Beitrag von Elisabeth Koch
Am Dienstagabend war es laut in der Pfotenhauerstraße. Etwa 150 Menschen waren auf dem Bönischplatz zusammengekommen, um mit der Parole “Vonovia kassiert – nichts passiert” gegen die aus ihrer Sicht unfairen Nebenkostenabrechnungen der Vonovia zu protestieren.
Die Mietgemeinschaft Johannstadt, in der sich Mieter*innen der Vonovia organisieren, hatte zu einer Kundgebung mit anschließendem Protestzug zur Petitionsübergabe am Vonoviabüro aufgerufen. Die Teilnehmenden forderten faire Mieten und transparente Nebenkostenabrechnungen und riefen andere Mieter*innen dazu auf, sich solidarisch mit ihnen zu organisieren.
Die Vonovia ist ein deutschlandweit agierender Konzern. Und deutschlandweit seien seit Jahren fehlerhafte Nebenkostenabrechnungen belegt, so die Redner*innen. Die Mieter*innen Amaya und Lou aus der Johannstadt berichten von 50% Nebenkostensteigerungen nach einem Jahr Miete und von Heizkosten für eine Heizung, die nie benutzt wurde. Eine Person, die aus Sorge vor Repressionen lieber anonym bleiben wollte, berichtete sogar von einer Verdopplung ihrer Heizkosten gegenüber dem Mietvertrag. Auch René aus Löbtau, der beim “Netzwerk Mieter:innen Vonovia Dresden” gegen das Unternehmen vorgeht, berichtete von falschen Grundstücksberechnungen, monatlich in Rechnung gestellten Baumkontrollen und anderen abgerechneten aber nie verrichteten Serviceleistungen. Als er sich weigerte, seine Nebenkosten zu bezahlen, verklagte ihn Vonovia – und verlor den Prozess. René weiß:
“Wohnen ist keine Ware, es ist unser Zuhause und dafür lohnt es sich zu kämpfen!”


Neben diesen Erfahrungsberichten auf Deutsch und Spanisch gab es daher auch Beiträge anderer Mietzusammenschlüsse. Christian von der Mietgemeinschaft Schönefelder Höfe aus Leipzig versuchte, auch den Johannstädter Mieter*innen, die noch nicht zu den 372 Unterzeichnenden der Petition gehören, Mut zu machen: Das Schlimmste, das ihm bislang wegen seines öffentlichen Engagements passiert sei, sei der Verweis vom Vonovia-Sommerfest gewesen. Dafür spare er aber kräftig bei den Nebenkosten und habe viel Gemeinschaft durch die gemeinsame Organisierung erfahren. Außerdem kenne er keinen Fall, in dem Vonovia Klagen gegen organisierte Mieter*innen gewonnen hätte.
Auch andere Initiatien haben in Dresden bereits gegen die hohen Wohnkosten protestiert. So sammelte “Mietenwahnsinn stoppen – Initiative gegen Verdrängung” 5.000 Unterschriften für die Rekommunalisierung von Vonoviawohnungen. In einem szenisch gelesenen Beitrag verdeutlichte die Initiative, wie Mieter*innen gemeinschaftlich der Isolation der Großstadt und der Anonymität im Wohnblock entgegenwirken und auch gegenüber übermächtig wirkenden Konzernen ihre Interessen erfolgreich vertreten können.

Auch die noch junge Mietgemeinschaft Johannstadt kann schon Erfolge verzeichnen: Nach 480 Haustürgesprächen seit Oktober 2024 und Versammlungen mit 50 Mieter*innen in diesem Jahr konnten Unterstützer*innen in der Kommunal- und Landespolitik gewonnen werden. Mit einigen dieser Politiker*innen von Linken, Grünen, SPD und Piraten zog dann auch der Demozug die Pfotenhauerstraße entlang.
Am Büro der Vonovia angekommen, konnte die Petition schließlich auch nur diesen Politiker*innen übergeben werden. Der Regionalsprecher der Vonovia hatte auf die offizielle Anfrage der Mietgemeinschaft zurückgemeldet, dass eine Teilnahme von Vertreter*innen der Vonovia an der Übergabe “nicht sinnvoll” sei.

Das symbolisch übergebene Unterschriftenbanner und die Protestplakate wurden daher nur am Vordach des Büros befestigt, bevor die Demonstranten begleitet von Fiatelle Blaskapelle den Rückweg zum Bönischplatz antraten. Dort waren alle noch eingeladen, weiter der Fiatelle Blaskapelle zu lauschen, sich ein Stück Pizza zu gönnen und ins Gespräch zu kommen.
Die 372 Unterzeichnenden der Petition fordern eine Korrektur ihrer Nebenkostenabrechnungen bis zum 15.9. Sollte die Vonovia bis dahin nicht reagieren, behalten sie sich vor, Widerspruch einzulegen. Für diesen Fall sei bereits ein Widerspruchstreffen am 16.9. um 17:30 Uhr im Johannstädter Kulturtreff geplant, so die Mieterinitiative, die hierzu alle Mieter*innen aus der Johannstadt einlädt.
In eigener Sache: Dieser Artikel wurde verfasst/redaktionell bearbeitet durch die ehrenamtliche Stadtteilredaktion von johannstadt.de & die ZEILE. Sie haben auch Lust über die Johannstadt zu schreiben, Beiträge zu lektorieren oder die Redaktion organisatorisch zu unterstützen? Dann melden Sie sich unter redaktion@johannstadt.de.
Unterstützen können Sie unsere Arbeit auch mit Ihrer Spende! IBAN: DE65 4306 0967 1215 9641 00, GLS-Bank Bochum oder über johannstadt.de.
Immer auf dem aktuellen Stand sein. Abonniere unseren WhatsApp-Kanal! Besuche uns auf Instagram und Facebook!