sie für das Geschäft eine*n Nachfolger*in.

Vergangenen Freitag war der letzte Tag für Schneiderin Julianne Treuheit. In 17 Jahren stopfte sie etliche Löcher, vernähte Flicken, rettete Blusen, Hosen und Röcke. Immer bestens organisiert, zuverlässig und mit einem erfrischenden Esprit flatterte sie durch die Werkstatt.

“Jetzt kam vieles zusammen”, sagt sie und nahm die Corona-bedingte Schließung als Anlass zum Abschied in den wohlverdienten Ruhestand. “Ich bin mit meinem Arbeitsleben sehr zufrieden”, sagt sie am Telefon. Natürlich schwinge auch “eine gewisse Traurigkeit” mit, aber Julianne Treuheit ist sich sicher: “Die verfliegt!”

Jetzt lässt sie ihr Geschäftsleben Revue passieren und erfreut sich der “unheimlich netten Begegnungen und Begebenheiten.” Über die derzeitige Isolation zuhause sei sie aus gesundheitlicher Perspektive ganz froh, sagt sie. Am vergangenen Freitag lieferte sie gemeinsam mit ihrem Mann letzte erledigte Aufträge ab: In Plastiktüten verpackt an die jeweilige Haustür.

“Das wird super!”

“Vorher hatte ich an der Ladentür alles herausausgegeben”, berichtet sie. Auf Hygiene bedacht mit Gummihandschuhen und Pappteller für das Kleingeld.

Wenn die Krise überstanden ist, fiebert Julianne Treuheit gemeinsamer Zeit mit den Kindern, den Urenkeln und natürlich mit ihrem Mann entgegen, berichtet sie. “Das wird super”, sagt sie. “Wenn sich alles stabilisiert hat, freuen wir uns auf Reisen. Wir sind schon immer gern gereist und haben andere Welten entdeckt.”

Der Geschäftsraum an der Pfotenhauerstraße preist sie eventuellen Interessent*innen an: Groß, hell, transparent. Noch muss ausgeräumt werden, aber ein Einzug sei jederzeit möglich, betont Julianne Treuheit.

Im Namen der Johannstädter*innen dankt johannstadt.de für die vielen Jahre und winkt mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Alles Gute!

Kontaktinformationen

Julianne Treuheit, Geschäft ehemals Pfotenhauerstraße 77, 01307 Dresden

Telefon: 0172-3713999
Email: juliannetreuheit@web.de

Hinweis der Redaktion: Der im Rahmen des Projektes „Online-Stadtteilmagazin“ erschienene Beitrag wurde nicht von der Landeshauptstadt Dresden bzw. dem Quartiersmanagement erstellt und gibt auch nicht die Meinung der Landeshauptstadt Dresden oder des Quartiersmanagements wieder. Für den Inhalt des Beitrags ist der/die Autor*in verantwortlich.

“Keine Angst, wir heißen nur so” – Der Copyshop Sauer

eingestellt am 03.03.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Siegrid und Bernd Sauer vor dem Copyshop, den sie als Chefin betreibt und er nunmehr als Angestellter unterstützt. Foto: Philine Schlick

Für das Presse-Rendezvous mit johannstadt.de haben Siegrid und Bernd Sauer die späte Mittagszeit gewählt –  in der Hoffnung auf eine ruhige Gesprächsminute. Dennoch muss die Chefin des Hauses öfter mal hochspringen und vorne im Laden nach dem Rechten sehen. Seit  vielen Jahren heißt es für die Sauers: Selbst&ständig. Und nach Feierabend ist noch lange nicht Feierabend.

Seit 44 Jahren sind die Diplom-Chemikerin Siegrid Sauer und der Diplom-Physiker Bernd Sauer ein Paar. Nicht nur privat, auch geschäftlich sind sie Partner. Er startete vor 22 Jahren seine Selbstständigkeit mit dem kleinen Foto-Geschäft auf der Arnoldstraße, das es seit 2019 nun nicht mehr gibt. Sie eröffnete 2006 den Call- und Copy-Shop an der Ecke Gutenberg-/Pfotenhauerstraße. Bewegte Zeiten liegen hinter den Lokalmatadoren.

Selbstständig per “Zufall”

Die Eröffnung des lange ansässigen Fotogeschäfts in der Netto-Passage beschreibt Bernd Sauer als glücklichen Zufall. Seine Frau Siegrid hatte “eine richtige Stelle”, wie sie es nennt, bei dem Fotopapierhersteller “Fotopapierwerk” und späterem Fotolabor Intercolor/Foto Porst inne, der zu DDR-Zeiten auf der Bärensteiner Straße ansässig war und nach der Wende und seiner Vergrößerung nach Klipphausen wechselte. Ein Arbeitskollege von ihr wollte sein Foto-Geschäft in der Johannstadt übergeben – Bernd Sauer schlug zu.

Blick auf das bekannte Eckgeschäft von Siegrid Sauer. Foto: Philine Schlick

Mitte der 90er, erzählt er, ging es los mit Preisdrückerei und Konkurrenz. Sein Geschäft wandelte sich insofern, als dass er Zeitungen und Zeitschriften mit ins Sortiment nahm. Zuvor hatte er als klassisches Fotogeschäft Kameras der Marke Praktica (“So viel Lokalpatriotismus darf sein”), Filme aller Marken und Bilderrahmen angeboten. Zu kämpfen hatte er schon damals, auch gegen die Angebote der Drogeriemärkte, die mit günstigen Services den Markt veränderten.

Wir sind keine Däumchendreher

Drei Jahre nach dem Millenium schloss die Firma, in der seine Frau gearbeitet hatte. Kodak kaufte das Unternehmen auf – und machte dann dicht. “So schafft man sich Konkurrenz vom Hals”, sagt Herr Sauer. “Im Januar 2003 hatten sie noch alle Maschinen modernisiert, im Februar waren die Türen zu.” Es stellte sich die Frage, was zu tun sein. Das Ersparte aufbrauchen und danach Sozialamt – oder etwas Neues wagen. “Wir sind keine, die ihre Hände in den Schoß legen und Däumchen drehen”, stand für beide fest.

Also suchte das Paar nach einem passenden Ladengeschäft, wurde mit dem Eckladen fündig und bezog 2006 die Räume des ehemaligen Solariums. Die Telefonkabinen im hinteren Ladenbereich erinnern noch an Zeiten, da Auslandsgespräche hier getätigt wurden. Sie dienen jetzt als Lager. Die zwölf Internetplätze haben sich halbiert, sind jedoch noch gut besucht. Die vorhandene Technik wie Kopierer, Drucker und Plotter werden bedarfsmäßig erweitert und angepasst.

Dreizehn Stunden täglich hinterm Tresen

“Das Klientel ist bunt gemischt”, sagt Siegrid Sauer über ihr Geschäft, in dem ihr Mann seit November 2019 als Angestellter mitwirkt. Das Fotogeschäft-Sortiment hatte er mit Tabak, Lotto und Post aufgestockt – den Garaus machte ihm schließlich die bescheidene Parksituation, wie Bernd Sauer erzählt. Alle Parkplätze vor dem Laden seien für Anwohner, Seniorenresidenz und medizinische Lieferungen reserviert gewesen. Trotz Bemühungen habe er kein Entgegenkommen erfahren, sagt er frustriert. Auch drei Einbrüche innerhalb eines Jahres machten ihm wirtschaftlich zu schaffen. Er sah sich gezwungen, das Geschäft Ende Oktober 2019 aufzugeben.

Der Copyshop hat mit zahlreichen Baustellen und dadurch bedingten Kundeneinbrüchen, Praktikant*innen und Azubis ebenfalls bewegte Zeiten hinter sich. Das Aufgabenfeld ist breit gefächert – die Wünsche der Kund*innen abwechslungsreich. “Der Hermes-Paketshop rettet uns öfter mal”, so Siegrid Sauer. Dreizehn Stunden steht sie täglich hinter dem Tresen. Zusätzlich gilt es, Papierkram und Einkäufe zu erledigen. Unterstützt werden sie seit gut zwei Jahren von ihrer Angestellten Frau Steinberg.

Von einer anderen langjährigen Kollegin musste man sich mit der Schließung des Fotogeschäfts trennen. Sie kam aber als Kinderbetreuerin gut in einer anderen Branche unter, berichtet Herr Sauer. Der Abschied sei nach den gemeinsamen Jahren für beide Seiten schwer gewesen.

Es ist kein leichtes Pflaster, sagt Siegrid Sauer. Was jedoch entlohnt, ist die Bekanntheit im Viertel und der freundliche Kontakt zur Kundschaft, räumt Bernd Sauer ein. Und die Flinte ins Korn werfen, das kommt nicht in Frage. Auch wenn natürlich am Horizont immer verheißungsvoll ein wohlverdienter Ruhestand winkt und die Öffnungszeiten eingekürzt wurden – die Sauers halten die Stellung als einziger Copyshop im Viertel. Schon klingelt wieder das Türglöckchen.

Call- Copyshop Sauer

  • Pfotenhauerstraße 43, 01307 Dresden
  • www.copy-sauer.de
  • Montag bis Freitag 9 bis 21 Uhr, Sonnabend 9 bis 18 Uhr

Der Funke Anarchie – Die Schulclowns der “Johanna”

eingestellt am 25.02.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Den Clowns machen die Auftritte mindestens so viel Spaß wie den Kindern. Foto: Philine Schlick

Nichts ist für die bestehende Ordnung so wichtig wie ein Funken Anarchie. Monatlich beweisen das die Auftritte der Schulclowns Elisabeth Gröschel und Hendrik Müller an der 102. Grundschule “Johanna”. Ihre unerwarteten Auftritte platzen in den Schulalltag und sorgen für helle Begeisterung. Und siehe da: Plötzlich verwandeln sich Kinder in ziemlich strenge Erwachsene.

“Papierverschwendung!”, ruft es aus der ersten Reihe. “Teamarbeit!”, fordert der Kinderchor. “Aufräumen!”, pflichten die Schüler*innen der Klasse 2c ihrer Lehrerin bei. Was ist passiert? Vor der Klasse stehen, in weiten karierten Hosen, “Herr und Frau Clown”. So heißen die Lehrerin Elisabeth Gröschel und der Schulsozialarbeiter Hendrik Müller, wenn sie sich ihre Gesichter weiß schminken und die rote Kugelnase aufsetzen. Manchmal aber auch “in Zivil” auf den Gängen.

“Prima, Herr Clown!”

Gerade ist das Clowns-Duo in das Klassenzimmer gestolpert. “Hallo! Salam Aleikum”, kräht die Klasse begeistert. Nicht fehlen darf die mit Sternen verzierte Kiste. Nicht nur Lachen provozieren die beiden Clowns bei ihren Auftritten, sondern auch erhobene Zeigefinger. Die Kinder beobachten peinlich genau, was schief läuft und posaunen ihre Kritik laut heraus. Papier auf den Boden geworfen? Den anderen geschubst? Etwas einfach weggenommen? Die Klasse legt ihr Veto ein. Wenn die Clowns artig sind, gibt es auch mal ein Lob: “Prima, Herr Clown!”

Warmmachen für große Faxen: Hendrik Müller und Elisabeth Gröschel. Foto: Philine Schlick

Am heutigen Donnerstagmorgen absolvieren die Schulclowns drei Auftritte hintereinander. Eine schweißtreibende Angelegenheit – trotz winterlicher Temperaturen und einer “eher bewegungsarmen Nummer”. An manchen Tagen sind es sechs hintereinander. Elisabeth Gröschel und Hendrik Müller haben sich im Sozialarbeits-Büro umgezogen und geschminkt. Sich gegenseitig knuffend und schnatternd eilen sie zum ersten Klassenraum. “Wir müssen jetzt noch ganz viel reden”, erklärt Elisabeth. Denn als Clowns agieren sie stumm. Die Vorfreude ist ihnen deutlich anzumerken. Elisabeth hebt die Faust und klopft polternd an die Tür.

Die Schulclowns – geschafft nach dem Auftritt. Foto: Philine Schlick

Für die Kinder kommt das Klopfen an der Tür unerwartet. Die Lehrerin schmunzelt schon. Sie wurde lange im Vorfeld über den Besuch der Clowns unterrichtet und weiß, dass sie im Anschluss die ungestüme Klasse bändigen muss. Aber der Spaß, die Abwechslung und das Lachen sind es wert.

“Alleine schafft man das nicht”

“Der Schulalltag ist geprägt von Regeln und Struktur”, sagt Elisabeth Gröschel im Anschluss an die Auftritte. “Deshalb wollten wir für etwas Leichtigkeit sorgen.” Seit 2018 tut sie das mit ihrem Kollegen Hendrik Müller. Lehrstunden nahmen sie beim Baba-Jaga-Darsteller Rainer König . Die Schneiderei der Staatsoperette war so freundlich, die weiten Clownshosen passgerecht anzufertigen – die Kosten trug der Förderverein der Grundschule. “Wir haben vier Punkte festgelegt”, erklärt Hendrik Müller. “Erstens: Alle lachen gemeinsam. Zweitens: Die Kinder sollen kulturell gebildet werden. Drittens: Ein soziales Thema wird angesprochen. Viertens: Die Clowns sollen zu Identifikationsfiguren der Schule werden.”

Mit Schminke nicht immer ein Herz und eine Seele: Die Schulclowns. Foto: Philine Schlick

Zurück im Klassenzimmer: “Die Clowns!” Mit diesem Ruf reißt es nahezu alle Schüler*innen von den Sitzen. Während der Darbietung fällt es schwer, die Kinder auf Distanz zu halten. “Aber das ist etwas, dass sie lernen sollen”, erklärt Elisabeth Gröschel. “Dass man einem Künstler mit Respekt begegnet. Deshalb fordern wir am Ende auch einen Applaus ein.” Bewusst spielen die Clowns miteinander im Duo – die Kinder bleiben Zuschauer. “Alleine schafft man das nicht”, sagt Elisabeth Gröschel und meint damit die Mammutaufgabe, mit einer ganzen Klasse zu interagieren.

Nicht nur bei Kindern wirken die Clowns als lebendige Stimmungsaufheller: Auch die Weihnachtsfeier des Lehrerkollektivs lockerte das Clowns-Duo auf. Zwei Jahre ist das Projekt knapp alt und erfreut sich wachsender Beliebtheit. Hendrik Müller möchte deshalb im zweiten Schulhalbjahr mit Fragebögen Schüler, Eltern und Lehrer um eine Bewertung der Schulclownerie bitten, um das Projekt auszubauen oder anzupassen. Ziel ist es, die Schulclowns auch an anderen Schulen auftreten zu lassen.

Hinweis der Redaktion: Der im Rahmen des Projektes „Online-Stadtteilmagazin“ erschienene Beitrag wurde nicht von der Landeshauptstadt Dresden bzw. dem Quartiersmanagement erstellt und gibt auch nicht die Meinung der Landeshauptstadt Dresden oder des Quartiersmanagements wieder. Für den Inhalt des Beitrags ist der/die Autor*in verantwortlich.

Gymnasium Dresden-Johannstadt: Anmeldung am 24. und 25.2.2020

eingestellt am 23.02.2020 von Philine Schlick

Die Johannstadt bekommt ein Gymnasium am Standort der 101. Oberschule Johannes Gutenberg an der Pfotenhauerstraße 42. Bis 2025 wird das Gebäude doppelt genutzt sein – danach zieht die 101. Oberschule auf die Cockerwiese. Am Montag und Dienstag können Schüler*innen für das Gymnasium angemeldet werden.

Um dem Bedarf an Gymnasien in Dresden zu begegnen, beschloss der Stadtrat im Juli 2019 die Einrichtung eines Gymnasiums in der Johannstadt am derzeitigen Standort der 101. Oberschule Johannes Gutenberg. Dem Gymnasium wird das zweite Obergeschoss des Hauses A zur Verfügung stehen. Hier stehen vier Klassenräume sowie ein PC-Kabinett zur Verfügung. Die Fachkabinette werden gemeinsam mit der 101. Oberschule genutzt. Die Verwaltung und der Lehrerbereich befindet sich in unmittelbarer Nähe der Klassenräume. Jährlich können vorerst drei fünfte Klassen aufgenommen werden.

Nach und nach sollen Klassenräume ergänzt werden. Die vorhandene 3-Feld-Sporthalle biete “ausreichend Kapazitäten für eine gemeinschaftliche Nutzung von Gymnasium und Oberschule. Ein entsprechendes GTA- Angebot legt die Schule fest”, so das Schulverwaltungsamt.

Pünktlich zum Schulstart 2020/21 wird das Gymnasium Dresden-Johannstadt im Schulgebäude Pfotenhauerstraße 42 erstmals seine Türen öffnen. Die Anmeldung für das Gymnasium ist am Montag und Dienstag in der 101. Oberschule Johannes Gutenberg möglich.

Anmeldung für das Gymnasium Dresden-Johannstadt

Montag, 24. Februar 2020 von 8:00 bis 16:00 Uhr / Dienstag, 25. Februar 2020 von 14:00 bis 18:00 Uhr

Mitzubringen sind:

  • Original der Bildungsempfehlung (wird von der Grundschule ausgehändigt)
  • Aufnahmeantrag (Original – wird von der Grundschule ausgehändigt). Bitte beachten Sie: Antrag ist auch bei getrennt lebenden Sorgeberechtigten von beiden zu unterschreiben!
  • Geburtsurkunde (Original nur zur Vorlage)
  • Das zuletzt erstellte Jahreszeugnis
  • Die zuletzt erteilte Halbjahresinformation der zuvor besuchten Schule.
  • Einen Schulaufnahmebescheid sollen die Eltern im Juni 2020 erhalten.

Hinweis der Redaktion: Der im Rahmen des Projektes „Online-Stadtteilmagazin“ erschienene Beitrag wurde nicht von der Landeshauptstadt Dresden bzw. dem Quartiersmanagement erstellt und gibt auch nicht die Meinung der Landeshauptstadt Dresden oder des Quartiersmanagements wieder. Für den Inhalt des Beitrags ist der/die Autor*in verantwortlich.

Die Fetscherstraße

eingestellt am 18.01.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Fetscherstraße in Blickrichtung Norden. Foto: Alexandra Jentsch

Gastbeitrag von Alexandra Jentsch

Dresden ist keine Großstadt. Eher eine Ansammlung mehrerer kleinerer Städte, die sich für ein gediegenes Stelldichein im Elbtal getroffen haben. Wenn einmal so etwas wie ein Gefühl von Großstadt aufkommt, ist es auf den großen Straßen. Auf der Fetscherstraße zum Beispiel. Ein kommentierter Spaziergang. 

Als gut zwei Kilometer langer, präziser Schnitt trennt sie die Johannstadt von Striesen. Als eine der Hauptadern des östlichen Dresdens verbindet sie den Großen Garten mit der Waldschlösschenbrücke und dem jenseitigem Elbufer. Auf ihren gedachten Nullpunkt, das Palais, wies auch die einstige Benennung als Fürstenstraße hin, die sich heute noch in der Fürstenallee des Großen Gartens wiederfindet. 1946 erfolgte die Umbenennung nach dem im Vorjahr ermordeten Rainer Fetscher, dessen Biographie zwischen Eugenik und antifaschistischem Widerstand zu einer tiefergehenden Auseinandersetzung einlädt.

Lückenschließung Nummer 33 bis 37. Foto: Alexandra Jentsch

Bebauung als Spiegel der Geschichte

Gegenwärtig empfindet man zumindest den Lautstärkepegel als sehr urban, wenn man sich aus der Fürstenallee kommend in den fließenden Autoverkehr einreiht und durch das gescheckte Spalier der Platanen schnurstracks gen Elbe radelt. Die vorüber ziehende Bebauung durchmisst die Dekaden weniger gradlinig. In unmittelbarer Nähe des Platzes, der passenderweise nach dem tschechischen Pädagogikreformer Johann Amos Comenius benannt ist, steht ein Gebäude, welches heute die 6. Grundschule beherbergt. Der 1957/58 errichtete Bau steht als ein frühes Beispiel der Pavillonschule, deren offene Bauweise eine Abkehr vom einschüchternden Kasernencharakter gründerzeitlicher Schulgebäude darstellt, unter Denkmalschutz.

Wirkt die Bebauung in diesem südlichen Bereich noch nach dem verhältnismäßig einheitlichen Prinzip der Sachlichkeit errichtet, beginnt je weiter man Richtung Fetscherplatz vordringt ein Zickzackkurs durch die Zeit. Auf der Striesener Seite ducken sich gründerzeitliche Villen vor den konfettibunten Neunziger Jahren der Johannstadt in den Schatten der Baumkronen. Etwas weiter stehen sich mit dem Arthushof und dem Wohngebäude der Nummern 33 bis 37 wiederum zwei recht unterschiedliche Protagonisten gegenüber, die jedoch beide der Zeit der Jahrhundertwende entstammen. Bei der Wohnzeile handelt es sich allerdings bereits um eine Reinkarnation aus Nachkriegszeiten.

Herbst an der Fetscherstraße. Foto: Alexandra Jentsch

Brodelnde Kreuzungen, stille Wiesen

An der brodelnden Kreuzung Blasewitzer Straße knickt die Straße nach Norden ab. Hier eröffnet sich der charakteristische Blick gen Waldschlösschenbrücke. Im Sommer flirrt die Luft in der Ferne über dem Asphalt und lässt die silbrig graue Blechkarawane am Horizont wie eine Fata Morgana aus einem Hollywoodstreifen wirken, der die Freiheit der Straße besingt. Man radelt dem Blick hinterher, vertieft sich in das Bild und kann erst im letzten Moment einer sich vom Parkstreifen her plötzlich öffnenden Fahrertür ausweichen. Man flucht leise und fährt, nun wieder aufmerksamer, weiter Richtung Pfotenhauerstraße. Hier finden sich drei Institutionen, in deren Ballung, wer mag, mehr als nur räumliche Zusammenhänge hinein interpretieren kann.

Der Artushof. Foto: Alexandra Jentsch

Rechterhand liegt die weitläufige Anlage des traditionsreichen Universitätsklinikums Carl Gustav Carus, welches seit 1901 hier untergebracht ist. Linkerhand folgt auf den Jüdischen Friedhof, dessen Außenmauern sich von der Straße abkehren und mit dessen Innerem sich ein anderer Artikel beschäftigt, der Ostflügel des Pflege- und Seniorenheimes Clara-Zetkin, als denkmalgeschütztes Überbleibsel eine wesentlich größeren Komplexes, dessen Nordflügel komplett zerstört wurde.

Einen versöhnlichen, kreierenden Abschluss bildet der Standort der Hochschule für bildende Künste an der Pfotenhauerstraße, wo sich seit 1910 der Bildhauerei gewidmet wird und wo man entscheiden kann, ob man dem Sog der Großstadt auf die Brücke und über die Elbe folgt oder sich von ihr abwendet und in die ruhigen Elbwiesen flüchtet.

Hinweis der Redaktion: Der im Rahmen des Projektes „Online-Stadtteilmagazin“ erschienene Beitrag wurde nicht von der Landeshauptstadt Dresden bzw. dem Quartiersmanagement erstellt und gibt auch nicht die Meinung der Landeshauptstadt Dresden oder des Quartiersmanagements wieder. Für den Inhalt des Beitrags ist der/die Autor*in verantwortlich.

Kleine Leute, großes Theater – Die Theater-AG der 102. “Johanna”

eingestellt am 16.01.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Hendrik Müller und Torsten Brysch leiten die Theater-AG der 102. Grundschule "Johanna". Foto: Philine Schlick

Erstaunlich schnell ist es Hendrik Müller und Gregor Brysch gelungen, Ruhe in die aufgekratzten elf Schüler*innen zu bekommen – und das nach Unterrichtsschluss, wenn schon der freie Nachmittag winkt. Doch die Theater-AG der 102. Grundschule “Johanna” ist bei der Sache. Nur noch wenige Proben, dann hat ihr modernes Märchen Premiere: Eine Stimmung aus Lampenfieber und Übermut liegt in der Luft.

Wo ist die Fee? Hat jemand einen Rabenschnabel? Wie siehst du aus, wenn du lange auf etwas gewartet hast? Das sind essentielle Fragen bei den Probenachmittagen der Theater-AG in der “102. Johanna“. Eine Stunde ist nicht lang, wenn in ihr Texte geprobt, Kostüme besprochen und Schauspiel unterrichtet werden soll. Durch den Türspalt des Theatersaales lugen schon die Köpfe der Nachfolger. “Wir haben noch fünf Minuten!”, ruft Gregor Brysch. Jede Minute zählt – und wird genutzt.

Aufwärmübungen helfen zu fokussieren. Foto: Philine Schlick

Teach First als Räuberleiter

Gregor Brysch ist studierter Theologe und im Rahmen des Bildungsprogrammes Teach First Deutschland an die Grundschule in der Johannstadt gekommen. Das Programm bildet Akademiker*innen als sogenannte Fellows aus, die mit ihren Fähigkeiten an ausgewählten Schulen das Lehrpersonal unterstützen.

Die Fellows helfen Schützlingen, in der Schule nicht abgehängt zu werden. Unterstützung kann von Nöten sein, wenn Kinder dem Lehrplan hinterher hinken, aber auch, wenn sie ihm voraus sind. Während Lehrer*innen den Unterrichtsstoff voranbringen, können die Fellows in enger Absprache mit der/dem Lehrer*in auf einzelne Schüler*innen eingehen. Sie geben so eine Räuberleiter – besonders in kritischen Phasen wie beim Übergang von Grundschule in Mittelschule oder Gymnasium. Teach First setzt sich auf diese Weise für Chancengleichheit im Bildungssystem ein.

Der Weihnachtsmann muss warten. Foto: Philine Schlick

Superkraft: Theater

Menschen, die sich als Fellow bewerben möchten, brauchen dazu einen Universitätsabschluss, nachgewiesenes soziales, politisches oder kulturelles Engagement und einen Berufsabschluss oder eine besondere Fähigkeit.

Gregors “Superkraft” ist Theater. In Hendrik Müller hat er für die Leitung der Theater-AG einen würdigen Partner gefunden: Hendrik hat wie er Theatererfahrung und ist neben seiner Tätigkeit als Schulsozialarbeiter als Schul-Clown an der “Johanna” tätig.

In Zusammenarbeit mit den Schüler*innen gingen im Herbst 2019 die Vorbereitungen los: Welches Genre soll das neue Stück haben? Wer spielt wen? Den kleinen Darsteller*innen wurden ihre Rollen mit kleinen Anpassungen auf den Leib geschrieben. “Wir hatten jetzt schon die ersten Einzelproben”, berichtet Gregor. Klare Sprache, das Einfühlen in die Rolle, Textbüffeln – viele der Nachwuchstalente aus der ersten und zweiten Klasse machen das nicht zum ersten Mal, sondern sind schon Theater-AG-erfahren.

Erst wird das Textbuch gelesen, dann auswendig gelernt. Foto: Philine Schlick

Die Bühne macht fit für’s Leben

Heute arbeitet die Gruppe zweigeteilt: Während die eine im Bühnenraum Szenen probt, wühlt sich die andere durch den Theater-Fundus. Gebraucht werden Kronen, Besen, Gewänder. Das Märchen erzählt die Geschichte eines Prinzen, der verflucht wird. Kein Recke, Ritter oder Riese kann ihn befreien, sondern nur ein kleines Mädchen. Davon muss das ungläubige Königspaar erst einmal überzeugt werden.

Mit Gregors Hilfe ersteht vor den Augen der Kinder das Stück: An dieser Stelle wird ein Vorhang sein, hier warten die nächsten Darsteller*innen auf ihren Auftritt – ruhig erklärt er den Kindern die Abläufe und bringt ihnen mit Fragen das Schauspiel näher. “Wie siehst du aus, wenn du keine Geduld mehr hast?” Auf der Bühne sackt der König mit muffeliger Miene zusammen und schaut auf eine unsichtbare Uhr. “Prima!”

Das Königspaar sitzt noch auf den Thronen, da kommt schon die Fundus-Gruppe durch die Tür gepurzelt. Fliegender Wechsel! Nun steht Hendrik mit der zweiten Personal-Hälfte des Stückes auf den Brettern, die die Welt bedeuten.

Gruppensitzung der Theater-AG, in der Wandfolie gespiegelt. Foto: Philine Schlick

Premiere im Februar

Zum Schluss kommt die ganze Gruppe zusammen. Gemeinsam wird im Sitzkreis gegrübelt, wie alle zu kostümieren sind. “Ich habe vielleicht Katzenohren zuhause!”, ruft ein Mädchen. Ein anderes Kind möchte eine Schürze beisteuern – wenn Mama ja sagt, natürlich. Dann flitzen alle aus dem Zimmer.

“Die Kinder lernen hier etwas Essentielles”, wissen Gregor und Hendrik aus Erfahrung. In eine fremde Haut schlüpfen, laut, klar, präsent sein, im wahrsten Sinne des Wortes im Rampenlicht stehen, bilden Empathie und Selbstbewusstsein aus.

In der ersten Februarwoche ist es so weit: Dann hat das moderne Märchen Premiere vor den älteren Schüler*innen und den Eltern. Ein zweites, längeres Stück ist geplant mit der Aussicht, dieses in einem “richtigen” Theater aufzuführen. Gern auch mehrmals.

Hinweis der Redaktion: Der im Rahmen des Projektes „Online-Stadtteilmagazin“ erschienene Beitrag wurde nicht von der Landeshauptstadt Dresden bzw. dem Quartiersmanagement erstellt und gibt auch nicht die Meinung der Landeshauptstadt Dresden oder des Quartiersmanagements wieder. Für den Inhalt des Beitrags ist der/die Autor*in verantwortlich.

Küchen Team geschlossen, Netto schließt, Drahtesel2000 zieht um

eingestellt am 09.01.2020 von Philine Schlick, Headerbild: Um- und Wegzug bedeutet neue Nachbar*innen. Foto: Philine Schlick

Das neue Jahr bringt für das geschäftliche Klima in der Johannstadt einige Veränderungen. Mit dem Küchen Team verlässt ein traditionsreiches Familienunternehmen das Viertel. Die Netto-Filiale wird vor allem den Bewohner*innen der Seniorenresidenz zum Fehlen kommen. Betroffen von der Schließung auf der Arnoldstraße ist auch das Blumenhaus.

Wer in diesen Tagen den Anschluss des “Küchen Teams” von der Pfotenhauerstraße 73 wählt, erreicht den Inhaber Oliver Notzon in Mecklenburg-Vorpommern. Telefonisch nimmt er noch Anfragen für Abkäufe entgegen. Sein Geschäft – 20 Jahre am Platz – hat er aufgegeben.

Der Denkmalschutz hat sein Veto gegen die Werbe-Fahne an der Hauswand ausgesprochen. Foto: Philine Schlick

Problem: Keine Kundenparkplätze

Er fühlt sich verprellt: Die Zeiten seien durch Internet und billige Großkonkurrenten ohnehin schwer – durch Auflagen sei ihm seine Situation unhaltbar gemacht worden. “Unser Vormieter hatte vor dem Geschäft eine Anlieferzone gemeldet”, führt Oliver Notzon aus. “Er ist 1990 ausgezogen und es führte kein Weg rein, diese wieder aufzuheben.”

Notzon hätte vor seinem Geschäft Kundenparkplätze gebraucht, da Beratungsgespräche bis zu 1,5 Stunden dauern können. “Durch die Be- und Entladezone konnten meine Kunden sicher sein, einen Strafzettel zu bekommen.”

Die Parksituation erschwert nun auch die Weitervermietung. “Wenn Interessenten hören, dass es hier nur Anwohnerparkplätze gibt und sich die Situation durch die geplante Straßenbahn nicht verbessern wird, erhalte ich Absagen”, so Notzon. Für andere Geschäfte wie z.B. das Aslan-Dönerhaus sei, räumt Notzon ein, sei Lauf- und Radlerpublikum lukrativer. Sein Klientel allerdings wäre auf Parkplätze angewiesen.

Ein weiteres Problem sei, dass der Denkmalschutz ihm seine Außenwerbung untersagt habe. Notzon durfte die Fassade des Hauses, das ihm gehört, nicht farblich gestalten und auch keine Fahnen aufhängen, die auf sein Geschäft aufmerksam gemacht hätten. “Es ist schade. Ich dachte, ich mache das bis zur Rente. Schon die Deutschen Werkstätten Hellerau haben in diesen Räumen Möbel verkauft”, weiß Notzon zu berichten. Wie es für ihn weitergeht, weiß er noch nicht. Nur, dass es nicht in der Johannstadt sein wird.

Das Unternehmen Netto erreichen Kund*innen zukünftig auf der Dürer und der Kaitzer Straße. Foto: Philine Schlick

Netto zieht zum 18.1. aus

Den Beginn hatte der Foto- und Lottoladen Sauer im vergangenen Jahr gemacht, nun zieht der Discounter Netto nach und löst seinen Standort auf der Arnoldstraße 18 zum 18. Januar auf. “Für die Kunden aus der Umgebung werden wir die Nahversorgung durch unsere Netto-Märkte am Tatzberg 8 sowie in der Dürerstraße 51 aufrechterhalten. Wir werden die betroffenen Mitarbeiter weiter in den umliegenden Filialen beschäftigen”, heißt es von Seiten des Unternehmens.

Zu den Gründen gibt es keine Stellungnahme. Besonders Kund*innen aus der benachbarten Seniorenresidenz zeigen sich geknickt: Für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen stellen die weiteren Wege zu Diska oder Konsum/Aldi über Gehwegplatten und Kopfsteinpflaster eine Herausforderung dar.

Im Dezember 2019 erfolgte der Ausverkauf des “Drahtesel2000”. Foto: Philine Schlick

Blumenhaus & Drahtesel2000

Betroffen von dem Umzug ist auch das Blumenhaus. Die Inhaberin war erst vor vier Jahren vom Bönischplatz auf die Arnoldstraße gezogen. “Wäre wieder ein Lebensmittelladen hierher gekommen, wäre ich geblieben”, sagt sie. Die Zukunft der Räume sei jedoch ungewiss, sodass sie sich zu Anfang Februar 2020 einen neuen Standort im Hochhaus Pfotenhauerstraße 5 gesucht hat. Der “Fisch und Käse Basar Zimmermann” bleibt am gewohnten Platz.

Der Fahrradladen Drahtesel2000 startete bereits vor Weihnachten seinen Ausverkauf “wegen Umzugs.” Das Wohin bleibt jedoch unklar. Auf eine Nachfrage folgte keine Antwort. Noch sind die Räume nicht restlos leer geräumt, die Türen sind jedoch wie angekündigt geschlossen.

Hinweis der Redaktion: Der im Rahmen des Projektes „Online-Stadtteilmagazin“ erschienene Beitrag wurde nicht von der Landeshauptstadt Dresden bzw. dem Quartiersmanagement erstellt und gibt auch nicht die Meinung der Landeshauptstadt Dresden oder des Quartiersmanagements wieder. Für den Inhalt des Beitrags ist der/die Autor*in verantwortlich.

Alles Gute zum Geburtstag, Café Kardamom!

eingestellt am 23.12.2019 von Philine Schlick, Headerbild: Hasan Dibo vom Café Kardamom. Foto: Philine Schlick

Das Café Kardamom auf der Pfotenhauerstraße wird heute zwei Jahre alt. Das ist eine frohe Botschaft, an die sich eine traurige anschließt: Hasan Dibo und seine Geschäftspartnerin Jana Petzold suchen eine neue Lokalität. “Das Geschäft läuft gut”, sagt Hasan. “Aber nicht sehr gut.” Auf das “sehr” käme es aber an, wenn es auf Dauer reichen soll.

Vor drei Jahren, Anfang 2017, war das Café Kardamom nichts als eine Idee – auf die zwei Menschen jedoch ganz fest setzten und hinarbeiteten. Jana Petzold und Hasan Dibo wollten sie verwirklichen, die Vorstellung von einem orientalischen Baklava-Bistro. “Wir haben uns Geld von Freunden geborgt”, erinnert sich Hasan. “Und dann haben wir angefangen.”

Zwischen fünf und sechs Kilo fassen die eckigen Bleche. Foto: Philine Schlick

Die Suche nach einem geeigneten Lokal gestaltete sich langwierig. In der Neustadt erhielten die beiden Suchenden keine Antwort, in Friedrichstadt wurden sie nicht fündig, am Postplatz machte ihnen – nachdem mit dem Vermieter alles abgesprochen war – der Brandschutz einen Strich durch die Rechnung. Schließlich landeten die beiden in der Johannstadt. “Wir haben zuerst den Brandschutz gefragt, als wir den Raum gefunden haben”, sagt Hasan lachend.

Irgendwo zwischen Bäcker und Konditor

Als auch die Hygiene ihr OK gab, war es plötzlich da, das Café Kardamom. An die drei Monate dauerte allein die Vorbereitung. Für Firmen hatten Hasan und Jana kein Geld, deshalb strich Hasan die Wände, bezog Stühle mit neuem Stoff, baute die Kühltheke ein.

Baklava zu backen hat Hasan in seiner Heimatstadt Aleppo gelernt. Dort ist die Ausbildung nicht institutionalisiert, sondern personenabhängig. Lehrlinge suchen sich ihren Meister*in und “laufen mit”, bis sie das Handwerk erlernt haben. Bei Hasan dauerte es 1,5 Jahre, bis er die Herstellung des knusprig-süßen Gebäcks beherrschte. “Ich bin irgendwo zwischen Bäcker und Konditor”, sagt er. Einmal, berichtet er, hat er einen Baklava-Kurs gegeben. “Aber 15 Treffen sind nicht genug, um alles beizubringen”, sagt er und lächelt.

Das Café Kardamom bietet auch Kaffee und Tee an. Foto: Philine Schlick

Hasan musste aus Syrien fliehen, wegen des Krieges. Mit Dresden hat er die beste Wahl getroffen, findet er. “Ich war in Dortmund, Berlin und Frankfurt. Ich bin froh, in Dresden zu sein.” Auch wenn er feststellen musste, dass die bürokratischen Abläufe hier länger dauern als in jeder anderen sächsischen Stadt. Auf seinen Reisepass musste er ein Jahr warten – in Zwickau hätte das nur vier Wochen gedauert, sagt er.

In der neuen Stadt überlegte er, wovon er zukünftig leben sollte. Er begann eine Bäcker-Ausbildung in Leuben, brach jedoch nach vier Monaten ab, weil der verschobene Schlaf/Wach-Rythmus ihn fertig machte. “Warum nicht machen, was ich kann?”, dachte sich Hasan. In Jana fand er eine Mitstreiterin. Nächste Station: Ein eigenes Café.

Blick ins Innere des Café Kardamom. Foto: Philine Schlick

Gut, aber nicht sehr gut

Der Tag der Eröffnung, der 23. Dezember 2017, war aufregend, die erste Zeit schwer als Baklava-Café im Kuchenland. “Deutsche Kunden kaufen ein Stückchen, arabische kiloweise”, macht Hasan die Dimensionen klar.

Hasan kreiert neben Baklava ein syrisches Eis aus Milch, Mascarpone, Mastix-Pistanzie, Orchideen-Aroma und Butter. Im Angebot des Café Kardamom ist auch ein Mittagsmenü: Eintopf aus Foul-Bohnen zum Beispiel, Suppen mit Käse und Spinat oder gefüllte Weinblätter und Teigtaschen.  “Ich lerne immer dazu”, erzählt Hasan.

Die Geschäfte laufen gut, sagt er. Aber nicht sehr gut. Am Monatsende sei über die laufenden Kosten hinaus nicht viel übrig. Deshalb ist ein Plan für 2020, eine neue Adresse zu suchen, näher zum Zentrum hin.

Zwar sei der Standort Pfotenhauerstraße angenehm ruhig, aber das sei eben auch das Problem. Zu wenig Laufkundschaft macht am Kardamom Halt. Darum bedeutet wohl das neue Jahr einen Aufbruch für das Café – gesetzt den Fall, es findet sich ein geeignetes neues Lokal natürlich.

Café Kardamom

  • Pfotenhauerstraße 67
  • geöffnet Montag bis Samstag 10 bis 20 Uhr, Sonntag und Feiertag 14 bis 18 Uhr
  • www.kardamom-dresden.de

Hinweis der Redaktion: Der im Rahmen des Projektes „Online-Stadtteilmagazin“ erschienene Beitrag wurde nicht von der Landeshauptstadt Dresden bzw. dem Quartiersmanagement erstellt und gibt auch nicht die Meinung der Landeshauptstadt Dresden oder des Quartiersmanagements wieder. Für den Inhalt des Beitrags ist der/die Autor*in verantwortlich.

Der LeihLaden: Waren ohne Preisschild

eingestellt am 19.12.2019 von Philine Schlick, Headerbild: Katja Hilbert, Sindy Berndt und Bertil Kalex, der für den LeihLaden die Bewerbung übernimmt. Foto: Philine Schlick

Anfang des Monats ist der LeihLaden ein Jahr alt geworden. Der LeihLaden, das sind Sindy Berndt, Katja Hilbert, etliche Helfer*innen und ein Lager, das just von der Dürerstraße in die Pfotenhauerstraße 66 umgezogen ist. Sein Sortiment umfasst 50 Produkte – vom Dörrautomaten bis zum Moskitonetz.

Als 2018 offenbar wurde, dass das Projekt “LeihLaden” im Rahmen des Zukunftsstadt-Projekts nicht gefördert wird, waren Sindy und Katja schon zu verliebt in die Idee, um sie aufzugeben. “Wir machen das jetzt!”, stand für beide fest. Ohne Fördermittel dann eben in der Low-Budget-Version.

Sehnsucht nach einer Gegenwelt

Doch der Reihe nach: Vor nunmehr sechs Jahren muss es gewesen sein, als Sindy Berndt die Idee durch den Kopf geisterte. “Damals war ich im Veranstaltungsmanagement tätig”, erinnert sie sich. Das bedeutete Kongresse und für diese stets ein neues, schickes Outfit. “Nach einem Kongress gelten schicke Schuhe als abgelaufen. Ich war mittendrin in der Konsumgesellschaft”, sagt Sindy.

Sie sehnte sich nach einer Gegenwelt und erträumte sich einen Laden, in dem die Waren ausgeliehen, nicht verkauft werden. Einen Leihladen! Sie googelte das Wort und stellte fest, dass sie nicht die Erste mit dieser Idee war. In Berlin funktionierte das Konzept bereits. Sie nahm Kontakt auf und tauschte sich aus. Ihr Zutrauen war allerdings gering: “Ich dachte nicht, dass so etwas in Dresden funktioniert.”

Es sollte bis zur “Ladeneröffnung” tatsächlich noch dauern, bis Sindy im Rahmen ihres Studiums auf Katja Hilbert traf. In einem Seminar sollte eine Projektidee entwickelt werden. Nur welche …? Sindy kramte den LeihLaden wieder hervor und beide gingen mit so viel Esprit ans Werk, dass es schließlich nicht zur Debatte stand, die außergewöhnliche Geschäftsidee wieder in einer Schublade verschwinden zu lassen.

Das Team vom LeihLaden. Foto: Philine Schlick

Laden ohne Laden

2018 war es dann so weit: Der LeihLaden entstand, allerdings ohne Ladenfläche. “Wir hatten ein Lager auf der Dürerstraße. Da ich die ganze Woche dort arbeite, konnte ich für den Verleih immer schnell rüberhuschen”, erzählt Katja. Seit vergangener Woche befindet sich das neue Lager im Keller der Pfotenhauerstraße 66, der Adresse des Büros Nachhaltige Johannstadt 2025.  Dort ist in den Hinterräumen auch ein Regal mit Baby-, Koch-, Campingsutensilien und Werkzeug gefüllt.

Das Sortiment umfasst 50 Artikel. Sein Umfang richtet sich auch nach der Nachfrage. “Wir haben auf Facebook eine Umfrage gestartet, was wir noch anschaffen sollen”, erzählen Katja und Sindy. Seither ist der LeihLaden um den im Herbst begehrten Dörrautomaten, einen Glühweinaufbereiter, eine Sofortbildkamera und einen Einmachtopf reicher. Der erste und in seiner Beliebtheit nicht gesunkene Artikel ist eine Heizplatte. Bald folgt eine Lötstation vom Repaircafé.

Wir sind kein Schrottplatz!

Spenden und Ideen sind jederzeit willkommen im LeihLaden, aber: “Wir sind kein Schrottplatz!”, betonen Sindy und Katja. Ihnen liegt das nachhaltige Konzept am Herzen. Gegenstände auszuleihen richtet sich gegen die Konsumflut, spart Platz in den eigenen Räumlichkeiten und schafft Kontakt. Doch dafür müssen diese intakt und gebrauchsfertig sein.

Kaputt kam bislang noch kein Teil zurück – nur eines verspätet, berichten die Gründerinnen. Die Ausleihdauer wird individuell und sinnhaft abgesprochen. “Ein Lauflernwagen muss natürlich nicht nach zwei Wochen wieder hier sein”, sagt Katja lachend. Um für den Wert der Gegenstände zu sensibilisieren, bezahlen Nutzer*innen eine Kaution. Rück- und Übergabe werden dann abgesprochen.

Neben dem Verleih organisieren die Frauen Workshops zum Thema Nachhaltigkeit. Am 2. Februar findet in der JohannStadthalle ein Nachhaltigkeitsnachmittag statt, wo die Herstellung von Bienenwachstüchern, Kerzenziehen aus Wachsresten und ein Stoffwindel-Workshop stattfinden werden. Vom LeihLaden gehen nicht nur Heizplatten, sondern auch weitergegebenes Wissen aus.

Und was ist der größte Geburtstagswunsch? Ein richtiger Laden natürlich, mit Auslage und Schaufenster – und dafür ganz viele Spenden, sagen Sindy und Katja.

LeihLaden

Hinweis der Redaktion: Der im Rahmen des Projektes „Online-Stadtteilmagazin“ erschienene Beitrag wurde nicht von der Landeshauptstadt Dresden bzw. dem Quartiersmanagement erstellt und gibt auch nicht die Meinung der Landeshauptstadt Dresden oder des Quartiersmanagements wieder. Für den Inhalt des Beitrags ist der/die Autor*in verantwortlich.